Unsere diesjährige Radreise wird ganz anders als die unzähligen Reisen der letzten Jahre. Im Herbst des vorigen Jahres wurde unsere kleine Luise geboren und sie wird uns dieses Jahr auf unserer Radreise durch Dänemark begleiten.
Als Vorbereitung haben wir uns in diversen Reiseblogs zum Thema „Radreisen mit Baby“ informiert und haben einige Familien gefunden, wo es ganz gut geklappt hat. Zudem haben wir vor unserer Reise eine dreitägige Radtour mit Zelten entlang des Saaleradweges von Jena nach Halle/ Saale unternommen. Unsere Erfahrungen waren überwiegend positiv, sodass wir uns das Abenteuer „Ostseeradweg Dänemark“ durchaus zutrauen. Dänemark ist zudem ein ideales Radreiseland, da es im ganzen Land ein dichtes Netz an Schutzhütten (sog. Sheltern) gibt, welche man meist kostenlos bzw. gegen eine geringe Gebühr von ca. 5 Euro nutzen kann.
Ich habe von Ende Juni bis Ende August Elternzeit und wir haben somit reichlich Zeit für eine Radreise und sind auch nicht in Eile und wollen stattdessen lieber kleine Etappen radeln. So haben wir letztendlich viel mehr Zeit miteinander zum Entspannen, Spielen, Baden und zum Rumliegen am Strand. Womit wir jedoch nicht gerechnet haben werden, ist der regnerische Sommer, welcher uns die nächsten Tage in Dänemark bevorstehen wird.
Die Reise beginnt…
Am Montag, den 26.06.2023, starten wir mit vollgepacktem Auto von Thüringen auf der A9 Richtung Berlin. Das Wetter ist sommerlich heiß und die Stimmung und Vorfreude riesig. Leider stehen wir schon kurz vor Leipzig im Stau und kommen nur in Schritttempo vorwärts. Bei Bitterfeld müssen wir die Autobahn schon wieder verlassen, denn es ist Mittagszeit und Luise wird unruhig und wird bald wieder Hunger bekommen. Wir fahren deshalb zum naheliegenden Goitzschesee und machen dort am Seeufer eine ausgedehnte Autorast.
Zwei Stunden später haben wir Luise gefüttert, bespielt und ausgepowert, sodass wir unsere Fahrt fortsetzen können. Für diesen Tag wollen wir nur noch bis Berlin/ Kleinmachnow, wo meine Tante wohnt, und kommen ohne nennenswerte Verkehrsstörungen an unser Ziel. Meine Tante erwartet uns schon mit Kaffee und Kuchen und bis Mittwoch bleiben wir zu Besuch und machen einen kleinen Ausflug zum naheliegenden Wannsee.
Nachdem wir die restlichen 500km von Berlin über Hamburg nach Dänemark geschafft haben, erreichen wir am Mittwochabend unseren Startpunkt Apenrade. Die erste Nacht verbringen wir auf dem städtischen Campingplatz. Am nächsten Morgen fahren wir dann unser Auto in das 15km entfernte Hellevad, wo wir es bei einem Bekannten von einem Freund abstellen können.
Nun können wir endlich unsere Radreise starten und fahren zunächst wieder zurück nach Apenrade um von hier dem Ostseeradweg N8 zu folgen. Unseren ersten Shelter erreichen wir an diesem Abend nahe der Stadt Nybol und sind überrascht, wie bergig es in Dänemark ist. Immerhin haben wir Glück, da wir den Shelter noch rechtzeitig erreichen, bevor sich der Abend einregnet. Schnell bauen wir noch das Zelt auf und setzen uns in die geräumige Schutzhütte, wo Luise krabbeln kann und wir kochen und essen können.
Am nächsten Morgen geht es bei sonnigen Wetter weiter bis Sonderborg. Bei unserer Ankunft wird gerade die Brücke hochgefahren, sodass die Schiffe durch die Bucht fahren können. Anschließend fahren wir noch zum Einkaufen in die Stadt und besorgen für Luise eine Regenhose – eine Anschaffung, welche wir später sehr zu schätzen wissen werden 🙂 Am Nachmittag geht es weiter bis Fynshav, wo wir uns einen Zeltplatz suchen. Mit unseren schwer bepackten Fahrrädern und dem Kinderanhänger haben wir die letzten zwei Tage jeweils ca. 50km geschafft und sind jetzt natürlich etwas geschafft und müde. Für morgen Vormittag ist wieder Regen gemeldet und so genießen wir nochmal die letzte Sonne, sitzen auf der Campingdecke und haben einen wunderschönen Blick auf das Meer.
Überfahrt zur Insel Aero/ Svendborg/ Unwetterpause bei Faaborg
Der Morgen startet regnerisch und glücklicherweise finden wir auf dem Campingplatz einen Pavillon wo wir frühstücken und Luise füttern können. Unsere Campingnachbarn aus Ratzeburg sind sogar so freundlich und geben uns heißes Wasser für den Babybrei.
Unsere Überfahrt mit der Fähre von Fynshav auf die Insel Aero (Soby) ist etwas aufregend, da wir im Hafen angekommen zunächst nicht wissen, wo wir die Tickets kaufen können. Erst später finden wir im Web die Internetseite der Reederei Aerofaergerne. Die Tickets für die Hinfahrt nach Aero buchen wir noch umständlich über die Telefonhotline, wobei ich gefühlt 20 Versuche benötige, um meine Email-Adresse korrekt zu buchstabieren. Ansonsten verläuft die knapp einstündige Überfahrt aber problemlos. Auf der Insel angekommen, fällt uns sofort auf, dass es so gut wie keinen Autoverkehr gibt und außerhalb der Stadt Soby ist es erstaunlich ruhig und selbst Touristen sucht man vergeblich.
Wir folgen zunächst der Radroute EV10 auf der Nordseite und wechseln dann bei Vindeballe auf die Südseite. Unterwegs flicken wir noch einen Platten am Kinderwagen und machen sogleich eine kleine Kaffeepause. Bei der Stadt Voderup erreichen wir unseren Zeltplatz und sind froh, dass es sogar Wasser und eine Toilette gibt. Unser Nachtlager liegt direkt an der Küste mit Blick über das Meer, doch leider sind wir so auch direkt dem Wind ausgesetzt, welcher seit dem Nachmittag mehr und mehr zugenommen hat und zum Abend fast sturmartig über uns hinwegweht. Neben uns zeltet ein Pärchen aus Dortmund und später kommt noch eine dänische Familie mit zwei kleinen Jungs hinzu. Während Luise im Zelt tief und fest schläft sitzen wir am Abend noch mit den Dortmundern zusammen und unterhalten uns über unsere Reisepläne, die gestiegenen Lebenskosten, ein bisschen Smalltalk über Julias Lehrerberuf und die Dortmunder berichten von ihrer Tätigkeit als Heilerziehungspfleger.
Am nächsten Morgen ist es zwar immer noch wechselhaft, aber immerhin freundlicher als am Vortag. Schwer zu schaffen macht uns aber der böige Wind, welcher sich auch die nächsten Tage noch hartnäckig halten wird. Über Aeroskobing wollen wir die Insel wieder via Fähre verlassen und buchen diesmal problemlos online die Tickets. Für die Besichtigung der malerischen Altstadt bleibt noch reichlich Zeit und so schlendern wir durch die verwinkelten Gassen mit ihren bunten Häusern, welche von Stockrosen und anderen Blumen geziert sind. Im Hafen treffen wir wieder auf unzählige andere Radreisende und kurz vor Mittag gehen wir an Board der Fähre, welche uns nach Svendborg bringt.
Dort angekommen sind wir wieder mit Regen und Gegenwind konfrontiert, sodass wir uns keine Zeit für eine Stadtbesichtigung nehmen. Stattdessen folgen wir nun der Radroute 8 entlang der Küste Richtung Faaborg. An diesem Nachmittag wollen wir eigentlich nur noch bis Langemark radeln, wo es einen privaten kostenpflichtigen Shelter geben soll. Leider ist der Besitzer bei unserer Ankunft nicht anwesend und da es Julia nicht so gut geht, fahren wir noch ein paar Kilometer weiter zum naheliegenden Shelter Fjellebroen. Mittlerweile ist der Wind so stürmisch, dass wir unser Zelt eingepackt lassen und stattdessen das Shelterhaus für unser Nachtlager wählen. Die Nacht wird dennoch sehr ungemütlich und weil der Wind pausenlos über das Dach zischt und draußen das Meer und die Bäume bedrohlich rauschen, haben wir keinen erholsamen Schlaf.
Julia hatte schon am Vorabend leicht erhöhte Temperatur und da es ihr auch am nächsten Morgen noch nicht besser geht, entscheiden wir uns für eine mehrtägige Auszeit und buchen einen Ferienwohnung in Horne bei Faaborg. Der kleine Ort Horne liegt etwa 5km westlich von Faaborg auf einer Halbinsel. Markant ist die Rundkirche aus dem 13. Jahrhundet, welche leicht erhöht über der Stadt liegt. Ansonsten sind wir mit einem Spar Supermarkt, einer Bäckerei sowie einer Pizzeria für die nächsten Tage bestens versorgt. Aufgrund der schlechten Wetterprognose bleiben wir letztendlich drei Nächte und werden unsere Radreise am Donnerstag, den 6. Juli fortsetzen.
Über Middelfart und Kolding um die Bucht „kleiner Belt“ und zurück nach Apenrade
Am Donnerstag ist der Sturm durch, der Morgen beginnt zunächst sonnig und wir starten voller Zuversicht in den Tag. Doch bereits nach wenigen Kilometern, kurz vor der Stadt Faldsled, schlägt das Wetter nochmal um und wir werden vom Regen überrascht. Wir folgen dennoch dem Radweg 8 entlang der Helnaes Bucht und immerhin wird das Wetter bis zum Mittag wieder besser, bleibt aber weiter windig. In dem kleinen Ort Saltofte machen wir Mittags- und Spielpause und für Luise gibt es sogar einen riesigen Sandkasten zum austoben. In der Stadt Assens erledigen wir noch kleinere Einkäufe und schlendern am Nachmittag durch den Hafen.
Die letzten Kilometer bis zu unserem Zeltplatz bei Sandager rollen sich dann ganz entspannt. Wir haben zudem Glück und zum Abend lässt der Wind deutlich nach und nachdem wir unser Zelt aufgeschlagen haben, können wir bei Sonnenschein den Tag ausklingen lassen. Nach Sturm und Regen der letzten Tage werden wir am Abend noch mit einem spektakulären Sonnenuntergang am Strand belohnt.
Am nächsten Tag passieren wir zur Mittagszeit den Fons Strand und können zum ersten mal bei sommerlichen Temperaturen am Strand entspannen. Am Nachmittag erreichen wir schon Middelfart und trotz Stadtverkehr kommen wir auf den Radwegen gut durch die Stadt. Nördlich der Stadt gibt es einen tollen Shelter mit Blick über die Bucht und auf die Brücke „Den Gamle Lillebaeltsbro“. Weil am Abend aber immer mehr Leute zum Shelter kommen, ziehen wir mit Luise auf einen naheliegenden Zeltplatz um. Dort haben wir mehr Ruhe und können am Abend sogar dem Konzert der Band „Take that“ lauschen.
Am Samstag, den 8. Juli 2023, folgen wir der hügeligen Straße entlang dem Fjörd in die Stadt Kolding. Zunächst machen wir eine lange Mittagspause am Badestrand im Stadtteil Strandhuse und fahren dann durch die Stadt ans gegenüberliegende Ufer zum Zeltplatz in Rebaek, wo wir den restlichen Nachmittag bei Sonnenschein am Strand relaxen. Am Abend schlagen wir unser Zelt auf und treffen auf Radreisende aus der Nähe von Wolfsburg sowie aus Fulda. Und da Luise glücklicherweise gut schläft, können wir uns am Abend noch mit den Radfahrern zusammensetzen und genießen die gemeinsamen Gespräche, die Reisegeschichten und den geselligen Abend.
Leider ist für die nächsten Tage schon wieder Regen und Gewitter gemeldet, sodass wir uns schweren Herzens entscheiden, nicht den Ostseeradweg 5 entlang der Küste zu radeln. Stattdessen fahren wir direkt über Christiansfeld und Haderslev Richtung Apenrade zurück. Unseren letzten Tag der Radreise lassen wir bei Sonnenschein am Strand von Sonderballe ausklingen und schlagen zum letzten mal unser Zelt am dortigen Campingplatz auf.
Am Montagmorgen kippt das Wetter wie gemeldet und bei Nieselregen fahre ich alleine die letzten 20 Kilometer bis Hellevad, wo unser Auto steht. Mit dem Velo auf den Fahrradheckträger geladen, fahre ich zurück zu Julia und Luise nach Sonderballe. Dort packen wir zusammen, beladen das Auto und bevor ich fertig werde, beginnt der nächste Starkregen und ich bin zum zweiten mal an diesem Morgen komplett durch. Auf der Heimreise nach Deutschland wird das Wetter zunehmend freundlicher und da unsere Radtour kürzer als geplant wurde, fahren wir nochmal auf die Insel Fehmarn, wo wir bis Freitag eine Ferienwohnung gebucht haben. die nächsten Tage erkunden wir die Insel und besuchen den Leuchtturm „Flügge“ und das Naturschutzgebiet Wallnau mit Strand. Außerdem erkunden wir noch den Südstrand sowie den Strand „Grüner Brink“. Und auch ein Besuch im Spaßbad „Fehmare“ darf nicht fehlen, da Luise auch endlich mal im Wasser planschen möchte und die Ostsee dafür immer zu stürmisch und kalt war 🙂
Nach etwa drei Wochen geht es wieder zurück nach Hause. Auf dem Heimweg machen wir nochmal Halt in Berlin und besuchen meinen Freund Nico, mit dem ich schon so einige Radreisen unternommen habe. Zufällig ist an dem Samstag eine Fahrraddemo in Berlin/ Neukölln und da sind wir natürlich gerne dabei. Am Abend geht es dann mit dem Auto die letzte Etappe zurück nach Thüringen. Unsere Reise endet somit und abgesehen von dem wechselhaften Wetter können wir auch auf viele schöne Momente und Erlebnisse der letzten Wochen zurückblicken.
Statistik
Datum | Distanz Km | Tagesetappe |
29.06.2023 | 51,94 | Hellevad-Nybol |
30.06.2023 | 47,92 | Fynshav |
01.07.2023 | 20,69 | Voderup (Insel Aero) |
02.07.2023 | 32,59 | Fjaellebroen |
03.07.2023 | 21,46 | Horne (Pause Unwetter, Krankheit) |
04.07.2023 | – | Horne (Pause Unwetter, Krankheit) |
05.07.2023 | – | Horne (Pause Unwetter, Krankheit) |
06.07.2023 | 55,23 | Sandager |
07.07.2023 | 40,03 | Middelfart |
08.07.2023 | 29,54 | Kolding |
09.07.2023 | 48,29 | Sonderballe Strand |
10.07.2023 | 20,27 | Hellevad (Auto abholen) |
Gesamt Km: | 367,96 |
Pannen:
- Kinderanhänger Platten
- Spanngurt im Hinterrad verfangen
- Hose Julia verloren
- Trinkflasche Luise verloren