Archiv für den Monat: August 2021

Radtour: Polen // Dresden – Liberec (CZ) – Breslau – Warschau – Masuren – Danzig (30.07.2021 bis 21.08.2021)

Tschechien – Von Dresden durch das Elbtal und über den Jeschken zum Riesengebirge

Auch dieses Jahr ist die Urlaubsplanung noch von Covid-19 geprägt und so entscheiden wir uns kurzfristig für eine Radtour durch unser Nachbarland Polen.

Mit der Deutschen Bahn fahren wir zunächst nach Dresden und radeln dann im Elbtal über Bad Schandau bis in die Tschechische Republik. Vorbei am Rosenberg geht es über Cesky Kamenice bis zur Stadt Jablonné v Podještědí, eine der ältesten Städte in Nordböhmen. Besonders sehenswert ist hier die Klosterkirche St. Laurentius, die die die Reliquien der heiligen Zdislava beinhaltet, welche als Schutzheilige der Armen und Leidenden in Böhmen verehrt wird und 1995 durch Papst Johannes Paul II für heilig gesprochen wurde.

Auf unserem weiteren Weg Richtung Riesengebirge fahren wir auf einer kleinen Nebenstraße, welche bereits stark ausgefahren ist. Hier passiert unser erstes Unglück. Mit einem Mal gibt es einen Knall, ein scharfes Zischen und Julia hat einen platten Hinterreifen. Die scharfen Steine haben den Mantel an der Flanke aufgeschlitzt und jetzt ist dort ein langer Riss. Natürlich haben wir keinen Ersatzmantel dabei und müssen den Schaden mit Nadel und Garn nähen, was aber erstaunlich gut hält.

Nach kurzer Pause kann es dann auch schon weiter gehen und am Horizont sehen wir bereits den Berg Jeschken, welcher mit 1.012m Höhe aus der Landschaft empor ragt. Die Fahrt hinauf wird jedoch immer anstrengender und zum Schluss ist der ausgewiesene Radweg unbefestigt und so steil, dass wir die Räder schieben müssen. Irgendwann am späten Nachmittag kommen wir aber auf dem Gipfel an und genießen bei Sonnenschein die klare Sicht über die Stadt Liberec und das ferne Riesengebirge.

Der nächste Tag beginnt regnerisch und kalt und so bummeln wir erstmal in der Stadt Liberec rum, gehen Lebensmittel einkaufen und entscheiden uns dann am Vormittag doch für den Zug, da es einfach nicht aufhört zu regnen. Mit der Bahn fahren wir nach Jaroměř und radeln dann am Nachmittag bei kühlen aber trockenen Wetter bis Trutnov kurz vor der polnischen Grenze. Am nächsten Morgen geht es noch zum Radfachgeschäft wo wir den kaputten Fahrradmantel von Julia tauschen. Somit kann es nun weiter nach Polen gehen.

Ankunft in Polen: Durch Schlesien bis Breslau

Wie für die Tschechische Republik ist auch für die Einreise nach Polen eine vollständige Impfung oder ein negativer Coronatest erforderlich. An der Grenze gibt es jedoch keine Kontrollen, was uns ein bisschen überrascht.

In Schlesien ist der preußische Einfluss immer noch ersichtlich und so sehen wir in den Städten und Dörfern öfters noch alte Häuserfassaden mit verblichenen Aufschriften von Firmen, Bäckern oder Kaufgeschäften.

In der Stadt Świebodzice (Freiburg in Schlesien) erledigen wir unsere Einkäufe, besichtigen danach den Marktplatz in der Altstadt und radeln am Nachmittag noch weiter bis zum Stausee Mettkau, wo wir einen Campingplatz nehmen. Am Strand des Sees stehen zwar Bade-Verbotsschilder, doch wir gehen trotzdem Mal kurz ins Wasser um uns zu erfrischen.

Auf dem letzten Abschnitt bis Breslau habe auch ich einen Platten, da ich mir am Straßenrand eine Glasscherbe einfahre. Doch auch diese Panne ist schnell behoben und gegen Mittag erreichen wir bereits den Stadtrand von Breslau.

In die Stadt fahrend nimmt der Verkehr stark zu. Doch wir radeln überwiegend Nebenstraßen und auf Radwegen, sodass wir gut vorwärts kommen. Bevor wir in die Altstadt fahren, machen wir noch Mittagspause in einem kleinen Restaurant und bestellen Pierogi. Die polnischen Teigtaschen sind ein typisches Nationalgericht und werden gefüllt mit Kartoffeln, Spinat, Käse oder Fleisch serviert.

Nachdem wir einen kurzen Abstecher durch die Breslauer Altstadt und den Markt gemacht haben, begeben wir uns erstmal in unsere Unterkunft, stellen unsere Sachen ab und gönnen uns eine Dusche. Anschließend geht es am Nachmittag bei Sonnenschein wieder in die Altstadt zur Stadtbesichtigung.

In Breslau kann man in der Altstadt wunderbar entspannen und das quirlige Treiben auf dem Marktplatz und den Straßen beobachten. Wir schlendern zunächst über den Marktplatz und vorbei am Rathaus. Anschließend geht es zur Elisabethkirche und auf deren Turm, von wo wir einen beeindruckenden Blick über die Stadt genießen.

Am späten Nachmittag schlendern wir noch durch die alte historische Markthalle an der Ulica Piaskowa (dt. Sandstraße). Hier kann man seine Sinne verwöhnen lassen, denn an jeder Ecke gibt es Köstlichkeiten, leckeres Gebäck oder schöne Blumen.

Nachdem unsere Augen gesättigt sind geht es weiter zur Dominsel und zum Breslauer Dom – Kathedrale St. Johannes der Täufer. Der Gotische Bau wurde im 13./14. Jahrhundert errichtet und ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen von Breslau.

Der ländliche Raum in Zentralpolen

Auf unserem Weg durch Zentralpolen queren wir Großpolen, das Gebiet Sierazd- und Wieluner Land sowie Masowien. Die Gegend ist sehr ländlich geprägt und nur selten kommen wir durch größere Städte.

Da wir seit Tagen wechselhaftes Wetter haben und es häufig regnet, quälen wir uns an manchen Tagen regelrecht auf die Fahrräder. Wäre das Wetter nicht schon schlimm genug, reisen auch noch Julias Fahrradpacktaschen auf. An der seitlichen Kante ist die Schweißnaht geplatzt und so muss ich erneut zu Nadel und Faden greifen. Immerhin ist der Schaden schnell behoben.

Am letzten Tag vor Warschau reist dann auch wieder die Wolkendecke auf und wir haben den ganzen Tag Sonnenschein und blauen Himmel. Jedoch trübt sich das Wetter am Folgetag bereits wieder ein, doch es bleibt trocken und am frühen Nachmittag erreichen wir Warschau.

Warschau – Stadtbesichtigung und Kulturprogramm

In das Warschauer Zentrum kommen wir problemlos über das gut ausgebaute Radwegenetz. Auf dem Weg dorthin queren wir die historischen Überreste der Mauer des Warschauer Ghettos. Hier wurden im zweiten Weltkrieg ca. 500.000 Menschen inhaftiert. Nachdem Aufstand der dort inhaftierten Juden wurde das Ghetto 1943 von den Nazis vollständig zerstört, wobei ein Großteil der restlichen Bewohner ums Leben kam. Mehr zum Ghetto und dem Aufstand erfahren wir zwei Tage später im Museum des Warschauer Widerstandes.

Nachdem wir in Warschau angekommen sind und in unsere Unterkunft eingecheckt haben, geht es mit den Fahrrädern durch das Geschäftsviertel und vorbei an den gläsernen Wolkenkratzern. Die Stadt überrascht uns mit ihrer Moderne und wirkt dennoch irgendwie bodenständig und nicht hektisch. Über die Warschauer Flaniermeile „Krakowskie Przedmieście “ laufen wir bis zum Königsschloss und dem Marktplatz in der Altstadt. An vielen Ecken spielen Musiker und Künstler zeigen ihr bestes.

Neben der Altstadt schauen wir uns in Warschau noch den Łazienki-Park an, welcher sich malerisch auf einer riesigen Fläche im Süden der Stadt findet.

Masowien – Die größte Woiwodschaft in Polen

Polen ist ein Zentralstaat und ähnlich wie bei uns gibt es verschiedene Verwaltungsbezirke (poln. Woiwodschaft). Die größte Woiwodschaft ist Masowien und erstreckt sich rundum Warschau.

Nachdem wir Warschau hinter uns gelassen haben, machen wir nochmal eine Badepause am Zegrze Stausee. Bis zu den Masuren gibt es kaum noch Seen und so fahren wir meistens auf idylischen Nebenstraßen zwischen Weiden, Feldern und Wäldern. Die Landschaft bietet uns nur wenig Abwechslung und so sind wir froh, dass wir bereits nach zwei Tagen die Seenlandschaft Masuren erreichen.

Seenlandschaft Masuren – Camping und Badespaß

Die Masuren sind wunderschön und nach so einer langen Radreise eine willkommene Abwechslung. Wir fahren quasi von Campingplatz zu Campingplatz und gehen ständig baden. Auf dem Campingplatz beim See Maróz bleiben wir gleich zwei Nächte und nutzen einen Tag für eine kleine Kajakfahrt auf den umliegenden Flüssen und Seen.

Unsere Radroute durch die Masuren ist ebenfalls sehr schön und im Gegenteil zum Polen der letzten Tage und Wochen ist es hier oben recht hügelig, aber keineswegs bergig. Auf ausländische Touristen oder gar Deutsche treffen wir auch in den Masuren fast gar nicht. Nur einmal auf einem Campingplatz und ein anderes Mal auf einem Supermarktparkplatz in Allenstein kommen wir kurz mit Deutschen ins Gespräch.

Kurz vor der Stadt Marienburg enden für uns dann die Masuren. In der Stadt steht die gleichnamige Burg, welche als weltweit größtes Werk der Backsteingotik gilt.

Hansestadt Danzig und die polnische Ostsee

Auf dem Euroradweg 9 radeln wir entspannt von Marienburg bis Danzig. Auf den Straßen wäre viel zu viel Verkehr gewesen und außerdem ist es heute sehr windig.

In die Danziger Altstadt kommen wir über die Grüne Brücke, welche vorbei am historischen Hafen führt. Gleich dahinter beginnt der Lange Markt mit dem Neptunbrunnen und dem Langgasser Tor.

Unsere verbleibende Urlaubszeit in Danig nutzen wir für die Besichtigung der Marienkirche, besuchen die Markthalle und machen eine Hafenrundfahrt zur Westernplatte, wo 1939 nachdem Überfall auf Polen der Angriff auf Danzig begann. Auch eine Fahrt zur Ostsee lassen wir uns nicht entgehen. Entlang der Strandpromenade schlendern wir durch das Wasser und über den Strand und springen natürlich auch ins kalte Wasser.

Am Freitag, den 20. August 2021, geht es vom Bahnhof Danzig Glowny mit der Regionalbahn über Slupsk nach Stettin. Und am Samstag dann weiter von Tantow (Deutschland) über Lutherstadt Wittenberge und Leipzig zurück nach Triebes. Somit endet unser diesjähriger Sommerurlaub und es bleiben schöne Erinnerungen einer unvergesslichen Reise.