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Radtour: Fränkische Schweiz // Bamberg – Bad Staffelstein – Hollfeld – Forchheim (19.06.-21.06.2020)

Genau vor einem Jahr war ich mit Georg in der Fränkischen Schweiz zum Radfahren. Damals ging es von Nürnberg über Pottenstein nach Forchheim. Es war Sommersonnenwende und in den Gemeinden hat man überall bei gemütlichem Johannesfeuer ausschweifende Dorffeste gefeiert.

Dieses Jahr radel ich wieder mit Georg, sowie mit Julia, durch die Fränkische Schweiz. Am späten Freitagnachmittag treffen wir uns nach zweistündiger Autobahnfahrt mit Georg in der Bamberger Innenstadt. Nach einem kurzen Plausch und Packen der Fahrräder geht es über Oberhaid, Lauuter und Rentweinsdorf hinaus ins Grüne. Zelten wollen wir wieder in der freien Natur und so suchen wir am frühen Abend einen Zeltplatz und werden unweit der kleinen Gemeinde Losbergsgereuth auf einer abgelegenen Wiese fündig.
Aufgrund der reichlichen Niederschläge der letzten Wochen ist der Untergrund noch leicht nass und so werden wir schon beim Kochen von unzähligen nervigen Mücken geplagt. Glücklicherweise kommt zum Abend Wind auf, welcher uns die Mücken und Fliegen vertreibt. So können wir uns wenigstens den Kartoffelbrei mit Zwiebeln und Krautsalat sowie die Schokolade und das Bier schmecken lassen 🙂

Nach einer ruhigen Nacht mit leichtem Regen geht es am Samstagmorgen weiter über Kaltenbrunn in die Thermalstadt Bad Staffelstein. Während es auf der ersten Tagesetappe noch überwiegend gemütlich dahingeht, radeln wir zum Franziskanerkloster Vierzehnheiligen sportlich steil bergauf und überholen unzählige Pilger, die ebenso den Aufstieg zum Kloster gehen.
Oben angekommen ist das Kloster leider geschlossen und der nächste Einlass zur Messe erst in einer guten halben Stunde. Die meisten Pilger vergnügen sich die Zeit ohnehin erstmal in der Brauereigaststätte Vierzehnheiligen, welche mit schattigen Bänken und kühlem Bier zum Verweilen einlädt.
Für uns geht es aber ohne Pause weiter Richtung Weismain. Bis zur Ortschaft Lahm radeln wir noch schweißtreibend hoch bis auf über 500 Höhenmeter und können dann eine schwungvolle Abfahrt bis kurz vor Weismain genießen. Nahe Schammendorf machen wir Mittagsrast bei Brot, Käse, Obst und Gemüse und entschließen uns für eine kleine Abkürzung über Weiden nach Hollfeld.

Während in unserer Heimatstadt Zeulenroda-Triebes am Freitagabend heftige Regenfälle waren, haben wir in der Fränkischen Schweiz bisher viel Glück mit dem Wetter. Seit dem Vormittag ist es zunehmend freundlicher und sonniger geworden. In Hollfeld müssen wir noch letzte Einkäufe für das Abendessen sowie für den Sonntag erledigen und füllen nochmal unserer Wasservorräte auf.

Kurz vor 17 Uhr erreichen wir Heckenhof, wo in der historischen Brauerei das dunkle Lagerbier Kathibräu gebraut wird. Die Brauereigaststätte mit schattigen Freisitz ist beliebtes Ausflugsziel und so treffen wir hier auf dutzende Fahrradfahrer, Wanderer und Motorradfahrer. Den Biergarten dürfen wir aufgrund der anhaltenden Covid-19
Pandemie nur mit Mundschutz betreten, welchen man aber am Biertisch wieder absetzen darf. Auch ist das Ausfüllen eines Zettels mit Namen, Adresse und Telefonnummer obligatorisch, sodass man im Falle einer Infektion die Infektionskette nachvollziehen kann.
Trotz dieser Maßnahmen ist die Stimmung dennoch erfreulich gut und ausgelassen. Und so gesellen sich nach kurzer Zeit weitere Gäste an unseren Tisch, die uns sogleich einen guten Tipp für einen nächtlichen Zeltplatz geben. Unsere Zelte schlagen wir an diesem Abend zwischen Aufseß, Brunn und Reckendorf auf und sitzen noch bis spät in die Nacht in gemütlicher Runde am Lagerfeuer.
Am Morgen geht es nach dem Frühstück in die letzte Etappe Richtung Forchheim. Da wir über Heiligenstadt i. OFr. dem Radweg entlang des Leinleiterbaches folgen, haben wir keine Steigungen mehr vor uns und erreichen Forchheim gegen 11 Uhr. Mit der S-Bahn fahren wir gemeinsam nach Bamberg und müssen fast noch ein Bußgeld zahlen, da wir keine Fahrradkarten haben.

In Bamberg besichtigen wir zum Abschluss noch die Altstadt, radeln durch die verwinkelten Gassen und Nebenstraßen, Essen einen Dürüm, trinken ein Rauchbier im Schenkerla Brauhaus und schlemmen zum Nachmittag ein Eis. Im Bamberger Dom sowie in den Rosengärten sind wieder viele Touristen unterwegs und auf der Regnitz paddeln Freizeitsportler im Kanu oder Kajak. Nach den Einschränkungen der letzten Wochen durch Covid-19 könnte man schon fast den Eindruck gewinnen, dass so langsam wieder Normalität einkehrt.

Am späten Nachmittag geht es für Georg mit der Bahn zurück über Nürnberg nach Baden-Württemberg. Währenddessen fahren Julia und ich mit dem Auto über die A70/ A9 zurück nach Thüringen. Für uns alle steht schon fest, dass wir im nächsten Jahr gerne wieder eine Radtour durch die Fränkische Schweiz unternehmen wollen.

Wandertour: Das Zschopautal // Flöha -Zschopautal – Scharfenstein -Wiesa (29.05.2020-31.05.2020)

Über das Pfingstwochenende hat unsere Wandergruppe eine Tour durch das Erzgebirge von Flöha bis Wiesa geplant.

Mit Torsten, Erik und Walther starte ich am Freitagnachmittag. Die drei sind von Dresden angereist und ich von Thüringen, sodass wir uns kurzerhand für eine Tour im Erzgebirge entschieden haben und bis Sonntag ca. 40km entlang der Zschopau bis kurz vor Annaberg-Buchholz wandern wollen.

Das Stadtgebiet von Flöha verlassen wir zügig und sind schon nach einer guten Viertelstunde im Grünen. Da wir zunächst das Zschopautal verlassen geht es einige Höhenmeter aufwärts. Unser Tagesziel, den Aussichtspunkt Kunnerstein, erreichen wir nur auf Umwegen, da kürzlich Forstarbeiten durchgeführt wurden und unzählige Baumstämme den Weg blockieren.

Oben angekommen können wir noch den weiten Blick über das Zschopautal genießen, kochen Abendessen und beenden den Tag bei einem kühlen Bier.

Am nächsten Tag geht es für uns weiter durch Mischwälder hinab in die Stadt Zschopau. Dort angekommen müssen wir im Simmel Supermarkt noch unsere Wasservorräte auffüllen und passieren beim Verlassen das Gelände der ehemaligen MZ Motorrad-Werke. Bis zum Aussichtspunkt Teufelskanzel haben wir noch einige Höhenmeter vor uns und machen auf halber Strecke erstmal Mittagspause.
Auf dem Aussichtsfelsen trinken wir einen Kaffee und schreiben mit Rico, der am späten Nachmittag zu uns aufschließen möchte.
Hinab bis Scharfenstein finden wir am Wegrand eine Trinkwasserquelle und können unsere Flaschen wieder auffüllen. Als wir in Scharfenstein an der Burg vorbeikommen, sehen wir schon von der Ferne Sonnenschirme auf den Burgterrassen stehen und entscheiden uns für eine ausgedehnte Pause im Biergarten. Aufgrund der Covid-19 Beschränkungen ist an diesem Nachmittag nur wenig betrieb, sodass wir nur eine kleine Gruppe von Motorradfahrern, sowie ein paar einzelne Touristen antreffen.
Nach einer Stunde stößt dann auch Rico  hinzu, sodass wir noch eine weitere Runde Zwönitzer Feieromdbier bestellen.

Frisch gestärkt und leicht angeschwipst lassen wir die Burg Scharfenstein zurück und kämpfen uns, das Zschopautal verlassend, die steilen Wiesenhänge hinauf. Bis zum Heidelbachtal wandern wir noch etwa 10km und beenden dann unsere Tagesetappe kurz vor Neundorf, wo wir gut abgekämpft unsere Zelte aufschlagen.

Während Rico am nächsten Morgen bereits gegen halb Sieben starten muss (Familie), ratzen wir entspannt bis fast halb Neun, packen dann gemütlich unsere Zelte, frühstücken eine Kleinigkeit und begeben uns dann auf die letzte Etappe bis Wiesa. Bis zum Mittag haben wir Glück mit dem Wetter und der angesagte Regen setzt erst ein, als wir im Zug sitzen und zurück nach Flöha fahren.

Aussichtspunkt Kunnerstein
Schloss Zschopau; MZ Motorrad-Werke in Zschopau
Mittagspause
Teufelskanzel zwischen Zschopau und Scharfenstein
Kaffeepause
Waldquelle kurz vor Scharfenstein
Biergarten auf der Burg Scharfenstein
Burg Scharfenstein
Blick über das Heidelbachtal
Garten-Modelleisenbahn

Radtour: Unstrut-Radweg // Kyffhäuser – Wipperdurchbruch – Fahner Höhe (22.05.2020-24.05.2020)

Crossen a.d. Elster – Naumburg – Unstrut Radweg – Kyffhäuser-Denkmal – Bad Frankenhausen – Bad Tennstedt – Fahner Höhe – Erfurt – Weimar
22.05.2020 bis 24.05.2020

Seit März 2020 bestimmen die Covid 19 – Einschränkungen unser Leben und obwohl man größere Reisen vermeiden soll, entschließen wir uns dennoch für eine kleine Radtour durch Mitteldeutschland.
Mit meiner Freundin Julia will ich über das Wochenende den Unstrut-Radweg von Naumburg bis Artern radeln und anschließend hinauf zum Kyffhäuser.
Zunächst fahren wir mit dem Zug nach Crossen a.d. Elster und starten von hier Richtung Naumburg. Größtenteils können wir die ersten 30km auf gut ausgebauten Radwegen zurücklegen oder folgen kleinen ländlichen Straßen. In Naumburg (Saale) machen wir noch einen Abstecher ins Stadtzentrum, überqueren den Marktplatz und legen noch eine etwa einstündige Pause zur Besichtigung des Naumburger Domes ein.


Hinter Naumburg wechseln wir vom Saale-Radweg auf den Unstrut-Radweg und fahren über Freyburg , Nebra und Rossleben bis nach Artern. Der Radweg ist an diesem Freitagnachmittag gut ausgelastet und wird von Jung und Alt viel befahren. Und auch auf dem Wasser sind viele Kanu-Fahrer unterwegs und nutzen das gut ausgebaute Wasserwandernetz flussabwärts bis zur Saale.

Unsere Tagesetappe endet unweit hinter Artern bei Ringleben, wo wir eine Wanderbank finden und unser Zelt aufschlagen. In der Ferne können wir bereits das Kyffhäuser-Denkmal sehen sowie aufziehende Regenwolken. Kurz nach dem Abendessen fängt es dann auch schon an zu tröpfeln und bis spät in die Nacht prasselt der Regen auf unsere Zeltplane.

Am nächsten Morgen hat sich das Wetter wieder beruhigt und bis Kelbra brauchen wir noch ein wenig um uns aufzuwärmen. Ab hier wird uns dann aber richtig warm, da es nun auf 36 Kurven steil bergauf zum Kyffhäuser geht. Die Strecke ist besonders bei Motorradfahrern beliebt und somit leider auch nicht ganz ungefährlich, da es jährlich zu unzähligen Unfällen kommt. Wir sind jedoch früh am Morgen unterwegs, sodass die Straßen noch menschenleer sind.

Am Kyffhäuser-Denkmal angekommen machen wir erstmal Frühstück und genießen den weiten Blick über Thüringen. Das Denkmal zu Ehren Wilhelm I. wurde im 19. Jahrhundert errichtet und bezieht sich auf die Legende des Königs Barbarossa, welcher in einem unterirdischen Schloss ruhen soll, bis Deutschland geeint ist. Die Einigung, welche letztendlich Kaiser Wilhelm I. mit der Reichgründung 1871 gelang.

Nach diesem kleinen historischen Exkurs radeln wir vom Kyffhäuser hinab nach Bad Frankenhausen und erledigen hier ein paar notwendige Einkäufe, um unseren Proviant wieder aufzufüllen. Zum Nachmittag schlägt wieder das Wetter um und es fängt an zu winden und zu regnen. Zum Glück aber nur für eine kurze Stunde und bereits im Wipperdurchbruch wird es wieder freundlicher. Das Tal mit seinen steilen Muschelkalk-Wänden ist ein über 600 Hektar großes Naturschutzgebiet mit Hochflächen, Mooren und Seitentälern und somit Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Unsere ursprüngliche Route sollte weiter über Mühlhausen und dem Hainich nach Eisenach gehen. Aufgrund des stetigen Gegenwindes entscheiden wir uns jedoch stattdessen Richtung Bad Tennstedt zu radeln. Einen Zeltplatz finden wir diesen Abend kurz hinter Döllstädt an einem kleinen Weiher.

Am Sonntag geht es noch über die Fahner Höhe. Der langgestreckte, dicht bewaldete Höhenzug nordwestlich von Erfurt gewährleistet dem Umland durch Schutz vor Wind und Kälte ein begünstigtes Klima, sodass auf den nährstoffreichen Ackerböden intensiv Obst- und Gemüseanbau betrieben werden kann.
Nach einem mühsamen Aufstieg über die Fahner Höhe geht es mit viel Schwung in die thüringische Landeshauptstadt. Vorbei am Erfurter Dom und der Altstadt folgen wir noch dem Radweg „Thüringer Städtekette“ bis ins nahegelegene Weimar und gönnen uns dort zum Tourabschluss noch ein leckeres Eis, ehe wir mit dem Zug die Heimreise antreten.

Radtour: Schweden // Stockholm – Kopenhagen (15.08.2019-24.08.2019)

Von Berlin will ich dieses Jahr mit Nico via Flixbus nach Stockholm/ Schweden fahren, um anschließend eine Woche mit dem Fahrrad durch den Süden des Landes bis Kopenhagen/ Dänemark zu reisen.
Meine Anreise mit der Bahn nach Berlin am Mittwochabend über Leipzig und Dessau erfolgt schon Mal problemlos.
Gegen Mitternacht komme ich am Bahnhof Berlin/ Ostkreuz an und bin wenig später bei Nico, welcher in Neukölln wohnt.
Am nächsten Morgen starten wir dann nach dem Frühstück zum zentralen Omnibusbahnhof, der weit draußen in Berlin-Charlottenburg (Berlin West) liegt.

Mit Flixbus und Fähre geht es von Berlin über Rostock und Kopenhagen bis Stockholm.

Gegen späten Nachmittag geht es dann für uns mit der Fähre von Rostock nach Gedser (Dänemark). Dort angekommen verzögert sich unsere Weiterreise aufgrund der Grenzkontrollen, die Dänemark seit 2016 im Zuge der Flüchtlingskrise wieder eingeführt hat.
Beim Anblick der strikten Kontrollen und der recht unfreundlich wirkenden Beamten bekommt man unwillkürlich ein flaues Gefühl. War es doch einst ein riesen Fortschritt als mit dem Schengener Abkommen schrittweise 1995 und 2007 die Grenzkontrollen abgeschafft wurden.
Mit wenig Verspätung kommen wir kurz nach 21 Uhr in Kopenhagen an und gönnen uns einen kleinen Snack, ehe wir anschließend bei Regen wieder unsere Taschen und Räder im nächsten Flixbus verstauen und die Reise nach Stockholm fortsetzen.

Grenzkontrolle in Dänemark


In der Nacht bekommen wir kaum ein Auge zu und am nächsten Morgen schmerzen mir Rücken und Nacken von der ungemütlichen Sitzposition.
Noch leicht gerädert steigen wir vor dem Stockholmer Zentralbahnhof auf unsere Reiseräder und starten vorbei an der Altstadt und dem Reichstag in die schwedische Hauptstadt. Obwohl wir eigentlich das Bedürfnis haben den Schlaf der letzten 24 Stunden nachzuholen, besuchen wir am Nachmittag noch das Vasa Museum. In dem riesigen Betonbau, wird das gleichnamige Kriegsschiff ausgestellt, welches im 17. Jahrhundert bei der Jungfernfahrt gesunken ist und nach 333 Jahren in den 1950er Jahren mit viel Aufwand geborgen wurde. Heute gut restauriert gibt es beeindruckende Einblicke in den Schiffbau sowie Schifffahrt dieser Zeit.

Lecker Fisch mit Kartoffelbrei 🙂
Das historische Kriegsschiff Vasa
Blick auf Stockholm

Stockholm verlassen wir dann am Samstagmorgen Richtung Südwesten. Die Landschaft ist weitläufig und ins Auge fällt sofort das saftige frische Grün der Bäume und Wiesen, was bei uns in Deutschland durch den fehlenden Regen unlängst vergangen ist.
Immer wieder radeln wir an tiefblauen Seen entlang und trotz der frischen Temperaturen ist das Wasser noch angenehm für eine gelegentliche Erfrischung. Für die Nächte einen Zeltplatz zu finden ist problemlos, da Schweden sehr liberale Regeln diesbezüglich hat und man quasi überall Zelten darf. Etwas genervt sind wir jedoch schnell von der Autobahn, welche sich immer wieder entlang unserer geplanten Route zeigt. Deshalb entschließen wir nochmal umzuplanen und erstellen einen neuen Track, der uns fernab größerer Städte durch die schwedische Natur führt. Dafür müssen wir zwar gelegentlich die asphaltierte Straße verlassen, aber selbst die Waldwege sind gut befestigt und zudem malerisch schön.
Nur mit den vielen Anstiegen haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet und so geht es manchmal für Stunden mühsam auf und ab. Auffällig ist auch, dass man tagsüber in den Kleinstädten und Dörfern kaum Menschen trifft, was vermuten lässt, dass Arbeit und Schule fernab in den umliegenden größeren Städten vonstatten geht.

Wildgänse sehen wir in Schweden häufig.
Typisches schwedisches Landhaus. Mit der Fähre fahren wir mehrmals über Seen.
In Schweden hat man viel Humor und zudem sind die Menschen entspannt und freundlich.
Direkt am Straßenrand finden sich Unmengen an Pilzen.
Wälder und Seen sind stets sauber und unbeschreiblich schön.
Und auch die Tiere sehen glücklich aus 🙂
Mit der Fähre geht es von Helsingborg/ Schweden nach Dänemark.

Besonders erfreut sind wir über die Unmengen an Pilsen, die wir im Wald und selbst am Straßenrand finden
Vornehmlich sammeln wir Birken-Rotkappen, Maronen und Steinpilse und kochen uns fortan jeden Abend eine deftige Pilzpfanne.
Mühsam hingegen ist der unablässige Gegenwind aus Süden und wären wir die Strecke von Kopenhagen nach Stockholm geradelt hätten wir eine ganze Woche idealen Rückenwind gehabt.
Dennoch kommen wir am Freitag planmäßig in Helsingborg an, nehmen die Fähre nach Dänemark und fahren die verbleibenden 50 Kilometer bis Kopenhagen wo unsere einwöchige Radreise endet.

Den verbleibenden Nachmittag nutzen wir noch für eine kleine Stadtbesichtigung.
Zunächst geht es am Kopenhagener Hafen vorbei und entlang der Hafenpromenade bis hinauf zur Statur der kleinen Meerjungfrau, welche aus den Märchenerzählungen von Hans Christian Andersen stammt und zu einem der Wahrzeichen der Stadt zählt.
Auf dem Rückweg kommen wir noch an der Frederik Kirche vorbei sowie der Amalienborg, wo wir etwas belustigend die königliche Garde wahrnehmen. Die Gardisten sehen allesamt aus als würden sie noch die Schulbank drücken und nehmen ihre Berufung mit finster Mine todernst, sodass die ganze Szene äußerst bizarr wirkt.

Kopenhagener Hafen
Die „Kleine Meerjungfrau“ aus den Erzählungen von Hans Christian Andersen.
Oben Amalienborg. Unten links Gardist. Unten rechts Frederik Kirche.

Wir wollen den Abend gemütlich ausklingen lassen und radeln dafür weiter in die „Freistadt Christiania“, wo sich im Herzen der Stadt eine alternative Kommune entwickelt hat.
Seit 1971 leben hier Aussteiger, Hippies, Alternative, Künstler sowie auch Obdachlose und Drogenabhängige in einer autonomen Gemeinschaft, welche anfangs mit viel staatlichem Widerstand zu kämpfen hatte, mittlerweile aber weitestgehend geduldet wird.
Besonders beeindruckt bin ich von den liebevoll erbauten Häusern, den Werkstätten und Gärten, welche das Stadtbild prägen. Erstaunlich ist zudem auch, dass auf der sogenannten „Pusher Street“ ganz offen Marihuana verkauft wird. An unzähligen Ständen kann man Cannabis und Haschisch erwerben, wobei jedoch auf ein striktes Fotografie-Verbot verwiesen wird.
Da uns das Flair so gut gefällt bleiben wir noch auf ein Bier und genießen den Blick über die Stadt, das milde sonnige Wetter sowie den süßlichen Duft von Freiheit in der Luft.
Getrübt wird dies nur etwas von den horrenden Bierpreisen, da der halbe Liter Toburg 45 Kronen (6€) kostet (also mehr als ein Maß auf der Münchner Wiesen!).

Haupteingang in die Freistadt Christiana
Kunst und Leben in Christiana. Rechts die legendäre Pusher Street.
Pusher Street in der Freistadt Christiania. An den Ständen im Hintergrund wird fleißig Marihuana verkauft 🙂

Und so endet auch diese Radreise mit vielen tollen Erlebnissen und Eindrücken, welche wir nun noch auf unserer gut sieben-stündigen Busfahrt zurück nach Berlin hiermit zusammengefasst haben.

Nico´s Eindrücke der Radreise durch Schweden hat er auf seinem Blog zusammengefasst. Den Artikel findest du hier.

Kopenhagen im Abendrot

Wandertour: Leipziger Umland // Delitzsch -Gräfenhainichen (02.08.2019 bis 04.08.2019)

Im Leipziger Umland wurde zu DDR Zeiten großflächig Braunkohle abgebaut. Die gewaltigen Tagebaugebiete haben das Landschaftsbild bis weit in die 1990er Jahre geprägt. Heute, gut 30 Jahre später hat sich die Umgebung stark gewandelt und wo einst alles trist und grau war ist mittlerweile ein Natur-Biotop mit Seenplatten, Wiesen und Wäldern entstanden.

Mit meinen alten Studienfreunden Christian und Erik starte ich am Freitagabend in Delitzsch auf eine Wochenende-Wandertour ins Leipziger Umland. Die Stadt verlassend gehen wir Richtung Norden und verirren uns sofort auf eine Bundeswehr-Kaserne, wo uns ein Sperrzaun und Warnschilder zu einem kleinen Umweg zwingen. Unweit vom Neuhauser-See finden wir dann schließlich eine gute Stelle für unsere Zelte und nach dem Essen und kurz nach Eintritt der Dunkelheit bekommen wir sogar noch spontan Besuch von einem Bitterfelder, der sich kurz auf eine Kippe und ein Bier zu uns setzen möchte.
Aus der anfänglichen kurzen Pause werden letztendlich gut drei Stunden und nachts halb Zwei haben wir seine ganze Lebensgeschichte sowie zwei Liter Wein verdaut, verabschieden uns und gehen todmüde in unsere Zelt.

Am nächsten Morgen gönne ich mir noch eine kurze Erfrischung im See und ignoriere die „Baden verboten – Bergbaugelände“ Schilder.
Unterwegs auf dem Weg nach Pouch werden wir von einem heftigen Regenguss überrascht, können uns aber gerade noch rechtzeitig ein Tarp abspannen und bleiben somit trocken. In der Stadt angekommen machen wir zunächst Mittagspause beim Imbiss „Zum Ritter Hans“ und gönnen uns eine Bockwurst sowie ein kühles Bier.
Vom naheliegenden Aussichtsturm „Roter Turm“ werfen wir noch einen Blick über den Goitzsche-See, bevor wir anschließend im Supermarkt unsere Wasserreserven auffüllen für die zweite Etappe der Tour.

Vorbei am Muldestausee geht es nun in die Dübener Heide und so wechselt das Landschaftsbild von Seen und Wiesen zu dichtem grünen Mischwald mit Buchen-, Ahorn- und Birkenbäumen.
Doch selbst hier hat die Hitze und Dürre des diesjährigen und letzten Sommers Spuren hinterlassen und immer wieder sehen wir Bäume die vom Borkenkäfer befallen wurden und folglich abgestorben sind.
Und weil die betroffenen Bäume so schnell wie möglich geschlagen und abtransportiert werden müssen, stapeln sich überall Stämme von Kiefern, Fichten und anderen Gehölzen.

Kurz vor der Ortschaft Krina schlagen wir am Samstagabend unsere Zelte am Waldrand auf und da aufgrund der wochenlangen Trockenheit ganz und gar nicht an ein kleines Lagerfeuerchen zu denken ist, begnügen wir uns stattdessen mit einem Teelicht, das wir in die Mitte unserer Sitz-Runde stellen und schweifen den Blick über den tiefschwarzen Sternenhimmel.
Irgendwo in der Ferne ist an diesem Abend auch ein Dorffest, sodass wir bis nach Mitternacht mit Techno und Schlagermusik dezent beschallt werden.

Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen gehen die letzten Kilometer bis Gräfenhainichen noch zügig vorbei, sodass wir nochmal eine kleine Badepause am Gröberner-See einlegen, bevor wir unsere Tour beim Kebab-Imbiss in Gräfenhainichen beenden und am frühen Nachmittag unsere Heimfahrt antreten.

Militärischer Sicherheitsbereich am Neuhausener See; Zeltlager am Abend
Zeltlager am Neuhausener See; Wiesen entlang des Seengebietes
Vom Regenschauer überrascht spanen Erik und Christian schnell ein Tarp als Regenschutz.
Blick vom Aussichtsturm „Roter Turm“ auf den Groitscher See bei der Stadt Pouch; Badepause am Mulde-Stausee
Entlang der Bierstraße gehen wir quer durch die Dübener Heide
Waldweg durch die Dübener Heide
Unser Zeltplatz am Sonntagmorgen nahe Krina
Radweg entlang des Gröberner Sees Richtung Gräfenhainichen

Radtour: Chemnitz – Mittweida – Dahlener Heide – Leipzig (25.07.2019-28.07.2019)

Nach der Arbeit gleich das Rad bepackt geht es bei fast 35 Grad auf eine Sommerradtour Richtung Dahlener Heide. Am späten Nachmittag durchquere ich noch das Elster-Tal bei Greiz und gönne mir abends in der Koberbach-Talspeere eine kühle Erfrischung, bevor ich unweit am Feldrand mein Zelt aufschlage.

Chemnitz erreiche ich am nächsten Tag gegen Mittag. Vorbei an der imposanten Karl Marx Büste geht es dem Fluss Chemnitz folgend auf dem Radweg nach Mittweida. Hier habe ich bis 2013 studiert und war seitdem nicht mehr in der Stadt und auf dem Hochschulcampus. Obwohl gerade Semesterferien sind und die Stadt quasi wie ausgestorben wirkt, schaue ich kurz in der Hochschulbibliothek und der Mensa vorbei. Anschließend gönne ich mir noch eine längere Auszeit in der Torfgrube, dem chilligsten Badeort in der Stadt, wo zu meiner Zeit einige gute Partys stattfanden. Also erstmal ein kühles Radler geköpft und ab ins kalte Wasser.

Anschließend geht es weiter über Hartha und Leisnig bis Wermsdorf, wo ich an der Talsperre Döllnitzsee mein Zelt aufschlage. Eine Abkühlung fällt hier aber leider aus, da durch die Hitze der letzten Wochen das Wasser mit der giftigen Blaualge belastet ist.

Am Samstagmorgen ist es kurz nach 9 Uhr bereits wieder unerträglich heiß, obwohl der Wetterbericht eigentlich etwas kühlere Temperaturen angekündigt hatte. Bei Dahlen laufen auf den Feldern bereits die Wassersprinkler und versuchen vergebens zu retten was längst verloren ist. Die Böden sind überall durch die Trockenheit erodiert und ein Großteil der Ernte ist bereits verloren. Somit wird auch 2019 wieder zu einem Debakel für die Landwirtschaft und es bleibt abzuwarten wie sich die nächsten Jahre entwickeln. Und auch im Forst sieht es nicht besser aus. In den Wäldern der Dahlener Heide herrscht Waldbrandstufe 5 und das Betreten ist strengstens untersagt. Für morgen sind zwar Gewitter gemeldet, doch kommt der Regen dann längst zu spät.

In Leipzig komme ich bereits am späten Samstagnachmittag an und vorbei am Augustusplatz geht es nach Lindenau/ Plagwitz, wo ich spontan meinen alten Gartenverein und Freunde besuche. Am Abend treffe ich mich dann noch mit einem ehemaligen Arbeitskollegen auf ein paar Bierchen, ehe es dann am nächsten Morgen die letzte Etappe bis Crossen an der Elster geht und somit meine Wochenend-Tour endet.

Radtour: Fränkische Schweiz (21.06.2019-23.06.2019)

Es ist das vorletzte Juni-Wochenende 2019 und zusammen mit Georg, welcher aus der Nähe von Stuttgart angereist ist, will ich drei Tage von Nürnberg durch die Fränkische Schweiz bis Bamberg radeln.

Unsere Tour startet direkt vom Hauptbahnhof in Nürnberg und dem gut ausgebauten Radwegenetz folgen wir stadtauswärts, wobei wir die unzähligen Schnellstraßen und den Verkehr erst nach gut 50 Kilometer hinter uns lassen. Auf einer Wiese machen wir am frühen Nachmittag noch Rast, Essen Quinoa-Salat, blicken nochmal auf die vorbeiführende Autobahn und wechseln dann endgültig auf abgelegene fränkische Landstraßen.

In einer kleinen Ortschaft erledigen wir noch letzte Einkäufe und mit fränkischem Bier und Grillwürsten bepackt, schieben wir bei der nächstbesten Gelegenheit unsere Fahrräder von der Straße und richten unseren Zeltplatz auf einer Wiese ein, welche von Zecken nur so wimmelt. Zum Glück haben wir unsere FSME-Auffrischung nicht vergessen.

Am nächsten Morgen geht es nach einem guten Frühstück weiter vorbei an Dörfern und Kirchturmspitzen, wobei wir über die Städte Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg und Neuhaus a.d. Pegnitz radeln. In ersterer kaufen wir unser Mittagessen ein und füllen unsere Wasservorräte auf. Vor dem Lebensmittelgeschäft treffen wir dabei auf zwei Leipziger, welche mit dem VW-Bus über das Wochenende hier in die bayerische Provinz gefahren sind und die umliegenden Kletterfelsen erklimmen wollen. Der betagte, aber kultige Bus ist dafür gleich optimal ausgestattet und bietet zudem auch ausreichend Platz zum Schlafen. Wir wünschen den beiden viel Spaß und schwingen uns wieder auf die Drahtesel.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt sind auf unserer Karte unzählige Höhlen und Grotten eingezeichnet, sodass wir neugierig werden. Bei der Bismarckgrotte südlich von Neuhaus a.d. Pegnitz machen wir somit Mittagspause. Nach dem Essen wollen wir noch fix den Mantel von Georgs Fahrrad richten und lassen dafür die Luft aus dem Sclaverand-Ventil. Als wir den Reifen wieder aufpumpen wollen, stellen wir überrascht fest, dass meine Luftpumpe defekt ist. Zwar geht der Aufsatz für das Autoventil, aber der sonst nie benutzte Aufsatz für das Sclaverand-Ventil ist unbrauchbar. Es hilft alles nichts und so beschließt Georg mit dem ausgebauten Rad in die nächste Ortschaft zu radeln, wobei ich zurück bleibe und auf unsere Ausrüstung aufpasse. Währenddessen komme ich mit zwei Höhlensteigern ins Gespräch, die gerade ihre Overall-Anzüge anziehen. Früher als erwartet ist dann auch schon wieder Georg zurück, welcher ohne große Bemühungen sofort Hilfe im nächsten Dorf finden konnte. Das aufgepumpte Rad schnell eingebaut, packen wir noch unsere Sachen und machen noch einen kleinen Abstecher zur Bismarckgrotte. Dort können wir aber nur die ersten 5 Meter einsteigen, da ohne Licht und Ausrüstung das Weitergehen zu gefährlich wäre.

Da wir etwas Zeit verloren haben und unsere planmäßige Tour noch einen großen Bogen über Hollfeld und Scheßlitz bis Bamberg gemacht hätte, beschließen wir kurz vor Pottenstein abzukürzen und am nächsten Morgen direkt nach Forchheim zu radeln. Da wir somit wieder reichlich Luft in unserer Zeitplanung haben, beschließen wir eines der unzähligen Dorffeste zu besuche, welche an diesem Wochenende in jedem zweiten Dorf stattfinden. Unsere Wahl fällt letztendlich auf das Johannesfeuer in Waidach. Als wir am Nachmittag dort ankommen wird gerade noch aufgebaut und vorbereitet und ein kleiner Junge von vielleicht 12 Jahre, der jedoch redet und auftritt wie ein 60 Jähriger, bietet uns seine Hilfe an und lotst uns zum nächsten Supermarkt, wo wir uns noch für den Abend und den nächsten Tag versorgen.

Unseren Zeltplatz für die Nacht finden wir gar nicht weit von der Ortschaft Waidach auf einer gut versteckten Wiese im Wald. Unsere Zelte und Ausrüstung lassen wir ohne weitere Bedenken zurück und fahren mit unseren Rädern zum Festplatz. Als wir dort ankommen brennt das Johannesfeuer bereits lichterloh und als die Dorffeuerwehr ihre Schläuche ausrollt denke ich zunächst noch, dass es sich um eine spielerische Übung handelt. Als dann aber die ersten Spritzen auf das Festfeuer schießen bemerken wir den Funkenflug, der durch den ungünstigen Wind direkt auf das Festzelt, den Bierwagen und die dahinterliegenden Häuser und Dächer fällt. Trotz der Dramatik, den fast faustgroßen Brandlöchern im Festzelt, dem Spritzwasser und Russ überall, ist die Stimmung dennoch heiter und entspannt. Und so setzen wir uns auf eine Bank mit Fremden, bestellen gemeinsam unser erstes Kristallweizen und bestaunen die gut organisierte Dorffeuerwehr, wie sie mit viel Mühe fast drei Stunden braucht um das geschichtete Feuerholz zu löschen. Im Festzelt treffen wir dann auch wieder unseren jungen Freund vom Nachmittag, der uns sofort wieder erkennt und schon von weitem grüßt. Mit seinen vielleicht 12 Jahren unterhält er die halbe Gesellschaft, macht markante Ansagen und Witze und versorgt zudem alle Gäste mit Bier, Wein und Schnaps.

Nach diesem schönen Dorffest geht es am Sonntag dann weiter entlang des Flusses Wiesent bis Forchheim. Mit der Bahn machen wir beide noch einen Abstecher nach Bamberg, besichtigen dort die Altstadt und entspannen noch einmal bei sonnigem Wetter an den Ufern der Regnitz, ehe wir dann mit der Bahn auf getrennten Wegen wieder Richtung Thüringen und Baden-Würtemberg aufbrechen.

Mittagsrast am ersten Tag
Abendlicher Zeltplatz
Charakteristische Felsformation in der Fränkischen Schweiz
Bismarckgrotte
Eingang zur Bismarckgrotte
Pottenstein
Unser Zeltplatz bei Weidach
Johannesfeuer in Weidach
Es ist Kirschenzeit in Bayern
Triviales am Straßenrand 🙂
Regnitz in Bamberg

Global #89: Bundeshaus Bonn (ehemaliger Sitz Deutscher Bundestag) // Quer durch Mitteldeutschland // Radweg Thüringer Rennsteig // Tour-Ende in Plauen

Nach meiner Ankunft in Deutschland geht es hinter Aachen durch die schöne Eifel. Bei Bonn komme ich am Rhein an und fahre vorbei am Bundeshaus wo bis 1999 die Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages und Bundesrates stattfanden. Heute wird der Gebäudekomplex als Kongresszentrum genutzt und ist zudem Sitz des Klimasekretariates der Vereinten Nationen.
Südlich des Sauerlandes und nördlich des Westerwaldes führt mich meine weitere Route durch Mitteldeutschland. Ich folge größtenteils dem Streckenverlauf des Fernradweges D4, welcher von Aachen bis Zittau verläuft und Deutschland somit von West nach Ost verbindet. Dabei entdecke ich ländliche Regionen, die mir bisher gänzlich unbekannt waren wie z.B. das Siegtal bei Siegen, dem Lahntal bei Marburg oder die Schwalm bei Schwalmstadt.
An einem unerträglich heißen Nachmittag treffe ich auf den Radfahrer Rolf, der mit gut gepacktem Reiserad samt Schlauchboot eine knapp zweiwöchige Tour vor sich hat. Zusammen fahren wir bis Marburg und hätten unterwegs gerne eine Pause in einem schattigen Biergarten eingelegt. Aber der einzige Gasthof den wir finden ist leider geschlossen.
Auf meinem Weg durch Thüringen liegt der Rennsteig, Deutschlands beliebtester Wanderweg. Von Hörschel bei Eisenach starte ich den gut 170km langen historischen Grenzweg zwischen Thüringen und Franken, wobei der parallel verlaufende Radweg noch einmal 30km länger ist. Nicht vergessen sollte man die Wander-Tradition zu Beginn in Hörschel einen Stein aus der Werra in die Tasche zu stecken und diesen am Ende in Blankenstein in die Saale zu werfen. Zunächst geht es aber von Hörschel steil bergauf, vorbei am Inselsberg bis Oberhof.  Nicht immer ist der Rennsteig-Radweg gut ausgebaut und auf dem groben Schotter muss ich des Öfteren schieben.
Schockiert bin ich immer wieder wie staubtrocken der Waldboden selbst in den höheren Lagen ist.
Am zweiten und dritten Tag geht es weiter über die Schmücke, Neuhaus am Rennweg und Steinbach am Wald bis Blankenstein, wo der Rennsteig endet.
Zu beachten ist, dass man am Ende seinen Stein aus der Werra nicht versehentlich in die Selbnitz, sondern in die Saale wirft!
Meine Tour lasse ich in der Tschechischen Republik ausklingen und gönne mir in einem Wirtshaus gute böhmische Küche und ein kaltes Bier. Am späten Nachmittag auf dem Rückweg nach Deutschland, werde ich am Grenzübergang Ebmath in einen kleinen Verkehrsunfall verwickelt. Als mich auf der engen Landstraße ein Golf überholen möchte, kommt von hinten ein Seat angeschossen und rasiert dem Golf den linken Außenspiegel ab. Ich und die anderen Verkehrsteilnehmer notieren noch schnell das Kennzeichen von dem davoneilenden Fahrzeug. Doch nach fünf Minuten kommt die Unfallverursacherin zurück und es kommt erstmal zur strittigen Diskussion, wer denn nun verantwortlich war, ob die Polizei gerufen werden soll und wer den Schaden übernimmt. Nach einer halben Stunde haben sich aber alle beruhigt und zum Glück ist niemandem etwas passiert.
Am Morgen des 6. August erreiche ich die Stadt Plauen wo meine Reise endgültig endet und wo ich statt meinem Zelt nun wieder eine feste Wohnung habe. Einerseits freue ich mich wieder zurück in der Heimat zu sein, aber nach der langen Reise muss ich in den kommenden Wochen erstmal alle Eindrücke aus 22 Ländern und 31.086 Kilometern verarbeiten, welche ich in den exakt 400 Tagen (03.07.2017-06.08.2018) erlebt habe.
Bundeshaus in Bonn
Fernradweg D4 durch Mitteldeutschland
Junker-Hansen Turm in Neustadt/ Hessen: mit fast 50 Metern Höhe ist er der höchste Fachwerkrundbau der Welt.
Radreisender Rolf
Schnell einen Stein aus der Werra gefischt geht es anschließend von Hörschel auf den Thüringer Rennsteig.
Thüringer Rennsteig
In Blankenstein angekommen wirft man seinen Stein in die Saale.
Wirtshaus in der Tschechischen Republik; Liebevoll gepflegter Triebwagen der tschechischen Eisenbahngesellschaft.
Zum Schluss:
Ich bedanke mich bei allen die mich vor und während meiner Tour unterstützt haben, insbesondere bei meinen Gastgebern, die mich meistens spontan eingeladen haben und mir ihre Zeit schenkten. Weiteren Dank natürlich auch an meine Freunde und Familie die an mich gedacht haben als ich in den entlegensten Ländern unterwegs war.
Und abschließend natürlich vielen Dank an alle die meine Reise über diesen Blog oder die Zeitung verfolgt haben.
Ankunft in Plauen/ Sachsen am 6. August 2018

Global #88: Private Führung durch die Fruchtbierbrauerei Lindemans // Brüssel (Europa Parlament) // Maastricht (EU-Vertrag) // Ankunft in Deutschland

Kurz vor Brüssel lege ich abends eine Pause ein und mache zufällig mit Steven und  seiner Familie Bekanntschaft, welche mich zu sich nach Hause einladen.

Zum Abendessen gibt es Reis mit Hühnchen und Ananas sowie einen Schoppen Roséwein, was für mich schon beinahe ein Festessen ist. 
Am nächsten Morgen organisiert Steven für mich eine private Brauereiführung bei seinem Arbeitgeber „Lindemans“.  Die Automation bei der Abfüllung, Etikettierung und Verkorkung ist ebenso beeindruckend wie der eigentliche Gärprozess, der mit einer wilden Gärung einzigartig ist und nur mit den Hefekulturen vor Ort gelingt. Anschließend wird das Bier noch zur Nachreifung bis zu einem halben Jahr gelagert bevor es in den Handel kommt.
Eine abschließende Bierverkostung fehlt selbstverständlich nicht und so komme ich in den Genuß das exzellente belgische Fruchtbier in der hauseigenem Brauereibar zu probieren. Von einem kleinen Familienunternehmen mit einer handvoll Mitarbeitern hat sich die Brauerei Lindemans mittlerweile zu einem namhaften Hersteller etabliert, der seine Biere unter anderem nach China und in die USA exportiert.
Bis Brüssel ist es nur noch ein Katzensprung und am Nachmittag des selben Tages unternehme ich eine Besichtigung durch die historische Altstadt, vorbei am Königspalast sowie dem imposanten Justizpalast und letztendlich zum Sitz des Europaparlaments im Herzen der Stadt.
Es ist der heißeste Sommertag in diesem Jahr in Belgien, doch am Himmel bilden sich bereits dicke Quellwolken und für den Abend sind Gewitter gemeldet, welche endlich die ersehnte Abkühlung bringen werden.
Bevor ich Belgien verlasse muss ich noch das exzellente Radwegenetz erwähnen, das entlang sämtlicher Straßen verläuft, wodurch man ungestört von Auto- und Lastkraftverkehr von Stadt zu Stadt radeln kann. Und natürlich ist Belgien auch eine passionierte Radfahrernation, was den Verkehr etwas entlastet. Gerade die Elektrofahrräder haben die Straßen erobert und im ganzen Land gibt es gefühlt weit mehr Fahrradläden als Autowerkstätten.
Über Maastricht verlasse ich Belgien und komme am Nachmittag des 28. Juli 2018 nach über einem Jahr Radreise, mehr als 30.000 Kilometern und mit jeder Menge Eindrücke und Erlebnisse aus 22 Ländern wieder in Deutschland an.
Belgiens Städte sind reich an  schöner Architektur und Details
Zu Besuch bei meinen belgischen Gastgebern
Die Brauereiführung bei der Firma Lindemans
Der Herstellungsprozess ist beeindruckend automatisiert und komplex.
Oben links: cooles Velomobil statt protziger Porsche Cayenne; unten links: auf vielen Radwegen sind auch Mopeds zugelassen; rechts: Radwege entlang der Straßen sind selbstverständlich
Links: Brüsseler Rathaus; rechts: Justizpalast in Brüssel
Innenstadt von Brüssel
Königspalast von Brüssel
Sitz des EU-Parlaments in Brüssel
Ankunft in Deutschland kurz vor Aachen

Global #87: Cambridge (Universität) // Fähre Dover – Calais // Museum Dünkirchen (Operation „Dynamo“)

Im Süden Englands führt mich meine Route durch die Universitätsstadt Cambridge. Nachdem ich über den Marktplatz und die historische Altstadt geradelt bin, besichtige ich noch die Cambridge Universität mit dem traditionsreichen „Kings College“. Wo schon früher der Adel studierte, paukt heute die Elite für das spätere Top-Management und auf den Straßen sieht man fein gekleidete junge Studenten aus aller Welt, die mit Retrodesign-Fahrrädern durch die Gassen bummeln und einmal mit viel Lebensweisheit die Geschicke in Politik und Wirtschaft lenken werden.

Lobenswert finde ich hingegen das ausgebaute Radwegenetz, welches sich über die ganze Stadt erstreckt, rege genutzt wird und somit auch zu weniger Autoverkehr führt.

Außerhalb solcher Vorzeigestädte ist die Infrastruktur, zumindestens im Osten Englands aber regelrecht in einem desolaten Zustand. Die Straßen sind mit Rissen und Flickenteppichen übersät, Radwege und Grünanlagen sind häufig mit Unkraut überwuchert und an den Hausfassaden und Mauern bröckelt der Putz. Spitz gesagt: es sieht vielerorts aus wie bei uns nach der Wende 🙂 Hat aber auch irgendwie Charme.
Die Themse überquere ich bei Tilbury und erspare mir einen Abstecher nach London, da ich den Verkehr wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Stattdessen fahre ich nach Rochester und folge diversen Rad- und Wanderwegen hinunter zur Küste. Am frühen Morgen des 25. Juli 2018 erreiche ich die Stadt Dover und gelange nach einer kleinen Frühstückspause zum Fähr-Terminal, welches England (zusätzlich zum Eurotunnel) mit dem europäischen Festland verbindet. Bereits in den frühen Morgenstunden ist viel Betrieb, doch auf dem Fahrradstreifen gelange ich zügig zum Ticketschalter und erstehe für üppige 32,50 £ ein Ticket nach Calais. Obwohl die Fahrt über den Ärmelkanal nur knapp eine Stunde dauert, kommt man mit Einchecken und Verladen auf die dreifache Zeit.
Im Hafen von Calais angekommen werde ich vom Security Fahrzeug über das Hafenareal gelotst – spezieller Service für Radfahrer 😉

Anschließend geht es nach Dünkirchen wo ich mir das Museum zur Militär-Operation „Dynamo“ anschaue, welches die Evakuierung der Alliierten Streitkräfte vor der heranrückenden Deutschen Wehrmacht erläutert. Unter dem Beschuss, insbesondere durch die Deutsche Luftwaffe wurden Ende Mai / Anfang Juni 1940 insgesamt gut 340.000 britische und französische Soldaten mit Schiffen der Britischen Navy und der zivilen Schifffahrt gerettet.
Ein paar hundert Meter entfernt statte ich noch dem Kunstmuseum „LAAC“ (lieu d’art & action contemporaine) einen Besuch ab und vollende somit meinen historisch kulturellen Nachmittag.

Marktplatz in Cambridge und die Great St. Mary’s Kirche
Kings College (oben rechts) und das Umfeld in der Universitätsstadt Cambridge
Oben links: meine Kochkünste (bei weitem besser als die englische Küche ; ländliche Idylle in England
Schloss Rochester und Blick auf den Fluss Medway
Typisch englische Klischees: Rote Telefonzellen und Fish & Chips
Fahrt über den Ärmelkanal von Dover nach Calais
Museum Dünkirchen zur Operation Dynamo
Museum Dünkirchen
Kunstmuseum in Dünkirchen LAAC – sogar der gute alte Trabi hat es zu Ruhm und Ehre geschafft 🙂