Es ist mild und sonnig an diesem Freitagnachmittag als ich in Dresden am Hauptbahnhof stehe am Ausgang Bayerische Straße. Also perfektes Herbstwetter für eine kleine Wandertour. Mit Walther, Torsten und Erik geht es über das Wochenende ins Lausitzer Gebirge in der Nähe von Böhmisch Kamnitz. Unseren Startpunkt Hillemühl erreichen wir gegen 16 Uhr und nach kurzer Suche findet sich auch ein passender Parkplatz. Die ersten Kilometer wandern wir erstmal auf kleinen Waldwegen und Trampelpfaden und obwohl wir noch viel Zeit hätten entscheiden wir uns nach drei Kilometern bereits für einen Zeltplatz. Immerhin haben wir hier zwei Bänke und einen Tisch und sind vor Wind gut geschützt. Unsere Tour ist mit knapp 36km sowieso recht entspannt und so können wir die fehlende Strecke auch noch morgen nachholen.
Die Nacht war ruhig und für die Jahreszeit sehr mild, sodass es in unseren dicken Schlafsäcken schon fast zu warm wurde. Als ich am morgen das Zelt abbaue und mich auf die Bank setzen will kommen mir drei Wanderer entgegen, welche ich wegen der Hunde zunächst für Jäger halte. Leider können Sie kein Deutsch oder Englisch und so bleibt es nur bei einer kurzen freundlichen Begrüßung, ehe sich unsere Wege wieder trennen.
Wir wandern zunächst ein paar Kilometer und machen dann im Wald auf einem querliegenden Baumstamm zwischen Buchen und Eichen unsere Frühstückspause. Obwohl die Gegend eigentlich sehr dicht bewaldet ist, bieten sich immer wieder schöne Weitblicke, da der Borkenkäfer die letzten Jahre an vielen Hängen für Kahlschlag gesorgt hat. Immerhin kommen schon wieder neue Büsche, Sträucher und Bäume nach und in ein paar Jahren sollte sich der Wald wieder wandeln. Auf unserer Tour treffen wir des Öfteren auf Bunkeranlagen, welche im gesamten Sudetenland von der Tschechoslowakei entlang der Grenze zum Deutschen Reich errichtet wurden. Das Befestigungssystem gilt als eine der größten Anlagen ihrer Art und wurde in den 1930er Jahren nach dem Vorbild der französischen Maginot-Linie errichtet. Mit dem Münchener Abkommen von 1938 wurde beschlossen, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an Deutschland abtreten musste. Die gewaltige Verteidigungsanlage kam somit nie zum Einsatz. Dies erklärt auch warum an den Anlagen keinerlei Spuren von Schüssen und Einschlägen erkennbar sind.
Bunkeranlage
Unser erstes Highlight ist der Hanfkuchen, welchen wir am späten Vormittag erreichen. Von der Felsformation haben wir einen sonnigen und klaren Blick über die umliegenden Berge und machen hier kurz Rast. Danach geht es wieder etwas ins Tal und danach sofort wieder bergauf zum Tannenberg (776m). Gegenüber der Gaststätte finden wir eine kleine Bank für unsere Mittagsrast und gönnen uns eine Runde böhmisches Bier. Am Nachmittag geht es dann wieder runter ins Tal und an der Bahnstation Chribska machen wir eine längere Pause im Biergarten. Erst als die Sonne schon fast unterzugehen droht, machen wir uns wieder auf und wandern die letzten Tageskilometer nach Schönfeld. Nach einer kurzen Überlegung entscheiden wir uns noch etwas in die Nacht hineinzuwandern, da es unweit vom Kaltenberg eine kleine Schutzhütte geben soll und wir uns natürlich immer über eine Sitzgelegenheit am Zeltplatz freuen. Somit sind wir diesen Abend erst gegen 19 Uhr am Ziel und müssen unsere Zelte bereits mit der Stirnlampe aufbauen, was wir aber sowieso schon blind können. Immerhin sind wir mitten im Wald und somit auch gut windgeschützt.
Blick vom HanfkuchenAufstieg zum TannenbergTannenberg mit Gaststätte und TurmBierrunde auf dem TannenbergLecker Hühnchen und NudelnBiergarten am Bahnhof ChribskaSchönfeldSchutzhütte am Zeltplatz
Am nächsten Morgen wollen wir noch auf den Kaltenberg, aber zunächst sind wir uns uneinig, da es noch sehr nebelig ist und die Weitsicht gegen Null geht. Auch nach dem Frühstück wird es nicht wirklich besser, aber wir entscheiden uns trotzdem für den Aufstieg – es ist ja auch kein Umweg. Oben angekommen erstmal die Ernüchterung, dass sich der Nebel noch hartnäckig hält. Erik und ich gehen trotzdem auf den luftigen Aussichtsturm, doch die Sicht beträgt maximal 50 Meter. Erst als wir wieder Richtung Tal wandern, klart es sich allmählich auf. Auf den letzten Kilometern kommen wir noch an einem Wasserfall vorbei, welcher aus einer Höhe von 4-5 Metern hinabfällt und uns nochmal Anlass für eine kurze Pause gibt. Unseren Startpunkt Hillemühl und das Auto erreichen wir dann kurz nach 11 Uhr und somit endet auch wieder diese Wandertour.
Seit letztem Jahr bin ich stolzer Besitzer eines Velomobiles und fahre damit regelmäßig zur Arbeit (einfache Strecke 30km). Für mich ist es eine großartige Alternative zum Auto und zudem hält es etwas fit, braucht wenig Platz und kostet in der Anschaffung und im Unterhalt wesentlich weniger.
Für diesen Sommer hatte ich einen kleinen Roadtrip geplant und nun habe ich ein bisschen Zeit und möchte die Idee umsetzen.Eine Route habe ich schnell zusammengestellt und will direkt nach meiner Arbeit los starten.
Tag 1 – Dienstag 16.07.2024
Gera – Klingenthal – Sokolov – Becov nad Teplou – Bochov
Km: 171 // Verbrauch: 3,465 KWh
Mein Auftakt geht zunächst über Greiz nach Treuen im Vogtland. Hier mache ich zugleich Mittagspause und nutze die Zeit zum Laden der Akkus. Danach geht es vorbei an der Talsperre Muldenberg in die Musikinstrumenten-Stadt Klingenthal. Hier lege ich ebenso wieder eine kurze Rast ein, schaue mir den Marktplatz an und schlendere durch die umliegenden Straßen.
Bahnübergang FalkensteinRathaus Klingenthal mit Skischanze
Am späten Nachmittag verlasse ich Klingenthal und setze meine Reise über Kraslice fort. Dem Fluss Svatava folge ich bis nach Sokolov wo er in die Eger mündet. In der ehemaligen Bergbaustadt muss ich noch Besorgungen für den Abend erledigen. Danach geht es dann einmal quer durch den Kaiserwald und bis zu meinem Tagesziel Bochov. Die Straßen sind hier teils sehr schlecht, aber dafür ist wenig Verkehr und ich kann zur Not auch Mal ein bisschen langsamer fahren. An den teils starken Steigungen kommt der Nabenmotor ganz schön ins schwitzen, aber trotz Campingausrüstung und Gepäck schafft er jeden Anstieg.
Tagesleistung war ordentlich 🙂Zeltplatz vor der Burg Hartenstein bei Bochov
Auf den letzten Kilometer bis Bochov habe ich in der Abendsonne einen tollen Weitblick über die Landschaft. Auf der Höhe der Burg Hartenstein schlage ich mein Zelt auf und genieße noch die letzten Sonnenstrahlen für den Tag.
Nach einer ruhigen Nacht packe ich meine Sachen ins Velomobil und fahre zur Tankstelle nach Bochov. Nein, Benzin oder Diesel braucht mein Drahtesel nicht, aber hier gibt es eine Typ 2 Ladesäule und mit einem entsprechenden Adapter kann ich mein Ladegerät mit Schukostecker anschließen. Die Zeit nutze ich für einen heißen Kaffee und gehe nochmal zurück zur Burg Hartenstein. Von der Burgruine hat man einen beeindruckenden Blick über den umliegenden Kaiserwald, aber leider ist der Turm verschlossen.
Bochov MarktplatzBlick von der Burg HartensteinBurgruine Hartenstein
Zurück an der Ladesäule ist der Akku wieder ausreichend voll und es geht weiter auf der Europastraße E48 nach Lubenec. Leider ist jetzt am Morgen viel Verkehr, aber immerhin gibt es einen breiten Standstreifen, sodass ich die LKWs vorbeifahren lassen kann.Ich fahre ohnehin nur etwa 15km bis Lubenec und verlasse dort die Fernstraße. Im Jahre 2008 bin ich die gleiche Route bis nach Prag gefahren und bin erstaunt wie weit die Straße seit dem zur Autobahn ausgebaut wurde. Die ursprüngliche E48 ist jedoch an vielen Stellen noch erhalten und verläuft weiterhin parallel.
Fernstraße E48 Richtung PragDie alte Straße parallel zur E48Stadt LubenecLandschaft Richtung Zatec
Über Podborany fahre ich auf ländlichen Nebenstraßen bis nach Zatec, dem Zentrum des Saazer Hopfenanbaugebietes, welches weltberühmt ist und 2023 zum Unesco Weltkulturerbe ernannt wurde.Auch hier mache ich wieder einen Ladestopp und will in der Zwischenzeit die Altstadt erkunden. Über ein Seitentor gelange ich durch die Stadtmauer auf den sog. Ringplatz. Vorbei an der Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt laufe ich hinunter bis zur Brauerei Zatec und ende schließlich auf der Suche nach einem Restaurant in einer kleinen Kantine.
Am frühen Nachmittag geht es dann für mich weiter der Eger folgend flussaufwärts. Meine nächste Station ist die Stadt Kadan, welche malerisch am Fluss liegt. Auch hier sticht wieder die markante Stadtmauer hervor, welche sehr gut erhalten ist. Einen kurzen Besuch statte ich der prunkvollen Kirche „Povýšení sv. Kříže“ ab und gerne hätte ich auch den Rathausturm bestiegen, aber er scheint an diesem Tag geschlossen zu sein.
Ansicht Kadan mit der EgerMarktplatz KadanKirche Povyseni sv. KrizeStadttor Kadanpasst gut Gepäck rein 🙂Marihuana Automatvielseitiges Angebot 🙂
Meine Reise setze ich dann über Klasterec nad Ohri fort und ab hier geht es steil bergauf ins Erzgebirge. Innerhalb von 10km geht es für meine rote Seifenkiste von 300 Höhenmeter auf über 800 Höhenmeter. Zu meiner Überraschung schafft mein Liegefahrrad den Anstieg problemlos und weder Motor noch Akku überhitzen. Von Medenec geht es dann auf dem Erzgebirgskamm nach Oberwiesenthal und am Abend radel ich dann noch die letzte Etappe bis Rolava, wo ich am Rande einer Wiese einen tollen Zeltplatz mit Aussicht finde.
Serpentinen hoch ins ErzgebirgeBiergarten in OberwiesenthalSportzentrum OberwiesenthalZeltplatz bei Rolava
Als ich am Morgen wach werde, bermerke ich erst wie ruhig es hier ist. Fernab von größeren Ortschaften, Städten, Straßen oder Bahnlinien hört man einfach überhaupt nichts. Auf meiner Fahrt vom Erzgebirgskamm ins Tal nach Kraslice geht es kontinuierlich bergab und nur selten kommt mir eine Auto entgegen. Die Straße ist anfangs noch sehr schlecht und mein Fahrwerk kommt schnell an seine Grenzen. Aber nach den ersten 10 Kilometern wird es besser und schließlich erreiche ich Kraslice und den Grenzübergang bei Klingenthal. Im Kreisverkehr geht es gleich links weiter nach Markneukirchen. Eigentlich wollte ich im Tal der Zwota auf kleinen Nebenstraßen fahren, aber verliere mich dann versehentlich auf der Bundesstraße 283. Zum Glück ist hier am Morgen aber noch nicht so viel Verkehr.
Markneukirchen gehört zum Zentrum des Musikinstrumentenbaues im Vogtland und bis heute finden sich hier unzählige kleine Werkstätten, aber auch große Firmen wie Buffet Crampon (Holz- und Blechblasinstrumente) oder Warwick (Bassgitarren). Mein Velomobil stecke ich auf dem Marktplatz an eine öffentliche Ladestation und nutze die Zeit für ein kleines Frühstück beim Bäcker und einen kurzen Rundgang durch die Stadt.Zurück an der Ladesäule beende ich wie gewohnt meinen Ladevorgang mit der Handyapp, aber leider löst sich die Verriegelung am Stecker nicht. Da auf der Ladesäule keine Notrufnummer steht, muss ich erstmal nach einer Hotline recherchieren. Nach etwa 10 Minuten werde ich fündig, rufe bei dem Techniker an und ohne Probleme wird mein Ladekabel entriegelt – nochmal Glück gehabt 🙂
Ladesäule hat mein Ladekabel nicht freigegebenMarktplatz MarkneukirchenMusikinstrumentenmuseum MarkneukirchenDie Post läuft schon elektrisch.
Meine letzten Kilometer führen mich dann noch über Oelsnitz und Plauen, ehe ich am frühen Nachmittag wieder Zuhause in Triebes ankomme.
Fazit:
Ein Roadtrip mit einem Velomobil ist eine spannende Sache und eine schöne Art zu reisen. Bei mir kommt noch hinzu, dass es streng genommen kein Liegefahrrad mehr ist, sondern ein Kleinkraftrad mit 2,4 kW Motorleistung und 45 Kmh. Somit fühlt es sich manchmal mehr nach Motorradfahren, als nach Radfahren an. Besonders faszinierend fand ich aber auch die Erfahrung mit den Lademöglichkeiten und war erstaunt wie gut das Netz an Ladesäulen bereits ausgebaut ist und wie zuverlässig die Technik funktioniert. Defekte oder Probleme gab es weder in Deutschland noch in Tschechien.
Die Zeit für die Ladestopps habe ich zudem auch nicht störend empfunden, sondern konnte sie immer sinnvoll für Stadtbesichtigungen oder Einkäufe nutzen.Am Ende steht auch eine beeindruckende Bilanz von 429 Kilometern in drei Tagen. Demgegenüber steht ein Gesamtverbrauch von 8,196 kWh Energie. Wenn man bedenkt, dass ein Liter Benzin eine Energiedichte von 8,5 kWh hat, hätte ich umgerechnet für die gesamte Strecke nur 0,96l Benzin verbraucht! Ein Auto wäre mit der gleichen Energie nur etwas mehr als 15km gekommen.
Eigentlich wollte ich mit der Bahn anreisen, aber aufgrund von Bauarbeiten am Streckennetz wäre ich auf den SEV angewiesen gewesen, was mit Fahrrad und Gepäck immer ein unberechenbares Abenteuer ist. Also habe ich mich spontan entschieden mit dem Fahrrad von Triebes über Jena und Apolda nach Artern zu radeln. Dazu habe ich bereits am Donnerstagmittag Feierabend gemacht und bin bei leichtem Regen aufgebrochen.
Über Triptis, Ottendorf und Waltersdorf geht es zügig nach Stadtroda und weiter bis Jena. Am Nachmittag lockert der Himmel auf und mit der Sonne wird es nicht nur sommerlich, sondern auch schwül heiß.In der Lichtstadt Jena geht es durch den Volkspark Paradies, über die Saale und vorbei am Intershop Tower. Über den Stadtteil Jena West, wo ich vor über 15 Jahren für mein erstes Studium in einem Studentenwohnheim gelebt habe, verlasse ich die Stadt wieder.
FC Zeiss Stadion in JenaBlick auf den Intershop Tower in Jena
Auf einer kleinen Straße kämpfe ich mich aus dem Saaletal und erreiche nach weiteren zwei Kilometern den Ortsteil Cospeda. Auf den umliegenden Feldern führte Napoleon am 14. Oktober 1806 seine Truppen gegen die preußisch- sächsische Armee siegreich in die Schlacht. Zwei Wochen nach dieser herben Niederlage zog Napoleon als Sieger in Berlin ein. Über den Schötener Grund erreiche ich am Nachmittag Apolda und mache hier meine Besorgungen für den restlichen Tag.
Schlachtfeld bei CospedaBlockwindmühle
Auf kleinen ruhigen Nebenstraßen radele ich weiter über Gebstedt, Herrengosserstedt und Billroda. Laut Regenradar ist Unwetter und Starkregen gemeldet. Doch obwohl sich der Himmel bedrohlich zuzieht, werde ich gänzlich vom Regen verschont. Am Abend erreiche ich das Waldgebiet Hohe Schrecke bei Lossa und beende den Tag.
2. Teil: Rundrandfahrt von Artern ins Mansfeld, zum Südharz und zurück nach Bad Frankenhausen
Nach einer ruhigen Nacht packe ich am Freitagmorgen meine Sachen und fahre über Lossa in das Waldgebiet Hohe Schrecke. Am späten Vormittag erreiche ich die Stadt Artern und treffe mich wie geplant mit Nico am Bahnhof. Bevor wir unsere Tour starten können geht es nochmal in die Stadt zum Shoppen, da Nico seine Mütze vergessen hat und es am Wochenende sehr sonnig und warm werden soll.
Anschließend radeln wir die Stadt verlassend nach Norden über Edersleben, Wimmelburg und Klostermansfeld. Obwohl wir möglichst Nebenstraßen und Radwege nutzen, müssen wir gelegentlich auch auf Hauptstraßen fahren und sind anfangs von dem Verkehr etwas genervt. Hinter Mansfeld folgen wir dann aber der Wipper und lassen die großen Straßen endgültig hinter uns. Am Vatteröder Teich legen wir eine kurze Badepause ein und in den Abendstunden geht es dann noch weiter über Rammelburg und vorbei an Wippra. Als Zeltplatz für die Nacht haben wir auf der Karte eine Hütte am See gefunden und versuchen unser Glück. Leider liegt diese in einer schattigen Senke im Wald und ist auch schon etwas verdreckt, sodass wir wieder ein paar hundert Meter zurück radeln und unsere Zelte auf einer offenen Wiese im Tal aufschlagen.
Vatteröder Teich
Am nächsten Morgen geht es weiter zur Talsperre Wippra. Zunächst müssen wir hoch auf die Staumauer und da der direkte Weg für unsere bepackten Reiseräder zu steil und unwegsam ist, wählen wir einen kleinen Umweg durch den Wald. Entlang der Talsperre führt dann ein idyllischer Wanderweg und auf halben Weg nutzen wir einen alten Beton-Steg für eine Badepause. Nach der Talsperre geht es weiter durch das Wipper-Tal und leider führt uns unser Rad-Navi über einen steilen dicht bewachsenen Waldweg, wo es von Zecken, Bremsen und Mücken nur so wimmelt. Als wir endlich wieder eine feste Straße unter den Rädern haben und den Ort Dankerode erreichen können wir erstmal durchatmen. Auf Plattenwegen und Straßen rollt es sich nun viel angenehmer und gerne hätten wir im Forsthaus Auerberg Mittag gemacht, nur leider hat die Gaststätte geschlossen. Also rollen wir noch weitere 7km ins Tal nach Stolberg. Auf dem Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern, verwinkelten Gassen und dem umliegenden Saigerturm bietet sich ein tolles Ambiente. Doch jetzt am Wochenende ist hier Hochbetrieb und vor allem bei Motorradfahrern steht der Marktplatz hoch im Kurs. Ein paar Meter weiter finden wir aber im Gasthaus Kupfer einen ruhigen Biergarten und die Mittagskarte kann sich auch sehen lassen.
Talsperre Wippra Saigerturm in Stolberg
Gut gestärkt geht es am Nachmittag weiter nach Rottleberode. Direkt auf unserem Weg liegt der Schloßteich, wo es mehrere Badestellen gibt und wir natürlich eine kleine Pause für eine Erfrischung einlegen. Westlich von Kelbra liegt die gleichnamige Talsperre und unser Radweg führt uns direkt über den Damm. Von dem erst kürzlich fertiggestellten Beobachtungsturm hat man eine tolle Aussicht über die gesamte Talsperre und das Umland. Kaum vorstellbar, dass hier im letzten Winter schweres Hochwasser war und umliegende Flächen unter Wasser standen. In der Stadt Kelbra machen wir noch kurz Pause im Eiscafé und nach obligatorischen Einkäufen geht es am Abend wieder zurück zur Talsperre Kelbra. An der Numburgquelle vorbei gelangen wir zu einer Vogelbeobachtungsstelle mit Blick über die Talsperre und nutzen den tollen Platz für unser Abendessen.
Blick auf die Talsperre KelbraNumburgquelleBadraer Schweiz
Als wir am Abend unsere Zelte aufschlagen werden wir von einem Schwarm Junikäfer überrascht, welche ungewöhnlich nahe kommen, aber immerhin harmlos sind. In der Nacht zieht schweres Unwetter auf und ab ein Uhr blitzt und donnert es heftig doch bis auf einen kurzen Starkregen, bleiben wir vom Unwetter weitestgehend verschont, da es nördlich Richtung Magdeburg abzieht.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter wieder beruhigt und wir radeln nochmal quer durch die sog. Badraer Schweiz mit ihrer charakteristischen Gipskarstlandschaft und den Solwiesen. Über Badra kommen wir nach Steinthaleben und Rottleben und erreichen Bad Frankenhausen. Hier endet für mich die Radtour, da ich meine Freundin und meine Tochter bei ihrer Kur besuche und noch zwei Tage bleiben werde. Für Nico geht es am Nachmittag noch zurück bis nach Artern, von wo er dann wieder mit der Bahn nach Berlin heimreist.
Im letzten Herbst sind wir bereits auf der rechten Elbseite des Böhmischen Mittelgebirges gewandert und haben dabei einige schöne Ecken und Wanderwege entdeckt. Die imposanteren Berge finden sich aber linksseitig der Elbe und mit dem Milesovka (837m; deutsch Donnersberg) auch die höchste Erhebung in dieser Region.
Kostomlaty pod Milesovkou
Meine Anreise führt mich zunächst von Gera mit der Bahn über Leipzig nach Dresden. Die Züge sind seit der Einführung des 49 Euro Tickets stets krachend voll, aber immerhin komme ich am Nachmittag ohne Verspätung in Dresden an. Nachdem mich Erik am Bahnhof eingesammelt hat geht es mit dem Auto weiter auf der A17/ D8 in Richtung Usti nad Labem. Unseren Startpunkt Kostomlaty pod Milesovkou erreichen wir gegen 17 Uhr.
Das Wetter ist für Mitte April dieses Jahr schon recht mild und so starten wir bei Sonnenschein und 20 Grad in den späten Nachmittag. Nach nur wenigen Kilometern sind wir im Grünen und und da die Region bis auf ein paar Böhmische Dörfer dünn besiedelt ist, bleiben wir auch die meiste Zeit auf Wald- und Wiesenwegen. Unser Zeltlager bauen wir an diesem Abend auf einer Waldlichtung auf und obwohl diese direkt am Wegesrand liegt, kommt die ganze Nacht niemand vorbeigefahren.
Am nächsten Morgen geht es zunächst über die Orte Staré und Dremcice. Im letzteren haben wir Glück und finden eine Quelle, sodass wir unsere Wasservorräte auffüllen können. Danach geht es steil bergauf zur Burgruine auf den Plöschner Berg, welche zur Zeit der Hussitenkriege erbaut wurde, heute jedoch bis auf ein paar Überreste kaum mehr erkennbar ist. Den tollen Weitblick über die umliegenden Berge und Landschaften nutzen wir gleich für eine entspannte Frühstücksrast.
Blick vom Plöschner Berg
Danach geht es wieder bergab ins Tal und direkt weiter zur nächsten Erhebung. Im Großen Bogen wandern wir auf den Solonska Hora zu, welcher direkt gegenüber vom Plöschner Berg liegt. Auf der Bergkette geht es hinüber zur Burgruine Oltarik, die imposant bereits von weitem erkennbar ist. Am Nachmittag geht es weiter über den Ort Lhota und vorbei am Berg Lipska Hora, wo wir irgendwo im Wald unsere Mittagsrast einlegen. Nach unzähligen Höhenmetern geht es am späten Nachmittag noch einmal über den Berggrad Lhota (571m), welcher nur wenige Meter breit ist und zu beiden Seiten steil abfällt. Nach einem halsbrecherischen Abstieg erreichen wir die Ortschaft Milesov am Fuße des Donnersberges und machen einen Abstecher in die Kneipe Rybarska Basta. Mit Blick auf den Donnersberg und über die umliegenden Teiche lassen wir hier den Tag ausklingen und verkosten die böhmischen Brauspezialitäten. Unser Favorit diesmal – das Bier Ferdinand aus der Stadt Benesov.
Blick vom Solonska HoraIn der Ferne der DonnersbergBurgruine OltarikMilesovKneipe Rybarska Basta
Am nächsten Morgen steht noch unser eigentliches Highlight an – der Milesovka (zu deutsch Donnersberg). Der Kegelberg überragt seine Umgebung um stolze 350m und bietet somit einen wunderbaren Rundblick über das Böhmische Mittelgebirge. Selbst der weltbereiste Alexander von Humboldt war von diesem Ausblick so schwer angetan, dass er ihn als einen der schönsten Ausblicke der Welt beschrieb. Seinen Namen hat der Berg übrigens davon, dass hier die meisten Gewitter in Tschechien hinüberziehen. Aus diesem Grund findet sich auf dem Gipfel auch eine Wetterstation sowie eine Niederlassung des Instituts für Atmosphärenphysik.
Obwohl der Aufstieg steil ist, erreichen wir den Gipfel auf dem gut ausgebauten Wanderweg schneller als gedacht. Auf den Aussichtsturm kommen wir an diesem Morgen zwar nicht, da dieser noch geschlossen ist, aber dafür haben wir Richtung Osten einen beeindruckenden Ausblick über das Elbtal. Unsere Wandertour endet so langsam und die letzten Kilometer bis Kostomlaty schaffen wir bis zur Mittagsstunde. Für uns steht bereits schon wieder fest, dass wir im Böhmischen Mittelgebirge noch weitere Touren planen wollen und werden.
Unsere diesjährige Wintertour soll uns bei eher milden Temperaturen durch eine Teil des Thüringer Schiefergebirges führen. Am späten Freitagnachmittag treffen wir uns in Plothen auf dem Wanderparkplatz und starten bereits mit den Stirnlampen Richtung Hausteich und Fürstenteich. Einige Wege sind noch vom vielen Regen der letzten Wochen aufgeweicht und der lehmige Boden zieht uns an manchen Stellen fast die Schuhe von den Fersen.
Nach den ersten sechs Kilometern wechseln wir jedoch auf die Bahngleise der ehemaligen Strecke Triptis – Ziegenrück – Marxgrün, welche seit 1998 stillgelegt ist. Auf der ersten Lichtung hinter dem Wald stellen wir im Windschatten unsere Zelte auf und lassen den Tag ausklingen.
Am nächsten Morgen geht es zunächst nach Moßbach und danach weiter nach Krölpa, wo wir den kleinen Fluss der Auma queren. Obwohl es in der Gegend viele Teiche gibt, finden wir kaum Wasserquellen um unsere Vorräte aufzufrischen. Und direkt aus den Bächen oder Teichen Wasser zu entnehmen ist aufgrund der intensiven Landwirtschaft auch nicht die Lösung.
Obwohl die Gegend mit ihren unzähligen Teichen und Feuchtgebieten sehr wasserreich ist, hat in den letzten Jahren auch hier der Klimawandel und die Trockenheit ihre Spuren hinterlassen. Die Wälder sind vom Borkenkäfer gekennzeichnet und die vielen Schneisen sind nur noch stumme Zeugen, dass hier einmal ein dichter Wald war. Aber auch die noch verbliebenen Kiefern und Fichten weisen massive Schäden am Stamm und der Rinde auf und diese Bäume werden auch bald verschwunden sein.
Am Nachmittag kommen wir in der kleinen Ortschaft Steinbrücken an und machen auf dem Dorfplatz eine Kaffeepause. Auf unserer letzten Tagesetappe geht es weiter durch den Kaunitzgrund. Zur Abwechslung führt der Weg hier leicht bergauf durch ein schönes Tal und über grüne Wiesen bis zum Dorf Kleina. Hier queren wir noch einmal die Straße und begeben und suchen uns ein paar Kilometer weiter einen Zeltplatz für die Nacht. Leider hat es sich gegen Abend eingeregnet und auch für die Nacht ist viel Niederschlag gemeldet.
Blick Richtung MoßbachFrühstück in MoßbachEhemalige Bahnstrecke Richtung KrölpaKöthnitzer ForstWasserquellen sind selten
Erst am Sonntagmorgen hört es auf zu regnen und bei kühlen, aber trocknen Wetter starten wir in den Tag. Die letzten Kilometer geht es nochmal durch den Forst und nach einer guten Stunde kommen wir wieder am Fürstenteich an, wo wir am Freitag gestartet sind. Auf dem Damm machen wir noch unsere Frühstücksrast und genießen zum Abschluss ein letztes Mal die Ruhe und Natur, bevor für uns wieder die Heimreise ansteht.
Nach einem verregneten Sommer nutzen wir den milden, sonnigen Herbst für eine Wandertour durch das Böhmische Mittelgebirge. Die Anreise über die A4 verläuft bis auf ein paar Staus problemlos und in Dresden hole ich noch Christian, Erik und Walther am Hauptbahnhof ab. Auf der A17 geht es dann weiter zur Stadt Decin, welche wir gegen 16 Uhr erreichen. Am Elbufer parken wir das Auto und starten nach einer kurzen Pause flussaufwärts. Zunächst geht es aus dem Elbtal immer bergauf und bereits auf den ersten fünf Kilometern müssen wir ca. 350 Höhenmeter absolvieren. Dafür werden wir dann aber auf dem Aussichtsturm Kolmener Kippe mit einem grandiosen Rundblick über das Böhmische Mittelgebirge und das Elbtal belohnt. Am Abend geht es dann noch weiter bis kurz vor die Ortschaft Rychnov, wo wir kurz vor Dunkelheit auf einer Wiese unsere Zelte aufschlagen.
Start am Parkplatz DecinAussichtsturm Kolmener KippeAussicht von der Kolmener Kippe
Samstag, 07.10.2023 – Bukova Hora und Kelchburg
Die Nacht war trocken und ruhig und gut ausgeschlafen starten wir noch vor 8 Uhr in den Tag. In der Ortschaft Rychnov machen wir unsere Frühstückspause und sind froh, dass wir im gegenüberliegenden Gasthaus „U Bartoloměje“ unsere Wasservorräte aufgefrischt bekommen. Auf der weiteren Etappe queren wir weitläufige Wiesen, welche als Weidefläche für Rinder, Pferde und Schafe genutzt werden. Obwohl die Wanderwege teilweise offiziell ausgewiesen sind, müssen wir häufig über Weidezäune steigen. Manchmal gibt es hierfür aber auch einen Federgriff um den Weidezaun zu öffnen.
Den Berg Bukova Hora erreichen wir am späten Vormittag und können oben auf der Humboldtaussicht (683m) einen tollen Blick über die Elbe genießen. Auf dem Höhenkamm geht es anschließend weiter zum Aussichtsturm „Vitova Rozhledna“. Zu unserer Überraschung gibt es im Turm einen kleinen Kiosk und kühles Bier und so nutzen wir die Gelegenheit für eine weitere Pause bei schon fast sommerlichen 20 Grad und Sonnenschein.
Obwohl sich zum Nachmittag das Wetter eintrübt, bleibt es mild und trocken. In Loveckovice angekommen widerstehen wir dem Anblick der dortigen Gaststätte mit Sitzbänken und frisch gezapftem böhmischen Bier und machen nur kurz Rast beim Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufrischen. Stattdessen wandern wir noch ein paar Kilometer weiter, ehe wir dann am Nachmittag unsere Mittagspause machen.
Die letzten fünf Kilometer an diesem Tag geht es noch bis zur Kelchburg (Kalich), wo wir am Fuße des Berges unser Zeltlager aufschlagen wollen. Unterwegs finden wir noch eine Quelle, sodass wir nochmal unsere Wasserreserven auffüllen können. Am Berg Kalich angekommen machen wir kurz eine Rast und steigen dann auf die Kelchburg auf, wo uns wieder einmal ein super Fernblick in alle Richtungen erwartet. Obwohl die im 15 Jahrhundert errichtete Burg nur noch bis auf wenige Grundmauern steht, sind die ursprünglichen Ausmaße noch gut erkennbar. Mit Eintritt der Dämmerung verlassen wir die Burgruine wieder und sind überrascht, als uns auf dem steilen, steinigen Weg hinab ein Motocrossfahrer entgegen donnert, der wohl gerade versucht einen neuen Rekord beim Hillclimbing auf die Burg zu erkämpfen 🙂
Abbauen der Zelte am MorgenFrühstückspause in RychnovBukova Hora mit FunkturmHumboldtaussicht Bukova HoraAussichtsturm „Vitova Rozhledna“Aussichtsturm „Vitova Rozhledna“MittagspauseQuelleKelchburgKelchburgKelchburg
Sonntag, 08.10.2023 – bei Regen bis Velke Brezno
In der Nacht kam der Wetterumschwung und seit den frühen Morgenstunden regnet es mal mehr und mal weniger. Wir sind daher froh, dass wir am Fuße der Kelchburg eine Schutzhütte haben, wo wir zunächst erstmal frühstücken und anschließend in Ruhe unsere Zelte abbauen. Zum Vormittag lässt dann auch mehr und mehr der Regen nach und die letzten 11 Kilometer geht es zügig Richtung Elbtal. Nach einigen stark steilen Abstiegen und Kraxelei über querliegende Bäume erreichen wir gegen Mittag die Stadt Velke Brezno. Mit der Fähre wollen wir über die Elbe gelangen, müssen jedoch zu unserer Überraschung feststellen, dass die Fähre derzeit außer Betrieb ist. Zum Glück fährt auch am Sonntag regelmäßig der Bus und so nehmen wir die Linie 450 und sind kurz vor 14 Uhr zurück in Decin.
Abschließend können wir resümieren, dass wir bei überwiegend gutem Wetter eine top Wandertour durch das Böhmische Mittelgebirge hinter uns haben. Besonders die üppigen Mischwälder mit den Buchen, Ahorn und Eichen waren beeindruckend und die weitläufige Landschaft sowie die tollen Aussichten haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Unsere Zelte nach dem RegenFrühstück unterm DachStart nach dem FrühstückPause unterwegsBrauerei BreznakDie Fähre über die Elbe ist außer BetriebBockwurst und Dosenbier in der Bushaltestelle
Unsere diesjährige Radreise wird ganz anders als die unzähligen Reisen der letzten Jahre. Im Herbst des vorigen Jahres wurde unsere kleine Luise geboren und sie wird uns dieses Jahr auf unserer Radreise durch Dänemark begleiten.
Als Vorbereitung haben wir uns in diversen Reiseblogs zum Thema „Radreisen mit Baby“ informiert und haben einige Familien gefunden, wo es ganz gut geklappt hat. Zudem haben wir vor unserer Reise eine dreitägige Radtour mit Zelten entlang des Saaleradweges von Jena nach Halle/ Saale unternommen. Unsere Erfahrungen waren überwiegend positiv, sodass wir uns das Abenteuer „Ostseeradweg Dänemark“ durchaus zutrauen. Dänemark ist zudem ein ideales Radreiseland, da es im ganzen Land ein dichtes Netz an Schutzhütten (sog. Sheltern) gibt, welche man meist kostenlos bzw. gegen eine geringe Gebühr von ca. 5 Euro nutzen kann.
Ich habe von Ende Juni bis Ende August Elternzeit und wir haben somit reichlich Zeit für eine Radreise und sind auch nicht in Eile und wollen stattdessen lieber kleine Etappen radeln. So haben wir letztendlich viel mehr Zeit miteinander zum Entspannen, Spielen, Baden und zum Rumliegen am Strand. Womit wir jedoch nicht gerechnet haben werden, ist der regnerische Sommer, welcher uns die nächsten Tage in Dänemark bevorstehen wird.
Die Reise beginnt…
Am Montag, den 26.06.2023, starten wir mit vollgepacktem Auto von Thüringen auf der A9 Richtung Berlin. Das Wetter ist sommerlich heiß und die Stimmung und Vorfreude riesig. Leider stehen wir schon kurz vor Leipzig im Stau und kommen nur in Schritttempo vorwärts. Bei Bitterfeld müssen wir die Autobahn schon wieder verlassen, denn es ist Mittagszeit und Luise wird unruhig und wird bald wieder Hunger bekommen. Wir fahren deshalb zum naheliegenden Goitzschesee und machen dort am Seeufer eine ausgedehnte Autorast.
Zwei Stunden später haben wir Luise gefüttert, bespielt und ausgepowert, sodass wir unsere Fahrt fortsetzen können. Für diesen Tag wollen wir nur noch bis Berlin/ Kleinmachnow, wo meine Tante wohnt, und kommen ohne nennenswerte Verkehrsstörungen an unser Ziel. Meine Tante erwartet uns schon mit Kaffee und Kuchen und bis Mittwoch bleiben wir zu Besuch und machen einen kleinen Ausflug zum naheliegenden Wannsee.
Nachdem wir die restlichen 500km von Berlin über Hamburg nach Dänemark geschafft haben, erreichen wir am Mittwochabend unseren Startpunkt Apenrade. Die erste Nacht verbringen wir auf dem städtischen Campingplatz. Am nächsten Morgen fahren wir dann unser Auto in das 15km entfernte Hellevad, wo wir es bei einem Bekannten von einem Freund abstellen können.
zu Besuch bei meiner Tante in Berlin Wannseeindische Küche in Kleinmachnow erste Zeltnacht in Apenrade
Nun können wir endlich unsere Radreise starten und fahren zunächst wieder zurück nach Apenrade um von hier dem Ostseeradweg N8 zu folgen. Unseren ersten Shelter erreichen wir an diesem Abend nahe der Stadt Nybol und sind überrascht, wie bergig es in Dänemark ist. Immerhin haben wir Glück, da wir den Shelter noch rechtzeitig erreichen, bevor sich der Abend einregnet. Schnell bauen wir noch das Zelt auf und setzen uns in die geräumige Schutzhütte, wo Luise krabbeln kann und wir kochen und essen können.
Am nächsten Morgen geht es bei sonnigen Wetter weiter bis Sonderborg. Bei unserer Ankunft wird gerade die Brücke hochgefahren, sodass die Schiffe durch die Bucht fahren können. Anschließend fahren wir noch zum Einkaufen in die Stadt und besorgen für Luise eine Regenhose – eine Anschaffung, welche wir später sehr zu schätzen wissen werden 🙂 Am Nachmittag geht es weiter bis Fynshav, wo wir uns einen Zeltplatz suchen. Mit unseren schwer bepackten Fahrrädern und dem Kinderanhänger haben wir die letzten zwei Tage jeweils ca. 50km geschafft und sind jetzt natürlich etwas geschafft und müde. Für morgen Vormittag ist wieder Regen gemeldet und so genießen wir nochmal die letzte Sonne, sitzen auf der Campingdecke und haben einen wunderschönen Blick auf das Meer.
unsere erste Nacht auf dem Shelterplatz in Nybol Die erste Panne, der Spanngurt hat sich ins Hinterrad gewickelt Hafen von Sonderborg
Überfahrt zur Insel Aero/ Svendborg/ Unwetterpause bei Faaborg
Der Morgen startet regnerisch und glücklicherweise finden wir auf dem Campingplatz einen Pavillon wo wir frühstücken und Luise füttern können. Unsere Campingnachbarn aus Ratzeburg sind sogar so freundlich und geben uns heißes Wasser für den Babybrei.
Unsere Überfahrt mit der Fähre von Fynshav auf die Insel Aero (Soby) ist etwas aufregend, da wir im Hafen angekommen zunächst nicht wissen, wo wir die Tickets kaufen können. Erst später finden wir im Web die Internetseite der Reederei Aerofaergerne. Die Tickets für die Hinfahrt nach Aero buchen wir noch umständlich über die Telefonhotline, wobei ich gefühlt 20 Versuche benötige, um meine Email-Adresse korrekt zu buchstabieren. Ansonsten verläuft die knapp einstündige Überfahrt aber problemlos. Auf der Insel angekommen, fällt uns sofort auf, dass es so gut wie keinen Autoverkehr gibt und außerhalb der Stadt Soby ist es erstaunlich ruhig und selbst Touristen sucht man vergeblich.
Fähre in FynhavAuf der Insel AeroUnser erster und letzter Platten auf der Reise
Wir folgen zunächst der Radroute EV10 auf der Nordseite und wechseln dann bei Vindeballe auf die Südseite. Unterwegs flicken wir noch einen Platten am Kinderwagen und machen sogleich eine kleine Kaffeepause. Bei der Stadt Voderup erreichen wir unseren Zeltplatz und sind froh, dass es sogar Wasser und eine Toilette gibt. Unser Nachtlager liegt direkt an der Küste mit Blick über das Meer, doch leider sind wir so auch direkt dem Wind ausgesetzt, welcher seit dem Nachmittag mehr und mehr zugenommen hat und zum Abend fast sturmartig über uns hinwegweht. Neben uns zeltet ein Pärchen aus Dortmund und später kommt noch eine dänische Familie mit zwei kleinen Jungs hinzu. Während Luise im Zelt tief und fest schläft sitzen wir am Abend noch mit den Dortmundern zusammen und unterhalten uns über unsere Reisepläne, die gestiegenen Lebenskosten, ein bisschen Smalltalk über Julias Lehrerberuf und die Dortmunder berichten von ihrer Tätigkeit als Heilerziehungspfleger.
Am nächsten Morgen ist es zwar immer noch wechselhaft, aber immerhin freundlicher als am Vortag. Schwer zu schaffen macht uns aber der böige Wind, welcher sich auch die nächsten Tage noch hartnäckig halten wird. Über Aeroskobing wollen wir die Insel wieder via Fähre verlassen und buchen diesmal problemlos online die Tickets. Für die Besichtigung der malerischen Altstadt bleibt noch reichlich Zeit und so schlendern wir durch die verwinkelten Gassen mit ihren bunten Häusern, welche von Stockrosen und anderen Blumen geziert sind. Im Hafen treffen wir wieder auf unzählige andere Radreisende und kurz vor Mittag gehen wir an Board der Fähre, welche uns nach Svendborg bringt.
Zeltplatz bei VoderupAeroskopingUnsere Fähre nach Svendborg
Dort angekommen sind wir wieder mit Regen und Gegenwind konfrontiert, sodass wir uns keine Zeit für eine Stadtbesichtigung nehmen. Stattdessen folgen wir nun der Radroute 8 entlang der Küste Richtung Faaborg. An diesem Nachmittag wollen wir eigentlich nur noch bis Langemark radeln, wo es einen privaten kostenpflichtigen Shelter geben soll. Leider ist der Besitzer bei unserer Ankunft nicht anwesend und da es Julia nicht so gut geht, fahren wir noch ein paar Kilometer weiter zum naheliegenden Shelter Fjellebroen. Mittlerweile ist der Wind so stürmisch, dass wir unser Zelt eingepackt lassen und stattdessen das Shelterhaus für unser Nachtlager wählen. Die Nacht wird dennoch sehr ungemütlich und weil der Wind pausenlos über das Dach zischt und draußen das Meer und die Bäume bedrohlich rauschen, haben wir keinen erholsamen Schlaf.
Shelterhaus in Fjellebroen, es wird eine stürmische Nacht!Fisch in Dänemark muss man gegessen haben.Unsere Ferienwohnung in Horne
Julia hatte schon am Vorabend leicht erhöhte Temperatur und da es ihr auch am nächsten Morgen noch nicht besser geht, entscheiden wir uns für eine mehrtägige Auszeit und buchen einen Ferienwohnung in Horne bei Faaborg. Der kleine Ort Horne liegt etwa 5km westlich von Faaborg auf einer Halbinsel. Markant ist die Rundkirche aus dem 13. Jahrhundet, welche leicht erhöht über der Stadt liegt. Ansonsten sind wir mit einem Spar Supermarkt, einer Bäckerei sowie einer Pizzeria für die nächsten Tage bestens versorgt. Aufgrund der schlechten Wetterprognose bleiben wir letztendlich drei Nächte und werden unsere Radreise am Donnerstag, den 6. Juli fortsetzen.
Faaborg AltstadtRundkirche in HorneFaaborg am Strand
Über Middelfart und Kolding um die Bucht „kleiner Belt“ und zurück nach Apenrade
Am Donnerstag ist der Sturm durch, der Morgen beginnt zunächst sonnig und wir starten voller Zuversicht in den Tag. Doch bereits nach wenigen Kilometern, kurz vor der Stadt Faldsled, schlägt das Wetter nochmal um und wir werden vom Regen überrascht. Wir folgen dennoch dem Radweg 8 entlang der Helnaes Bucht und immerhin wird das Wetter bis zum Mittag wieder besser, bleibt aber weiter windig. In dem kleinen Ort Saltofte machen wir Mittags- und Spielpause und für Luise gibt es sogar einen riesigen Sandkasten zum austoben. In der Stadt Assens erledigen wir noch kleinere Einkäufe und schlendern am Nachmittag durch den Hafen.
Die letzten Kilometer bis zu unserem Zeltplatz bei Sandager rollen sich dann ganz entspannt. Wir haben zudem Glück und zum Abend lässt der Wind deutlich nach und nachdem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, können wir bei Sonnenschein den Tag ausklingen lassen. Nach Sturm und Regen der letzten Tage werden wir am Abend noch mit einem spektakulären Sonnenuntergang am Strand belohnt.
Am nächsten Tag passieren wir zur Mittagszeit den Fons Strand und können zum ersten mal bei sommerlichen Temperaturen am Strand entspannen. Am Nachmittag erreichen wir schon Middelfart und trotz Stadtverkehr kommen wir auf den Radwegen gut durch die Stadt. Nördlich der Stadt gibt es einen tollen Shelter mit Blick über die Bucht und auf die Brücke „Den Gamle Lillebaeltsbro“. Weil am Abend aber immer mehr Leute zum Shelter kommen, ziehen wir mit Luise auf einen naheliegenden Zeltplatz um. Dort haben wir mehr Ruhe und können am Abend sogar dem Konzert der Band „Take that“ lauschen.
Shelter SandaggerSonnenuntergang am StrandSpielepause mit LuiseBadewetter am Fons StrandBrücke „Den Gamle Lillebaeltsbro
Am Samstag, den 8. Juli 2023, folgen wir der hügeligen Straße entlang dem Fjörd in die Stadt Kolding. Zunächst machen wir eine lange Mittagspause am Badestrand im Stadtteil Strandhuse und fahren dann durch die Stadt ans gegenüberliegende Ufer zum Zeltplatz in Rebaek, wo wir den restlichen Nachmittag bei Sonnenschein am Strand relaxen. Am Abend schlagen wir unser Zelt auf und treffen auf Radreisende aus der Nähe von Wolfsburg sowie aus Fulda. Und da Luise glücklicherweise gut schläft, können wir uns am Abend noch mit den Radfahrern zusammensetzen und genießen die gemeinsamen Gespräche, die Reisegeschichten und den geselligen Abend.
Leider ist für die nächsten Tage schon wieder Regen und Gewitter gemeldet, sodass wir uns schweren Herzens entscheiden, nicht den Ostseeradweg 5 entlang der Küste zu radeln. Stattdessen fahren wir direkt über Christiansfeld und Haderslev Richtung Apenrade zurück. Unseren letzten Tag der Radreise lassen wir bei Sonnenschein am Strand von Sonderballe ausklingen und schlagen zum letzten mal unser Zelt am dortigen Campingplatz auf.
Abkühlung in der BadewanneShelterplatz in RebaekVerkauf am StraßenrandLuise sitzt gerne im EinkaufswagenSonderballe StrandAm letzten Tag regnet es schon wieder
Am Montagmorgen kippt das Wetter wie gemeldet und bei Nieselregen fahre ich alleine die letzten 20 Kilometer bis Hellevad, wo unser Auto steht. Mit dem Velo auf den Fahrradheckträger geladen, fahre ich zurück zu Julia und Luise nach Sonderballe. Dort packen wir zusammen, beladen das Auto und bevor ich fertig werde, beginnt der nächste Starkregen und ich bin zum zweiten mal an diesem Morgen komplett durch. Auf der Heimreise nach Deutschland wird das Wetter zunehmend freundlicher und da unsere Radtour kürzer als geplant wurde, fahren wir nochmal auf die Insel Fehmarn, wo wir bis Freitag eine Ferienwohnung gebucht haben. die nächsten Tage erkunden wir die Insel und besuchen den Leuchtturm „Flügge“ und das Naturschutzgebiet Wallnau mit Strand. Außerdem erkunden wir noch den Südstrand sowie den Strand „Grüner Brink“. Und auch ein Besuch im Spaßbad „Fehmare“ darf nicht fehlen, da Luise auch endlich mal im Wasser planschen möchte und die Ostsee dafür immer zu stürmisch und kalt war 🙂
Leuchtturm FlüggeSchafe auf dem DammMittagessen am Brink StrandBrink StrandFahrraddemo in Berlin mit Nico
Nach etwa drei Wochen geht es wieder zurück nach Hause. Auf dem Heimweg machen wir nochmal Halt in Berlin und besuchen meinen Freund Nico, mit dem ich schon so einige Radreisen unternommen habe. Zufällig ist an dem Samstag eine Fahrraddemo in Berlin/ Neukölln und da sind wir natürlich gerne dabei. Am Abend geht es dann mit dem Auto die letzte Etappe zurück nach Thüringen. Unsere Reise endet somit und abgesehen von dem wechselhaften Wetter können wir auch auf viele schöne Momente und Erlebnisse der letzten Wochen zurückblicken.
Mit dem Übergang vom Spätsommer in den nahenden Herbst nutze ich die letzten sonnigen Tage für eine Radtour mit Nico durch den Fläming. Wir treffen uns am späten Freitagmorgen am Dessauer Bahnhof und radeln erstmal auf dem Radweg über die Elbebrücke nach Roßlau.
Bis zum Nachmittag fahren wir auf Landstraßen durch den Fläming und halten immer wieder an um unsere Fahrradpacktaschen mit Birnen, Äpfeln und Pflaumen zu füllen . Anfangs haben wir noch recht viel Verkehr auf den Straßen, aber zum Nachmittag wechselt die Route auf Landwirtschaftswege und Radrouten und so können wir ganz entspannt fahren, die Landschaft genießen und ein bisschen plaudern, da wir uns seit unserer Radweltreise und Corona leider nur noch selten getroffen haben. Und da ich Mitte Oktober Papa werde, ist es zugleich auch nochmal eine schöne Gelegenheit für eine gemeinsame Radtour.
Außer einem kurzweiligen Regenschauer bleibt es am Freitag insgesamt freundlich und sonnig und so radeln wir noch entspannt bis kurz vor Zahna wo wir auf der grünen Wiese einen ruhigen Zeltplatz finden. Nichtsdestotrotz wird es abends schnell frisch, sodass wir nach dem Aufbauen der Zelte bereits Thermosachen, Pullover und Mütze auspacken müssen. In der Nacht wird es aber zum Glück nicht eisig kalt. Dafür ziehen aber bis zum morgen einige Regenschauer über uns hinweg.
Der Samstagmorgen begrüßt uns dann mit reichlich grau und Regenwetter, doch gegen 8 Uhr hört der Regen auf, sodass wir unsere Zelte packen können und in den Tag starten. In Zahna machen wir auf dem Rathausplatz Frühstückspause und genießen einen heißen Kaffee in der sonst noch menschenleeren Stadt, während schräg gegenüber bereits die Schirme, Tische und Stühle vor dem Ratskeller aufgebaut werden.
Von Zahna geht es für uns über Bülzig und Mühlanger zum Elberadweg, welchen wir zunächst bis Lutherstadt Wittenberg folgen. Hier machen wir natürlich einen Abstecher in die Altstadt und folgen der Collegienstraße zum Marktplatz. Vorbei an der Schlosskirche und der Thesentür verlassen wir dann wieder Wittenberg und folgen weiterhin dem Elberadweg bis Coswig/ Anhalt wo wir mit der Fähre die Elbe überqueren.
Über Wörlitz und Vockerode gelangen wir bis zum frühen Nachmittag wieder nach Dessau, wo unsere zweitägige Radreise auch (leider) schon wieder endet. Zum Abschluss geht es aber noch einmal um den Wallwitzsee und die umliegende Parkanlage, bevor wir kurz nach 15 Uhr mit der Bahn wieder die Heimreise antreten.
Eigentlich haben wir mit dem Erzgebirge bisher eher durchmischte Erfahrungen gesammelt und wurden häufig mit endlosen Forstautobahnen und Kiefermonokulturwäldern konfrontiert. Trotzdem haben wir uns dieses Wochenende für eine dreitägige Wandertour durch das Osterzgebirge entschieden und wurden keineswegs enttäuscht.
Start und Treffpunkt ist der Wanderparkplatz „Haus des Gastes“ in Seiffen. Kurz vor 11 Uhr treffe ich dort ein und ein paar Minuten später kommen auch Erik und Walter an. Nach einer kurzen Begrüßung und dem obligatorischen Wettkampf-Wiegen unserer Rücksäcke (wer hat am leichtesten Gepackt 🙂 geht es ostwärts aus der Stadt Richtung tschechische Grenze. Der Anstieg auf den Waldwegen ist bei den schwülen Temperaturen äußerst anstrengend und so haben wir uns die Mittagspause an der Giselaquelle mehr als verdient.
Mittagspause an der Giselaquelle
Am Nachmittag ziehen mehr und mehr Quellwolken auf und für den Abend sind regionale Gewitter gemeldet. An der Talsperre Flaje machen wir eine kleine Kaffeepause und überlegen, wo wir am Abend Schutz vor eventuellem Gewitter und Starkregen finden könnten. Schnell ist auf der Karte eine Schutzhütte unweit des Wieselsteins gefunden und den restlichen Nachmittag geht es auf gut ausgebauten Rad- und Wanderwegen zu unserem Tagesziel. Unterwegs müssen wir aber noch Wasser auffrischen und so sind wir froh, dass wir einen klaren Bachlauf am Waldesrand finden.
Talsperre Flaje
An der Schutzhütte angekommen machen wir zunächst eine kleine Rast und suchen uns dann einen gut geschützten Zeltplatz auf einer naheliegenden Lichtung. Kurz nachdem wir die Zelte aufgebaut haben beginnt es auch schon zu tröpfeln und ein heftiges Gewitter mit Regen und Hagel zieht über uns hinweg. Der Spuk ist aber nach wenigen Minuten vorüber und verlagert sich auf das ca. 30km südöstlich gelegene Böhmische Mittelgebirge wo wir den ganzen Abend heftige Blitze und Wetterleuchten sehen.
Die Nacht war nur von kurzen aber starken Regenschauern unterbrochen und am nächsten Morgen starten wir gut ausgeschlafen zur Ortschaft Dlouha Louka. Ab hier fällt die Erzgebirgsplatte steil ab zum Flusstal der Eger und dem Böhmischen Mittelgebirge und wir können einen weiten Blick über die Landschaft genießen, welche durch vulkanische Kegelberge aber auch Tagebau geprägt ist.
Aussichtsturm Rozhledna Vlčí hora
Rozhledna Vlčí hora
Aussicht Stropnik
Quellwasser im Wald
Nachdem wir noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt „Stropník – vrchol hory“ gemacht haben geht es auch für uns talwärts zur Burgruine Riesenburg. Die weitläufige Anlage aus dem 13. Jahrhundert wurde von dem Hofmarschall Bohuslav II. – damaliger Herrscher über Nordböhmen – errichtet. Bereits seit dem 18. Jahrhundert verfiel die Anlage mehr und mehr und obwohl sie heute noch frei begehbar ist, ist beim Betreten gut Vorsicht geboten, da sich an Mauern, Tor- und Fensterbögen überall Steine lösen.
Burganlage Riesenburg
Camperküche im Wald
Nach der Besichtigung der Burganlage geht es wieder bergauf zur Ortschaft Dlouha Louka und weiter Richtung Westen. Auf dem Weg zum Wintersportgebiet Kliny müssen wir einige Höhenmeter absolvieren und kommen mit den schweren Rucksäcken manchmal an unsere Grenzen. Auf den umliegenden Hängen der Ortschaft Kliny treffen wir jetzt im Sommer auf unzählige Mountainbiker, welche auf den Trails die Hänge runterfahren und anschließend mit der Seilbahn wieder hochkommen. Nachdem wir die letzten Höhenmeter absolviert haben, machen wir eine Rast im Gasthaus „Alte Schule“ und gönnen uns ein paar kühle tschechische Bierchen und fachsimpeln dabei über die böhmische Braukunst.
Wintersportgebiet Kliny
Gaststätte „Alte Schule“
Am späten Samstagnachmittag geht es noch weiter über den Aussichtspunkt Haselstein und ein paar Kilometer entfernt finden wir im Wald einen ruhig gelegenen Platz zum Zelten. Am Sonntagmorgen sind es nur noch wenige Kilometer bis Seiffen und zum Tourabschluss fahren wir noch zwei Runden auf der Sommerrodelbahn.
Auch dieses Jahr ist die Urlaubsplanung noch von Covid-19 geprägt und so entscheiden wir uns kurzfristig für eine Radtour durch unser Nachbarland Polen.
Mit der Deutschen Bahn fahren wir zunächst nach Dresden und radeln dann im Elbtal über Bad Schandau bis in die Tschechische Republik. Vorbei am Rosenberg geht es über Cesky Kamenice bis zur Stadt Jablonné v Podještědí, eine der ältesten Städte in Nordböhmen. Besonders sehenswert ist hier die Klosterkirche St. Laurentius, die die die Reliquien der heiligen Zdislava beinhaltet, welche als Schutzheilige der Armen und Leidenden in Böhmen verehrt wird und 1995 durch Papst Johannes Paul II für heilig gesprochen wurde.
Fahrradpanne
Der Mantel konnte genäht werden
Und von der Innenseite noch ein Flicken als Schutz
Blick auf den Jeschken
Die letzten Meter hoch zum Jeschken…
…gleich haben wir es geschafft.
Regenwetter in Liberec
Marktplatz in Liberec
Es regnet und wir entscheiden uns für die Bahn.
Zeltplatz außerhalb von Trutnov
Auf unserem weiteren Weg Richtung Riesengebirge fahren wir auf einer kleinen Nebenstraße, welche bereits stark ausgefahren ist. Hier passiert unser erstes Unglück. Mit einem Mal gibt es einen Knall, ein scharfes Zischen und Julia hat einen platten Hinterreifen. Die scharfen Steine haben den Mantel an der Flanke aufgeschlitzt und jetzt ist dort ein langer Riss. Natürlich haben wir keinen Ersatzmantel dabei und müssen den Schaden mit Nadel und Garn nähen, was aber erstaunlich gut hält.
Nach kurzer Pause kann es dann auch schon weiter gehen und am Horizont sehen wir bereits den Berg Jeschken, welcher mit 1.012m Höhe aus der Landschaft empor ragt. Die Fahrt hinauf wird jedoch immer anstrengender und zum Schluss ist der ausgewiesene Radweg unbefestigt und so steil, dass wir die Räder schieben müssen. Irgendwann am späten Nachmittag kommen wir aber auf dem Gipfel an und genießen bei Sonnenschein die klare Sicht über die Stadt Liberec und das ferne Riesengebirge.
Der nächste Tag beginnt regnerisch und kalt und so bummeln wir erstmal in der Stadt Liberec rum, gehen Lebensmittel einkaufen und entscheiden uns dann am Vormittag doch für den Zug, da es einfach nicht aufhört zu regnen. Mit der Bahn fahren wir nach Jaroměř und radeln dann am Nachmittag bei kühlen aber trockenen Wetter bis Trutnov kurz vor der polnischen Grenze. Am nächsten Morgen geht es noch zum Radfachgeschäft wo wir den kaputten Fahrradmantel von Julia tauschen. Somit kann es nun weiter nach Polen gehen.
Ankunft in Polen: Durch Schlesien bis Breslau
Überall werden Plastikdeckel gesammelt. Es ist vermutlich eine Spendenaktion.
Campingplatz am Stausee Mettkau
Strand am Stausee Mettkau
Platter Fahrradreifen kurz vor Breslau
Wie für die Tschechische Republik ist auch für die Einreise nach Polen eine vollständige Impfung oder ein negativer Coronatest erforderlich. An der Grenze gibt es jedoch keine Kontrollen, was uns ein bisschen überrascht.
In Schlesien ist der preußische Einfluss immer noch ersichtlich und so sehen wir in den Städten und Dörfern öfters noch alte Häuserfassaden mit verblichenen Aufschriften von Firmen, Bäckern oder Kaufgeschäften.
In der Stadt Świebodzice (Freiburg in Schlesien) erledigen wir unsere Einkäufe, besichtigen danach den Marktplatz in der Altstadt und radeln am Nachmittag noch weiter bis zum Stausee Mettkau, wo wir einen Campingplatz nehmen. Am Strand des Sees stehen zwar Bade-Verbotsschilder, doch wir gehen trotzdem Mal kurz ins Wasser um uns zu erfrischen.
Auf dem letzten Abschnitt bis Breslau habe auch ich einen Platten, da ich mir am Straßenrand eine Glasscherbe einfahre. Doch auch diese Panne ist schnell behoben und gegen Mittag erreichen wir bereits den Stadtrand von Breslau.
Straßenverkäufer in Breslau
Polnische Pierogi sind sehr lecker.
Unsere Unterkunft in Breslau
Wir feiern Julias Geburtstag in Breslau.
In die Stadt fahrend nimmt der Verkehr stark zu. Doch wir radeln überwiegend Nebenstraßen und auf Radwegen, sodass wir gut vorwärts kommen. Bevor wir in die Altstadt fahren, machen wir noch Mittagspause in einem kleinen Restaurant und bestellen Pierogi. Die polnischen Teigtaschen sind ein typisches Nationalgericht und werden gefüllt mit Kartoffeln, Spinat, Käse oder Fleisch serviert.
Nachdem wir einen kurzen Abstecher durch die Breslauer Altstadt und den Markt gemacht haben, begeben wir uns erstmal in unsere Unterkunft, stellen unsere Sachen ab und gönnen uns eine Dusche. Anschließend geht es am Nachmittag bei Sonnenschein wieder in die Altstadt zur Stadtbesichtigung.
In Breslau kann man in der Altstadt wunderbar entspannen und das quirlige Treiben auf dem Marktplatz und den Straßen beobachten. Wir schlendern zunächst über den Marktplatz und vorbei am Rathaus. Anschließend geht es zur Elisabethkirche und auf deren Turm, von wo wir einen beeindruckenden Blick über die Stadt genießen.
Am späten Nachmittag schlendern wir noch durch die alte historische Markthalle an der Ulica Piaskowa (dt. Sandstraße). Hier kann man seine Sinne verwöhnen lassen, denn an jeder Ecke gibt es Köstlichkeiten, leckeres Gebäck oder schöne Blumen.
Nachdem unsere Augen gesättigt sind geht es weiter zur Dominsel und zum Breslauer Dom – Kathedrale St. Johannes der Täufer. Der Gotische Bau wurde im 13./14. Jahrhundert errichtet und ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen von Breslau.
Der ländliche Raum in Zentralpolen
Lecker Schnitzel und Pommes
Bei Nieselregen frühstücken wir lieber im Zelt.
Riss in der Fahrradpacktasche
Erster Sonnenschein nach langen Regentagen.
Kochen auf der grünen Wiese.
Reparatur der Fahrradpacktasche mit Nadel und Faden.
Brücke über die Weichsel
Auf unserem Weg durch Zentralpolen queren wir Großpolen, das Gebiet Sierazd- und Wieluner Land sowie Masowien. Die Gegend ist sehr ländlich geprägt und nur selten kommen wir durch größere Städte.
Da wir seit Tagen wechselhaftes Wetter haben und es häufig regnet, quälen wir uns an manchen Tagen regelrecht auf die Fahrräder. Wäre das Wetter nicht schon schlimm genug, reisen auch noch Julias Fahrradpacktaschen auf. An der seitlichen Kante ist die Schweißnaht geplatzt und so muss ich erneut zu Nadel und Faden greifen. Immerhin ist der Schaden schnell behoben.
Am letzten Tag vor Warschau reist dann auch wieder die Wolkendecke auf und wir haben den ganzen Tag Sonnenschein und blauen Himmel. Jedoch trübt sich das Wetter am Folgetag bereits wieder ein, doch es bleibt trocken und am frühen Nachmittag erreichen wir Warschau.
Warschau – Stadtbesichtigung und Kulturprogramm
Die historische Mauer des Warschauer Ghettos
Historische Aufnahme der Mauer
Musik und Tanz an jeder Ecke
Warschauer Altstadt
Altstadt und Königschloss
Kultur- und Wissenschaftspalast
Abends trinken wir noch einen Cocktail und essen frittierte Bananen.
Warschauer Museum des Widerstandes – rekonstruierter Untergrund
Die Druckerei des Widerstandes
Kinosaal im Museum
Polnisches Nationalgericht Bigos
Elektrobus in Warschau
Graffitikunst
Lazienki Park
In das Warschauer Zentrum kommen wir problemlos über das gut ausgebaute Radwegenetz. Auf dem Weg dorthin queren wir die historischen Überreste der Mauer des Warschauer Ghettos. Hier wurden im zweiten Weltkrieg ca. 500.000 Menschen inhaftiert. Nachdem Aufstand der dort inhaftierten Juden wurde das Ghetto 1943 von den Nazis vollständig zerstört, wobei ein Großteil der restlichen Bewohner ums Leben kam. Mehr zum Ghetto und dem Aufstand erfahren wir zwei Tage später im Museum des Warschauer Widerstandes.
Nachdem wir in Warschau angekommen sind und in unsere Unterkunft eingecheckt haben, geht es mit den Fahrrädern durch das Geschäftsviertel und vorbei an den gläsernen Wolkenkratzern. Die Stadt überrascht uns mit ihrer Moderne und wirkt dennoch irgendwie bodenständig und nicht hektisch. Über die Warschauer Flaniermeile „Krakowskie Przedmieście “ laufen wir bis zum Königsschloss und dem Marktplatz in der Altstadt. An vielen Ecken spielen Musiker und Künstler zeigen ihr bestes.
Neben der Altstadt schauen wir uns in Warschau noch den Łazienki-Park an, welcher sich malerisch auf einer riesigen Fläche im Süden der Stadt findet.
Masowien – Die größte Woiwodschaft in Polen
Strand Zegrze Stausee
Zegrze Stausee
Polen ist ein Zentralstaat und ähnlich wie bei uns gibt es verschiedene Verwaltungsbezirke (poln. Woiwodschaft). Die größte Woiwodschaft ist Masowien und erstreckt sich rundum Warschau.
Nachdem wir Warschau hinter uns gelassen haben, machen wir nochmal eine Badepause am Zegrze Stausee. Bis zu den Masuren gibt es kaum noch Seen und so fahren wir meistens auf idylischen Nebenstraßen zwischen Weiden, Feldern und Wäldern. Die Landschaft bietet uns nur wenig Abwechslung und so sind wir froh, dass wir bereits nach zwei Tagen die Seenlandschaft Masuren erreichen.
Seenlandschaft Masuren – Camping und Badespaß
See Zawadzkie
Der Radweg durch den Wald wird gerade erst gebaut.
Schlammige Waldböden
Marienburg
Blick auf unseren Frühstückstisch
Die Masuren sind wunderschön und nach so einer langen Radreise eine willkommene Abwechslung. Wir fahren quasi von Campingplatz zu Campingplatz und gehen ständig baden. Auf dem Campingplatz beim See Maróz bleiben wir gleich zwei Nächte und nutzen einen Tag für eine kleine Kajakfahrt auf den umliegenden Flüssen und Seen.
Unsere Radroute durch die Masuren ist ebenfalls sehr schön und im Gegenteil zum Polen der letzten Tage und Wochen ist es hier oben recht hügelig, aber keineswegs bergig. Auf ausländische Touristen oder gar Deutsche treffen wir auch in den Masuren fast gar nicht. Nur einmal auf einem Campingplatz und ein anderes Mal auf einem Supermarktparkplatz in Allenstein kommen wir kurz mit Deutschen ins Gespräch.
Kurz vor der Stadt Marienburg enden für uns dann die Masuren. In der Stadt steht die gleichnamige Burg, welche als weltweit größtes Werk der Backsteingotik gilt.
Hansestadt Danzig und die polnische Ostsee
Eurovelo 9 nach Danzig
Schleuse für die Schifffahrt
Auf der Grünen Brücke in Danzig
Tolles Softeis
Neptunbrunnen in Danzig
Der Hafen mit dem Krantor
Blick von der Danziger Marienkirche
Langer Markt in Danzig
Dorade mit Kartoffeln und Grillgemüse
Die Westernplatte
Denkmal vor der Polnischen Post in Danzig
Polnische Post in Danzig
Seebrücke an der polnischen Ostseee
Polnische Ostsee
Ein Bad in der Ostsee darf nicht fehlen.
Heimfahrt vom Danziger Bahnhof
Deutsche Grenze hinter Stettin
Auf dem Euroradweg 9 radeln wir entspannt von Marienburg bis Danzig. Auf den Straßen wäre viel zu viel Verkehr gewesen und außerdem ist es heute sehr windig.
In die Danziger Altstadt kommen wir über die Grüne Brücke, welche vorbei am historischen Hafen führt. Gleich dahinter beginnt der Lange Markt mit dem Neptunbrunnen und dem Langgasser Tor.
Unsere verbleibende Urlaubszeit in Danig nutzen wir für die Besichtigung der Marienkirche, besuchen die Markthalle und machen eine Hafenrundfahrt zur Westernplatte, wo 1939 nachdem Überfall auf Polen der Angriff auf Danzig begann. Auch eine Fahrt zur Ostsee lassen wir uns nicht entgehen. Entlang der Strandpromenade schlendern wir durch das Wasser und über den Strand und springen natürlich auch ins kalte Wasser.
Am Freitag, den 20. August 2021, geht es vom Bahnhof Danzig Glowny mit der Regionalbahn über Slupsk nach Stettin. Und am Samstag dann weiter von Tantow (Deutschland) über Lutherstadt Wittenberge und Leipzig zurück nach Triebes. Somit endet unser diesjähriger Sommerurlaub und es bleiben schöne Erinnerungen einer unvergesslichen Reise.