Es ist mild und sonnig an diesem Freitagnachmittag als ich in Dresden am Hauptbahnhof stehe am Ausgang Bayerische Straße. Also perfektes Herbstwetter für eine kleine Wandertour. Mit Walther, Torsten und Erik geht es über das Wochenende ins Lausitzer Gebirge in der Nähe von Böhmisch Kamnitz. Unseren Startpunkt Hillemühl erreichen wir gegen 16 Uhr und nach kurzer Suche findet sich auch ein passender Parkplatz. Die ersten Kilometer wandern wir erstmal auf kleinen Waldwegen und Trampelpfaden und obwohl wir noch viel Zeit hätten entscheiden wir uns nach drei Kilometern bereits für einen Zeltplatz. Immerhin haben wir hier zwei Bänke und einen Tisch und sind vor Wind gut geschützt. Unsere Tour ist mit knapp 36km sowieso recht entspannt und so können wir die fehlende Strecke auch noch morgen nachholen.
Die Nacht war ruhig und für die Jahreszeit sehr mild, sodass es in unseren dicken Schlafsäcken schon fast zu warm wurde. Als ich am morgen das Zelt abbaue und mich auf die Bank setzen will kommen mir drei Wanderer entgegen, welche ich wegen der Hunde zunächst für Jäger halte. Leider können Sie kein Deutsch oder Englisch und so bleibt es nur bei einer kurzen freundlichen Begrüßung, ehe sich unsere Wege wieder trennen.
Wir wandern zunächst ein paar Kilometer und machen dann im Wald auf einem querliegenden Baumstamm zwischen Buchen und Eichen unsere Frühstückspause. Obwohl die Gegend eigentlich sehr dicht bewaldet ist, bieten sich immer wieder schöne Weitblicke, da der Borkenkäfer die letzten Jahre an vielen Hängen für Kahlschlag gesorgt hat. Immerhin kommen schon wieder neue Büsche, Sträucher und Bäume nach und in ein paar Jahren sollte sich der Wald wieder wandeln. Auf unserer Tour treffen wir des Öfteren auf Bunkeranlagen, welche im gesamten Sudetenland von der Tschechoslowakei entlang der Grenze zum Deutschen Reich errichtet wurden. Das Befestigungssystem gilt als eine der größten Anlagen ihrer Art und wurde in den 1930er Jahren nach dem Vorbild der französischen Maginot-Linie errichtet. Mit dem Münchener Abkommen von 1938 wurde beschlossen, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an Deutschland abtreten musste. Die gewaltige Verteidigungsanlage kam somit nie zum Einsatz. Dies erklärt auch warum an den Anlagen keinerlei Spuren von Schüssen und Einschlägen erkennbar sind.
Unser erstes Highlight ist der Hanfkuchen, welchen wir am späten Vormittag erreichen. Von der Felsformation haben wir einen sonnigen und klaren Blick über die umliegenden Berge und machen hier kurz Rast. Danach geht es wieder etwas ins Tal und danach sofort wieder bergauf zum Tannenberg (776m). Gegenüber der Gaststätte finden wir eine kleine Bank für unsere Mittagsrast und gönnen uns eine Runde böhmisches Bier. Am Nachmittag geht es dann wieder runter ins Tal und an der Bahnstation Chribska machen wir eine längere Pause im Biergarten. Erst als die Sonne schon fast unterzugehen droht, machen wir uns wieder auf und wandern die letzten Tageskilometer nach Schönfeld. Nach einer kurzen Überlegung entscheiden wir uns noch etwas in die Nacht hineinzuwandern, da es unweit vom Kaltenberg eine kleine Schutzhütte geben soll und wir uns natürlich immer über eine Sitzgelegenheit am Zeltplatz freuen. Somit sind wir diesen Abend erst gegen 19 Uhr am Ziel und müssen unsere Zelte bereits mit der Stirnlampe aufbauen, was wir aber sowieso schon blind können. Immerhin sind wir mitten im Wald und somit auch gut windgeschützt.
Am nächsten Morgen wollen wir noch auf den Kaltenberg, aber zunächst sind wir uns uneinig, da es noch sehr nebelig ist und die Weitsicht gegen Null geht. Auch nach dem Frühstück wird es nicht wirklich besser, aber wir entscheiden uns trotzdem für den Aufstieg – es ist ja auch kein Umweg. Oben angekommen erstmal die Ernüchterung, dass sich der Nebel noch hartnäckig hält. Erik und ich gehen trotzdem auf den luftigen Aussichtsturm, doch die Sicht beträgt maximal 50 Meter. Erst als wir wieder Richtung Tal wandern, klart es sich allmählich auf. Auf den letzten Kilometern kommen wir noch an einem Wasserfall vorbei, welcher aus einer Höhe von 4-5 Metern hinabfällt und uns nochmal Anlass für eine kurze Pause gibt. Unseren Startpunkt Hillemühl und das Auto erreichen wir dann kurz nach 11 Uhr und somit endet auch wieder diese Wandertour.