Nach einem langen sonnigen Oktober hat nun Ende November endlich der Herbst Einzug gehalten. Das Wetter ist rau und kühl und vielleicht schon ein Vorbote auf den nahenden Winter. Unsere nun schon seit über 7 Jahren bestehende Wandergruppe (diesmal Erik, Julian und Ich) hat noch eine letzte Tour für dieses Jahr geplant.
Wir nutzen (wie so viele) noch einmal die Gelegenheit dem durch Covid-19 eingeschränkten Alltag zu entfliehen und planen für das 1. Adventwochenende eine Wandertour von Mehltheuer bis nach Feilitzsch. Dabei wollen wir auf einer Route von fast 40km das südliche Vogtland, das Burgsteingebiet sowie einen Teil des Grünen Bandes (ehemalige innerdeutsche Grenze) durchqueren.
Wir starten gut ausgerüstet mit Zelt, Schlafsack und Isomatte am Freitagnachmittag kurz vor Dämmerung in der kleinen Ortschaft Mehltheuer. Die ersten Kilometer geht es durch den Forst und später entlang der Syrau-Kauschwitzer Heide. Im Wald brauchen wir bereits die Stirnlampen, ohne die wir sonst in der Dunkelheit nichts mehr sehen würden.
Ein paar Kilometer westlich von der Stadt Plauen durchqueren wir das Naturschutzgebiet „Großer Weidenteich“ und finden kurz dahinter eine Schutzhütte, wo wir am ersten Abend unsere Tour beenden und die Zelte aufschlagen. Es ist bereits nur noch 1-2 Grad über Null und für die Nacht sind leichte Minusgrade gemeldet. Mit unseren Spiritus- und Benzinkochern bereiten wir unser Abendessen zu und köcheln Tee und Glühwein, um uns warmzuhalten.
Die Nacht war frostig kalt und am nächsten Morgen ist die Landschaft in Nebel und Frost gehüllt. Um nicht zu stark auszukühlen packen wir zügig unsere Sachen und laufen uns zunächst einige Kilometer warm, ehe wir kurz vor der Gemeinde Kröstau unsere Frühstückspause einlegen. Nach dem ersten Kaffee und einer kleinen Stärkung geht es weiter ins Burgsteingebiet. Zunächst queren wir den Kemnitzbach und die Kienmühle und gelangen über den Burgsteinlehrpfad bis zur Burgsteinruine Krebes. Hier legen wir unsere Mittagspause ein und besichtigen die spätmittelalterlichen Burg- und Kirchenruinen.
Auf dem Kammweg überqueren wir den 600m hohen Berg „Vordere Platte“. Die Gegend hat schon früher unzählige Dichter und Künstler inspiriert wie z.B. den vogtländischen Illustrator Hermann Vogel, welcher die landschaftlichen Aspekte in seine Märchenillustrationen einfließen lassen hat. Bis heute bekannt sind insbesondere seine Zeichnungen zu den Erzählungen der Märchen der Gebrüder Grimm – siehe Link: Hermann-Vogel-Haus
Mittlerweile haben wir die Hälfte unserer Tour geschafft und müssen jedoch dringend unsere Wasservorräte auffüllen. Wir peilen deshalb eine Wasserstelle an, welche wir auf der Karte ausgemacht haben und sind froh, dass die Quelle sauberes Trinkwasser hat. Gut versorgt starten wir in unsere letzte Etappe, dem Grünen Band. Die ehemalige innerdeutsche Grenze hat früher Ost- und Westdeutschland getrennt und ist heute ein wertvolles Biotop mit einzigartiger Flora und Fauna, welches sich auf einer Länge von über 1.400km erstreckt. Noch gut sichtbar ist der alte Plattenweg sowie der KFZ-Sperrgraben. Andere Merkmale der Grenze wie z.B. Beobachtungstürme Stacheldraht- und Gitterzäune oder Lichtsperren sind weitestgehend nicht mehr vorhanden. Einen nahezu vollständigen Eindruck der Grenze kann man heute noch in Freilichtmuseen wie z.B. dem DDR-Museum Mödlareuth erfahren.
Da das Grenzgebiet seit Jahrzehnten nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war und sich somit viele seltene Tier- und Pflanzenarten ungestört ansiedeln konnten, ist es heute wertvolles Naturschutzgebiet und das größte Biotopverbund in Deutschland. Wir suchen uns deshalb für diesen Abend einen abgelegenen Zeltplatz in einigen Kilometern Entfernung auf einer höhergelegenen Lichtung. Immerhin sind wir hier gut geschützt vor Wind und Wetter und kommen trotz eisiger Temperaturen gut durch die Nacht.
Am Sonntagmorgen geht es nach Frühstück und Kaffee die letzten Kilometer ins nahegelegene Feilitzsch, wo wir unsere Tour beenden und mit dem Zug zurück nach Mehltheuer fahren.