Radtour: Fränkische Schweiz (21.06.2019-23.06.2019)

Es ist das vorletzte Juni-Wochenende 2019 und zusammen mit Georg, welcher aus der Nähe von Stuttgart angereist ist, will ich drei Tage von Nürnberg durch die Fränkische Schweiz bis Bamberg radeln.

Unsere Tour startet direkt vom Hauptbahnhof in Nürnberg und dem gut ausgebauten Radwegenetz folgen wir stadtauswärts, wobei wir die unzähligen Schnellstraßen und den Verkehr erst nach gut 50 Kilometer hinter uns lassen. Auf einer Wiese machen wir am frühen Nachmittag noch Rast, Essen Quinoa-Salat, blicken nochmal auf die vorbeiführende Autobahn und wechseln dann endgültig auf abgelegene fränkische Landstraßen.

In einer kleinen Ortschaft erledigen wir noch letzte Einkäufe und mit fränkischem Bier und Grillwürsten bepackt, schieben wir bei der nächstbesten Gelegenheit unsere Fahrräder von der Straße und richten unseren Zeltplatz auf einer Wiese ein, welche von Zecken nur so wimmelt. Zum Glück haben wir unsere FSME-Auffrischung nicht vergessen.

Am nächsten Morgen geht es nach einem guten Frühstück weiter vorbei an Dörfern und Kirchturmspitzen, wobei wir über die Städte Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg und Neuhaus a.d. Pegnitz radeln. In ersterer kaufen wir unser Mittagessen ein und füllen unsere Wasservorräte auf. Vor dem Lebensmittelgeschäft treffen wir dabei auf zwei Leipziger, welche mit dem VW-Bus über das Wochenende hier in die bayerische Provinz gefahren sind und die umliegenden Kletterfelsen erklimmen wollen. Der betagte, aber kultige Bus ist dafür gleich optimal ausgestattet und bietet zudem auch ausreichend Platz zum Schlafen. Wir wünschen den beiden viel Spaß und schwingen uns wieder auf die Drahtesel.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt sind auf unserer Karte unzählige Höhlen und Grotten eingezeichnet, sodass wir neugierig werden. Bei der Bismarckgrotte südlich von Neuhaus a.d. Pegnitz machen wir somit Mittagspause. Nach dem Essen wollen wir noch fix den Mantel von Georgs Fahrrad richten und lassen dafür die Luft aus dem Sclaverand-Ventil. Als wir den Reifen wieder aufpumpen wollen, stellen wir überrascht fest, dass meine Luftpumpe defekt ist. Zwar geht der Aufsatz für das Autoventil, aber der sonst nie benutzte Aufsatz für das Sclaverand-Ventil ist unbrauchbar. Es hilft alles nichts und so beschließt Georg mit dem ausgebauten Rad in die nächste Ortschaft zu radeln, wobei ich zurück bleibe und auf unsere Ausrüstung aufpasse. Währenddessen komme ich mit zwei Höhlensteigern ins Gespräch, die gerade ihre Overall-Anzüge anziehen. Früher als erwartet ist dann auch schon wieder Georg zurück, welcher ohne große Bemühungen sofort Hilfe im nächsten Dorf finden konnte. Das aufgepumpte Rad schnell eingebaut, packen wir noch unsere Sachen und machen noch einen kleinen Abstecher zur Bismarckgrotte. Dort können wir aber nur die ersten 5 Meter einsteigen, da ohne Licht und Ausrüstung das Weitergehen zu gefährlich wäre.

Da wir etwas Zeit verloren haben und unsere planmäßige Tour noch einen großen Bogen über Hollfeld und Scheßlitz bis Bamberg gemacht hätte, beschließen wir kurz vor Pottenstein abzukürzen und am nächsten Morgen direkt nach Forchheim zu radeln. Da wir somit wieder reichlich Luft in unserer Zeitplanung haben, beschließen wir eines der unzähligen Dorffeste zu besuche, welche an diesem Wochenende in jedem zweiten Dorf stattfinden. Unsere Wahl fällt letztendlich auf das Johannesfeuer in Waidach. Als wir am Nachmittag dort ankommen wird gerade noch aufgebaut und vorbereitet und ein kleiner Junge von vielleicht 12 Jahre, der jedoch redet und auftritt wie ein 60 Jähriger, bietet uns seine Hilfe an und lotst uns zum nächsten Supermarkt, wo wir uns noch für den Abend und den nächsten Tag versorgen.

Unseren Zeltplatz für die Nacht finden wir gar nicht weit von der Ortschaft Waidach auf einer gut versteckten Wiese im Wald. Unsere Zelte und Ausrüstung lassen wir ohne weitere Bedenken zurück und fahren mit unseren Rädern zum Festplatz. Als wir dort ankommen brennt das Johannesfeuer bereits lichterloh und als die Dorffeuerwehr ihre Schläuche ausrollt denke ich zunächst noch, dass es sich um eine spielerische Übung handelt. Als dann aber die ersten Spritzen auf das Festfeuer schießen bemerken wir den Funkenflug, der durch den ungünstigen Wind direkt auf das Festzelt, den Bierwagen und die dahinterliegenden Häuser und Dächer fällt. Trotz der Dramatik, den fast faustgroßen Brandlöchern im Festzelt, dem Spritzwasser und Russ überall, ist die Stimmung dennoch heiter und entspannt. Und so setzen wir uns auf eine Bank mit Fremden, bestellen gemeinsam unser erstes Kristallweizen und bestaunen die gut organisierte Dorffeuerwehr, wie sie mit viel Mühe fast drei Stunden braucht um das geschichtete Feuerholz zu löschen. Im Festzelt treffen wir dann auch wieder unseren jungen Freund vom Nachmittag, der uns sofort wieder erkennt und schon von weitem grüßt. Mit seinen vielleicht 12 Jahren unterhält er die halbe Gesellschaft, macht markante Ansagen und Witze und versorgt zudem alle Gäste mit Bier, Wein und Schnaps.

Nach diesem schönen Dorffest geht es am Sonntag dann weiter entlang des Flusses Wiesent bis Forchheim. Mit der Bahn machen wir beide noch einen Abstecher nach Bamberg, besichtigen dort die Altstadt und entspannen noch einmal bei sonnigem Wetter an den Ufern der Regnitz, ehe wir dann mit der Bahn auf getrennten Wegen wieder Richtung Thüringen und Baden-Würtemberg aufbrechen.

Mittagsrast am ersten Tag
Abendlicher Zeltplatz
Charakteristische Felsformation in der Fränkischen Schweiz
Bismarckgrotte
Eingang zur Bismarckgrotte
Pottenstein
Unser Zeltplatz bei Weidach
Johannesfeuer in Weidach
Es ist Kirschenzeit in Bayern
Triviales am Straßenrand 🙂
Regnitz in Bamberg