Global #29: Licht, Glamour & Skylines – Willkommen in Dubai

Vom Hafen bis zu unserem Hostel sind es gute 25 Kilometer. Und so radeln wir nach unserer Ankunft durch die funkelnde Nacht über die Schnellstraße vorbei an sündhaft teuren Autos, abgeschirmten Villen und in den Himmel schießenden Wolkenkratzern.

Insgesamt bleiben wir vier Nächte in Dubai und haben einiges zu organisieren bevor wir unsere Reise fortsetzen können. So müssen wir den Flug für Ende Oktober von Muskat nach Delhi buchen und unsere Fahrräder wieder fit machen, da wir beide neue Mäntel benötigen und ich eine Kette. Obwohl es in Dubai einige gut sortierte Fahrradläden gibt finden wir nicht wirklich einen guten Tourenreifen. Aber die Auswahl ist insgesamt besser als im Iran oder der Türkei.

Auf dem Weg ins Zentrum fallen mir abends die unzähligen weißen Busse auf, welche die Gastarbeiter, welche vorwiegend aus Indien und Pakistan kommen, von den Baustellen der Hochhäuser in ihre Unterkünfte fahren. Ohne diese billigen Arbeitskräfte wäre der Boom in den Emiraten unmöglich. Obwohl die Stadt bereits unzählige Wolkenkratzer hat befinden sich derzeit etliche weitere im Bau.

Eine weitere Auffälligkeit sind die kleinen schwarzen Kunststoffschläuche, welche jede Grünanlage und jede Palme mit Wasser versorgen. Da es in den Emiraten fast keine natürlichen Wasservorkommen gibt, wird sämtliches Wasser mit riesigen Entsalzungsanlagen dem Meer abgeronnen.

Der Burj Khalifa ist mit 828 Metern derzeit das höchste Gebäude der Welt und eine wahre Attraktion im Herzen Dubais. Wenn man sich vorstellt, dass vor 50 Jahren an dieser Stelle ausschließlich Wüste war,  wirkt das schon fast unwirklich. Direkt vor dem Burj Khalifa ist eine riesige Brunnenanlage installiert und in den Abendstunden gibt es täglich ein beeindruckendes Spiel aus Wasser, Licht und Musik (siehe Video unten).

Das Computerspiel „The Line“ ist übrigens in den Emiraten indiziert. Jedoch nicht wegen der dargestellten Gewalt, sondern da es den Untergang der Wüstenstadt in einem dramatischen Endzeitszenario aufzeigt.

Im Shuttlebus am Hafen gibt es für Frauen separate Sitzplätze. Im modernen Stadtzentrum gibt es hingegen weder eine Kleider- noch Sittenordnung.
Abendsonne mit Dubaier Skyline 
Morgens und abends werden tausende Arbeiter mit dem Shuttlebus zur Arbeit bzw. nach Hause gefahren. 
Der Burj Khalifa ist 828 Meter hoch und somit das derzeit höchste Gebäude der Welt. 
Dubai hängt sprichwörtlich am Tropf. Der schwarze Schlauch dient zur Bewässerung. 
Abendliche Licht- und Wassershow vor der Skyline von Dubai. 
Lichtspiel/ Wasserfontänen vor dem Burj Khalifa 
Das Wasser ist türkis-blau, aber wärmer als in der Badewanne 
Eissportfläche in der Dubai Mall 
Bushaltestellen – aufgrund der Hitze haben alle automatische Schiebetüren und Klimaanlagen
Das Computerspiel „The Line“ steht in den VAE auf dem Index (Bildquelle: SwissSMP.ch)

Global #28: Von Shiraz bis zum Persischen Golf // Erneuter Raubüberfall

Die Stadt Shiraz verlassen wir zügig Richtung Süden und erreichen nach gut 40 Kilometer den ausgetrockneten Salzsee Maharloo. Zunächst ist der Verkehr noch etwas störend, aber kurz hinter Sarvestan verlassen wir die Fernverkehrsstraße und radeln über Qotbabad auf unseren letzten großen Pass mit gut 1.600 Höhenmetern.

Am folgenden Morgen geht es dann schwungvoll bergab und in der Stadt Juyom machen wir eine ausgiebige Mittagsrast. Auf dem folgenden Abschnitt wollen wir durch ein sehr abgelegenes Tal reichlich 100 Kilometer bis zur Stadt Evaz radeln. Ortschaften gibt es auf der Route selten und auch Autos begegnen uns weniger.

Auf einer Geraden ziehen zwei Jugendliche auf einem Motorrad an uns vorbei und es kommt wie üblich zum Smalltalk. Ganz nebenbei werden wir natürlich auch wieder mit scharfem Blick gemustert, wobei wir uns aber wenig denken, da sie anschließend fortfahren und schon bald aus unserem Sichtfeld gänzlich verschwunden sind. Ich fahre ebenfalls voraus und merke nicht, dass sich Nico zurückfallen lässt und unser Abstand immer größer wird. Nach etwa einer Viertel Stunde überholen mich die beiden Jugendlichen erneut auf dem Motorrad und scheinen es sehr eilig zu haben. Ich schaue nach hinten und kann Nico nirgends erkennen. Da er normalerweise etwas schneller radelt als ich überrascht es mich umso mehr. Ich drehe um und fahre ihm entgegen, kann ihn aber in der Ferne nirgends sehen. Ein entgegenkommender Pickup gibt mir Lichthupe und auf der Ladefläche winkt mir ein hektisch aufgewühlter Nico zu, welcher soeben von den zwei Jugendlichen ausgeraubt wurde. Die Täter haben ihn abgefangen und waren auf sein Handy scharf, welches als Navi stets am Fahrradlenker befestigt ist und somit auch für Langfinger ein Blickfang ist. Statt des Handys konnten sie aber lediglich 200 Dollar erpressen und haben dann die Flucht ergriffen.

Der Fahrer des Pickups bringt uns noch bis zur nächsten Stadt – Banaruiyeh. Hier melden wir den Vorfall der Polizei, sind aber eigentlich wenig zuversichtlich,  dass wir damit Erfolg haben. Aufgrund der Sprachbarriere ist zunächst auch die Verständigung problematisch, was auch die Beschreibung der Täter erschwert. Umso mehr sind wir erstaunt als keine drei Stunden später die Übeltäter gefasst sind und Nico sein Geld zurückbekommt. Zur Feier des Tages werden wir von der Polizei noch zum Tee eingeladen und bei unserem Dolmetscher dürfen wir übernachten, ehe es am Folgetag weiter Richtung der Stadt Lar geht. Die Polizei eskortiert uns noch bis zum nächsten Verwaltungsbezirk und anschließend können wir unsere Fahrt fortsetzen.

Bezüglich des Raubüberfalles ist noch anzumerken,  dass der Iran grundsätzlich ein sicheres Reiseland ist. Bei dem Smartphone handelte es sich um ein teures sowie edles Samsung Galaxy S7, welches stets gut sichtbar an Nico’s Fahrradlenker befestigt war.

Bis wir den Vorfall gänzlich verarbeitet haben vergeht noch ein wenig Zeit. Auf unserer weiteren Reise Richtung Persischen Golf finden wir dafür aber Ablenkung in der grandiosen Landschaft mit ihren Tälern, Gebirgsketten und Wadis.

Nachdem wir nach über 2.500 Kilometer Radreise quer durch den Iran die Küstenstadt Bandar Lengeh erreicht haben geht es am 27. September 2017 mit der Fähre in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo wir abends in Dubai ankommen und die nächsten Tage die Metropole erkunden wollen.

Schwarzfahren ist besonders bei Kindern beliebt und wird von der Polizei offensichtlich toleriert 🙂
Einer unserer schönsten Zeltplätze 
Im Süden Irans gibt es vielerorts Dattelpalmen
Auf dem Bild links ist der oberste Religionsführer Chomeini und rechts der Präsident Rohani 
Auch vor diesem wunderschönen Panorama auf gut 1.600 Höhenmeter haben wir gezeltet 
Dromedare haben wir im Iran leider nicht gesehen 
Einladung und Abendessen bei unserem iranischen Dolmetscher 
Die Polizei eskortiert uns nach dem Raubüberfall noch bis zum nächsten Verwaltungsbezirk 
Unzählige Brunnen wie diese versorgen die Region mit Wasser 
Nur wenige Meter hinter mir geht es steil in die Tiefe 😉
Der erste und einzigste Flusslauf im heißen, trockenen Süden
Unsere Fähre von Iran nach Vereinigte Arabische Emirate 
Ankunft im Hafen  von Dubai 

Global #27: Visumverlängerung und Touri-Programm in Shiraz

Kurz vor der zwei Millionen Einwohner Stadt Shiraz ist der Verkehr wieder die Hölle. Zudem müssen wir noch zwei Anstiege bewältigen, können dann aber die letzten 10 Kilometer bis ins Stadtzentrum bergab rollen. Im Hostel in Teheran hat man uns das Taha Hostel in Shiraz empfohlen, welches wir auch nehmen. Die Lage unserer Unterkunft ist sehr ruhig und doch zentral. Außerdem ist das Frühstück top und ständig gibt es frisches Obst und Tee gratis.

Am nächsten Tag müssen wir uns zunächst um die Verlängerung unserer Visa bemühen. Dazu suchen wir das Office for Tourism auf und erklären dem zuständigen Sachbearbeiter unser Anliegen. Er erklärt uns aber zunächst, dass die Verlängerung grundsätzlich erst ein bis zwei Tage vor Ablauf möglich ist. Mit weiteren Argumenten und Betteln kommen wir hier erstmal nicht weiter. Als wir schon gehen wollen geht Nico noch einmal zurück um zu erfragen, an welchem Tag genau wir zur Verlängerung vorbeikommen sollen. Und siehe da es geht doch 🙂 Nachdem er unser Problem auch dem Vorgesetzten erklärt hat macht man für uns eine Ausnahme. Keine drei Stunden später haben wir die Visum-Verlängerung im Passport.

Am Nachmittag klappern wir dann noch diverse Fahrradläden ab. Ich benötige einen Mantel, finde aber nichts passendes, und Nico lässt seine Kette wechseln. Abends schlendern wir noch ein wenig durch die Gassen und zum Markt und gammeln im Innenhof unseres Hostels rum, wo unser Gastgeber saftige Weintrauben und gegrillte Maiskolben kredenzt.

Nachdem wir den bürokratischen Teil und die sonstigen Besorgungen erledigt haben widmen wir uns schließlich noch dem Sightseeing. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die Nasir-ol-Molk Moschee,  welche aufgrund ihrer Farbenpracht auch Pinke Moschee genannt wird. Faszinierend ist das morgendliche Lichtspiel, wenn die ersten Sonnenstrahlen durch die bunten Fensterscheiben strahlen und den Moscheeraum in sämtliche Farben tauchen.

Nachdem die Mittagshitze nachlässt besichtige ich noch die Mauern der Karim Khan Zitadelle und laufe anschließend vorbei am historischen Nasar Garten zum Vakil Basar,  wo in den Abendstunden reges treiben ist.

Ankunft in Shiraz
Im Zentrum herrscht wieder Verkehrschaos
Abendliche Szene in einer der unzähligen verwinkelten Nebenstraßen
Auf dem Markt findet sich alles von Obst, Gemüse, Fisch bis Textilien und Haushaltswaren
Unweit unsere Hostels finden wir sogar ein Fußballfeld
Nasir-ol-Molk Moschee
Der Innenraum der Nasir-ol-Molk Moschee ist berühmt für sein prächtiges Lichtspiel
Fahrradläden gibt es unzählige in Shiraz. Einen passenden Mantel finde ich dennoch nicht 🙁
Karim Khan Zitadelle
Hinten das Vakil Badehaus und links der Eingang zum Vakil Basar
Vakil Basar

Global #26: Outtakes – Kuriositäten und Überraschungen im Iran

Im iranischen Alltag gibt es unzählige Kleinigkeiten, welche einem als Ausländer sofort auffallen, da sie vertraut, skurril oder ungewohnt wirken.
Besonders verstörend war es für uns jedes Mal, als wir mit dem Hitlergruß willkommen wurden. Viele Iraner glauben,  dass wir Deutsche Arier sind und deshalb mit den Iranern eng verbunden seien. Der Begriff „Arier“, welcher aus dem alt-indischen stammt und übersetzt „Herr“ oder „der Edle“ bedeutet,  wurde jedoch von den Nazis sinnentfremdet. Die eigentlichen Arier sind ein Ur-Volk aus dem indisch-persischen Raum – heute Afghanistan, Iran, Indien und Pakistan. Somit sind unter anderem die Iraner die wahren Arier 😉 Leider wissen das hier nur die wenigsten…
–> siehe auch: https://www.arte.tv/sites/de/das-arte-magazin/2014/04/04/die-wahren-arier/

Nachfolgend eine kleine Sammlung mit weiteren skurrilen Erlebnissen und Überraschungen im Iran:

1) Paintball scheint auch im Iran beliebt zu sein.

 2) Die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel war auch mal für Deutschland im Gespräch.

3) Streetart ist im Iran eher die Ausnahme. Graffitis wie dieses sind dafür aber besonders auffällig. 
4) Statt Stacheldraht sind Mauern gelegentlich mit Metallschrott und Glasscherben gespickt. 
5) Lkw Reifen sind häufig abgenutzt und haben wenig oder kein Profil mehr. Pannen und Reifenwechsel sind somit nicht selten.
6) Diese Eisenbahnbrücke ist Radfahrer und Mopedcruiser lebensgefährlich 😉
7) Der Zamyad 2400 (Z24) wird nach dem Vorbild des „Nissan Junior“ noch heute fast unverändert unter Lizenz im Iran produziert.
8) Name und Logo dieser iranischen Limonade erinnern ein wenig an einen bekannten amerikanischen Getränkehersteller.
9) Wasserspender wie diesen gibt es in jedem iranischen Dorf. Das Wasser ist so kalt, dass es bei der Hitze sogar leicht dampft.

Global #25: Über Abarkuh bis nach Shiraz

Auf unserer weiteren Reise fahren wir zunächst gute 50 Kilometer parallel zu den imposanten Sanddünen südlich der Stadt Varzaneh. Dabei machen wir einen kleinen Abstecher und besichtigen abends einen östlich gelegenen Salzsee, ehe wir unmittelbar vor den Dünen zelten.

Am nächsten Morgen geht es dann weiter über die Stadt Khara bis Esfandaran. Hier starten wir den bisher spannendsten Anschnitt. Die nächsten 120 Kilometer radeln wir bis zur Stadt Abarkuh durch atemberaubende sowie Einsame Wüstenlandschaften. Entsprechend gut sind wir vorbereitet und haben je knapp 10 Liter Wasser und ausreichend Lebensmittel im Gepäck. Auf der abgelegenen Straße verkehren nur sehr wenige Fahrzeuge und so haben wir das Gefühl, dass die Straße uns ganz alleine gehört.

In Abarkuh angekommen besichtigen wir die gut erhaltene historische Altstadt mit dem Aghazadeh Anwesen sowie ein Eishaus aus Lehm,  welches früher für die ganzjährige Lagerung von Eis genutzt wurde. Auf unserer weiteren Reise bis Shiraz müssen wir leider wieder öfters auf größeren Straßen fahren. Aber auf den wenigen Nebenstraßen ist die Natur dafür umso schöner. In einem kleinen Tal entdecken wir sogar eine gewaltige Windrose, welche beeindruckend über ein Feld saust.

Salzsee südlich von Varzaneh 
Morgenröte in der Wüste 
Ortschaft Malvajerd
Abschnitt zwischen Esfandaran und Abarkuh 
Die Landschaft wirkt endlos 
Eishaus in Abarkuh 
Aghazadeh Anwesen in Abarkuh 
So eine gewaltige Windrose ist eher die Ausnahme 

Global #24: Wüste, Sand und Berge – von Teheran bis Varzaneh

Nach der erholsamen Pause in Teheran verlassen wir die Hauptstadt südwärts und radeln zunächst nach Qom. Die Straße ist stark befahren, sodass wir wieder ordentlich Abgase inhalieren. Da wir von Großstädten erstmal genug haben wollen wir uns statt der Millionenstadt Qom lieber Kashan im Süden anschauen. In der Mittagshitze nehmen wir uns reichlich Zeit und besuchen das Tabatabaei Haus, welches 1834 von einem wohlhabenden Teppichhändler erbaut wurde. Die 40 Räume, 4 Innenhöfe, Keller, Windtürme (historische Klimaanlage 😉 und eine unterirdische Kanalisation spiegeln die hohe iranische Baukunst der damaligen Zeit wider.

Auf unsere weiteren Reise geht es durch endlose Wüstenlandschaften und über abgelegene Gebirgszüge bis nach Varzaneh. Als besondere Sehenswürdigkeit hat der Ort einen imposanten Taubenschlag, welcher aufwendig aus unzähligen Lehmziegeln errichtet wurde und aufgrund der beeindruckenden Innenarchitektur einen Besuch wert ist. Am heutigen Abend fahren wir dann noch zu den nur 10km entfernten Sanddünen und erleben mit der untergehenden Sonne ein atemberaubendes Schauspiel in der Wüste.

Der Verkehr zwischen Teheran und Qom zermürbt uns regelrecht 
Straße Richtung Qom 
Historische Wandzeichnungen im Tabatabaei Haus in Kashan 
Aufwendige Spiegelverzierungen im Tabatabaei 
Innenhof des Tabatabaei
Einige Meter abseits der Straße zelten wir mitten im Sand
Der Weg wirkte äußerst abenteuerlich – wir bleiben aber stattdessen auf der Straße 
Abendlicher Zeltplatz mitten in der Wüste 
Immer wieder passieren wir Überreste aufgegebener Siedlungen 
Ein weiterer verlassener Lehmbau 
Vollverschleierung gegen die Hitze 
Alter Basar in Harand 
Taubenschlag in Varzaneh 
Die Mauern sind aus Lehm errichtet 
Innenarchitektur des Taubenschlags
Sanddünen südlich von Varzaneh 
Der Blick in die Wüste ist endlos 
Selbst das Panorama kann das Erlebnis nicht annähernd widergeben

Global #23: Sightseeing in Teheran

Mit gut 14 Millionen Einwohnern ist Teheran gemessen an der Bevölkerung etwa viermal so groß wie Berlin. Die Stadt platzt spürbar aus allen Nähten und auf den Straßen herrscht rund um die Uhr Chaos. Wenn man lediglich die Straßenseite wechseln möchte gleicht dies jedesmal einem kleinen Abenteuer und Ampeln sowie Zebrastreifen haben hier schlicht keine Gültigkeit.

Während Nico am Montag zur deutschen Botschaft geht, um seine Bundestagswahl zu tätigen muss ich leider passen. Zwar habe ich mir die Unterlagen nach Teheran senden lassen, jedoch die Eintragung ins Wahlverzeichnis für im Ausland lebende Deutsche versäumt. Dies wäre notwendig gewesen,  da ich gegenwärtig keinen Wohnsitz mehr in Deutschland habe.

Also gehe ich stattdessen den Golestanpalast besuchen, dem einstigen Regierungssitz der persischen Monarchen. Besonders beeindruckend sind die prunkvollen Räumlichkeiten wie z.B. der Talar-e Salam oder der Talar-e Aineh,  welche mit tausenden Spiegelfragmenten verziert sind. Leider ist es strikt untersagt zu Fotografieren oder Filmen und an jeder Ecke stehen Museumswärter, die penibel auf die Einhaltung achten. Ebenfalls sehenswert ist das Shams-ol-Emareh. Der Gebäudekomplex ist ein weiterer Bestandteil des Golestanpalastes und ist eine Mischung aus persischer und europäischer Architektur.

Zur Mittagsstunde schlendere ich noch eine kurze Runde durch den Großen Basar von Teheran. Die verwinkelten Gassen und Korridore haben eine Wegstrecke von gut 10km und schnell verliert man die Orientierung. Ein paar hundert Meter weiter besichtige anschließend die Imam Chomeini Moschee, ehe ich am frühen Nachmittag ins Hostel zurückkehre, um ein bisschen Entspannung zu finden.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Teheran besuche ich gemeinsam mit Nico die ehemalige Botschaft der USA. Nachdem 1979 die Botschaft von iranischen Studenten gestürmt wurde und es zu einer 444 Tage langen Geiselnahme der Mitarbeiter kam, brachen die Vereinigten Staaten ihre diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. In dem heutigen Museum werden die Hintergründe der amerikanisch-iranischen Spannungen erklärt und im Wesentlichen ging es damals um Spionage-Aktivitäten und der Manipulation des iranischen Staatssystems.

Im wohlhabenden Norden Irans befindet sich die Tabiat Brücke, welche wir anschließend besichtigen. Das 270m lange Bauwerk wurde 2004 fertiggestellt und ist ausschließlich für Fußgänger zugänglich. Auf der Brücke hat man einen beeindruckenden Blick auf die Hauptstadt und das nördlich gelegene Elburs-Gebirge, während direkt unter einem der Taleghani Park und die Schnellstraße verlaufen.

Golestanpalast 
Shams-ol-Emareh 
Imam Chomeini Moschee 
Einkaufsstraße im Zentrum 

 

Mauer der ehemaligen US-Botschaft 
Satanistische Darstellung der amerikanischen Freiheitsstatue 
Und auch in der Botschaft werden die USA als Kriegstreiber und Imperialisten dargestellt 
Spionagetechnik der einstigen US Botschaft 
Gebäude der US Botschaft mit einer iranischen Kunstinterpretation des Dollars 
Iranische Interpretation der US Flagge 
Tabiat Brücke im Norden Teherans 
Auf der Brücke hat man eine beeindruckende Sicht auf Teheran 

Global #22: Endspurt nach Teheran

Auf unserer Reise zwischen den Städten Zanjan und Qazvin treffen wir am Vormittag auf den Iraner Hassan, welcher uns sportlich mit seinem Mountainbike überholt. Nach anfänglichem Smalltalk greift er spontan zum Telefon und ruft seinen deutschen Freund an. Keine 15 Minuten später überholt uns ein alter grauer Renault und der Fahrer stellt sich als Malek vor. Er spricht fließend deutsch und erzählt,  dass er Iraner ist und seit über 20 Jahren in Düsseldorf lebt. Obwohl wir wenig Zeit haben nehmen wir seine Einladung dankend an und trinken eine halbe Stunde später gemeinsam Tee in einem kleinen Lokal.

Am folgenden Morgen wollen wir weiter über Qazvin Richtung Teheran radeln. Nach dem Frühstück stellt Nico jedoch fest,  dass er seine Mütze irgendwo verloren hat. Wir fahren den Feldweg zum Zeltplatz noch mehrmals ab, können sie aber nicht mehr finden. Und ohne Sonnenschutz können wir die Fahrt unmöglich fortsetzen,  da bereits ab 10 Uhr morgens die Sonne brutal knallt. Also fahren wir erstmal ins 5km entfernte Qazvin und versuchen krampfhaft eine Mütze zu kaufen. Wir fragen uns bei unzähligen Iranern durch und finden nach gefühlt zwei Stunden endlich einen ganzen Straßenzug mit verschiedenartigsten Kopfbekleidungen.

Somit kann die Reise weiter gehen und über Nazarabad fahren wir noch bis kurz vor Karaj, wo wir abends einen Zeltplatz auf einer Obstplantage finden. Obwohl wir recht versteckt campen werden wir wieder von zwei Bauern entdeckt, wodurch wir auch an diesem Abend wieder Gesellschaft haben.

Heute quälten wir uns noch durch den dichten  Verkehr über Karaj bis ins Zentrum Teherans und verweilen die nächsten drei Tage in der Hauptstadt.

Malek (rechts) und Hassan (links)  laden uns zum Teetrinken ein
Plantage mit Pistazien nahe Qazvin 
Blechwerkstatt in Qazvin
Der Verkehr vor Teheran ist die Hölle 
Azadi Turm in Teheran 
Bazar in Teheran 
Blick von  unserem Hostel

Global #21: Irans Norden // Attacke vom Motorrad

Nach der Stadt Tabriz geht es für uns wieder stetig bergauf bis auf gut 2.000 Höhenmeter. Die offene Landschaft und die Hitze machen uns besonders in den Nachmittagstunden zu schaffen und so sind wir froh, dass wir die folgenden Tage öfters durch grüne Täler radeln. Bei jeder Gelegenheit legen wir kleinere Pausen ein und gönnen uns abwechselnd Wassermelonen, Honigmelonen und kühles alkoholfreies Radler.

Die Gastfreundschaft der Iraner erfahren wir täglich und bekommen regelmäßig Obst, Gemüse oder Süßigkeiten geschenkt. Bei solchen Gelegenheiten kommen wir schnell mit den Einheimischen ins Gespräch und erzählen ein wenig von unserer Reise.

Neben solchen erfreulichen Begegnungen haben wir auch ein paar Unannehmlichkeiten erleben müssen. So machten wir z.B. einige Kilometer vor der Stadt Tanjan in einem Restaurant Rast und  wurden dabei vom Inhaber in ein Gespräch verwickelt. Er erzählte uns, dass er aus Syrien geflüchtet ist und dort früher bei der Polizei arbeitete. Mitten beim Essen hat er uns dann mit einem fröhlichen Lächeln von seinen Kriegsverbrechen und Morden erzählt.

Am Nachmittag wird es immer heißer und zudem radeln wir auf einer offenen staubigen Straße. Während Nico hinter mir fährt werden wir von drei! Jugendlichen auf einem! Motorrad überholt. Auf einmal bekomme ich von einem der Jungs einen Stoß in die Seite und habe Mühe mein Fahrrad ohne Sturz zum Halten zu bringen. Sofort bin ich auf 180 Puls und schreie den lachenden Arschlöchern noch wütend hinterher. Zum Glück war ich recht langsam unterwegs und der Seitenstreifen ausreichend breit, sonst wäre ich garantiert gestürzt.

Am heutigen Tag haben wir eine längere Mittagspause in der Stadt Tanjan eingelegt und an unsere Mützen einen Nackenschutz gegen die Sonne genäht. Abends fanden wir dann einen schattigen Zeltplatz inmitten von Weinreben und Obstbäumen. Als die umliegenden Bauern auf uns aufmerksam wurden haben wir nochmals reichlich Weintrauben,  Tomaten, und Gurken als Gastgeschenk erhalten und wurden sogar von einem nach Hause eingeladen,  was wir aber aus zeitlichen Gründen höflich ablehnten.

Zeltplatz in einem ausgetrockneten Flussbett 
Die alte zerstörte Brücke ist ein toller Blickfang in diesem Tal
Noch 400km bis Teheran 
Saftige Wassermelonen verspeisen wir jeden Tag (ca. 50 Cent das Stück) 
Moscheen sind im Iran meist aufwendig verziert 
Solche Spendenboxen finden sich an jeder Straßenecke 
Der Iraner Hahmed gesellt sich abends spontan zu uns 

Global #20: Willkommen im Iran

Bevor wir unsere Reise durch den Iran starten können brauchen wir erstmal Geld. An den üblichen Geldautomaten können wir nicht mit Visa abheben, sodass wir in der nächsten Wechselstube erstmal Bargeld tauschen müssen. Danach geht es dann weiter durch die Grenzstadt Bazargan. Sofort fallen wir mit unseren schwer bepackten Fahrrädern auf und werden häufig gegrüßt und  angesprochen. Touristen sind auch hier eher selten, aber gern gesehene Gäste.

In der folgenden Stadt Maku suchen wir zunächst ein Restaurant und entscheiden uns dann für einen der vielen Grills, wo es Hackfleischspieße, Geflügel, gegrillte Tomaten und kühle Getränke gibt. Im Minimarkt nebenan entdecken wir anschließend sogar noch alkoholfreies Bier, welches im Iran überaus beliebt zu sein scheint. Am Abend versuchen wir dann versteckt auf einer Apfelplantage zu zelten, werden aber schnell von zwei Kindern entdeckt. Mit Gummibärchen gelingt es uns jedoch sie zu bestechen, sodass wir ungestört zelten dürfen.

Die nächsten zwei Tage machen wir trotz großer Hitze nochmal ordentlich Strecke und erreichen am Nachmittag des 27. August die Stadt Tabriz, wo wir ein Hotelzimmer buchen und erstmal abschalten.

Blick auf die Stadt Bazargan 
Hauptverkehrsstraße von Maku 
Die iranischen Kinder sind an unserer Ausrüstung sehr interessiert 
Pause am Straßenrand bei sengender Hitze 
Shisha rauchen ist auch im Iran beliebt 
Die Welt ist greifbar nah
Iranisches Essen sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch prima 
Auf den Straßen sind solche Oldtimer Lkw’s keine Ausnahme 
Einkaufszentrum in der Stadt Tabriz