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Radtour: Fränkische Schweiz (21.06.2019-23.06.2019)

Es ist das vorletzte Juni-Wochenende 2019 und zusammen mit Georg, welcher aus der Nähe von Stuttgart angereist ist, will ich drei Tage von Nürnberg durch die Fränkische Schweiz bis Bamberg radeln.

Unsere Tour startet direkt vom Hauptbahnhof in Nürnberg und dem gut ausgebauten Radwegenetz folgen wir stadtauswärts, wobei wir die unzähligen Schnellstraßen und den Verkehr erst nach gut 50 Kilometer hinter uns lassen. Auf einer Wiese machen wir am frühen Nachmittag noch Rast, Essen Quinoa-Salat, blicken nochmal auf die vorbeiführende Autobahn und wechseln dann endgültig auf abgelegene fränkische Landstraßen.

In einer kleinen Ortschaft erledigen wir noch letzte Einkäufe und mit fränkischem Bier und Grillwürsten bepackt, schieben wir bei der nächstbesten Gelegenheit unsere Fahrräder von der Straße und richten unseren Zeltplatz auf einer Wiese ein, welche von Zecken nur so wimmelt. Zum Glück haben wir unsere FSME-Auffrischung nicht vergessen.

Am nächsten Morgen geht es nach einem guten Frühstück weiter vorbei an Dörfern und Kirchturmspitzen, wobei wir über die Städte Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg und Neuhaus a.d. Pegnitz radeln. In ersterer kaufen wir unser Mittagessen ein und füllen unsere Wasservorräte auf. Vor dem Lebensmittelgeschäft treffen wir dabei auf zwei Leipziger, welche mit dem VW-Bus über das Wochenende hier in die bayerische Provinz gefahren sind und die umliegenden Kletterfelsen erklimmen wollen. Der betagte, aber kultige Bus ist dafür gleich optimal ausgestattet und bietet zudem auch ausreichend Platz zum Schlafen. Wir wünschen den beiden viel Spaß und schwingen uns wieder auf die Drahtesel.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt sind auf unserer Karte unzählige Höhlen und Grotten eingezeichnet, sodass wir neugierig werden. Bei der Bismarckgrotte südlich von Neuhaus a.d. Pegnitz machen wir somit Mittagspause. Nach dem Essen wollen wir noch fix den Mantel von Georgs Fahrrad richten und lassen dafür die Luft aus dem Sclaverand-Ventil. Als wir den Reifen wieder aufpumpen wollen, stellen wir überrascht fest, dass meine Luftpumpe defekt ist. Zwar geht der Aufsatz für das Autoventil, aber der sonst nie benutzte Aufsatz für das Sclaverand-Ventil ist unbrauchbar. Es hilft alles nichts und so beschließt Georg mit dem ausgebauten Rad in die nächste Ortschaft zu radeln, wobei ich zurück bleibe und auf unsere Ausrüstung aufpasse. Währenddessen komme ich mit zwei Höhlensteigern ins Gespräch, die gerade ihre Overall-Anzüge anziehen. Früher als erwartet ist dann auch schon wieder Georg zurück, welcher ohne große Bemühungen sofort Hilfe im nächsten Dorf finden konnte. Das aufgepumpte Rad schnell eingebaut, packen wir noch unsere Sachen und machen noch einen kleinen Abstecher zur Bismarckgrotte. Dort können wir aber nur die ersten 5 Meter einsteigen, da ohne Licht und Ausrüstung das Weitergehen zu gefährlich wäre.

Da wir etwas Zeit verloren haben und unsere planmäßige Tour noch einen großen Bogen über Hollfeld und Scheßlitz bis Bamberg gemacht hätte, beschließen wir kurz vor Pottenstein abzukürzen und am nächsten Morgen direkt nach Forchheim zu radeln. Da wir somit wieder reichlich Luft in unserer Zeitplanung haben, beschließen wir eines der unzähligen Dorffeste zu besuche, welche an diesem Wochenende in jedem zweiten Dorf stattfinden. Unsere Wahl fällt letztendlich auf das Johannesfeuer in Waidach. Als wir am Nachmittag dort ankommen wird gerade noch aufgebaut und vorbereitet und ein kleiner Junge von vielleicht 12 Jahre, der jedoch redet und auftritt wie ein 60 Jähriger, bietet uns seine Hilfe an und lotst uns zum nächsten Supermarkt, wo wir uns noch für den Abend und den nächsten Tag versorgen.

Unseren Zeltplatz für die Nacht finden wir gar nicht weit von der Ortschaft Waidach auf einer gut versteckten Wiese im Wald. Unsere Zelte und Ausrüstung lassen wir ohne weitere Bedenken zurück und fahren mit unseren Rädern zum Festplatz. Als wir dort ankommen brennt das Johannesfeuer bereits lichterloh und als die Dorffeuerwehr ihre Schläuche ausrollt denke ich zunächst noch, dass es sich um eine spielerische Übung handelt. Als dann aber die ersten Spritzen auf das Festfeuer schießen bemerken wir den Funkenflug, der durch den ungünstigen Wind direkt auf das Festzelt, den Bierwagen und die dahinterliegenden Häuser und Dächer fällt. Trotz der Dramatik, den fast faustgroßen Brandlöchern im Festzelt, dem Spritzwasser und Russ überall, ist die Stimmung dennoch heiter und entspannt. Und so setzen wir uns auf eine Bank mit Fremden, bestellen gemeinsam unser erstes Kristallweizen und bestaunen die gut organisierte Dorffeuerwehr, wie sie mit viel Mühe fast drei Stunden braucht um das geschichtete Feuerholz zu löschen. Im Festzelt treffen wir dann auch wieder unseren jungen Freund vom Nachmittag, der uns sofort wieder erkennt und schon von weitem grüßt. Mit seinen vielleicht 12 Jahren unterhält er die halbe Gesellschaft, macht markante Ansagen und Witze und versorgt zudem alle Gäste mit Bier, Wein und Schnaps.

Nach diesem schönen Dorffest geht es am Sonntag dann weiter entlang des Flusses Wiesent bis Forchheim. Mit der Bahn machen wir beide noch einen Abstecher nach Bamberg, besichtigen dort die Altstadt und entspannen noch einmal bei sonnigem Wetter an den Ufern der Regnitz, ehe wir dann mit der Bahn auf getrennten Wegen wieder Richtung Thüringen und Baden-Würtemberg aufbrechen.

Mittagsrast am ersten Tag
Abendlicher Zeltplatz
Charakteristische Felsformation in der Fränkischen Schweiz
Bismarckgrotte
Eingang zur Bismarckgrotte
Pottenstein
Unser Zeltplatz bei Weidach
Johannesfeuer in Weidach
Es ist Kirschenzeit in Bayern
Triviales am Straßenrand 🙂
Regnitz in Bamberg

Global #89: Bundeshaus Bonn (ehemaliger Sitz Deutscher Bundestag) // Quer durch Mitteldeutschland // Radweg Thüringer Rennsteig // Tour-Ende in Plauen

Nach meiner Ankunft in Deutschland geht es hinter Aachen durch die schöne Eifel. Bei Bonn komme ich am Rhein an und fahre vorbei am Bundeshaus wo bis 1999 die Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages und Bundesrates stattfanden. Heute wird der Gebäudekomplex als Kongresszentrum genutzt und ist zudem Sitz des Klimasekretariates der Vereinten Nationen.
Südlich des Sauerlandes und nördlich des Westerwaldes führt mich meine weitere Route durch Mitteldeutschland. Ich folge größtenteils dem Streckenverlauf des Fernradweges D4, welcher von Aachen bis Zittau verläuft und Deutschland somit von West nach Ost verbindet. Dabei entdecke ich ländliche Regionen, die mir bisher gänzlich unbekannt waren wie z.B. das Siegtal bei Siegen, dem Lahntal bei Marburg oder die Schwalm bei Schwalmstadt.
An einem unerträglich heißen Nachmittag treffe ich auf den Radfahrer Rolf, der mit gut gepacktem Reiserad samt Schlauchboot eine knapp zweiwöchige Tour vor sich hat. Zusammen fahren wir bis Marburg und hätten unterwegs gerne eine Pause in einem schattigen Biergarten eingelegt. Aber der einzige Gasthof den wir finden ist leider geschlossen.
Auf meinem Weg durch Thüringen liegt der Rennsteig, Deutschlands beliebtester Wanderweg. Von Hörschel bei Eisenach starte ich den gut 170km langen historischen Grenzweg zwischen Thüringen und Franken, wobei der parallel verlaufende Radweg noch einmal 30km länger ist. Nicht vergessen sollte man die Wander-Tradition zu Beginn in Hörschel einen Stein aus der Werra in die Tasche zu stecken und diesen am Ende in Blankenstein in die Saale zu werfen. Zunächst geht es aber von Hörschel steil bergauf, vorbei am Inselsberg bis Oberhof.  Nicht immer ist der Rennsteig-Radweg gut ausgebaut und auf dem groben Schotter muss ich des Öfteren schieben.
Schockiert bin ich immer wieder wie staubtrocken der Waldboden selbst in den höheren Lagen ist.
Am zweiten und dritten Tag geht es weiter über die Schmücke, Neuhaus am Rennweg und Steinbach am Wald bis Blankenstein, wo der Rennsteig endet.
Zu beachten ist, dass man am Ende seinen Stein aus der Werra nicht versehentlich in die Selbnitz, sondern in die Saale wirft!
Meine Tour lasse ich in der Tschechischen Republik ausklingen und gönne mir in einem Wirtshaus gute böhmische Küche und ein kaltes Bier. Am späten Nachmittag auf dem Rückweg nach Deutschland, werde ich am Grenzübergang Ebmath in einen kleinen Verkehrsunfall verwickelt. Als mich auf der engen Landstraße ein Golf überholen möchte, kommt von hinten ein Seat angeschossen und rasiert dem Golf den linken Außenspiegel ab. Ich und die anderen Verkehrsteilnehmer notieren noch schnell das Kennzeichen von dem davoneilenden Fahrzeug. Doch nach fünf Minuten kommt die Unfallverursacherin zurück und es kommt erstmal zur strittigen Diskussion, wer denn nun verantwortlich war, ob die Polizei gerufen werden soll und wer den Schaden übernimmt. Nach einer halben Stunde haben sich aber alle beruhigt und zum Glück ist niemandem etwas passiert.
Am Morgen des 6. August erreiche ich die Stadt Plauen wo meine Reise endgültig endet und wo ich statt meinem Zelt nun wieder eine feste Wohnung habe. Einerseits freue ich mich wieder zurück in der Heimat zu sein, aber nach der langen Reise muss ich in den kommenden Wochen erstmal alle Eindrücke aus 22 Ländern und 31.086 Kilometern verarbeiten, welche ich in den exakt 400 Tagen (03.07.2017-06.08.2018) erlebt habe.
Bundeshaus in Bonn
Fernradweg D4 durch Mitteldeutschland
Junker-Hansen Turm in Neustadt/ Hessen: mit fast 50 Metern Höhe ist er der höchste Fachwerkrundbau der Welt.
Radreisender Rolf
Schnell einen Stein aus der Werra gefischt geht es anschließend von Hörschel auf den Thüringer Rennsteig.
Thüringer Rennsteig
In Blankenstein angekommen wirft man seinen Stein in die Saale.
Wirtshaus in der Tschechischen Republik; Liebevoll gepflegter Triebwagen der tschechischen Eisenbahngesellschaft.
Zum Schluss:
Ich bedanke mich bei allen die mich vor und während meiner Tour unterstützt haben, insbesondere bei meinen Gastgebern, die mich meistens spontan eingeladen haben und mir ihre Zeit schenkten. Weiteren Dank natürlich auch an meine Freunde und Familie die an mich gedacht haben als ich in den entlegensten Ländern unterwegs war.
Und abschließend natürlich vielen Dank an alle die meine Reise über diesen Blog oder die Zeitung verfolgt haben.
Ankunft in Plauen/ Sachsen am 6. August 2018

Global #88: Private Führung durch die Fruchtbierbrauerei Lindemans // Brüssel (Europa Parlament) // Maastricht (EU-Vertrag) // Ankunft in Deutschland

Kurz vor Brüssel lege ich abends eine Pause ein und mache zufällig mit Steven und  seiner Familie Bekanntschaft, welche mich zu sich nach Hause einladen.

Zum Abendessen gibt es Reis mit Hühnchen und Ananas sowie einen Schoppen Roséwein, was für mich schon beinahe ein Festessen ist. 
Am nächsten Morgen organisiert Steven für mich eine private Brauereiführung bei seinem Arbeitgeber „Lindemans“.  Die Automation bei der Abfüllung, Etikettierung und Verkorkung ist ebenso beeindruckend wie der eigentliche Gärprozess, der mit einer wilden Gärung einzigartig ist und nur mit den Hefekulturen vor Ort gelingt. Anschließend wird das Bier noch zur Nachreifung bis zu einem halben Jahr gelagert bevor es in den Handel kommt.
Eine abschließende Bierverkostung fehlt selbstverständlich nicht und so komme ich in den Genuß das exzellente belgische Fruchtbier in der hauseigenem Brauereibar zu probieren. Von einem kleinen Familienunternehmen mit einer handvoll Mitarbeitern hat sich die Brauerei Lindemans mittlerweile zu einem namhaften Hersteller etabliert, der seine Biere unter anderem nach China und in die USA exportiert.
Bis Brüssel ist es nur noch ein Katzensprung und am Nachmittag des selben Tages unternehme ich eine Besichtigung durch die historische Altstadt, vorbei am Königspalast sowie dem imposanten Justizpalast und letztendlich zum Sitz des Europaparlaments im Herzen der Stadt.
Es ist der heißeste Sommertag in diesem Jahr in Belgien, doch am Himmel bilden sich bereits dicke Quellwolken und für den Abend sind Gewitter gemeldet, welche endlich die ersehnte Abkühlung bringen werden.
Bevor ich Belgien verlasse muss ich noch das exzellente Radwegenetz erwähnen, das entlang sämtlicher Straßen verläuft, wodurch man ungestört von Auto- und Lastkraftverkehr von Stadt zu Stadt radeln kann. Und natürlich ist Belgien auch eine passionierte Radfahrernation, was den Verkehr etwas entlastet. Gerade die Elektrofahrräder haben die Straßen erobert und im ganzen Land gibt es gefühlt weit mehr Fahrradläden als Autowerkstätten.
Über Maastricht verlasse ich Belgien und komme am Nachmittag des 28. Juli 2018 nach über einem Jahr Radreise, mehr als 30.000 Kilometern und mit jeder Menge Eindrücke und Erlebnisse aus 22 Ländern wieder in Deutschland an.
Belgiens Städte sind reich an  schöner Architektur und Details
Zu Besuch bei meinen belgischen Gastgebern
Die Brauereiführung bei der Firma Lindemans
Der Herstellungsprozess ist beeindruckend automatisiert und komplex.
Oben links: cooles Velomobil statt protziger Porsche Cayenne; unten links: auf vielen Radwegen sind auch Mopeds zugelassen; rechts: Radwege entlang der Straßen sind selbstverständlich
Links: Brüsseler Rathaus; rechts: Justizpalast in Brüssel
Innenstadt von Brüssel
Königspalast von Brüssel
Sitz des EU-Parlaments in Brüssel
Ankunft in Deutschland kurz vor Aachen

Global #87: Cambridge (Universität) // Fähre Dover – Calais // Museum Dünkirchen (Operation „Dynamo“)

Im Süden Englands führt mich meine Route durch die Universitätsstadt Cambridge. Nachdem ich über den Marktplatz und die historische Altstadt geradelt bin, besichtige ich noch die Cambridge Universität mit dem traditionsreichen „Kings College“. Wo schon früher der Adel studierte, paukt heute die Elite für das spätere Top-Management und auf den Straßen sieht man fein gekleidete junge Studenten aus aller Welt, die mit Retrodesign-Fahrrädern durch die Gassen bummeln und einmal mit viel Lebensweisheit die Geschicke in Politik und Wirtschaft lenken werden.

Lobenswert finde ich hingegen das ausgebaute Radwegenetz, welches sich über die ganze Stadt erstreckt, rege genutzt wird und somit auch zu weniger Autoverkehr führt.

Außerhalb solcher Vorzeigestädte ist die Infrastruktur, zumindestens im Osten Englands aber regelrecht in einem desolaten Zustand. Die Straßen sind mit Rissen und Flickenteppichen übersät, Radwege und Grünanlagen sind häufig mit Unkraut überwuchert und an den Hausfassaden und Mauern bröckelt der Putz. Spitz gesagt: es sieht vielerorts aus wie bei uns nach der Wende 🙂 Hat aber auch irgendwie Charme.
Die Themse überquere ich bei Tilbury und erspare mir einen Abstecher nach London, da ich den Verkehr wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Stattdessen fahre ich nach Rochester und folge diversen Rad- und Wanderwegen hinunter zur Küste. Am frühen Morgen des 25. Juli 2018 erreiche ich die Stadt Dover und gelange nach einer kleinen Frühstückspause zum Fähr-Terminal, welches England (zusätzlich zum Eurotunnel) mit dem europäischen Festland verbindet. Bereits in den frühen Morgenstunden ist viel Betrieb, doch auf dem Fahrradstreifen gelange ich zügig zum Ticketschalter und erstehe für üppige 32,50 £ ein Ticket nach Calais. Obwohl die Fahrt über den Ärmelkanal nur knapp eine Stunde dauert, kommt man mit Einchecken und Verladen auf die dreifache Zeit.
Im Hafen von Calais angekommen werde ich vom Security Fahrzeug über das Hafenareal gelotst – spezieller Service für Radfahrer 😉

Anschließend geht es nach Dünkirchen wo ich mir das Museum zur Militär-Operation „Dynamo“ anschaue, welches die Evakuierung der Alliierten Streitkräfte vor der heranrückenden Deutschen Wehrmacht erläutert. Unter dem Beschuss, insbesondere durch die Deutsche Luftwaffe wurden Ende Mai / Anfang Juni 1940 insgesamt gut 340.000 britische und französische Soldaten mit Schiffen der Britischen Navy und der zivilen Schifffahrt gerettet.
Ein paar hundert Meter entfernt statte ich noch dem Kunstmuseum „LAAC“ (lieu d’art & action contemporaine) einen Besuch ab und vollende somit meinen historisch kulturellen Nachmittag.

Marktplatz in Cambridge und die Great St. Mary’s Kirche
Kings College (oben rechts) und das Umfeld in der Universitätsstadt Cambridge
Oben links: meine Kochkünste (bei weitem besser als die englische Küche ; ländliche Idylle in England
Schloss Rochester und Blick auf den Fluss Medway
Typisch englische Klischees: Rote Telefonzellen und Fish & Chips
Fahrt über den Ärmelkanal von Dover nach Calais
Museum Dünkirchen zur Operation Dynamo
Museum Dünkirchen
Kunstmuseum in Dünkirchen LAAC – sogar der gute alte Trabi hat es zu Ruhm und Ehre geschafft 🙂

Global #86: Zurück in Europa – Ankunft in Edinburgh/ Schottland

Der Flug von den USA nach England dauerte knapp sieben Stunden und bei Nieselregen landen wir am Mittwochmorgen auf dem Flughafen Edinburgh. Beim Entladen des Flugzeuges kann ich von meinem Fensterplatz zusehen und erkenne sogleich meinen weißen Packsack und mein Fahrrad, wobei ich mit Bauchschmerzen feststelle, dass die Flughafenkontrolle den Karton geöffnet  und sehr schlecht wieder mit Klebeband verschlossen hat. Bei der Gepäckrückgabe bin ich dann aber erleichtert dieses Mal keinerlei Schäden an meinem Fahrrad zu finden.

Bis ins Stadtzentrum von Edinburgh sind es nur gute zehn Kilometer, wobei ich unterwegs noch eine Frühstückspause einlege. Anschließend besichtige ich die  St. Mary Kathedrale und fahre am Edinburgher Schloss und der St. Giles Kathedrale vorbei. Mit meinem nachwirkenden Jetlag sind mir die unzähligen Touristen und der lebhafte Verkehr in der Altstadt aber zu anstrengend und so verlasse ich die Stadt bereits am frühen Nachmittag.

Auf wunderschönen Nebenstraßen geht es stattdessen durch das ländliche Schottland, wobei die steilen kurvigen Straßen meinen Fahrkünsten einiges abverlangen. Immer wieder nutze ich daher auch den Radweg „1“, der von Norden nach Süden verläuft und mir die engen stark befahrenen Straßen erspart.

Obwohl ich meine Englischkenntnisse gerade während meiner Reise durch die USA gut ausbauen konnte und selbst mit den herben Dialekten im Mittleren Westen zurecht kam, habe ich hier im Norden Englands so meine Probleme. In der Grafschaft Northumberland lausche ich immer wieder den Leuten auf der Straße und kann mit Mühe und Not nur wenige Wörter verstehen. Bei einer kleinen Pause und Bierverkostung in Yorkshire bestätigt mir ein Postbote dann auch, dass es gerade im Norden viele schwerverständliche Akzente gibt und ich hier und im Süden Englands aber sicherlich weniger Schwierigkeiten haben werde.

Flug von Providence USA nach Edinburgh England
Nach dem Transport ist die Fahrrad-Verpackung stark beschädigt.
St. Mary Kathedrale in Edinburgh
Oben links: Edinburgh Schloss; rechts: St. Giles Kathedrale
Bamburgh Castle
Nebenstraße in Schottland
Oben: Blick auf die Nordseeküste, unten: leckere Himbeeren
Die Radwege sind wunderschön aber nicht immer barrierefrei.
Stadt York: Stadttor, York Minster und York Schloss
Sonnenuntergang am Water Rail Way nahe der Stadt Lincoln

Global #85: White Mountain National Forest // Einladung in Concord // Boston (Tea Party)

Meine Wiedereinreise von Kanada in die USA über den Grenzübergang in der Kleinstadt Stanstead erfolgt ohne größere Probleme. Als der US-Beamte aber das iranische Visum in meinem Reisepass entdeckt muss ich ihm viele unnötige Fragen beantworten wie z.B. „ob ich Kontakte im Iran habe“, „ob ich dort geschäftlich unterwegs war“, „was mein Zweck meiner Reise ist“ oder „womit ich meine Einkünfte erwirtschafte“. Dass ich alle diese Fragen bereits bei meiner Visumbeantragung in der US-Botschaft beantworten musste hat er wahrscheinlich nicht verstanden.
Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr wieder zurück in den Vereinigten Staaten zu sein und nehme Fahrt auf zum „White Mountain National Forest“. Das Mittelgebirge im US-Bundesstaat New Hampshire liegt nördlich von Boston und ist ein beliebtes Wander- und Skigebiet mit imposanten Bergen wie dem 1.917m hohen Mount Washington. Ich habe seit dem Pikes Peak in Colorado (Global #78) aber wenig Ambitionen übrig und fahre stattdessen direkt Richtung Boston und mache einen Abstecher nach Concord wo ich bei Lesley und Bob eingeladen bin, welche ich vor gut zwei Monaten in Utah getroffen habe.
Die folgenden zwei Tage zeigen sie mir die Umgebung wodurch ich auch einiges zur amerikanischen Geschichte und zur Unabhängigkeitsbewegung der USA erfahre, welche unter anderem hier ihren Ursprung hat. Im Jahre 1775 kam es im Umfeld der Städte Lexington und Concord  zu den ersten kämpfen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zwischen bewaffneten amerikanischen Siedlern und Soldaten Großbritanniens. Hintergrund war eine ungerechte Steuer- und Abgabenpolitik der amerikanischen Kolonien an Großbritannien und ein zunehmendes Interesse an mehr Autonomie.
Nach der Verabschiedung von Bob und Lesley unternehme ich auch noch einen Besuch in Boston. Weltbekannt ist die Stadt für die Harvard Universität sowie dem Massachusetts Institute of Technology (kurz MIT). Jetzt im Juli ist  gerade keine Vorlesung und stattdessen Summer-School, wodurch die Universitäten auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind und sich viele Interessierte für die Studienangebote erkundigen können. Nach einem Rundgang über die jeweiligen Campusse, welche jeweil so groß wie Kleinstädte sind, gelange ich nach einer Fahrt durch das Stadtzentrum zum Hafen. Hier ereignete sich im Jahr 1773 die sog. „Boston Tea Party“ als nach Streitigkeiten über die Tee-Besteuerung durch Großbritannien die Lage eskalierte und die amerikanischen Siedler daraufhin eine komplette Schiffsladung Tee der britischen „East India Company“ im Hafen versenkten.
Ich nehme von hier aus die Fähre und verlasse die Stadt am Nachmittag Richtung Süden zur Stadt Hingham, um meine Fahrt nach Providence fortzusetzen, von wo in wenigen Tagen mein Rückflug nach Edinburgh/ England gehen wird.
Verkehrsschilder in den USA und Kanada können wahre Kunstwerke sein.
Auf dem Weg von Kanada in die USA wird es zunehmend grüner.
White Mountain National Forest
Frühsport in Concord mit Bob (3. v. r.) und seinen Sportsfreunden.
O.l.: Bob und Lesley; o.r.: Bier nach einer Runde Radsport; unten: „Old north bridge“ in Concord (Schlachtpunkt im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg)
Harvard Universität in Boston
Massachusetts Institute of Technology in Boston
Stadtzentrum von Boston
Hafen von Boston

Global #84: Kingston // Montreal (Klimaabkommen FCKW 1987)

Mein nächster Abschnitt durch Kanada entlang der grünen Ufer des Ontario Sees führt mich nordöstlich von Toronto über Kleinstädte wie Belleville bis hinauf nach Kingston, wo der Ontario-See endet und in den Sankt Lorenz Strom übergeht. In der historischen Altstadt von Kingston mache ich eine längere Pause, besichtige die Hafenpromenade, das Rathaus sowie das „Fort Henry“, eine Festung, welche 1836 von den Briten erbaut wurde, aber niemals zum Einsatz kam.

Am 1. Juli ist „Kanada Tag“, welcher die seit 1867 bestehende Unabhängigkeit von Großbritannien feiert. In den Städten und Dörfern sind überall Festlichkeiten und Märkte im Gange, an den Seen trifft man sich gesellig zum Baden, Grillen und Trinken mit der Familie und abends werden spektakuläre Feuerwerke gezündet. Leider ist es an dem Tag extrem heiß und schwül, sodass ich den Tag lieber im schattigen Park oder mit Klimaanlage bei McDonald’s verbringe 🙂

Die Stadt Montreal erreiche ich am 3. Juli. Von Süden kommend muss ich den Sankt Lorenz Strom überqueren und wähle die Brücke „Pont Honoré Mercier“, welche die Stadt Kahnawake mit dem Montrealer Stadtteil Lasalle verbindet. Das Verbotsschild für Radfahrer ignoriere ich einfach, weil weit und breit keine andere Brücke verläuft und ich im zähen morgendlichen Berufsverkehr kaum ein Hindernis bin. Am anderen Ende der Brücke werde ich dann jedoch von einem Polizisten angehalten und belehrt, nicht auf dem Highway zu fahren. Ich gebe mich unwissend aber einsichtig und kann mich vor einem Bußgeld drücken.

Montreal ist vielen bekannt von dem gleichnamigen Montrealer Klimaabkommen von 1987, welches zu den bedeutendsten der Welt zählt und das Verbot von klimaschädlichem FCKW (Ozonkiller) festschreibt. Obwohl sich seitdem die Weltgemeinschaft an die Vorgaben hält, wurde erst vor kurzem durch Messungen festgestellt, dass es immernoch illegale FCKW-Quellen gibt. Die New York Times hat daraufhin mehrere Hersteller in China ermittelt, welche das Gas nach wie vor zur Produktion von Kühlschränken verwenden.

Der Link hierzu:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-new-york-times-entlarvt-chinesische-umweltverschmutzer-1.4032027

Das Kongresszentrum (Palais des congres de Montreal), wo im Jahr 2005 auch die UN-Klimakonferenz abgehalten wurde, liegt zwischen der Downtown und dem Hafen, unweit der Kathedrale „Notre Dame de Montreal“, sodass ich auch hier einen kurzen Zwischenstopp einlege. Anschließend geht es noch durch das Stadtzentrum bis  zur Brücke „Pont Jaques-Cartier“, welche sogar eine gesonderte Spur für Radfahrer hat und mich über die Insel „Ile Sainte-Helene“ aus der Stadt führt und mir zum Abschied nochmal einen beeindruckenden Blick über den Hafen und die dahinterliegende Stadt gewährt.

Hafenpromenade und Rathaus der Stadt Kingston
Waterfront Trail
Straßenschilder die man wahrscheinlich nur in Kanada findet.
Über gut ausgebaute Radwege gelange ich ins Stadtzentrum von Montreal.
Das Kongresszentrum von Montreal und die Notre Dame de Montreal
In der Downtown von Montreal ist die Polizei mit dem Fahrrad im Einsatz.
Rechts: Kirche St. James
Pont Jacques Cartier
Blick von der Pont Jacques Cartier auf Montreal
Warum manche Radwege nur von Mitte April bis Mitte November befristet sind bleibt mir unverständlich. Dafür bin ich über die vielen Reperaturstationen sehr erfreut. Wenig erfreut aber über die Mücken, welche jeden Abend über mich herfallen.

Global #83: Welcome in Canada // Niagara Falls // Toronto

Die Einreise von den USA nach Kanada ist abgesehen davon, dass man nicht mit dem Fahrrad über die „Embassador Bridge“ von Detroit nach Windsor radeln darf, unproblematisch. Ich packe deshalb mein Reiserad samt Packtaschen in das Auto meines Gastgebers Kevin und in weniger als einer Viertelstunde sind wir bereits auf der kanadischen Seite.

Nach einem extrem heißen Juniwochenende in Detroit sind die folgenden Tage in Kanada verregnet, windig und kühl, was ich aber mittlerweile zu schätzen gelernt habe und dem sonst schwül-heißem Wetter vorziehe. Südlich der Stadt London (nicht zu verwechseln mit der Hauptstadt von Großbritannien 😉 treffe ich mich in St. Thomas mit der Französin Laura wieder. Gemeinsam fahren wir bis zu den Niagarafällen, wobei wir uns unterwegs viel Zeit lassen und regelmäßig Kaffeepausen einlegen.
Auf der Grenze zwischen Kanada und den USA gelegen stürzen hier die Wassermassen von dem südlichen Erie-See in den Ontario-See. Die charakteristische Form eines Hufeisens verdanken die Niagarafälle dabei einer geologischen Besonderheit. Weil unter dem harten Dolomitgestein der Oberfläche weiches Schiefergestein liegt, korrodiert letzteres bei den Übergängen. Weil die weiche erodierte Schicht das schwere Dolomitgestein nicht mehr tragen kann fällt dieses in das Flussbett, wodurch sich die Niagarafälle jährlich um durchschnittlich 1,8 Meter dem Erie-See annähern.

Nach diesem spektakulären Naturspektakel muss ich mich leider von Laura verabschieden.  Denn hier trennen sich unsere Wege und während sie direkt Richtung New York radelt geht es für mich entlang des Ontario Sees hinauf bis Montreal. In der Stadt St. Catherine nehme ich dankend die Einladung von John und seiner Familie an, welchen ich am Tag zuvor getroffen habe. Er ist seit einigen Jahren pensioniert und engagiert sich im Radsport, wodurch es uns am Abend nicht an Gesprächsstoff mangelt.
Nach einem leckeren kanadischen Frühstück mit meinen Gastgebern (Blaubeer-Pfannkuchen mit Ahornsirup) geht es für mich am folgenden Morgen Richtung Toronto. In Burlington (südlich von Toronto) kann ich bei Johns Tochter und Schwiegersohn übernachten und freue mich einmal mehr über die kanadische Gastfreundschaft.
Am folgenden Morgen sind es bis ins Zentrum von Toronto noch gute 40 Kilometer und aufgrund des starken Berufsverkehrs komme ich dort erst am frühen Nachmittag an. Die Skyline mit dem CN-Tower vor dem blauen Ontario See ist spektakulär, aber nach einer Fahrt durch das Finanzzentrum ist mir die Hektik und der Lärm zu viel, sodass ich bereits nach einer Stunde wieder die Stadt verlasse und dem Waterfront Trail folge, welcher entlang des Ontario Sees bis nach Montreal führt. 
Obwohl Kanada grundsätzlich ein grünes Image pflegt setzt das Land intensiv auf Kernkraft und so passiere ich nur wenige Kilometer außerhalb der Millionenstadt das Kernkraftwerk „Pickering“. Während man in Deutschland etwa 0,25 Euro für die Kilowattstunde zahlt sind es in Kanada umgerechnet gerade einmal etwa 0,10 Euro. Doch auch wenn die Informationstafel vor dem Eingang des AKW selbstbewusst auf die zurückliegenden 40 Jahre störungsfreien Betrieb verweisen ist es nur eine Frage der Zeit bis irgendwann irgendwo die nächste Katastrophe ihren Lauf nimmt.

Von London nach Dresden war es nur ein Katzensprung 😉
Nicht alle Kanadier sind so unsympathisch wie dieser Mann in schwarz.
Baseball ist auch hier sehr beliebt.
Die morgendliche Pause nutzt Laura um ihre gebrochene Zeltstange zu reparieren.
Unsere Begegnung mit den Simpsons 🙂
Die Niagarafälle sind trotz des verregneten Wetters sehr eindrucksvoll.
Die gleichnamige Stadt „Nigara Falls“ ist in den letzten 20 Jahren zu einer Touristenstadt a la Las Vegas verkommen.
Der Höhenunterschied zwischen dem Erie-See und dem Ontario-See wird zur Wassererzeugung genutzt.
Der passionierte Radsportler John und seine Familie laden mich zum Abendessen und Übernachtung ein. 
Kanada ist multikulturell geprägt und so wird jedes Fußball WM-Spiel gefeiert – hier Portugal gegen Iran.
Dem Waterfront Trail folgend fahre ich durch Toronto.
Der CN-Tower und die Downtown sind beeindruckend.
Nur wenige Kilometer von der Millionenstadt Toronto entfernt liegt das Atomkraftwerk „Pickering“.

Global #82: Detroit – Wiege der amerikanischen Automobilindustrie oder Zentrum der Urbanen Gartenbau-Kultur

Seit dem eintretenden Verfall der amerikanischen Automobilindustrie in den 1970er Jahren hat sich das Stadtbild Detroits dramatisch geändert und die Auswirkungen sind bis heute weithin sichtbar. Von den ehemals zwei Millionen Einwohnern sind allein in den Jahren 2000 bis 2010 über 250.000 Einwohner abgewandert, sodass heute nur noch knapp 650.000 Menschen hier leben. Davon zeugen auch die Wohnviertel, die mit unzähligen leerstehenden Häusern, Geschäfts- und Fabrikgebäuden wie Geisterstädte wirken.
Obwohl noch heute Automobilriesen wie General Motors oder Chrysler hier produzieren und zu den wichtigsten Arbeitgebern zählen haben sich in den letzten Jahren auch neue Firmen der Branchen Raumfahrt, Energieversorgung, Fahrradbau und Landwirtschaft niedergelassen. Durch die niedrigen Grundstücks- und Mietpreise haben sich zudem unzählige Künstler und Kreative angesiedelt, welche das Stadtbild maßgeblich mitgestalten.
Bei und  mit meinen Gastgebern Kevin und Audrey verbringe ich das Wochenende in der City und mit ihren Freunden unternehmen wir am Freitagabend eine Kneipentour und besuchen anschließend die „Temple Bar“, wo sich die Technoszene Detroits trifft.
Nach einer kurzen Nacht und noch leicht verschlafen besuchen wir Samstagmorgen den „Eastern Market“, wo wir neben ein paar kleinen Snacks lokales Obst, Gemüse, Eier, Speck und Kräuter einkaufen und anschließend ein leckeres Frühstück genießen.
Mittlerweile landesweit bekannt ist Detroit auch für seine städtische Gartenbaukultur. Ursprünglich aus der Not heraus entstanden, dass sich viele Einwohner aufgrund der fehlenden Einkommen kaum frisches Gemüse und Obst leisten konnten, haben sich daraus über die Jahre weitverzweigte gut organisierte Projekte entwickelt, welche zunehmend auch mit Schulen und sonstigen Einrichtungen verknüpft sind. Einer dieser Stadtgärten ist die „Michigan Urban Farming Initiative“, kurz MUFI. Auf dem gut einen Hektar großen Grundstück im Norden Detroits sind neben mehreren Gewächshäusern diverse Beete und Hochbeete, ein Bienenhaus, eine Streuobstplantage und natürlich ein Vereinshaus integriert. Wer Lust und Laune hat kann hier gerne zu den regelmäßigen Arbeitseinsätzen vorbeischauen, was bei mir leider zeitlich nicht geklappt hat.
Bevor es für mich über den Detroit River nach Kanada geht, besichtige ich am Sonntagvormittag noch die „Ford Piquette Avenue Fabrik“ – die Wiege des Automobilherstellers Ford. Als der Hersteller Henry Ford mit der damals revolutionären Fließbandfertigung das   massentaugliche und preiswerte „Model T“ auf den Markt brachte, war quasi über Nacht das Automobil für jedermann erschwinglich und das neuartige Produktionsverfahren wurde schnell zum Standard in der gesamten Industrie. In den Folgejahren schossen dann immer größere Fabriken aus dem Boden und beschäftigten tausende Arbeiter, bis dann die nächste Revolution, die Automatisierung sowie die Globalisierung den Untergang der einst stolzen Automobilindustrie einleitete.
Entlang des Detroit gelange ich von Süden kommend in die Stadt Detroit.

 

Die Konzernzentrale von General Motors und das Baseball Stadion der „Tigers“.
Die Ambassador Brücke, welche Detroit mit der Stadt Windsor (Kanada) verbindet.
In Detroit sind über 80 Prozent der Einwohner Afroamerikaner.
Der Stadtgarten „Mufi“ im Norden der Stadt.
An den Fassaden verlassener Häuser und Fabriken findet sich überall kunstvolles Graffiti.
Überall kann man leerstehende Fabriken und Häuser finden.
Mit meinen Gastgebern Kevin und Audrey gehen wir Freitagnacht in der „Temple Bar“ feiern.
Die Ford Piquette Fabrik
Heutige Produktionsstätten der Automobilindustrie.
Arbeitszimmer von Henry Ford. In den einstigen Produktionshallen findet sich heute eine Oldtimer-Ausstellung.
Die Entwicklungsabteilung von Ford. Hier wurde das Model T entwickelt.

Global #81: Helikoptereltern // Mein 30. Geburtstag // Wenn der Hund zubeißt

Seitdem ich im Mittleren Westen der USA unterwegs bin habe ich viel Zeit und damit auch eine gewisse Langeweile. Und so nutze ich hin und wieder die vielen städtischen Parks für eine längere Pause. Diese sind meist so weitläufig, dass in der Regel ein Baseballfeld, eine Spielwiese, ein Frisbee-Golf-Parkur und ein Fußballfeld integriert sind. Und selbstverständlich gibt es Wifi. Nach der Schule kommen am späten Nachmittag dann auch die ersten Kinder. Besonders auffällig ist aber jedes Mal, dass sie nie alleine kommen, sondern stets von ihren Eltern im Van oder SUV hergefahren werden und dann auch die ganze Zeit von denen betreut oder vielmehr überwacht werden. Typischer Fall von Helikopter-Eltern! In meiner Kindheit wäre das unvorstellbar gewesen, dass Eltern uns Kinder betreut hätten. Wir waren ja schließlich keine Weicheier 😉
Aber hier sind Helikoptereltern keine Ausnahme und so ist nach der strafen Unterrichtszeit in der Schule noch bis zur letzten Minute Freizeit alles schön durchorganisiert…
Der 9. Juni ist für mich ein bedeutsames Datum, mein 30.  Geburtstag. Umso mehr freue ich mich, dass mich Laura, die französische Radfahrerin, welche ich in Arizona/ Utah kennengelernt habe anschreibt und mit mir zusammen meinen Geburtstag feiern möchte. Wir treffen uns also in der Stadt Kankakee/ Illinois und nehmen uns am folgenden Tag eine Auszeit in der Kleinstadt Momence, wo wir den Tag mit Pancakes bei Burger King beginnen, mittags eine Pizzeria besuchen und uns am späten Nachmittag mit Bier, Chips  und einer Buttercremetorte belohnen 😉 
Ab und zu muss man sich eben auch Mal etwas gönnen.
Leider schlägt am folgenden Tag das Wetter um und bei Nieselregen verabschieden wir uns, da Laura nach Norden zum „Lake Michigan“ möchte und ich nach Westen Richtung Detroit und Kanada radel. Mein Weg führt mich fernab der Highways über kleinere Landstraßen vorbei an unzähligen Farmen, wobei mir die ausgeprägte Amische Gemeinde auffällt, welche besonders im Staat Indiana stark vertreten ist. Diese Glaubensgemeinschaft hat ihre ursprünglichen Wurzeln in der Schweiz und Süddeutschland und lebt ein stark landwirtschaftlich geprägtes Leben, wobei sie moderne Technologien wie z.B. Elektrizität größtenteils ablehnt. Daher sieht man auf den Straßen auch unzählige Pferdegespanne. Und weil sie Elektrizität ablehnen werden ihre Werkzeuge und andere Maschinen häufig mit Druckluft betrieben.
Bei all dem Traditionsbewusstsein schottet sich die amische Gemeinde jedoch keineswegs ab und so treffe ich beim täglichen Einkauf oder früh morgens bei McDonald’s immer wieder auf traditionell gekleidete Anhänger der Glaubensgemeinschaft, die gut integriert zu sein schein und mich jedes Mal freundlich grüßen, weil ich als Radreisender vermutlich auch ihre Ansichten und Werte vertrete.
Ein eher unerfreuliches Ereignis passiert mir unweit der Stadt Detroit als ich auf einer abgelegenen Straße eine Farm passiere, der freilaufende Hund auf mich aufmerksam wird und mich verfolgt. Bei großen Hunden wie diesem halte ich immer an und versuche zunächst den Hund einzuschätzen und abzuwarten. Doch dieser verhält sich etwas anders, schnappt unvorhergesehen zu und beißt mir in die rechte Wade. Obwohl der Biss nur spielerisch und kurz ist, habe ich einen Abdruck im Bein und drei kleine blutende Bissspuren. Der herbeieilende Besitzer hilft mir jedoch schnell beim Desinfizieren und entschuldigt sich mehrmals, wobei er mir sogar seine Kontaktdaten gibt und versichert für alle eventuellen Arztkosten aufzukommen. Am späten Nachmittag ist die Bisswunde bereits gut verheilt und der Schrecken fast vergessen. Dennoch werde ich bei Hunden jetzt etwas vorsichtiger sein, wobei dies nach 26.000 km Radreise auch mein erster Zwischenfall war.
Überquerung des Mississippi River bei Burlington
Der Bundesstaat Illinois ist stark ländlich geprägt.
Nachstellung einer Bürgerkriegsszene während des Stadtfestes in Momence.
An meinem 30. Geburtstag feier ich mit Laura und wir gönnen uns eine Pizza.
Und natürlich darf auch eine Geburtstagstorte nicht fehlen.
Leider schlägt am nächsten Tag das Wetter um und wir verabschieden uns am Nachmittag.
In Indiana ist die amische Gemeinde besonders stark vertreten.
Auf einer Landstraße werde ich von einem Hund gebissen.
Helikopter-Eltern betreuen ihre Schützlinge auf dem Spielplatz.