Archiv der Kategorie: Allgemein

Global #53: Krankheitsbedingte Pause in Areraj (Indien) und eine Passstraße über 2.400 Höhenmeter nach Kathmandu (Nepal)

Es klingt schon fast nach Ironie. Nachdem ich bereits eine schwere Magendarminfektion auf meiner Fahrt nach Varanasi ausstehen musste bin ich zwei Wochen später und kurz vor Nepal erneut gezwungen zu pausieren und meinem Körper Ruhe zu gönnen. Wieder mit heftigen Magendarmbeschwerden suche ich keine 60 Kilometer südlich der nepalesischen Grenze in der Stadt Areraj ein Hotel auf. Der Eigentümer will anfangs 800 Rupie (ca. 10 Euro) pro Nacht, letztendlich kann ich den Preis aber auf die Hälfte drücken, was für das ungeheizte eiskalte Zimmer mehr als fair ist. Insgesamt benötige ich vier Nächte Schlaf, Unmengen an Ofloxacin-Tabletten (Antibiotika) und literweise Elektrolytlösung bis sich mein Körper wieder normalisiert. Übrigens kommen mir bei dem Einsatz des Antibiotikums so allmählich Bedenken, da diese unter Umständen die gesamte Darmflora stören und somit auch das Immunsystem leiden kann. Leider habe ich keine andere Wahl und bin erleichtert, als es mir nach dem zweiten Tag bereits wesentlich besser geht.
Die Tage nutze ich auch um durch die lebhafte Kleinstadt zu schlendern und genieße es regelrecht mal keine Aufmerksam zu erregen. Während ich mit dem Fahrrad ständig die gleichen Fragen beantworten muss und ständig für Selfies posieren soll, kann ich ohne Rad ungestört den Alltag beobachten, Einkäufe erledigen oder mich entspannt in ein Restaurant setzen und einen Tee trinken. Und nachdem ich in Indien fast täglich sehr viel Frust angestaut habe, beginne ich nun doch noch das Land zu mögen und die Menschen ein Stück besser zu verstehen. Zumindest solange bis ich wieder auf mein Fahrrad steigen muss 😉

Hauptverkehrskreuzung in Areraj 
Rikscha-Fahrer prägen häufig den indischen Stadtverkehr. 
An der indisch-nepalesischen Grenze ist Chaos 🙂
Am 10. Januar 2018 kommt dann endlich die Erlösung und ich verlasse Indien am Grenzübergang Raxaul / Birganj nach Nepal. Im Immigration Office bekomme ich problemlos mein Visum on Arrival. Man kann hier wählen zwischen 15 Tage/ 25 US Dollar und 30 Tage/ 40 US Dollar, wobei für mich die 15 Tage vollkommen ausreichen.
Bis zur Stadt Hetauda ist die Strecke noch sehr trostlos und auf den Straßen herrscht viel Verkehr. Am ersten Abend in Nepal nehme ich mir ein Gasthaus und komme beim Essen mit dem Sohn der Inhaberin ins Gespräch. Er ist Anfang 20, studiert Ingenieurwesen und ist sehr an meiner Reise, aber auch an Deutschland interessiert und natürlich erfahre ich auch gleich einiges über Nepal und bekomme Unmengen an Tipps. Als er mir dann noch zum Abschied eine alte Sim-Karte für mein Handy schenkt bin ich erstaunt über so viel Hilfsbereitschaft und Vertrauen.
Am nächsten Tag geht es dann endlich in die Berge. Morgens ist es wie üblich neblig und grau. Aber als ich auf knapp 500 Höhenmeter bin reist auf einmal die Sonne das Nebelband auf und ich sehe das erste Mal seit zwei Wochen den blauen Himmel. Der folgende Aufstieg zum Pass wird jedoch sehr anspruchsvoll und mühsam. Dennoch genieße ich jeden Kilometer und finde nach den frustrierenden Wochen in Indien endlich wieder Freude und Spaß am Radreisen.

Für die gut 200 Kilometer lange Passstraße bis Kathmandu lasse ich mir drei Tage Zeit und aufgrund der schlechten Straßen komme ich ohnehin nur langsam vorwärts, habe es aber auch nicht eilig. Immer wieder lege ich Pausen ein zum Fotografieren, genieße die Fernsichten oder trinke einen Tee. Obwohl der Verkehr auf der engen kurvigen Straße nicht sonderlich störend ist, bin ich überrascht wie viele Lkw’s sich dennoch über diese Route quälen, zumal es bessere Fernstraße nach Kathmandu gibt.
Am zweiten Tag meiner Passüberquerung ist es morgens recht kühl aber ohne Frost. Als ich gerade meinen Schlafsack einpacke kommt hinter mir ein älterer Mann mit einer Milchkanne gelaufen. Er ist unterwegs ins nächste Dorf und schenkt mir einen Schluck Milch für meinen morgendlichen Tee. Nach kurzem Gespräch verabschieden wir uns und ich starte gut gelaunt in den Tag. Der Pass verläuft auf 2.500 Höhenmeter, sodass ich bis dahin noch gut 1.200 Höhenmeter zu bewältigen habe. Dabei schlängelt sich die Straße grazil durch die Gebirgslandschaft und formt unzählige Serpentinen in die steilen Hänge.
Erst am frühen Nachmittag erreiche ich den Scheitelpunkt und werde sogleich mit einem Blick über die fernen schneebedeckten Gipfel des Himalaya belohnt. Nachdem ich mir ein ausgiebiges Mittagessen gönne, geht es kontinuierlich talwärts Richtung Kathmandu. Die Landschaft ist geprägt von kurvenreichen Straßen, unzähligen Siedlungen und steil abfallenden Hängen mit brachliegenden Reisterassen.
Am dritten Tag muss ich nur noch 30 Kilometer bis nach Kathmandu radeln, wobei ich nochmal einen beachtlichen Anstieg bewältigen muss. Auf der Hauptverkehrsstraße tummeln sich nun auch unzählige Autos, Lkw’s und Busse, welche alle knatternd und stinkend an mir vorbeiziehen. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung leidet das gesamte Kathmandu-Tal seit Jahren unter extremer Luftverschmutzung, welche durch die geographische Kessellage und der somit geringen Luftzirkulation noch verschlimmert wird. Bis zu meinem Weiterflug nach Myanmar / Rangun am 22.01.2018 verweile ich nun noch in der nepalesischen Hauptstadt und nutze die Zeit zur Stadtbesichtigung und Entspannung. 
Elias aus Spanien treffe ich in Nepal. Er ist unterwegs nach Indien und kam mir entgegen. 
Die Landschaft ist unbeschreiblich schön und so macht auch das Radreisen wieder Spaß. 
Auf unzähligen Serpentinen quäle ich mich den Pass hinauf.
Und werde immer wieder mit tollen Aussichten belohnt.
Hier ist es nicht mehr weit bis zum Scheitelpunkt. 
Nur noch 80 Kilometer bis Kathmandu. 
In der Ferne erblicke ich die schneebedeckten Gipfel des Himalaya. 
Tempel und Straßen sind häufig mit bunten Fahnenbändern geschmückt. 
Auf der anderen Seite des Passes geht es wieder stetig talwärts. 
Die Täler sind tief und auf den Hängen sind stufenförmig Reisterassen angelegt.
Morgendliche Straßenszene eines Bergdorfes. 
Noch ist wenig Verkehr auf den Straßen. Im Tagesverlauf wird es aber deutlich mehr.
Ankunft in Kathmandu. 
Frisch gebackene Donuts – nach nepalesischer Art aus Reismehl. Sehr verbreitet sind auch „Sel Roti“.

Global #52: Outtakes – Kuriositäten in Indien

In Indien hatte ich meinen ersten heftigen Kulturschock und habe mich selbst nach über zwei Monaten nicht so richtig in das Land gewöhnt. Zu schräg, bunt und oft widersprüchlich sind die unzähligen Impressionen welche ich hier täglich erlebe. Nachfolgend ein paar Kuriositäten die es so vielleicht nur in diesem Land gibt.

1) Werbeanzeigen wie diese werden gelegentlich aufwendig mit Pinsel und Farbe gemalt und sind wahre Kunstwerke.

2) Nein, das ist kein Eingang eines Freizeitparkes, sondern ein Hindutempel.

3) Am Straßenrand haben wir diese Sandskulptur entdeckt.

4) Eine funktionierende Müllabfuhr ist in Indien leider die absolute Ausnahme.

5) Für den Gerüstbau wird meist Holz statt Stahl verwendet.

6) Im Bundesstaat Goa wurden wir auf einen Baum aufmerksam wo sich dutzende Flughunde tummelten.

7) Zum Lachen wenn es nicht zum Weinen wäre. Außerhalb der Städte verrichten die Menschen wirklich ihr Geschäft im Freien. Dieses Gemälde habe ich im Norden Indiens entdeckt.

8) Die Swastika symbolisiert Glück. Das Hakenkreuz am Auto ist aber geschmacklos. Ansonsten musste Hitler auch für Schlösser und Zigaretten seinen Namen geben. Vielleicht aber auch nur Zufall 😉

Global #51: Meine Fahrt entlang endloser Baustellen, vorbei an gaffenden Menschenmassen zur heiligen Stadt Varanasi

Ich bin körperlich wieder fit und mittlerweile in Varanasi am Ganges angekommen. Die letzten Tage waren für mich dennoch eine Zumutung…

Wie üblich werde ich schon in den Morgenstunden von allen Seiten mit Zurufen begrüßt, was aber irgendwie gar nicht freundlich klingt. Ungefähr so müssen sich wohl Tiere im Zoo fühlen, wenn sie von einer Grundschulklasse lautstark beschallt und begafft werden.
Als mir dann an einem Morgen beim Einkaufen einer dieser Schaulustigen so nahe kommt, dass er mir mit seinem rostigen Fahrrad die Hose aufreißt, bekomme ich beinahe einen Wutanfall. Statt einer Entschuldigung erhalte ich nur einen leeren nichtssagenden Blick.
Auf den Straßen ist es zudem nicht besser. Ich bin seit Nagpur größtenteils auf dem National Highway 7 unterwegs, welcher Indien von Nord nach Süd durchzieht. Im nördlichen Teil gleicht er aber mehr einer endlosen Baustelle und so kommt es ständig zu Spurwechseln.

Unweit der Stadt Katni treffe ich auf zwei radreisende Holländer, welche unterwegs nach Mumbai sind. Die beiden sind mindestens schon über 70 Jahre alt, aber noch körperlich wie geistig fit, was mich sehr beeindruckt. Unsere Begegnung ist leider nur kurz und wenig später fahre ich wieder einsam weiter durch dieses trostlose Land.
Auf den letzten 200 Kilometern bis Varanasi wird es noch einmal äußerst anspruchsvoll. Die Straßenbeschaffung ist dermaßen miserabel, dass ich aufgrund der gigantischen Schlaglöcher oft nicht viel schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren kann. An einem langgezogenen Berg nahe der Stadt Drummondganj kommt es sogar zum kilometerlangen Megastau, da die Lkw’s in beide Richtungen gar nicht mehr vorwärts kommen und alles blockieren. Die ausgefahrene Straße ist dabei so staubig, dass ich am Abend wie mit Feinstaub gepudert aussehe. Mehr Sorgen mache ich mir aber um mein Fahrrad, welches unter den Schlaglöchern sehr leidet.

In der Stadt Varanasi komme ich am Morgen des ersten Januar 2018 an. Der Ganges hat die Metropole in einen dichten Schleier aus Nebel gehüllt und es ist bitterkalt. Im Hostel angekommen gönne ich mir dann die erste heiße Dusche seit Wochen. Am Nachmittag geht es in den nächsten Fahrradladen, weil ich die Kette nach fast 6.000 Kilometern wechseln muss und der  Mantel am Hinterrad nach 3.500 Kilometern auch verschlissen ist. Als ich dann den Rückweg zum Hostel antreten möchte, brauche ich für den einen Kilometer fast drei Stunden, da sämtliche Straßen aufgrund des Neujahrfeiertages verstopft sind.

Und auch mit dem Stromnetz gibt es ungewöhnlich oft Probleme. Während in Indien hin und wieder mal die Lichter ausgehen, kommt es hier täglich zum Blackout. Natürlich auch gerade in dem Moment wo ich im Copyshop um die Ecke mein Flugticket von Nepal nach Myanmar ausdrucken lassen möchte. Eine Stunde später klappt es dann aber doch. 
Neben allerlei Ärger mit kleineren organisatorischen Problemen nehme ich mir dennoch auch Zeit um die Ghats am Ganges zu erkunden. Die zum Wasser abfallenden Stufen und die zugehörigen Tempel sind bedeutende Orte für die rituelle Waschung der Hindus. Das wohl bekannteste Ghat ist das Manikarnika, wo von früh bis spät in die Nacht die hinduistischen Leichenverbrennungen auf dem Ganges stattfinden, welche die Toten von dem Zyklus der Wiedergeburt erlösen sollen.
Das niederländische Ehepaar ist auf dem Weg nach Mumbai. 
Hochofen zur Herstellung von Zement 
Waschbecken für Lkw-Fahrer oder Radreisende wie mich 🙂
Die Straße vor der Stadt Drummondganj ist ein Desaster. 
Kuhfladen werden mit Stroh gefüllt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Prima Brennmaterial. 
Der Ganges hüllt Varanasi und das Umland in dichten Nebel. 
Das Manikarnika Ghat in Varanasi. Am noch frühen Morgen werden die Feuerbestattungen vorbereitet. 
Verkehrschaos zum Neujahr 2018 in Varanasi

Global #50: Jetzt mal Klartext – Indien ist kein einfaches Radreiseland

Zentralindien hat einige schöne Ecken wie z.B. den weitläufigen Pench Nationalpark im Bundesstaat Madhya Pradesh zu bieten. Aber die letzten Tage war mir gar nicht mehr danach, da ich mir eine heftige Magendarminfektion eingefangen habe. Bei der katastrophalen Hygiene ist es in Indien nur eine Frage der Zeit bis man durch einen Händedruck, verunreinigtes Essen oder Wasser Kolibakterien oder andere Darmerreger aufnimmt.
Als Radfahrer ist man dann besonders hart betroffen, denn wenn die Verdauung nicht funktioniert können Kreislauf und Körper keine Leistung  liefern. Zudem reagiert der Körper entsprechend und durch den eingehenden Durchfall verliert man Unmengen an Flüssigkeit, welche man beim Radfahren ohnehin ausschwitzt. In besonders schweren Fällen wie bei mir fühlt man sich auch kraftlos, schlapp und appetitlos, wodurch die Tage zur Tortur werden.

Obwohl ich bisher schon auf früheren Reisen in der Türkei und Marokko Magendarminfektionen ausstehen musste sind hier in Indien die Rahmenbedingungen wesentlich härter. Denn überhaupt noch irgendwelche magenverträgliche Kost zu finden gestaltet sich als außergewöhnlich schwierig. Abseits der Touristenspots hat man häufig nur die Wahl zwischen Samosa (Kartoffelfüllung im Teigmantel) und anderen fettig frittierten Chips. Und in den wenigen Restaurants ist die Auswahl auch nicht vielseitiger und beschränkt sich meist auf Dal mit Reis oder Thali, was generell immer zu scharf gewürzt ist.

Ein weiterer Stressfaktor sind die Inder selber. Die meisten haben noch nie einen Ausländer gesehen und sind voll aus dem Häuschen wenn sie ein seltenes Exemplar – und dann auch noch so einen exotischen Radfahrer – treffen. Da wird dann schon beim Vorbeifahren auf dem Motorrad das Handy gezogen, um einen dann unmittelbar zu bitten für ein Selfie mal kurz anzuhalten. Und das passiert mir nicht hin und wieder, sondern täglich dutzende Male. Das fühlt sich dann irgendwann so an, als ob man permanent von einem Schwarm Fliegen umgeben ist. Anfangs konnte ich darüber noch lächeln, aber mittlerweile ist mir das Lachen aufgrund meiner kränklichen Verfassung vergangen. Ich bin doch keine rollende Freakshow! Der Höhepunkt war kürzlich, als ich in der Stadt Nagpur von einem Motorradfahrer während der Fahrt in ein freundliches Gespräch verwickelt wurde. Obwohl ich ihm anfangs erklärte, dass ich bitte kein Selfie knipsen möchte, habe ich mich letztendlich doch überreden lassen. Als wir dann am Straßenrand stoppten standen sofort drei andere indische Motorradfahrer mit ausgestrecktem Smartphone hinter mir. An vielen Tagen fühle ich mich als Radfahrer wie ein Stück Vieh, welches quer durch das ganze Land getrieben wird.

Der abschliesende Ko Faktor auf so einer Indienradreise ist der höllische Verkehr. Es wird dabei nicht nur ständig gedrängelt und einem die Vorfahrt geschnitten. Nein, das schlimmste ist das permanente Gehupe mit dem jeder versucht die Oberhand im heillosen Chaos für sich zu beanspruchen. Die meisten Lkw’s und TukTuks haben sogar extra Hupanlagen mit denen sie ganze Melodien dudeln können. Auf einer kleinen Dorfstraße kann somit schnell mehr Lärm als auf einer deutschen dreispurigen Autobahn entstehen.

Wenn man dann noch überall das Elend und den Dreck sieht, verschmutzte Wälder und Flüsse, verwahrloste Kinder und Familien in heruntergekommenen Slums, die zwischen Abwässern und Müllbergen in Wellblech- und Strohhütten hausen kann man schnell an seine emotionalen Grenzen stoßen.

Ich empfehle daher niemanden eine Radreise durch Indien, sofern er keine enorme Herausforderung oder sonstige tiefgründige Erkenntnisse sucht. Für mich ist jetzt schon sicher, dass der südasiatische Kontinent zukünftig ein schwarzer Fleck bei meiner Tourenplanung bleiben wird.

In diesem Sinne beende ich diesen Beitrag mit der alten Packpacker-Weisheit:

I.N.D.I.A.  –  I Never Do It Again (zu deutsch: „Ich mache es nie wieder“)

Fünf Minuten vor dem Mobilfunkshop und schon werde ich umlagert. 
Szenen wie diese vermitteln eigentlich ein harmonisches Bild von Indien…
…aber die ständige Neugierde der Inder kann schnell anstrengend werden.
Und natürlich wird auch ohne zu fragen alles angefasst und die Gangschaltung verstellt. 
Einer der vielen Motorradfahrer, welche mich täglich zum Selfie anhalten möchten. 
Die Landschaft in Madhya Pradesh – dem Herzen Indiens – ist atemberaubend schön. Aber leider habe ich dafür kaum noch Ruhe. 
Vom Apotheker bekomme ich eine Elektrolytlösung und Ofloxacin & Ornidazole Tabletten gegen meine Magendarminfektion.

Global #49: Besichtigung des Grabmales Ibrahim Rauza, Einblicke in indische Lehrpläne und alltägliche Selfie- und Popkultur

Um so tiefer ich in den Bundesstaat Maharashtra vordringe, desto ländlicher wandelt sich das Umland. Zunächst reise ich über eine entlegene dünnbesiedelte Hochebene bis Gokak und folge dann wieder dem Flachland entlang endloser Zuckerrohrplantagen und Reisfelder. Die Ruhe wird nur von den vorbeifahrenden bunt geschmückten Traktoren mit ihren überdimensionalen Lautsprecherboxen, aus denen pausenlos indische Popmusik a la Bollywood und Techno dröhnt, gestört.
In den Morgenstunden wird es bei Zeiten lebhaft, sodass schon kurz nach 7 Uhr viele Menschen unterwegs sind. Am Straßenrand hocken Junge und Alte, Männer wie Frauen und verrichten ganz ungeniert ihre kleine und große Notdurft. Obwohl ich mittlerweile wieder alleine unterwegs bin mangelt es mir nicht an Gesellschaft. Die vorbeifahrenden Motorradfahrer verwickeln mich häufig in Gespräche oder wollen ein Selfie mit mir machen und bei kurzen Stopps am Straßenrand versammelt sich jedes Mal eine Graupe von Menschen um mich, was mich aber nach fast zwei Monaten Indienreise gar nicht mehr stört.
An einem Nachmittag halte ich an einem Saftstand und möchte mir einen frisch gepressten Ananassaft gönnen. Zwei Männer und eine Frau vor dem Stand stellen sich als Lehrer einer örtlichen Schule vor und nachdem ich ihnen erzähle, dass ich aus Deutschland komme und eine Radreise um die Welt unternehme,  erzählen sie mir angeregt, dass sie mit ihren Schülern das Tagebuch der Anne-Frank behandeln. Während man in vielen arabischen Ländern und im Iran häufig ein positives und verfälschtes Bild vom deutschen Nationalsozialismus hat, bin ich erfreut, dass die Gräueltaten der Nazis in Indien kritisch betrachtet werden.
Als ich in der Stadt Vijayapura ankomme fällt mir das gewaltige Bauwerk „Ibrahim Rauza“ ins Auge. Das imposante Grabmal wurde von der Adil Shahi Dynastie Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut. Man vermutet übrigens, dass die Architektur Inspiration für das weltberühmte Taj Mahal in Agra war. Ich nutze die Ruhe am Morgen und erstehe ein Ticket für 200 Rupie um mir die beeindruckende Anlage anzuschauen. Anschließend erledige ich noch kleinere Einkäufe auf dem Markt und lasse mir ein Masala Dosa (Fladenbrot mit Kartoffelfüllung) in einem Straßenbistro schmecken. Das ebenfalls sehr sehenswerte Mausoleum „Gol Gumbaz“ von Mohammed Adil Shah besichtige ich leider nicht mehr, da mich Lärm, Streß und Aufmerksamkeit der Großstadt allmählich zermürben. Zur Abwechslung geht es dann am Nachmittag über ländliche Straßen durch nichtssagende Dörfer wie Jambagi oder Tamba.
Hochebene südlich der Stadt Gokak 
Die Bäume spenden angenehmen kühlen Schatten. 
Selfie mit den Lehrern, welche mich auf ein Glas Ananassaft einladen.
Das Grabmal Ibrahim Rauza.
Masala Dosa zum Frühstück 
Die Straßen sind selten so hervorragend ausgebaut wie hier.
Noch unreife Papaya’s
Für ein Foto darf ich mich sogar mal kurz an das Steuer setzen 😉

Global #48: Abschied von Nico / Vorbei am Tilari Reservoir nach Maharashtra

Die letzten 14 Tage in Goa haben wir ausreichend Erholung von den körperlichen Strapazen der letzten Monate gefunden. An den weitläufigen Sandstränden haben wir unter Palmen residiert und uns eine  willkommene Abkühlung im blauen Wasser des Arabischen Meeres gegönnt. Zur Abwechslung sind wir des Öfteren in lokale italienische Pizzeria’s geschlendert, wo es vermutlich die besten Pizzen in ganz Indien gab.
Neben dem wohlverdienten Ausklang unserer bisherigen Reise musste ich aber auch noch viele Kleinigkeiten für meine weitere Tour organisieren. So habe ich zunächst versucht die Genehmigung für den Grenzübergang Indien – Myanmar zu beantragen, was mir jedoch abgelehnt wurde, da seit diesem Jahr neue Vorschriften gelten, welche nicht mit meinem Reisevorhaben vereinbar sind. Sofern man nun nämlich auf dem Landweg von Indien nach Myanmar einreisen möchte, ist man gezwungen das Land wieder über den gleichen Grenzübergang zu verlassen. Stattdessen möchte ich nun bis Kathmandu/ Nepal reisen und von dort mit dem Flugzeug über Rangun nach Myanmar einreisen. Das benötigte eVisum habe ich kürzlich online beantragt und den Approval Letter bereits erhalten.
Von Christina, einer Bekannten aus Goa, habe ich nun auch meinen Abzieher für das Kettenritzel meiner Rohloff-Nabenschaltung erhalten und zudem das bestellte Solarpanel, als Ersatz für meinen defekten Nabendynamo. Gut ausgestattet kann ich somit meine nächste Etappe Richtung Nepal starten.
Am 13. Dezember 2017 und nach gut vier Monaten gemeinsamer Reise muss sich dann leider Nico verabschieden,  da sein Flug zurück nach Berlin ansteht und er ab Januar wieder den Fahrradsattel gegen den Bürostuhl tauscht. Für mich geht es dann am folgenden Morgen nach gemeinsamen Frühstück mit Christina und ihrer Familie ostwärts Richtung Maharashtra. Den Bundesstaat Goa verlasse ich bereits nach 30 Kilometer und folge dem State Highway 130, welcher am Tilari Reservoir vorbeiführt. Die anfänglichen Kilometer radel ich noch entspannt durch ein grünes schattiges Tal und ahne noch nicht was mir am Nachmittag bevorsteht.  Irgendwie finde ich es merkwürdig, dass auf der Straße nur wenige Autos unterwegs sind. Nach weiteren 30 Kilometer kommt mir ein Fahrer entgegen und erklärt mir, dass ich die Straße unmöglich passieren kann, da sie aufgrund von Bauarbeiten gesperrt sei. Ich bin dankbar für den guten Rat, möchte jedoch auf gar keinen Fall umkehren, weil ich sonst einen Umweg von mindestens 50 Kilometern radeln müsste. Nach weiteren fünf Kilometern ist dann tatsächlich die Straße gesperrt. Der aufgeschüttete Erdwall und die Baumstämme hindern mich jedoch nicht am weiterkommen. Viel schmerzlicher ist nun aber der steile Anstieg und die teils unbefestigte Straße. Nur noch schiebend komme ich vorwärts und da mir langsam das Wasser knapp wird bin ich erleichtert als nach der gefühlt hundertsten Serpentine endlich eine Trinkwasserquelle kommt. Auf meinem weiteren Aufstieg treffe ich auch immer wieder Bauarbeiter, welche offensichtlich aus den umliegenden Dörfern stammen. Jung und alt, Frauen und Kinder packen mit an und zerschlagen Steine, tragen flüssigen Teer und schaufeln Schotter für den Straßenbau. Immer wieder komme ich mit den Menschen dabei kurz ins Gespräch, wobei man mir Fragen zur Radreise und Ausrüstung stellt. Einmal fragen mich die Bauarbeiter sogar nach Wasser, was ich natürlich gerne teile, da die Straßenarbeit in der Nachmittagssonne sehr mühsam sein muss. Nach fast zwei Stunden erreiche ich dann abgekämpft die Hochlandebene und habe seit dem Morgen in Povorim gute 700 Höhenmeter zurückgelegt, wodurch ich abends ordentlich fertig bin. Zu meiner Entschädigung werde ich dafür mit einem grandiosen Blick über das zurückliegende Tal belohnt und finde einen wunderschönen Zeltplatz an einem abgelegenen Seeufer.
Mein neues Solarpanel für die Stromversorgung. 
Nico beim Verpacken seines Fahrrads für den Rückflug. 
Beim Mittagessen mache ich Bekanntschaft mit einigen indischen Schülern. 
Der State Highway 130 ist wegen Bauarbeiten gesperrt. 
Aber mit dem Fahrrad kann ich die Baustelle problemlos passieren. 
Am Abend habe ich dann von der Hochebene einen grandiosen Blick über das zurückliegende Tal. 
Kurz vor Sonnenuntergang finde ich diesen abgelegenen Zeltplatz. 
Abschiedsfoto mit Nico und Christine in Povorim. 
Am vorletzten Tag treffen wir noch Silvia aus der Schweiz, welche ebenfalls mit  dem Fahrrad unterwegs ist. 

Global #47: Halbzeit einer Reise – Ankunft in Goa

Die letzten 300 Kilometer bis Goa radeln wir durch dichte Regenwälder auf teils entlegenen Straßen. Es geht nochmal beachtlich auf und ab, sodass wir einige Höhenmeter zurücklegen. In den Morgenstunden genießen wir die grandiosen Sonnenaufgänge sowie den kühlen erfrischenden Nebel. Entlang der Straße finden wir des Öfteren einen Imbiss und gönnen uns fortan jeden Morgen zum Frühstück ein leckeres Omelett und einen heißen Tee. Dass wir mittlerweile wieder weit im Süden sind merken wir nicht zuletzt an der Hitze, welche besonders nachmittags einsetzt und sich am besten mit Eis, frisch gepresstem Zuckerrohrsaft und Melonen ertragen lässt.
Am letzten Morgen vor unserer Ankunft in Goa endet unsere Straße abrupt vor einem Stausee. Nach Auskunft der Einheimischen wurde dieser erst vor zwei Jahren angelegt und ist deshalb noch nicht auf unserer Karte eingezeichnet. Glücklicherweise müssen wir keinen großen Umweg radeln und können stattdessen dem National Highway 66 Richtung der Stadt Talera folgen.
Das wir bald in Goa ankommen merken wir jetzt auch an den Menschen selbst. Von überall ruft man uns zur Begrüßung „Good Journey“ und „Goa Goa“ zu und oft ergeben sich während der Fahrt kleinere Gespräche mit TukTuk- und Motorradfahrern.
Und dann ist es soweit. Am zweiten Dezember 2017 kommen wir am frühen Morgen in unserem Zielort Arambol an. Weil Nico schon einmal hier war kennt er sich gut aus, sodass wir eine prima Unterkunft abseits der Straße finden. Die nächsten fünf Tage verweilen wir in dem gemütlichen Örtchen und wollen anschließend etwas weiter nach Süden radeln.
In Arambol erledigen wir auch kleinere organisatorische Sachen. Ich muss z.B. meine Fahrradkette nachspannen, die Bremsbeläge wechseln und ein weiteres Loch im Reifen flicken. Außerdem lasse ich die Gurte an meinen Packtaschen umnähen, damit diese sich nicht wieder in die Speichen wickeln. Zu meiner Erleichterung klappt es auch wieder mit der Bargeldversorgung, ohne dass meine Kreditkarte gesperrt wird (siehe hierzu Blogbeitrag #40).
Ansonsten bummeln wir am Strand entlang oder lassen es uns in einem der unzähligen Cafés bzw. auf unserer Veranda gut gehen. Eine halbe Stunde Fußweg nördlich von unserer Unterkunft gelangen wir über einen kleinen Trampelpfad zum „Banyan Tree“, welcher auch als Kifferbaum bekannt ist. Unter diesem verzweigten schattigen Plätzchen sitzt ein indischer Guru und begrüßt uns freundlich nickend dem spirituellen Kreis beizusitzen. Mit seinen Anhängern, meist russische Touristen, wird ganztags meditiert und gesungen, wobei zwischendurch immer wieder die Marihuana-Pfeife kreist. Mittlerweile ist die Bekanntheit so groß, dass ständig Leute vorbeikommen und nicht selten auch kleine Gastgeschenke in Form von Essen, Alkohol oder Kleidung mitbringen.
Das letzte halbe Jahr war das Radfahren quasi mein Beruf und folglich betrachte ich die vor mir liegende Auszeit in Goa als meinen wohlverdienten Jahresurlaub, ehe Mitte Dezember 2017 mein zweiter Reiseabschnitt um die Welt beginnt 😉

Link zur Route Teil II: Südostasien – USA – Europa

Morgendlicher Sonnenaufgang im Regenwald 
Der National Highway verbindet Mumbai mit Goa.
Abrupt endet unsere Route vor einem Stausee. 
Hinter der nächsten Kurve kommt bereits das Meer.
Unzählige Fischerboote warten am Strand auf die nächste Fahrt. 
Touri-Straße in Arambol. 
Der Banyan Tree nördlich von Arambol. 
Selfie unserer Ankunft im Bundesstaat Goa. 
Abends sorgen die Hari Krishna am Strand für Stimmung. 

Global #46: Durch Gujerat und Maharashtra Richtung Goa

Mittlerweile sind wir auf unseren letzten Etappe nach Goa und radeln auf dem National Highway 48 Mumbai entgegen. Der Verkehr ist meistens die Hölle und zudem kommen uns auf dem Seitenstreifen ständig Falschfahrer entgegen, was hier leider gängige Praxis ist. Entlang der Straße zeigt sich uns ein Indien mit seiner enormen Vielseitigkeit, aber auch mit extremen Widersprüchen. Eines Morgens werden wir spontan von einer vorbeiziehenden fröhlichen Hochzeitsgesellschaft zum mittanzen und feiern eingeladen. Solche schönen Momente werden leider von dem sonstigen Elend im Land überschattet. Während wir uns längst an den allgegenwärtigen Müll, Dreck und Gestank gewöhnt haben, sind wir immer noch von den unzähligen Slums und Zeltstädten schockiert, welche meist am Stadtrand oder entlang der Hauptverkehrsstraßen existieren und die bittere Armut einer Mehrheit widerspiegelt.
Weil wir die Großstadt Mumbai umfahren wollen wechseln wir später auf kleinere Nebenstraßen und fahren durch exotische abgelegene Landschaften. In den Morgenstunden queren überladene Ochsenkarren unseren Weg, auf den Feldern beobachten wir die ersten Arbeiter und von den umliegenden Wasserstellen kommen uns die Frauen entgegen, welche auf ihren Köpfen geschickt Wasserkrüge balancieren.
Die lustigsten Szenen ereignen sich meistens in den Abendstunden. Da Indien selbst im ländlichen Raum dicht besiedelt ist, wird es zunehmend schwieriger einen ruhigen Zeltplatz zu finden. Und so werden wir an zwei Abenden von der umliegenden Dorfgemeinschaft besucht, welche nach kurzem freundlichen Smalltalk neugierig unsere Ausrüstung begutachtet. Da man sich offenbar um unsere Sicherheit sorgt, kommt eines Abends kurz vor Mitternacht sogar die örtliche Polizei vorbei, um uns ein paar allgemeine Fragen zu stellen.
Leider haben wir auch wieder mit technischen Pannen zu kämpfen. Bei Nico gibt es einen Wackelkontakt am USB Kabel seiner Fahrradlampe, wodurch er keinen Strom über den Nabendynamo laden kann. Der Fehler lässt sich jedoch schnell beheben und mit wenigen Handgriffen entfernen wir die Bruchstelle und verdrahten die Kabel neu.
Als ich eines Abends mein Fahrrad neben das Zelt schieben möchte verwickelt sich im Vorderrad der Gurt meiner Packtasche, wodurch die Speichen leicht verbiegen. Leider werden dabei auch die Kontakte am Nabendynamo beschädigt,  sodass ich fortan weder Licht noch Strom habe. Den Dynamo der Firma Son kann man  nicht selbst reparieren, da Kugellager und Elektrik fest verkappselt sind.

Hier erfährst du wie Nico den Tourabschnitt erlebt hat: Nico’s Blogbeitrag

Zur Abwechslung geht’s mal zu McDonalds
Nico’s Kabel zur Stromversorgung hatte eine Bruchstelle. 
Who is the boss? 
Zeltstadt am Straßenrand 
An einem Vormittag zieht diese bunte Hochzeitsgesellschaft vorbei. 
Baden in Indien ist nur etwas für abgehärtete. Uns stören die Abwässer und der Müll. 
Der Bus wird gleich im Fluss gewaschen und der Müll fliegt direkt aus dem Fenster..  
Morgendlicher Sonnenaufgang in Maharashtra 
Abendstimmung auf einem kleineren Pass 
Die kleinen Nebenstraßen sind herrlich, aber nicht immer gut ausgebaut. 
Der Gurt meiner Packtasche hatte sich in die Speichen gewickelt und die Kontakte am Dynamo beschädigt. 

Global #45: Entlang der Hochebene des Aravalligebirges ins Venedig des Ostens – Udaipur

Von Jodhpur bis Udaipur sind es gute 250 Kilometer, welche uns längs durch das Aravalligebirge führen. Nachdem wir bisher wenig von der indischen Landschaft angetan waren, ändert sich dies hier schlagartig. Kurz hinter der Kleinstadt Sadri schlängelt sich unsere schmale Straße brutal ins Gebirge. Während wir die Berge hochschwitzen, sitzen am Straßenrand wilde Affen und schauen uns etwas feindselig an. Auf unsere Packtaschen müssen wir besonders aufpassen, da die kleinen Tierchen flinke Finger haben und sobald man ihnen den Rücken kehrt wittern sie ihre Chance.
Immer weiter geht es für uns bergauf, wobei die Wälder immer dichter und die Straßen zunehmend steiler werden. Erst am Nachmittag erreichen wir den höchsten Punkt bei gut 900 Höhenmetern. In der Nacht wird es ungewohnt kühl und am Morgen ist durch die hohe Luftfeuchtigkeit das gesamte Zelt klamm.
  
Bis Udaipur geht es die verbleibenden 50 Kilometer zügig voran und zur Mittagsstunde erreichen wir die für ihre Seen und Tempel bekannte Stadt. Wegen den umliegenden Seen wie z.B. der Pichhola wird der Ort auch Venedig des Ostens genannt. Leider sind die Gewässer stark mit Abwässern belastet und die Uferbereiche mit Müll verdreckt. Aber verglichen mit anderen indischen Städten wirkt die Stadt ansonsten recht Sauber und aufgeräumt. 
Während unseres Aufenthaltes schlendern wir durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, besichtigen den Jagdish Tempel, laufen eine Runde um den Pichhola See und besuchen den Stadtpalast. Unweit von unserem Gasthaus finden wir einen gepflegten Saftladen, wo wir fortan des Öfteren frisch gepresste Säfte und Lassis trinken. Die Auswahl reicht von Ananas-Dattel über Lemon-Mint bis Papaya, wodurch wir gerne noch eine ganze Woche hier verweilen würden.

Tempel im Aravalligebirge 
Die Affen lauern in Gruppen am Straßenrand. 
Die Natur ist sauber und wunderschön. 
Die Ochsen treiben zur Bewässerung ein Wasserrad an.
Die Landschaft im Aravalligebirge ist weitläufig und faszinierend. 
Frauen waschen morgens ihre Wäsche im Pichhola See in Udaipur. 
Blick auf den Pichhola See 
Stadtpalast von Udaipur
Abends beim Einkaufen treffe ich auf diesen Dickhäuter. 
Beim Besuch im Jagdish Tempel finde ich meine Epiphanie 😉

Global #44: Die Luft ist raus. Neue Fahrradmäntel – Made in India/ Thailand

Indien ist zweifelsohne eine Radfahrernation, wenngleich in den Städten (leider) überwiegend motorisierte Zweiräder und TukTuks dominieren. Das Radfahren hat aber lange Tradition und das weitverbreitete Atlas-Herrenrad, ursprünglich von den Engländern während der Kolonialzeit designed und entwickelt, wird noch heute nahezu unverändert produziert. Charakteristisch ist dabei übrigens die Gestängebremse, welche ohne Bowdenzug auskommt und quasi unkaputtbar ist. Die Versorgung mit Ersatzteilen ist vergleichsweise gut und herkömmliche Komponenten wie Reifen, Schläuche, Ketten, Pedalen oder Speichen bekommt man in ausreichender Qualität.

Nun aber zum eigentlichen Thema…
Auf längeren Radreisen kommt es früher oder später vor, dass Verschleißteile ersetzt werden müssen. Klassisches Beispiel ist hier der Fahrradmantel, welcher besonders hohen Belastungen ausgesetzt ist. Er muss nicht nur mit unterschiedlichen Wetterverhältnissen klarkommen, sondern auch rauhen Asphalt, scharfe Steine, spitze Dornen und Glassplitter abwehren können.

Nach nur knapp 2.000 Kilometer muss ich meinen Mantel am Vorderrad wechseln, welchen ich zwar erst in Dubai gekauft habe, der jedoch ungeeignet für die trockenen Wüstenregionen Rajasthans ist. Denn das unzureichende Profil ist den unzähligen stacheligen Zweigen und Büschen nicht gewachsen und so haben sich wiederholt spitze Dornen spielend durch den Mantel gebohrt, wodurch ich die letzten Tage mehrere Platten flicken musste.

Also ist es nun in Jodhpur Zeit ein Radfachgeschäft aufzusuchen und einen neuen Fahrradmantel zu kaufen. Im Vorfeld habe ich mich erkundigt, welche Fabrikate in Indien erhältlich sind und habe schnell vom Hersteller „Metro“ erfahren, welcher zu den größten Reifenherstellern Indiens zählt. Für 300 Rupie kaufe ich einen Reifen des Herstellers in der Größe 26 Zoll x 1,75. Die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck und die Gummimischung fühlt sich fest an, was eine hohe Laufleistung erwarten lässt.
Die ersten Kilometer im Praxistest schlägt er sich schon mal ganz gut. Natürlich werden aber erst die nächsten Wochen zeigen, ob Top oder Flop.

Nur 250 Kilometer weiter in der Stadt Udaipur entscheide ich auch den Mantel am Hinterrad zu wechseln. Trotz einer Vielzahl von Radfachgeschäften bekomme ich den Metro Mantel hier nicht. Stattdessen habe ich die Wahl zwischen den Herstellern „Mustang“ und „Hindustan“,  welche beide indische Produzenten sind, aber nicht qualitativ überzeugen. Letztendlich finde ich einen Mantel der thailändischen Marke Kenda In der Größe 26 x 2.10 und bin überaus zufrieden.

In Deutschland bin ich übrigens mit den Fahrradmänteln „Schwalbe Mondial“ gestartet. Leider ist mir einer unterwegs in Rumänien aufgerissen, während der andere erst nach über 11.000 Kilometern Laufleistung gewechselt werden musste.

Anmerkung: In Indien bekommt man auch problemlos 28 Zoll Bereifung. Neben dem indischen Hersteller Metro sind auch Reifen der Firma VeeRubber erhältlich. Schwalbe und Continental hingegen nur in spezialisierten Fachgeschäften.

Gleich nach unserer Ankunft in Delhi muss ich nochmal flicken, weil noch ein Dorn aus dem Oman im Profil steckt. 
Fahrradwerkstätten gibt es viele, aber spezielle Ersatzteile wird man hier wohl kaum finden.
Die Natur hat sichtbar aufgerüstet. Übrigens eignen sich die langen Stacheln prima als Zahnstocher. 
Schwalbe Rapid Rob nach 2.000km; Schwalbe Mondial nach 11.000km; Metro Fahrradmantel; Kenda Krusher Fahrradmantel (v.li.n.re)
Die indische Firma Atlas baut noch heute Fahrräder nach dem gleichen Design wie vor fast hundert Jahren.