Die letzten 300 Kilometer bis Goa radeln wir durch dichte Regenwälder auf teils entlegenen Straßen. Es geht nochmal beachtlich auf und ab, sodass wir einige Höhenmeter zurücklegen. In den Morgenstunden genießen wir die grandiosen Sonnenaufgänge sowie den kühlen erfrischenden Nebel. Entlang der Straße finden wir des Öfteren einen Imbiss und gönnen uns fortan jeden Morgen zum Frühstück ein leckeres Omelett und einen heißen Tee. Dass wir mittlerweile wieder weit im Süden sind merken wir nicht zuletzt an der Hitze, welche besonders nachmittags einsetzt und sich am besten mit Eis, frisch gepresstem Zuckerrohrsaft und Melonen ertragen lässt.
Am letzten Morgen vor unserer Ankunft in Goa endet unsere Straße abrupt vor einem Stausee. Nach Auskunft der Einheimischen wurde dieser erst vor zwei Jahren angelegt und ist deshalb noch nicht auf unserer Karte eingezeichnet. Glücklicherweise müssen wir keinen großen Umweg radeln und können stattdessen dem National Highway 66 Richtung der Stadt Talera folgen.
Das wir bald in Goa ankommen merken wir jetzt auch an den Menschen selbst. Von überall ruft man uns zur Begrüßung „Good Journey“ und „Goa Goa“ zu und oft ergeben sich während der Fahrt kleinere Gespräche mit TukTuk- und Motorradfahrern.
Und dann ist es soweit. Am zweiten Dezember 2017 kommen wir am frühen Morgen in unserem Zielort Arambol an. Weil Nico schon einmal hier war kennt er sich gut aus, sodass wir eine prima Unterkunft abseits der Straße finden. Die nächsten fünf Tage verweilen wir in dem gemütlichen Örtchen und wollen anschließend etwas weiter nach Süden radeln.
In Arambol erledigen wir auch kleinere organisatorische Sachen. Ich muss z.B. meine Fahrradkette nachspannen, die Bremsbeläge wechseln und ein weiteres Loch im Reifen flicken. Außerdem lasse ich die Gurte an meinen Packtaschen umnähen, damit diese sich nicht wieder in die Speichen wickeln. Zu meiner Erleichterung klappt es auch wieder mit der Bargeldversorgung, ohne dass meine Kreditkarte gesperrt wird (siehe hierzu
Blogbeitrag #40).
Ansonsten bummeln wir am Strand entlang oder lassen es uns in einem der unzähligen Cafés bzw. auf unserer Veranda gut gehen. Eine halbe Stunde Fußweg nördlich von unserer Unterkunft gelangen wir über einen kleinen Trampelpfad zum „Banyan Tree“, welcher auch als Kifferbaum bekannt ist. Unter diesem verzweigten schattigen Plätzchen sitzt ein indischer Guru und begrüßt uns freundlich nickend dem spirituellen Kreis beizusitzen. Mit seinen Anhängern, meist russische Touristen, wird ganztags meditiert und gesungen, wobei zwischendurch immer wieder die Marihuana-Pfeife kreist. Mittlerweile ist die Bekanntheit so groß, dass ständig Leute vorbeikommen und nicht selten auch kleine Gastgeschenke in Form von Essen, Alkohol oder Kleidung mitbringen.