Genau vor einem Jahr war ich mit Georg in der Fränkischen Schweiz zum Radfahren. Damals ging es von Nürnberg über Pottenstein nach Forchheim. Es war Sommersonnenwende und in den Gemeinden hat man überall bei gemütlichem Johannesfeuer ausschweifende Dorffeste gefeiert.
Dieses Jahr radel ich wieder mit Georg, sowie mit Julia, durch die Fränkische Schweiz. Am späten Freitagnachmittag treffen wir uns nach zweistündiger Autobahnfahrt mit Georg in der Bamberger Innenstadt. Nach einem kurzen Plausch und Packen der Fahrräder geht es über Oberhaid, Lauuter und Rentweinsdorf hinaus ins Grüne. Zelten wollen wir wieder in der freien Natur und so suchen wir am frühen Abend einen Zeltplatz und werden unweit der kleinen Gemeinde Losbergsgereuth auf einer abgelegenen Wiese fündig.
Aufgrund der reichlichen Niederschläge der letzten Wochen ist der Untergrund noch leicht nass und so werden wir schon beim Kochen von unzähligen nervigen Mücken geplagt. Glücklicherweise kommt zum Abend Wind auf, welcher uns die Mücken und Fliegen vertreibt. So können wir uns wenigstens den Kartoffelbrei mit Zwiebeln und Krautsalat sowie die Schokolade und das Bier schmecken lassen 🙂
Nach einer ruhigen Nacht mit leichtem Regen geht es am Samstagmorgen weiter über Kaltenbrunn in die Thermalstadt Bad Staffelstein. Während es auf der ersten Tagesetappe noch überwiegend gemütlich dahingeht, radeln wir zum Franziskanerkloster Vierzehnheiligen sportlich steil bergauf und überholen unzählige Pilger, die ebenso den Aufstieg zum Kloster gehen.
Oben angekommen ist das Kloster leider geschlossen und der nächste Einlass zur Messe erst in einer guten halben Stunde. Die meisten Pilger vergnügen sich die Zeit ohnehin erstmal in der Brauereigaststätte Vierzehnheiligen, welche mit schattigen Bänken und kühlem Bier zum Verweilen einlädt.
Für uns geht es aber ohne Pause weiter Richtung Weismain. Bis zur Ortschaft Lahm radeln wir noch schweißtreibend hoch bis auf über 500 Höhenmeter und können dann eine schwungvolle Abfahrt bis kurz vor Weismain genießen. Nahe Schammendorf machen wir Mittagsrast bei Brot, Käse, Obst und Gemüse und entschließen uns für eine kleine Abkürzung über Weiden nach Hollfeld.
Während in unserer Heimatstadt Zeulenroda-Triebes am Freitagabend heftige Regenfälle waren, haben wir in der Fränkischen Schweiz bisher viel Glück mit dem Wetter. Seit dem Vormittag ist es zunehmend freundlicher und sonniger geworden. In Hollfeld müssen wir noch letzte Einkäufe für das Abendessen sowie für den Sonntag erledigen und füllen nochmal unserer Wasservorräte auf.
Kurz vor 17 Uhr erreichen wir Heckenhof, wo in der historischen Brauerei das dunkle Lagerbier Kathibräu gebraut wird. Die Brauereigaststätte mit schattigen Freisitz ist beliebtes Ausflugsziel und so treffen wir hier auf dutzende Fahrradfahrer, Wanderer und Motorradfahrer. Den Biergarten dürfen wir aufgrund der anhaltenden Covid-19
Pandemie nur mit Mundschutz betreten, welchen man aber am Biertisch wieder absetzen darf. Auch ist das Ausfüllen eines Zettels mit Namen, Adresse und Telefonnummer obligatorisch, sodass man im Falle einer Infektion die Infektionskette nachvollziehen kann.
Trotz dieser Maßnahmen ist die Stimmung dennoch erfreulich gut und ausgelassen. Und so gesellen sich nach kurzer Zeit weitere Gäste an unseren Tisch, die uns sogleich einen guten Tipp für einen nächtlichen Zeltplatz geben. Unsere Zelte schlagen wir an diesem Abend zwischen Aufseß, Brunn und Reckendorf auf und sitzen noch bis spät in die Nacht in gemütlicher Runde am Lagerfeuer.
Am Morgen geht es nach dem Frühstück in die letzte Etappe Richtung Forchheim. Da wir über Heiligenstadt i. OFr. dem Radweg entlang des Leinleiterbaches folgen, haben wir keine Steigungen mehr vor uns und erreichen Forchheim gegen 11 Uhr. Mit der S-Bahn fahren wir gemeinsam nach Bamberg und müssen fast noch ein Bußgeld zahlen, da wir keine Fahrradkarten haben.
In Bamberg besichtigen wir zum Abschluss noch die Altstadt, radeln durch die verwinkelten Gassen und Nebenstraßen, Essen einen Dürüm, trinken ein Rauchbier im Schenkerla Brauhaus und schlemmen zum Nachmittag ein Eis. Im Bamberger Dom sowie in den Rosengärten sind wieder viele Touristen unterwegs und auf der Regnitz paddeln Freizeitsportler im Kanu oder Kajak. Nach den Einschränkungen der letzten Wochen durch Covid-19 könnte man schon fast den Eindruck gewinnen, dass so langsam wieder Normalität einkehrt.
Am späten Nachmittag geht es für Georg mit der Bahn zurück über Nürnberg nach Baden-Württemberg. Währenddessen fahren Julia und ich mit dem Auto über die A70/ A9 zurück nach Thüringen. Für uns alle steht schon fest, dass wir im nächsten Jahr gerne wieder eine Radtour durch die Fränkische Schweiz unternehmen wollen.