Es ist Mitte September 2020 und wir haben nochmal einen richtig drückend heißen Spätsommer in Deutschland. Das Wetter ist also bestens und so geht es übers Wochenende paddeln auf der Freiberger Mulde. Unsere Wandergruppe – Torsten, Erik, Christian und Ich – trifft sich am Freitagnachmittag in Leisnig (Sachsen) wo wir unsere Kajaktour starten. Bis Sonntag wollen wir die knapp 45 Kilometer auf dem Fluss zurücklegen und dabei über Grimma bis an unseren Zielpunkt in Wurzen gelangen.
Nach der Begrüßung und einem kurzen Plausch nehmen wir vom Bootsverleih die Kanus entgegen und sind überrascht, wie viel Stauraum die Wanderkajaks bieten. Hinter dem Sitz ist ein üppiges Staufach mit Spritzschutzdeckel und obwohl das Fach nicht wasserdicht ist, ist unser Gepäck trotzdem ausreichend vor Spritzwasser geschützt. Die wichtigen Sachen wie Schlafsack, Kleidung und Elektronik verstauen wir ohnehin in dafür vorgesehene Packtaschen und Tonnen.
Nachdem wir alles verpackt haben, lassen wir die Boote zu Wasser und schon kann es losgehen. Die ersten Meter sind noch etwas ungewohnt, aber bereits nach kurzer Zeit haben wir Balance und Takt gefunden. Zu unserer Überraschung ist die Freiberger Mulde nicht sehr tief, sodass wir des Öfteren auf Grund laufen. Dann hilft meistens nur noch Abdrücken oder gar Aussteigen.
Am Abend des ersten Tages kommen wir noch am Wasserschloss Podelwitz vorbei und passieren die Muldenvereinigung (Zwickauer Mulde/ Freiberger Mulde), wo wir ein paar hundert Meter flussabwärts ein Zeltlager auf einer Uferwiese finden. Bis in die späten Abendstunden sitzen wir noch bei milden Temperaturen vor unseren Zelten und haben seit unserer letzten Begegnung vieles zu erzählen. Am nächsten Morgen starten wir nach dem Frühstück gemütlich in den Tag. Die Strömung auf der Mulde ist meist stetig und berechenbar und nur selten gibt es Stromschnellen.
Die Stadt Grimma erreichen wir gegen Mittag und hier haben wir unsere erste Wehrstufe zu umgehen. Den Ausstieg auf der linken Flussseite finden wir noch, aber dann fehlt uns der Durchblick wo wir die Boote wieder einlassen können. Weiter vorne versperrt eine Mühle und ein Mühlgraben den Einstieg und auch auf der gegenüberliegenden Flussseite ist nichts ersichtlich. Während Erik und Torsten ihre Boote durch die Stadt tragen und auf der linken Flussseite einen Einstieg gefunden haben, gehen Christian und Ich auf die rechte Flussseite, wo wir eine flache Uferstelle gesichtet haben. Nachdem wir die Boote ins Wasser gelassen haben, müssen wir leider feststellen, dass wir mit unseren Kajaks nicht durch den flachen Flussverlauf kommen. Da hilft alles nichts und letztendlich müssen wir die Boote barfuß gute 150m durch das steinige Flussbett ziehen.
Nach dieser Tortur machen wir erstmal hinter der Grimmaer Altstadt am Terrassenufer Mittagsrast. Im nahegelegenen Rewe versorgen wir uns noch mit Verpflegung und Bier. Und da ich am Vortag stolzer Onkel geworden bin, gebe ich zur Feier des Tages noch eine Runde Eis aus 🙂
Am Nachmittag wird es zunehmend heißer und eigentlich wollen wir kurz hinter Grimma eine schattige Stelle suchen, wo wir eine längere Pause einlegen können. Doch die Uferseiten sind entweder zu steil oder zugewachsen, sodass wir nicht anlegen können. Wir paddeln stattdessen weiter flußabwärts, machen eine kleine Pause auf dem Wasser in einer schattigen Flußkurve und erreichen zum Nachmittag das Wehr Golzern, wo wir unsere Kajaks ein weiteres Mal mühsam umsetzen müssen. Der Einstieg ist zwar diesmal nicht so weit entfernt, dafür aber sehr steil und unwegsam. Daher entschließen wir uns auch für eine kleine Verweilpause und treffen dabei auch auf weitere Paddler, die mit einem großen Kanadier unterwegs sind.
Nach dem Passieren der Wehrstufe Golzern suchen wir auf der Höhe der Ortschaft Nerchau einen Zeltplatz, können uns aber nicht einigen, da jeder andere Vorstellungen und Ansprüche hat. Letztendlich finden wir aber eine gute Stelle zum Anlegen und eine weitläufige Wiese, womit jeder von uns zufrieden ist. Nach dem Aufschlagen der Zelte köcheln wir unser Abendessen und trinken noch ein paar Bierchen und ein paar Becher Wein. Während Torsten die Müdigkeit überfällt sitze ich diesen Abend noch bis spät in die Nacht mit Christian und Erik und plaudere über Wirtschaft, Politik, Arbeit, Freizeit und andere Themen.
Am Sonntag steht uns nur noch ein kurzer Abschnitt bis zum Muldewehr Wurzen bevor. Somit lassen wir es auch außerordentlich ruhig angehen, schlafen lange aus und packen dann langsam unsere Sachen. Bei Trebsen müssen wir ein letztes Mal eine Wehrstufe umgehen und dabei nochmal gut 200m unsere Kajaks über die Wiese ziehen. Als Belohnung geht es dann aber nochmal auf urigen Flusskurven vorbei an Trebsen und Nitzschka. Zur Mittagsstunde erreichen wir dann unseren Zielpunkt kurz vor Wurzen, landen die Kajaks und treffen wie vereinbart unseren Bootsverleiher, welcher uns abholt und noch bis Grimma mitnimmt. Mit dem Zug geht es dann weiter zurück nach Leisnig, wo wir uns am Nachmittag letztendlich verabschieden und jeder seinen Heimweg antritt.