Archiv für den Monat: August 2019

Radtour: Schweden // Stockholm – Kopenhagen (15.08.2019-24.08.2019)

Von Berlin will ich dieses Jahr mit Nico via Flixbus nach Stockholm/ Schweden fahren, um anschließend eine Woche mit dem Fahrrad durch den Süden des Landes bis Kopenhagen/ Dänemark zu reisen.
Meine Anreise mit der Bahn nach Berlin am Mittwochabend über Leipzig und Dessau erfolgt schon Mal problemlos.
Gegen Mitternacht komme ich am Bahnhof Berlin/ Ostkreuz an und bin wenig später bei Nico, welcher in Neukölln wohnt.
Am nächsten Morgen starten wir dann nach dem Frühstück zum zentralen Omnibusbahnhof, der weit draußen in Berlin-Charlottenburg (Berlin West) liegt.

Mit Flixbus und Fähre geht es von Berlin über Rostock und Kopenhagen bis Stockholm.

Gegen späten Nachmittag geht es dann für uns mit der Fähre von Rostock nach Gedser (Dänemark). Dort angekommen verzögert sich unsere Weiterreise aufgrund der Grenzkontrollen, die Dänemark seit 2016 im Zuge der Flüchtlingskrise wieder eingeführt hat.
Beim Anblick der strikten Kontrollen und der recht unfreundlich wirkenden Beamten bekommt man unwillkürlich ein flaues Gefühl. War es doch einst ein riesen Fortschritt als mit dem Schengener Abkommen schrittweise 1995 und 2007 die Grenzkontrollen abgeschafft wurden.
Mit wenig Verspätung kommen wir kurz nach 21 Uhr in Kopenhagen an und gönnen uns einen kleinen Snack, ehe wir anschließend bei Regen wieder unsere Taschen und Räder im nächsten Flixbus verstauen und die Reise nach Stockholm fortsetzen.

Grenzkontrolle in Dänemark


In der Nacht bekommen wir kaum ein Auge zu und am nächsten Morgen schmerzen mir Rücken und Nacken von der ungemütlichen Sitzposition.
Noch leicht gerädert steigen wir vor dem Stockholmer Zentralbahnhof auf unsere Reiseräder und starten vorbei an der Altstadt und dem Reichstag in die schwedische Hauptstadt. Obwohl wir eigentlich das Bedürfnis haben den Schlaf der letzten 24 Stunden nachzuholen, besuchen wir am Nachmittag noch das Vasa Museum. In dem riesigen Betonbau, wird das gleichnamige Kriegsschiff ausgestellt, welches im 17. Jahrhundert bei der Jungfernfahrt gesunken ist und nach 333 Jahren in den 1950er Jahren mit viel Aufwand geborgen wurde. Heute gut restauriert gibt es beeindruckende Einblicke in den Schiffbau sowie Schifffahrt dieser Zeit.

Lecker Fisch mit Kartoffelbrei 🙂
Das historische Kriegsschiff Vasa
Blick auf Stockholm

Stockholm verlassen wir dann am Samstagmorgen Richtung Südwesten. Die Landschaft ist weitläufig und ins Auge fällt sofort das saftige frische Grün der Bäume und Wiesen, was bei uns in Deutschland durch den fehlenden Regen unlängst vergangen ist.
Immer wieder radeln wir an tiefblauen Seen entlang und trotz der frischen Temperaturen ist das Wasser noch angenehm für eine gelegentliche Erfrischung. Für die Nächte einen Zeltplatz zu finden ist problemlos, da Schweden sehr liberale Regeln diesbezüglich hat und man quasi überall Zelten darf. Etwas genervt sind wir jedoch schnell von der Autobahn, welche sich immer wieder entlang unserer geplanten Route zeigt. Deshalb entschließen wir nochmal umzuplanen und erstellen einen neuen Track, der uns fernab größerer Städte durch die schwedische Natur führt. Dafür müssen wir zwar gelegentlich die asphaltierte Straße verlassen, aber selbst die Waldwege sind gut befestigt und zudem malerisch schön.
Nur mit den vielen Anstiegen haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet und so geht es manchmal für Stunden mühsam auf und ab. Auffällig ist auch, dass man tagsüber in den Kleinstädten und Dörfern kaum Menschen trifft, was vermuten lässt, dass Arbeit und Schule fernab in den umliegenden größeren Städten vonstatten geht.

Wildgänse sehen wir in Schweden häufig.
Typisches schwedisches Landhaus. Mit der Fähre fahren wir mehrmals über Seen.
In Schweden hat man viel Humor und zudem sind die Menschen entspannt und freundlich.
Direkt am Straßenrand finden sich Unmengen an Pilzen.
Wälder und Seen sind stets sauber und unbeschreiblich schön.
Und auch die Tiere sehen glücklich aus 🙂
Mit der Fähre geht es von Helsingborg/ Schweden nach Dänemark.

Besonders erfreut sind wir über die Unmengen an Pilsen, die wir im Wald und selbst am Straßenrand finden
Vornehmlich sammeln wir Birken-Rotkappen, Maronen und Steinpilse und kochen uns fortan jeden Abend eine deftige Pilzpfanne.
Mühsam hingegen ist der unablässige Gegenwind aus Süden und wären wir die Strecke von Kopenhagen nach Stockholm geradelt hätten wir eine ganze Woche idealen Rückenwind gehabt.
Dennoch kommen wir am Freitag planmäßig in Helsingborg an, nehmen die Fähre nach Dänemark und fahren die verbleibenden 50 Kilometer bis Kopenhagen wo unsere einwöchige Radreise endet.

Den verbleibenden Nachmittag nutzen wir noch für eine kleine Stadtbesichtigung.
Zunächst geht es am Kopenhagener Hafen vorbei und entlang der Hafenpromenade bis hinauf zur Statur der kleinen Meerjungfrau, welche aus den Märchenerzählungen von Hans Christian Andersen stammt und zu einem der Wahrzeichen der Stadt zählt.
Auf dem Rückweg kommen wir noch an der Frederik Kirche vorbei sowie der Amalienborg, wo wir etwas belustigend die königliche Garde wahrnehmen. Die Gardisten sehen allesamt aus als würden sie noch die Schulbank drücken und nehmen ihre Berufung mit finster Mine todernst, sodass die ganze Szene äußerst bizarr wirkt.

Kopenhagener Hafen
Die „Kleine Meerjungfrau“ aus den Erzählungen von Hans Christian Andersen.
Oben Amalienborg. Unten links Gardist. Unten rechts Frederik Kirche.

Wir wollen den Abend gemütlich ausklingen lassen und radeln dafür weiter in die „Freistadt Christiania“, wo sich im Herzen der Stadt eine alternative Kommune entwickelt hat.
Seit 1971 leben hier Aussteiger, Hippies, Alternative, Künstler sowie auch Obdachlose und Drogenabhängige in einer autonomen Gemeinschaft, welche anfangs mit viel staatlichem Widerstand zu kämpfen hatte, mittlerweile aber weitestgehend geduldet wird.
Besonders beeindruckt bin ich von den liebevoll erbauten Häusern, den Werkstätten und Gärten, welche das Stadtbild prägen. Erstaunlich ist zudem auch, dass auf der sogenannten „Pusher Street“ ganz offen Marihuana verkauft wird. An unzähligen Ständen kann man Cannabis und Haschisch erwerben, wobei jedoch auf ein striktes Fotografie-Verbot verwiesen wird.
Da uns das Flair so gut gefällt bleiben wir noch auf ein Bier und genießen den Blick über die Stadt, das milde sonnige Wetter sowie den süßlichen Duft von Freiheit in der Luft.
Getrübt wird dies nur etwas von den horrenden Bierpreisen, da der halbe Liter Toburg 45 Kronen (6€) kostet (also mehr als ein Maß auf der Münchner Wiesen!).

Haupteingang in die Freistadt Christiana
Kunst und Leben in Christiana. Rechts die legendäre Pusher Street.
Pusher Street in der Freistadt Christiania. An den Ständen im Hintergrund wird fleißig Marihuana verkauft 🙂

Und so endet auch diese Radreise mit vielen tollen Erlebnissen und Eindrücken, welche wir nun noch auf unserer gut sieben-stündigen Busfahrt zurück nach Berlin hiermit zusammengefasst haben.

Nico´s Eindrücke der Radreise durch Schweden hat er auf seinem Blog zusammengefasst. Den Artikel findest du hier.

Kopenhagen im Abendrot

Wandertour: Leipziger Umland // Delitzsch -Gräfenhainichen (02.08.2019 bis 04.08.2019)

Im Leipziger Umland wurde zu DDR Zeiten großflächig Braunkohle abgebaut. Die gewaltigen Tagebaugebiete haben das Landschaftsbild bis weit in die 1990er Jahre geprägt. Heute, gut 30 Jahre später hat sich die Umgebung stark gewandelt und wo einst alles trist und grau war ist mittlerweile ein Natur-Biotop mit Seenplatten, Wiesen und Wäldern entstanden.

Mit meinen alten Studienfreunden Christian und Erik starte ich am Freitagabend in Delitzsch auf eine Wochenende-Wandertour ins Leipziger Umland. Die Stadt verlassend gehen wir Richtung Norden und verirren uns sofort auf eine Bundeswehr-Kaserne, wo uns ein Sperrzaun und Warnschilder zu einem kleinen Umweg zwingen. Unweit vom Neuhauser-See finden wir dann schließlich eine gute Stelle für unsere Zelte und nach dem Essen und kurz nach Eintritt der Dunkelheit bekommen wir sogar noch spontan Besuch von einem Bitterfelder, der sich kurz auf eine Kippe und ein Bier zu uns setzen möchte.
Aus der anfänglichen kurzen Pause werden letztendlich gut drei Stunden und nachts halb Zwei haben wir seine ganze Lebensgeschichte sowie zwei Liter Wein verdaut, verabschieden uns und gehen todmüde in unsere Zelt.

Am nächsten Morgen gönne ich mir noch eine kurze Erfrischung im See und ignoriere die „Baden verboten – Bergbaugelände“ Schilder.
Unterwegs auf dem Weg nach Pouch werden wir von einem heftigen Regenguss überrascht, können uns aber gerade noch rechtzeitig ein Tarp abspannen und bleiben somit trocken. In der Stadt angekommen machen wir zunächst Mittagspause beim Imbiss „Zum Ritter Hans“ und gönnen uns eine Bockwurst sowie ein kühles Bier.
Vom naheliegenden Aussichtsturm „Roter Turm“ werfen wir noch einen Blick über den Goitzsche-See, bevor wir anschließend im Supermarkt unsere Wasserreserven auffüllen für die zweite Etappe der Tour.

Vorbei am Muldestausee geht es nun in die Dübener Heide und so wechselt das Landschaftsbild von Seen und Wiesen zu dichtem grünen Mischwald mit Buchen-, Ahorn- und Birkenbäumen.
Doch selbst hier hat die Hitze und Dürre des diesjährigen und letzten Sommers Spuren hinterlassen und immer wieder sehen wir Bäume die vom Borkenkäfer befallen wurden und folglich abgestorben sind.
Und weil die betroffenen Bäume so schnell wie möglich geschlagen und abtransportiert werden müssen, stapeln sich überall Stämme von Kiefern, Fichten und anderen Gehölzen.

Kurz vor der Ortschaft Krina schlagen wir am Samstagabend unsere Zelte am Waldrand auf und da aufgrund der wochenlangen Trockenheit ganz und gar nicht an ein kleines Lagerfeuerchen zu denken ist, begnügen wir uns stattdessen mit einem Teelicht, das wir in die Mitte unserer Sitz-Runde stellen und schweifen den Blick über den tiefschwarzen Sternenhimmel.
Irgendwo in der Ferne ist an diesem Abend auch ein Dorffest, sodass wir bis nach Mitternacht mit Techno und Schlagermusik dezent beschallt werden.

Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen gehen die letzten Kilometer bis Gräfenhainichen noch zügig vorbei, sodass wir nochmal eine kleine Badepause am Gröberner-See einlegen, bevor wir unsere Tour beim Kebab-Imbiss in Gräfenhainichen beenden und am frühen Nachmittag unsere Heimfahrt antreten.

Militärischer Sicherheitsbereich am Neuhausener See; Zeltlager am Abend
Zeltlager am Neuhausener See; Wiesen entlang des Seengebietes
Vom Regenschauer überrascht spanen Erik und Christian schnell ein Tarp als Regenschutz.
Blick vom Aussichtsturm „Roter Turm“ auf den Groitscher See bei der Stadt Pouch; Badepause am Mulde-Stausee
Entlang der Bierstraße gehen wir quer durch die Dübener Heide
Waldweg durch die Dübener Heide
Unser Zeltplatz am Sonntagmorgen nahe Krina
Radweg entlang des Gröberner Sees Richtung Gräfenhainichen