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Global #60: Vorbei an der alten siamesischen Königstadt Ayutthaya nach Bangkok

Östlich der Stadt Mae Sot quäle ich mich 80 Kilometer durch den Taksinmaharat Nationalpark und absolviere bis zum frühen Nachmittag einen Anstieg über 1.000 Höhenmeter. Nach einer langen und verdienten Abfahrt bis zur Stadt Tak geht es weiter südwärts entlang endloser Reisfelder, welche immer wieder von Bananenplantagen durchmischt werden. Am Straßenrand werden diese ebenso wie Guaven, Jakobsfrüchte, Mangos und Papayas von den Bauern angeboten und nicht selten greife ich natürlich zu. Genauso schmackhaft und vielseitig wie die Obstauswahl ist auch die thailändische Küche. Besonders empfehlenswert sind die Suppen, die mit regionalem Gemüse und meist Reisnudeln zubereitet werden. Wer es wie ich weniger scharf bevorzugt sollte dies immer erwähnen, denn thailändische Speisen sind für ihre feurige Würze bekannt.
Auf meiner Fahrt komme ich immer wieder an buddhistischen Klöstern vorbei und so frage ich eines abends in einer Kleinstadt, ob ich auf dem Gelände der Tempelanlage mein Zelt aufschlagen darf. Ohne lange zu überlegen heißt man mich willkommen und reicht mir zu Begrüßung  eine Flasche kaltes Wasser. In der Nacht bekomme ich aber kaum ein Auge zu, da die freilaufenden Hunde mich misstrauisch beäugen und ständig anbellen und jaulen.
Am folgenden Morgen geht es nach Ayutthaya nördlich von Bangkok. Die historische Stadt war einst Zentrum des siamesischen Königreiches bis es im 18. Jahrhundert durch die Burmesen (heutiges Myanmar) nahezu zerstört wurde. Mit dem Untergang Ayutthayas wurde Bangkok als neue Hauptstadt gegründet, wobei Gebäude und Strukturen Ayutthayas als Vorbild dienten und teilweise sogar detailgetreu kopiert wurden.
Für eine umfassende Besichtigung der Altstadt bräuchte man mehrere Tage und so nutze ich meine knappe Zeit für die Besichtigung des königlichen Tempels „Wat Phra Si Sanphet“ und fahre mit dem Fahrrad eine kleine Runde durch die restliche Altstadt.
Mit Verlassen der Stadt setzt am Nachmittag ein kurzer kräftiger Gewitterschauer ein und zum ersten Mal seit Monaten bekomme ich wieder nasse Füße. Die Abkühlung ist mir jedoch sehr willkommen, da es tagsüber bis zu 37 Grad heiß wird und man bei der hohen Luftfeuchtigkeit ständig ins Schwitzen gerät.
Von Ayutthaya bis Bangkok ist es am folgenden Morgen nicht mehr weit, doch auf dem Highway herrscht bereits viel Verkehr. Im Vergleich zu Istanbul, Teheran oder Delhi ist es aber regelrecht entspannt und am 20. Februar 2018 erreiche ich gegen Mittag das Stadtzentrum Bangkoks.
Taksinmaharat Nationalpark
Bild o.l.: Jakobsfrüchte; Bild o.r.: Reisfelder; Bild unten: Zuckerfabrik (die LKWs haben Zuckerrohr geladen)
Die Straßen sind meist mehrspurig und breit und der Verkehr wird von unsinnigen Pickups dominiert.
Übernachtung im buddhistischen Kloster.
Tempelruinen von Ayutthaya
Wat Phra Si Sanphet in Ayutthaya
Schnellstraße in Bangkok
Die Khao San Straße in Bangkok ist Tag und Nacht sehr lebhaft.

Global #59: Von Myanmar nach Thailand – vom Gestern ins Heute

Die letzten 500 Kilometer durch Myanmar bis zur thailändischen Grenze vergehen wie im Flug. Die Landschaft ist meistens eben und die Straßen sind bis auf einige Abschnitte in gutem Zustand. Doch umso weiter südlich ich fahre, desto mehr habe ich mit der drückenden Hitze zu kämpfen. Hinzu kommt eine kaum erträgliche Luftfeuchtigkeit, welche tagsüber sogar den Blick auf die fernen Berge trübt.

Abgesehen davon verläuft meine Reise ruhig, sodass mir schon fast langweilig wird. Doch immer in solchen Momenten kommt es zu unerwarteten Problemen und so werde ich an einem späten Nachmittag auf ein unrundes Laufgeräusch an meinem Hinterrad aufmerksam. Bei näherer Betrachtung erkenne ich einen langen Riss im Mantel und kann es gar nicht begreifen, da der Reifen kaum fünf Tage alt ist und ich das gleiche Problem bereits wenige Tage zuvor hatte. Im Schleich-Tempo fahre ich am folgenden Morgen noch bis zur nächsten Stadt und finde zum Glück ein Fahrradgeschäft, welches mir einen brauchbaren Mountainbike-Reifen verkauft.
In der Stadt Myawaddi an der thailändischen Grenze komme ich am 14. Februar 2018 an und bin innerhalb einer halben Stunde durch den Grenzbereich. Für die Ausreise muss ich für die burmesischen Behörden ein kurzes Formular ausfüllen und bei dem thailändischen Grenzpunkt werden von mir ebenso noch kurze Angaben verlangt, ehe ich den Einreisestempel für 30 Tage Aufenthalt erhalte. 
Der Unterschied zu Myanmar fällt sofort auf. Thailand ist stark westlich geprägt, sehr modern und fortschrittlich und so fühle ich mich nach Monaten der Reise zum ersten Mal wieder fast wie zu Hause. Die Straßen sind hervorragend ausgebaut,  es gibt sogar Supermärkte, in den größeren Städten findet man gut sortierte Radfachgeschäfte und Radfahren ist hier Hobby, sodass ich auf den Straßen häufig Rennräder und Mountainbikes sehe.
In Mae Sot treffe ich mich am späten Nachmittag in einem Gasthaus mit dem US-Amerikaner und Radreisenden Michael wieder, welchen ich zwei Wochen zuvor in Myanmar getroffen habe. Nach einem gemütlichen Abend mit gutem thailändischen Essen und Bier geht es für ihn am nächsten Tag aber schon vorzeitig weiter Richtung Bangkok, wo er dringend einen alten Freund treffen möchte. Da ich in Bangkok auch einen mehrtägigen Aufenthalt plane, wollen wir uns in etwa einer Woche dort wiedertreffen.
Landwirtschaft ist in Myanmar noch Handarbeit. Bild unten: Kautschukbäume auf einer Plantage.
Die Straßen sind teils schlecht und so reißt es mir erneut den Mantel auf.
Die Berge ragen steil aus dem flachen Land empor.
Auf den weitläufigen Flächen wird viel Viehzucht betrieben.
Grenzübergang von Myanmar nach Thailand.
In Mae Sot treffe ich Michael aus den USA wieder. Aber am folgenden Tag muss er schon weiter nach Bangkok.
In Thailand gibt es wieder Supermärkte und riesige Einkaufszentren. Und naturlnat einen Hulk 🙂

Global #58: Ausweisung durch die Einwanderungspolizei aus dem Kayah-Staat – Touristen nicht willkommen! // Riss im Fahrradmantel

Nicht alle Regionen sind in Myanmar frei zugänglich. Dass ich jedoch im Osten des Landes Probleme haben sollte hätte ich nicht erwartet.
Nachdem ich durch den Shan-Staat geradelt bin wechsel ich mit der Stadt Loikaw in den Kayah-Staat. An den üblichen Checkpoints habe ich auch hier keine Probleme und werde gar nicht erst beachtet. Am folgenden Morgen mache ich in einem Restaurant in der Kleinstadt Hpruso Frühstück und kurz bevor ich gehen möchte kommen zielstrebig zwei Herren an meinen Tisch und stellen sich als Immigration Officer (Einwanderungs-Polizei) vor. Wer denen wohl von meiner Anwesenheit erzählt hat denke ich mir noch…
Ich hole wie üblich meinen Reisepass hervor und bin der Meinung in fünf Minuten wieder meine Ruhe zu haben. Doch dann wird mir zu meinem Erstaunen mitgeteilt, dass ich den Kayah-Staat nicht bereisen darf, da hier Touristen nicht erlaubt sind.
Ich versuche noch zu diskutieren, da mich eine Umfahrung des Kayah-Staates einen mindestens viertägigen Umweg über Naypyidaw kosten würde. Doch es bringt alles nichts und unter misstrauischem Blick und Eskorte werde ich bis zum letzten Checkpoint begleitet.
Mit viel Wut im Bauch radel ich die gleiche Strecke bis Loikaw zurück und entscheide mich über Pekon und Pinlaung das Shan-Hochland zu queren um meine Reise über Naypyidaw Richtung Süden fortzusetzen. Entschädigt werde ich mit schönen Landschaften, doch muss ich nun auch unzählige sowie mühsame Höhenmeter zurücklegen.
Des Weiteren habe ich am späten Nachmittag wieder einen Platten und entdecke dabei auch noch einen sehr bedenklichen Riss in meinem hinteren Fahrradmantel. Ein Problem kommt eben selten allein. Nach einer schlaflosen Nacht und den Kopf voller Probleme erreiche ich am folgenden Morgen die Stadt Pinlaung auf 1.500 Höhenmeter und bin erleichtert als ich in einem kleinen Fahrradgeschäft einen neuen Mantel bekomme. Nun kann meine Fahrt nach Westen weitergehen und bis zum Mittag radel ich überwiegend talwärts, muss am Nachmittag jedoch von 400 Höhenmeter wieder auf 1.000 Höhenmeter hochfahren. Erst am dritten Tag nach meiner Rückfahrt von Loikow verlasse ich das Shan-Hochland, erreiche am Nachmittag den Großraum Naypyidaw und kann meine Reise Richtung Thailand fortsetzen. Und die Zeit drängt, denn in zehn Tagen läuft mein Visum aus!
Ergänzung:
Nach kurzen Recherchen konnte ich in Erfahrung bringen, dass vermutlich anhaltende Kämpfe mit Rebellen im Kayah-Staat der Grund für meine Ausweisung waren. Jedoch können zahlungskräftige Touristen mit einer staatlichen Genehmigung und unter Begleitung dennoch den Kayah-Staat bereisen.
Eine Stunde nachdem ich diese morgendliches Panorama festgehalten habe werde ich aus dem Kayah-Staat ausgewiesen…
Umweg über Naypyidaw
Bildquelle: GoogleMaps
…und muss zurück an den Checkpoints vorbei zum Shan-Staat.
Vorbei am Moebyel Stausee.
Die Landschaft ist schön…
…aber der Frust über den Umweg sitzt tief.
Und dann habe ich auch noch einen Riss im Fahrradmantel, finde aber zum Glück in der Stadt Pinlaung ein Fahrradgeschäft.
Über kurvige steile Straßen geht es talwärts…
…und am Nachmittag darf ich die Höhenmeter wieder hochschwitzen!

Global #57: Radlertreffen // Fahrt durch das Shan-Hochland

Myanmar ist noch bei vielen Reisenden ein Geheimtipp, da die schrittweise Öffnung erst in den letzten Jahren erfolgte. Und so trifft man hier auch selten auf Radfahrer. Umso erfreulicher ist es für mich daher als ich nördlich der Stadt Kyaukpadaung von dem US-Amerikaner Michael eingeholt werde. Er startete seine Reise vor mehreren Monaten in China und ist über Vietnam, Laos und Thailand nun in Myanmar angekommen. Bei einer kalten Cola und einem Snack plaudern wir lebhaft über unsere Erlebnisse und müssen dann leider feststellen, dass wir jeweils genau in die entgegengesetzte Richtung weiterreisen. Während es für mich nach Osten ins Shan-Hochland geht, fährt er zur Westküste an den Golf von Bengalen. Doch auf unserer späteren Route durchqueren wir beide Thailand südwärts Richtung Malaysia, sodass wir uns sicherlich nochmal wiedersehen. Zum Abschied werden also noch schnell die E-Mail Adressen ausgetauscht, ehe sich vorerst unsere Wege trennen.
Auf meinem Weg nach Osten geht es für mich über die Stadt Meiktila durch überwiegend flache weite Landstriche, welche meist landwirtschaftlich geprägt sind. Das Shan-Hochland beginnt dann zu meinem Leidwesen schlagartig und so muss ich mich an einem Tag von 150 Höhenmeter auf knapp über 1.000 Höhenmeter hocharbeiten. Doch die kurvenreiche Straße in den grünen Tälern macht richtig Freude und nach dem halben Aufstieg werde ich bereits mit einem weiten Blick über das zurückliegende Tal entschädigt. Als sich am Abend jedoch keine Möglichkeit zum Zelten ergibt, entscheide ich mich spontan auf der Terrasse einer verlassenen Hütte unweit der Straße zu nächtigen.
Am nächsten Morgen lege ich die letzten verbleibenden 200 Höhenmeter bis zur Stadt Kalaw zurück. Hier muss ich mir noch ein neues Handtuch kaufen, da ich mein altes zuvor verloren habe und werde von der Ladenbesitzerin spontan zum Frühstück eingeladen.
Nach dieser tollen Begegnung geht es weiter durch die Hochlandebene des Shan-Staates bis zu den Städten Taunggyi und Hopong. Bei letzterer biege ich nach Süden ab um den Highway 5 zu folgen. Auf dieser malerischen Route erstrecken sich zu beiden Seiten immer wieder atemberaubende Gebirgsketten, welche in ihrer Form kaum sonderbarer und skuriller ausfallen könnten.
Unterwegs passiere ich des Öfteren Checkpoints, werde aber von den Polizisten nicht angehalten. In der Stadt Loikaw angekommen mache ich in einem Restaurant Mittagsrast und erfahre von einer Einheimischen, dass die Region erst seit ungefähr einem Jahr für Touristen zugänglich ist.
Südlich von Bagan holt mich der US-Amerikaner Michael auf seinem Rad ein.
Die grünen Täler ins Shan-Hochland sind beeindruckend.
Die Passstraße hat es in sich. Dafür genieße ich aber den weiten Blick ins Tal.
Diese Hütte am Straßenrand muss als Schlafplatz herhalten.
Oben angekommen mache ich natürlich noch ein Foto von den triumphalen Moment 😉
Das sieht aus wie ein malerischer Wasserfall. Es sind aber leider die Abwässer der Stadt Taunggyi.
Dem Highway 5 folgend geht es vorbei an grandiosen Gebirgszügen Richtung Süden.
Unterwegs finde ich nicht nur uralte Pagoden sondern zu meiner Überraschung auch Kirchen.
In der Ferne ragen immer wieder markante Bergspitzen in den Himmel.
Damit in der Trockenzeit Landwirtschaft betrieben werden kann, erfolgt die Bewässerung über weitverzweigte Kanäle.

Global #56: Polizei-Eskorte / Tempel und Pagoden – Königsstadt Bagan (Klettern verboten)

Myanmar ist seit langem das schönste Reiseland auf meiner Route. Die Landschaft bietet Abwechslung und reicht von weiten Steppen über dichte Regenwälder bis hin zu malerischen Mittelgebirgszügen. Als i-Tüpfelchen sind dann natürlich noch die Menschen, welche einen fast immer mit einem warmen Lächeln empfangen. Myanmar wäre also der Traum eines jeden Reiseradlers… wenn da nicht immer diese unnötigen Passkontrollen wären und das Versteckspiel beim nächtlichen Zelten.

Fast täglich werde ich nun von der Polizei angehalten oder muss meinen Reisepass bei einem „Immigration-Checkpoint“ vorlegen. Vielleicht ist dies der Nähe zum Rakhaing Staat geschuldet, dass die Behörden hier so sensibel auf Ausländer reagieren. Denn auf meinem Weg nach Bagan fahre ich durch die angrenzende Magwe-Region und nur wenige Kilometer Luftlinie trennen mich von dem Krisengebiet. Die seit Jahren anhaltende Unterdrückung und Verfolgung der dort lebenden Rohingya-Ethnie schlug ja erst kürzlich hohe Wellen auf internationaler Ebene.

Eine besonders skurille Polizeikontrolle ereignet sich zwischen den Kleinstädten Mindon und Datkon. Mitten auf der verlassenen Landstraße winken mich schon von Weitem zwei Beamte heran, als ob sie auf mich gewartet hätten. Nach einer immerhin freundlichen Begrüßung wird eine gute Viertelstunde mein Pass studiert sowie fotografiert und nebenbei hektisch telefoniert. Als ich meine Fahrt fortsetzen darf, werde ich unerwartet von den Beiden auf dem Moped eskortiert.  Nach einer Stunde Fahrt lege ich meine Mittagspause ein und natürlich leisten mir die Herren dabei Gesellschaft. Dabei wollen sie nochmal meinen Pass sehen, woraufhin wieder viel telefoniert wird – vermutlich mit den Vorgesetzten.
Sogar zur Toilette werde ich begleitet und bevor ich meine Reise fortsetzen darf wird noch ein privates Foto von mir samt Reiserad geknipst. Dann geht es mit Polizei-Eskorte weiter. Aufgrund mangelnder Englischkenntnisse kann mir leider niemand sagen was das soll. Nach gut zehn Kilometern mache ich einen kurzen Stopp an einem Obststand um mir eine Wassermelone und Mandarinen zu kaufen. Meine Begleiter halten ebenso und trotz der freundlichen Atmosphäre bekomme ich langsam Sorgen. Umso erstaunter bin ich als sie sich plötzlich verabschieden und ich tatsächlich meine Fahrt ungestört fortsetzen kann.

Melonen sind die beste Erfrischung beim Radfahren.
Entweder muss ich meinen Pass an einem Immigration Checkpoint vorlegen oder werde in der Mittagspause kontrolliert (siehe Polizist im Hintergrund).
Ein kleinerer Tempel im Westen Myanmars.
Nach einem langen Tag sieht man mir die Strapazen an 🙂
Dafür werde ich dann am Morgen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt.
Leider konnte ich nicht erfahren was hier so bunt und schrill gefeiert wurde.
Erdölförderung entlang der Ufer des Irrywaddy Flusses.

In Bagan komme ich am 31. Januar 2018 an und nehme mir nach einer Woche Radreise erstmal ein Hostel, gehe gut Essen und gönne mir ein burmesisches Bier, bei welchem übrigens für das Malz Reis verwendet wird und das erstaunlich gut schmeckt.

Die alte Königsstadt Bagan bildete einst das erste vereinte Reich im heutigen Birma und hatte seine goldene Zeit im 11.-12. Jahrhundert. Von den ehemals 6.000 Pagoden sind heute noch etwa 2.000 auf einer Fläche von gut 36 Quadratmetern erhalten. Nach einer erholsamen Nacht im Hostel mache ich mich am frühen Nachmittag auf um das Areal zu erkunden. Einen besonders spektakulären Blick soll man von der Shwesandaw Pagode haben, was sich jedoch auch unlängst bei vielen Touristen herumgesprochen hat. Diese wird jedoch gegenwärtig saniert und ist somit gesperrt. Für mein Programm suche ich mir im Internet ein paar umliegende kleinere Tempel aus, wie den „Law Ka Ou Shaung“, den „Myauk Guni“ und den „Bulethi“, von denen man jeweils eine phantastische Sicht über die Landschaft haben soll. Doch dort angekommen lese ich jedes Mal rote Hinweisschilder, welche das Besteigen strikt untersagen und die Treppen und Aufgänge im Inneren sind auch verschlossen. Erst später erfahre ich, dass seit Ende 2017 das willkürliche Klettern und der Zugang zu den meisten Pagoden eingeschränkt wurde, da die historische Substanz erheblich unter den zunehmenden Touristenansturm leidet. Somit begnüge ich mich mit einer Rundfahrt und besichtige die Tempel von außen.

Am folgenden Morgen stehe ich zeitig vor Sonnenaufgang auf und fange noch atemberaubende Szenen mit meiner Kamera ein.

Dhamma Ya Zi Ka Pagode
Viele Tempelanlagen werden restauriert und sind somit vorübergehend nicht zugänglich.
Shwezigon Pagode
Dhammayan Tempel; Das Klettern auf den Pagoden wird mit Hinweisschildern untersagt und die Aufgänge sind auch verschlossen.
Von der Bulethi Pagode hatte man früher auch einen schönen Blick.
Am Nachmittag hat man meiner Meinung nach das beste Licht.
Mit dem Sonnenaufgang starten auch die Heißluftballons.
Sonnenaufgang über der Tempelstadt.
Ein Blick aus der Vogelperspektive wäre zwar toll gewesen…
…aber dennoch ergeben sich schöne Fotomotive.

Global #55: Myanmar – Start meiner Südostasienreise in Yangon

Mit einer hartnäckigen Erkältung habe ich das kalte Nepal verlassen und bin nach zehnstündiger Flugreise mit Zwischenstopp in Kuala Lumpur in Yangon/ Myanmar angekommen. Um den Jetlag zu verarbeiten nehme ich mir für zwei Nächte ein Hostel im Zentrum und möchte eigentlich noch die Stadt besichtigen. Am Folgetag muss ich mich aber erstmal den ganzen Tag mit meinem Smartphone beschäftigen, welches einen Softwarefehler hat und nicht mehr startet.

Vorbei an der golden glänzenden Shwedagon Pagode verlasse ich im dichten Berufsverkehr Yangon Richtung Nordosten. Immerhin gibt es hier wieder Ampeln, welche sogar von allen Verkehrsteilnehmer beachtet werden und so komme ich zügig und gefahrlos voran. Die Landschaft ist zunächst von Teichen, Reisfelder und Palmengewächsen geprägt. In einen der unzähligen Straßenrestaurants mache ich Rast und gönne mir eine Portion Reis mit Schweinefleisch, Gemüse, Suppe, Tee und Mangosalat zum Nachtisch. Eine zweite Portion lasse ich mir gleich für das Abendessen einpacken und bin überrascht als zum Schluss insgesamt nur 1.500 Kyat (90 Cent) von mir verlangt werden.

Meine erste Polizeikontrolle habe ich gleich zu Beginn an einem Checkpoint unweit von Yangon. Die Beamten verlangen meinen Pass und fragen wohin ich reise. Meine Antwort – „die Tempel von Bagan im Norden“ – genügt ihnen und zum Abschied schenken sie mir sogar noch zwei Flaschen Wasser und wünschen mir alles Gute.

Und auch ansonsten fühle ich mich in Myanmar sehr wohl und empfinde die freundliche Art und Mentalität der Burmesen als sehr angenehm. Hin und wieder komme ich mit den Menschen in kleinere Gespräche, habe aber nicht wie in Indien das Gefühl, dass es mir zu viel wird oder meine Privatsphäre leidet.

Abends habe ich zunächst noch Bedenken wegen dem Zeltplatz, da Zelten in Myanmar eigentlich untersagt ist und andere Radreisende von unnötigen Ärger mit der Polizei berichten. Ich suche mir eine Stunde vor Sonnenuntergang auf einem abgelegenen Feldweg einen versteckten Flecken und obwohl mir ständig Menschen von den umliegenden Dörfern entgegenkommen brauche ich mir zumindest heute Nacht keine Gedanken machen.
Gleich am nächsten Tag habe ich morgens in einer Kleinstadt eine weitere Kontrolle von einem „Immigration Officer“. Nach kurzer oberflächlicher Passkontrolle kann ich aber meine Reise fortsetzen. Doch keine zwei Stunden später muss ich erneut meine Daten an einem Checkpoint angeben. Diese werden offensichtlich von allen Ausländern erhoben, da in dem Kontrollbuch ausschließlich westliche Namen registriert stehen.
Der Nachmittag vergeht dann wie im Fluge auf den ruhigen und verhältnismäßig guten Straßen. Desto weiter ich gen Osten radel, desto mehr wechseln Gebirgszüge das bisherige von Reisfeldern geprägte Landschaftsbild ab.
Abreise vom Flughafen Kathmandu
Sule Pagode im Zentrum von Yangon
Eine der unzähligen lebhaften Einkaufsstraßen in Yangon.
Arbeiter auf einem Reisfeld
Die Straßen sind gut und es gibt nur wenig Verkehr.
Alte verfallene Pagode
Die Landschaft ist von endlosen Reisfeldern geprägt.
Die burmesische Küche ist schmackhaft und vielseitig.
Die Landschaft im Osten wird zunehmend grüner und spektakulärer.

Global #54: Kathmandu – Von buddhistischen Pagoden und gefälschten Outdoor Markenprodukten

In Kathmandu habe ich mich in ein ruhiges Hostel nördlich vom beliebten Stadtteil Thamel einquartiert. Bis zu meinem Weiterflug nach Myanmar habe ich reichlich eine Woche Zeit und könnte ausgiebige Stadtbesichtigungen oder Tagestouren in die umliegenden Berge unternehmen. Tja, könnte. Denn davon hält mich der starke Verkehr zurück, welcher einem selbst als Radfahrer das Vorwärtskommen erschwert. Des Weiteren reizen die Abgase meine Atemwege, sodass ich ständig ein Kratzen im Hals habe.
Dennoch erkunde ich in den ersten Tagen die verwinkelten Straßen und Gassen der Altstadt und besuche die weltberühmte Bodnath Stupa (buddhistische Pagode), den Hanuman Dokha Palast mit dem umliegenden Durbar Square und die Swayambhunath Tempelanlage, von wo man eine weitläufige Aussicht über die Stadt geboten bekommt.
Gegen Ende der Woche mache ich mich noch auf zum Patan Durbar Square in der Stadt Lalitpur, welche unmittelbar im Süden an Kathmandu grenzt.  Die Hinfahrt mit dem Fahrrad durch den morgendlichen Berufsverkehr ist kein Zuckerschlecken und so bin ich froh, dass die  Kreuzungen immerhin von der Polizei koordiniert werden.
In Patan angekommen ist auch hier auffallend, dass die aufwendige Rekonstruktion der umliegenden Tempel bis heute nicht abgeschlossen ist. Viele historische Bauten aber auch Wohnhäuser sind noch von den schweren Erdbeben, die ganz Nepal 2015 erschütterten, gezeichnet. Zur Finanzierung könnten die teils horrenden Eintrittspreise helfen, welche überall verlangt werden. Doch nach Auskunft meines Gastgebers fließt ein Großteil der Gelder in private Taschen.
In Kathmandu und Nepal hat man aber unlängst auch andere lukrative Geschäftsbereiche erkannt. Mittlerweile ist der alpine Sport nicht mehr nur eine Sparte für Extemsportler und Profibergsteiger, sondern wird clever als Lifestyle vermarktet, welcher für jeden erschwinglich ist. Unzählige Agenturen bieten umfangreiche Angebote wie z.B. mehrtägige geführte Touren in den Himalaya an und kümmern sich gleich um die notwendigen Sondergenehmigungen etc.
Wer dann noch Ausrüstung benötigt kann alles von Zelt bis Schlafsack mieten oder in den umliegenden Outdoor Shops kaufen. Von denen gibt es in Kathmandu so viele, dass ich mir gar nicht vorstellen kann wie viele tausende Trekker jährlich auf den Tracks im Hochgebirge wandern.
Interessant ist übrigens auch, dass in den Geschäften nahezu alles gefälschte Markenware aus China & Co ist. So kann man hier unter anderem problemlos einen Daunenschlafsack mit dem Aufdruck „The North Face“ für 20 Euro ergattern, wobei die Qualität jedoch sehr fraglich ist, da bereits aus sämtlichen Nähten Federn kommen.
Für mich geht es in wenigen Tagen weiter via Flugzeug nach Yangon/ Myanmar.  Nepal war auf jeden Fall einen Besuch wert, aber jetzt freue ich mich schon auf warmes subtropisches Klima in Südostasien und hoffentlich weniger Straßenverkehr.
Umliegende Tempel nahe dem Hanuman Dokha Palast 
Blick auf ein Wohnviertel in Kathmandu 
Unterwegs im bunten quirligen Stadtteil Thamel 
Vor der buddhistischen Pagode „Bodnath Stupa“ 
Swayambhunath Tempelanlage 
o.l.: Streetart ist eher die Ausnahme; o.r.: Polizistin welche den Verkehr koordiniert; u.l.: Fahrradrikschas prägen das Stadtbild; u.r.: mein Fahrrad ist verpackt für den Flug 
Patan Durbar Square in der Stadt Lalitpur
Outdoor Geschäfte bieten gefälschte Markenware zum Spottpreis an.

Global #53: Krankheitsbedingte Pause in Areraj (Indien) und eine Passstraße über 2.400 Höhenmeter nach Kathmandu (Nepal)

Es klingt schon fast nach Ironie. Nachdem ich bereits eine schwere Magendarminfektion auf meiner Fahrt nach Varanasi ausstehen musste bin ich zwei Wochen später und kurz vor Nepal erneut gezwungen zu pausieren und meinem Körper Ruhe zu gönnen. Wieder mit heftigen Magendarmbeschwerden suche ich keine 60 Kilometer südlich der nepalesischen Grenze in der Stadt Areraj ein Hotel auf. Der Eigentümer will anfangs 800 Rupie (ca. 10 Euro) pro Nacht, letztendlich kann ich den Preis aber auf die Hälfte drücken, was für das ungeheizte eiskalte Zimmer mehr als fair ist. Insgesamt benötige ich vier Nächte Schlaf, Unmengen an Ofloxacin-Tabletten (Antibiotika) und literweise Elektrolytlösung bis sich mein Körper wieder normalisiert. Übrigens kommen mir bei dem Einsatz des Antibiotikums so allmählich Bedenken, da diese unter Umständen die gesamte Darmflora stören und somit auch das Immunsystem leiden kann. Leider habe ich keine andere Wahl und bin erleichtert, als es mir nach dem zweiten Tag bereits wesentlich besser geht.
Die Tage nutze ich auch um durch die lebhafte Kleinstadt zu schlendern und genieße es regelrecht mal keine Aufmerksam zu erregen. Während ich mit dem Fahrrad ständig die gleichen Fragen beantworten muss und ständig für Selfies posieren soll, kann ich ohne Rad ungestört den Alltag beobachten, Einkäufe erledigen oder mich entspannt in ein Restaurant setzen und einen Tee trinken. Und nachdem ich in Indien fast täglich sehr viel Frust angestaut habe, beginne ich nun doch noch das Land zu mögen und die Menschen ein Stück besser zu verstehen. Zumindest solange bis ich wieder auf mein Fahrrad steigen muss 😉

Hauptverkehrskreuzung in Areraj 
Rikscha-Fahrer prägen häufig den indischen Stadtverkehr. 
An der indisch-nepalesischen Grenze ist Chaos 🙂
Am 10. Januar 2018 kommt dann endlich die Erlösung und ich verlasse Indien am Grenzübergang Raxaul / Birganj nach Nepal. Im Immigration Office bekomme ich problemlos mein Visum on Arrival. Man kann hier wählen zwischen 15 Tage/ 25 US Dollar und 30 Tage/ 40 US Dollar, wobei für mich die 15 Tage vollkommen ausreichen.
Bis zur Stadt Hetauda ist die Strecke noch sehr trostlos und auf den Straßen herrscht viel Verkehr. Am ersten Abend in Nepal nehme ich mir ein Gasthaus und komme beim Essen mit dem Sohn der Inhaberin ins Gespräch. Er ist Anfang 20, studiert Ingenieurwesen und ist sehr an meiner Reise, aber auch an Deutschland interessiert und natürlich erfahre ich auch gleich einiges über Nepal und bekomme Unmengen an Tipps. Als er mir dann noch zum Abschied eine alte Sim-Karte für mein Handy schenkt bin ich erstaunt über so viel Hilfsbereitschaft und Vertrauen.
Am nächsten Tag geht es dann endlich in die Berge. Morgens ist es wie üblich neblig und grau. Aber als ich auf knapp 500 Höhenmeter bin reist auf einmal die Sonne das Nebelband auf und ich sehe das erste Mal seit zwei Wochen den blauen Himmel. Der folgende Aufstieg zum Pass wird jedoch sehr anspruchsvoll und mühsam. Dennoch genieße ich jeden Kilometer und finde nach den frustrierenden Wochen in Indien endlich wieder Freude und Spaß am Radreisen.

Für die gut 200 Kilometer lange Passstraße bis Kathmandu lasse ich mir drei Tage Zeit und aufgrund der schlechten Straßen komme ich ohnehin nur langsam vorwärts, habe es aber auch nicht eilig. Immer wieder lege ich Pausen ein zum Fotografieren, genieße die Fernsichten oder trinke einen Tee. Obwohl der Verkehr auf der engen kurvigen Straße nicht sonderlich störend ist, bin ich überrascht wie viele Lkw’s sich dennoch über diese Route quälen, zumal es bessere Fernstraße nach Kathmandu gibt.
Am zweiten Tag meiner Passüberquerung ist es morgens recht kühl aber ohne Frost. Als ich gerade meinen Schlafsack einpacke kommt hinter mir ein älterer Mann mit einer Milchkanne gelaufen. Er ist unterwegs ins nächste Dorf und schenkt mir einen Schluck Milch für meinen morgendlichen Tee. Nach kurzem Gespräch verabschieden wir uns und ich starte gut gelaunt in den Tag. Der Pass verläuft auf 2.500 Höhenmeter, sodass ich bis dahin noch gut 1.200 Höhenmeter zu bewältigen habe. Dabei schlängelt sich die Straße grazil durch die Gebirgslandschaft und formt unzählige Serpentinen in die steilen Hänge.
Erst am frühen Nachmittag erreiche ich den Scheitelpunkt und werde sogleich mit einem Blick über die fernen schneebedeckten Gipfel des Himalaya belohnt. Nachdem ich mir ein ausgiebiges Mittagessen gönne, geht es kontinuierlich talwärts Richtung Kathmandu. Die Landschaft ist geprägt von kurvenreichen Straßen, unzähligen Siedlungen und steil abfallenden Hängen mit brachliegenden Reisterassen.
Am dritten Tag muss ich nur noch 30 Kilometer bis nach Kathmandu radeln, wobei ich nochmal einen beachtlichen Anstieg bewältigen muss. Auf der Hauptverkehrsstraße tummeln sich nun auch unzählige Autos, Lkw’s und Busse, welche alle knatternd und stinkend an mir vorbeiziehen. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung leidet das gesamte Kathmandu-Tal seit Jahren unter extremer Luftverschmutzung, welche durch die geographische Kessellage und der somit geringen Luftzirkulation noch verschlimmert wird. Bis zu meinem Weiterflug nach Myanmar / Rangun am 22.01.2018 verweile ich nun noch in der nepalesischen Hauptstadt und nutze die Zeit zur Stadtbesichtigung und Entspannung. 
Elias aus Spanien treffe ich in Nepal. Er ist unterwegs nach Indien und kam mir entgegen. 
Die Landschaft ist unbeschreiblich schön und so macht auch das Radreisen wieder Spaß. 
Auf unzähligen Serpentinen quäle ich mich den Pass hinauf.
Und werde immer wieder mit tollen Aussichten belohnt.
Hier ist es nicht mehr weit bis zum Scheitelpunkt. 
Nur noch 80 Kilometer bis Kathmandu. 
In der Ferne erblicke ich die schneebedeckten Gipfel des Himalaya. 
Tempel und Straßen sind häufig mit bunten Fahnenbändern geschmückt. 
Auf der anderen Seite des Passes geht es wieder stetig talwärts. 
Die Täler sind tief und auf den Hängen sind stufenförmig Reisterassen angelegt.
Morgendliche Straßenszene eines Bergdorfes. 
Noch ist wenig Verkehr auf den Straßen. Im Tagesverlauf wird es aber deutlich mehr.
Ankunft in Kathmandu. 
Frisch gebackene Donuts – nach nepalesischer Art aus Reismehl. Sehr verbreitet sind auch „Sel Roti“.

Global #52: Outtakes – Kuriositäten in Indien

In Indien hatte ich meinen ersten heftigen Kulturschock und habe mich selbst nach über zwei Monaten nicht so richtig in das Land gewöhnt. Zu schräg, bunt und oft widersprüchlich sind die unzähligen Impressionen welche ich hier täglich erlebe. Nachfolgend ein paar Kuriositäten die es so vielleicht nur in diesem Land gibt.

1) Werbeanzeigen wie diese werden gelegentlich aufwendig mit Pinsel und Farbe gemalt und sind wahre Kunstwerke.

2) Nein, das ist kein Eingang eines Freizeitparkes, sondern ein Hindutempel.

3) Am Straßenrand haben wir diese Sandskulptur entdeckt.

4) Eine funktionierende Müllabfuhr ist in Indien leider die absolute Ausnahme.

5) Für den Gerüstbau wird meist Holz statt Stahl verwendet.

6) Im Bundesstaat Goa wurden wir auf einen Baum aufmerksam wo sich dutzende Flughunde tummelten.

7) Zum Lachen wenn es nicht zum Weinen wäre. Außerhalb der Städte verrichten die Menschen wirklich ihr Geschäft im Freien. Dieses Gemälde habe ich im Norden Indiens entdeckt.

8) Die Swastika symbolisiert Glück. Das Hakenkreuz am Auto ist aber geschmacklos. Ansonsten musste Hitler auch für Schlösser und Zigaretten seinen Namen geben. Vielleicht aber auch nur Zufall 😉

Global #51: Meine Fahrt entlang endloser Baustellen, vorbei an gaffenden Menschenmassen zur heiligen Stadt Varanasi

Ich bin körperlich wieder fit und mittlerweile in Varanasi am Ganges angekommen. Die letzten Tage waren für mich dennoch eine Zumutung…

Wie üblich werde ich schon in den Morgenstunden von allen Seiten mit Zurufen begrüßt, was aber irgendwie gar nicht freundlich klingt. Ungefähr so müssen sich wohl Tiere im Zoo fühlen, wenn sie von einer Grundschulklasse lautstark beschallt und begafft werden.
Als mir dann an einem Morgen beim Einkaufen einer dieser Schaulustigen so nahe kommt, dass er mir mit seinem rostigen Fahrrad die Hose aufreißt, bekomme ich beinahe einen Wutanfall. Statt einer Entschuldigung erhalte ich nur einen leeren nichtssagenden Blick.
Auf den Straßen ist es zudem nicht besser. Ich bin seit Nagpur größtenteils auf dem National Highway 7 unterwegs, welcher Indien von Nord nach Süd durchzieht. Im nördlichen Teil gleicht er aber mehr einer endlosen Baustelle und so kommt es ständig zu Spurwechseln.

Unweit der Stadt Katni treffe ich auf zwei radreisende Holländer, welche unterwegs nach Mumbai sind. Die beiden sind mindestens schon über 70 Jahre alt, aber noch körperlich wie geistig fit, was mich sehr beeindruckt. Unsere Begegnung ist leider nur kurz und wenig später fahre ich wieder einsam weiter durch dieses trostlose Land.
Auf den letzten 200 Kilometern bis Varanasi wird es noch einmal äußerst anspruchsvoll. Die Straßenbeschaffung ist dermaßen miserabel, dass ich aufgrund der gigantischen Schlaglöcher oft nicht viel schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren kann. An einem langgezogenen Berg nahe der Stadt Drummondganj kommt es sogar zum kilometerlangen Megastau, da die Lkw’s in beide Richtungen gar nicht mehr vorwärts kommen und alles blockieren. Die ausgefahrene Straße ist dabei so staubig, dass ich am Abend wie mit Feinstaub gepudert aussehe. Mehr Sorgen mache ich mir aber um mein Fahrrad, welches unter den Schlaglöchern sehr leidet.

In der Stadt Varanasi komme ich am Morgen des ersten Januar 2018 an. Der Ganges hat die Metropole in einen dichten Schleier aus Nebel gehüllt und es ist bitterkalt. Im Hostel angekommen gönne ich mir dann die erste heiße Dusche seit Wochen. Am Nachmittag geht es in den nächsten Fahrradladen, weil ich die Kette nach fast 6.000 Kilometern wechseln muss und der  Mantel am Hinterrad nach 3.500 Kilometern auch verschlissen ist. Als ich dann den Rückweg zum Hostel antreten möchte, brauche ich für den einen Kilometer fast drei Stunden, da sämtliche Straßen aufgrund des Neujahrfeiertages verstopft sind.

Und auch mit dem Stromnetz gibt es ungewöhnlich oft Probleme. Während in Indien hin und wieder mal die Lichter ausgehen, kommt es hier täglich zum Blackout. Natürlich auch gerade in dem Moment wo ich im Copyshop um die Ecke mein Flugticket von Nepal nach Myanmar ausdrucken lassen möchte. Eine Stunde später klappt es dann aber doch. 
Neben allerlei Ärger mit kleineren organisatorischen Problemen nehme ich mir dennoch auch Zeit um die Ghats am Ganges zu erkunden. Die zum Wasser abfallenden Stufen und die zugehörigen Tempel sind bedeutende Orte für die rituelle Waschung der Hindus. Das wohl bekannteste Ghat ist das Manikarnika, wo von früh bis spät in die Nacht die hinduistischen Leichenverbrennungen auf dem Ganges stattfinden, welche die Toten von dem Zyklus der Wiedergeburt erlösen sollen.
Das niederländische Ehepaar ist auf dem Weg nach Mumbai. 
Hochofen zur Herstellung von Zement 
Waschbecken für Lkw-Fahrer oder Radreisende wie mich 🙂
Die Straße vor der Stadt Drummondganj ist ein Desaster. 
Kuhfladen werden mit Stroh gefüllt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Prima Brennmaterial. 
Der Ganges hüllt Varanasi und das Umland in dichten Nebel. 
Das Manikarnika Ghat in Varanasi. Am noch frühen Morgen werden die Feuerbestattungen vorbereitet. 
Verkehrschaos zum Neujahr 2018 in Varanasi