Alle Beiträge von admin

Global #83: Welcome in Canada // Niagara Falls // Toronto

Die Einreise von den USA nach Kanada ist abgesehen davon, dass man nicht mit dem Fahrrad über die „Embassador Bridge“ von Detroit nach Windsor radeln darf, unproblematisch. Ich packe deshalb mein Reiserad samt Packtaschen in das Auto meines Gastgebers Kevin und in weniger als einer Viertelstunde sind wir bereits auf der kanadischen Seite.

Nach einem extrem heißen Juniwochenende in Detroit sind die folgenden Tage in Kanada verregnet, windig und kühl, was ich aber mittlerweile zu schätzen gelernt habe und dem sonst schwül-heißem Wetter vorziehe. Südlich der Stadt London (nicht zu verwechseln mit der Hauptstadt von Großbritannien 😉 treffe ich mich in St. Thomas mit der Französin Laura wieder. Gemeinsam fahren wir bis zu den Niagarafällen, wobei wir uns unterwegs viel Zeit lassen und regelmäßig Kaffeepausen einlegen.
Auf der Grenze zwischen Kanada und den USA gelegen stürzen hier die Wassermassen von dem südlichen Erie-See in den Ontario-See. Die charakteristische Form eines Hufeisens verdanken die Niagarafälle dabei einer geologischen Besonderheit. Weil unter dem harten Dolomitgestein der Oberfläche weiches Schiefergestein liegt, korrodiert letzteres bei den Übergängen. Weil die weiche erodierte Schicht das schwere Dolomitgestein nicht mehr tragen kann fällt dieses in das Flussbett, wodurch sich die Niagarafälle jährlich um durchschnittlich 1,8 Meter dem Erie-See annähern.

Nach diesem spektakulären Naturspektakel muss ich mich leider von Laura verabschieden.  Denn hier trennen sich unsere Wege und während sie direkt Richtung New York radelt geht es für mich entlang des Ontario Sees hinauf bis Montreal. In der Stadt St. Catherine nehme ich dankend die Einladung von John und seiner Familie an, welchen ich am Tag zuvor getroffen habe. Er ist seit einigen Jahren pensioniert und engagiert sich im Radsport, wodurch es uns am Abend nicht an Gesprächsstoff mangelt.
Nach einem leckeren kanadischen Frühstück mit meinen Gastgebern (Blaubeer-Pfannkuchen mit Ahornsirup) geht es für mich am folgenden Morgen Richtung Toronto. In Burlington (südlich von Toronto) kann ich bei Johns Tochter und Schwiegersohn übernachten und freue mich einmal mehr über die kanadische Gastfreundschaft.
Am folgenden Morgen sind es bis ins Zentrum von Toronto noch gute 40 Kilometer und aufgrund des starken Berufsverkehrs komme ich dort erst am frühen Nachmittag an. Die Skyline mit dem CN-Tower vor dem blauen Ontario See ist spektakulär, aber nach einer Fahrt durch das Finanzzentrum ist mir die Hektik und der Lärm zu viel, sodass ich bereits nach einer Stunde wieder die Stadt verlasse und dem Waterfront Trail folge, welcher entlang des Ontario Sees bis nach Montreal führt. 
Obwohl Kanada grundsätzlich ein grünes Image pflegt setzt das Land intensiv auf Kernkraft und so passiere ich nur wenige Kilometer außerhalb der Millionenstadt das Kernkraftwerk „Pickering“. Während man in Deutschland etwa 0,25 Euro für die Kilowattstunde zahlt sind es in Kanada umgerechnet gerade einmal etwa 0,10 Euro. Doch auch wenn die Informationstafel vor dem Eingang des AKW selbstbewusst auf die zurückliegenden 40 Jahre störungsfreien Betrieb verweisen ist es nur eine Frage der Zeit bis irgendwann irgendwo die nächste Katastrophe ihren Lauf nimmt.

Von London nach Dresden war es nur ein Katzensprung 😉
Nicht alle Kanadier sind so unsympathisch wie dieser Mann in schwarz.
Baseball ist auch hier sehr beliebt.
Die morgendliche Pause nutzt Laura um ihre gebrochene Zeltstange zu reparieren.
Unsere Begegnung mit den Simpsons 🙂
Die Niagarafälle sind trotz des verregneten Wetters sehr eindrucksvoll.
Die gleichnamige Stadt „Nigara Falls“ ist in den letzten 20 Jahren zu einer Touristenstadt a la Las Vegas verkommen.
Der Höhenunterschied zwischen dem Erie-See und dem Ontario-See wird zur Wassererzeugung genutzt.
Der passionierte Radsportler John und seine Familie laden mich zum Abendessen und Übernachtung ein. 
Kanada ist multikulturell geprägt und so wird jedes Fußball WM-Spiel gefeiert – hier Portugal gegen Iran.
Dem Waterfront Trail folgend fahre ich durch Toronto.
Der CN-Tower und die Downtown sind beeindruckend.
Nur wenige Kilometer von der Millionenstadt Toronto entfernt liegt das Atomkraftwerk „Pickering“.

Global #82: Detroit – Wiege der amerikanischen Automobilindustrie oder Zentrum der Urbanen Gartenbau-Kultur

Seit dem eintretenden Verfall der amerikanischen Automobilindustrie in den 1970er Jahren hat sich das Stadtbild Detroits dramatisch geändert und die Auswirkungen sind bis heute weithin sichtbar. Von den ehemals zwei Millionen Einwohnern sind allein in den Jahren 2000 bis 2010 über 250.000 Einwohner abgewandert, sodass heute nur noch knapp 650.000 Menschen hier leben. Davon zeugen auch die Wohnviertel, die mit unzähligen leerstehenden Häusern, Geschäfts- und Fabrikgebäuden wie Geisterstädte wirken.
Obwohl noch heute Automobilriesen wie General Motors oder Chrysler hier produzieren und zu den wichtigsten Arbeitgebern zählen haben sich in den letzten Jahren auch neue Firmen der Branchen Raumfahrt, Energieversorgung, Fahrradbau und Landwirtschaft niedergelassen. Durch die niedrigen Grundstücks- und Mietpreise haben sich zudem unzählige Künstler und Kreative angesiedelt, welche das Stadtbild maßgeblich mitgestalten.
Bei und  mit meinen Gastgebern Kevin und Audrey verbringe ich das Wochenende in der City und mit ihren Freunden unternehmen wir am Freitagabend eine Kneipentour und besuchen anschließend die „Temple Bar“, wo sich die Technoszene Detroits trifft.
Nach einer kurzen Nacht und noch leicht verschlafen besuchen wir Samstagmorgen den „Eastern Market“, wo wir neben ein paar kleinen Snacks lokales Obst, Gemüse, Eier, Speck und Kräuter einkaufen und anschließend ein leckeres Frühstück genießen.
Mittlerweile landesweit bekannt ist Detroit auch für seine städtische Gartenbaukultur. Ursprünglich aus der Not heraus entstanden, dass sich viele Einwohner aufgrund der fehlenden Einkommen kaum frisches Gemüse und Obst leisten konnten, haben sich daraus über die Jahre weitverzweigte gut organisierte Projekte entwickelt, welche zunehmend auch mit Schulen und sonstigen Einrichtungen verknüpft sind. Einer dieser Stadtgärten ist die „Michigan Urban Farming Initiative“, kurz MUFI. Auf dem gut einen Hektar großen Grundstück im Norden Detroits sind neben mehreren Gewächshäusern diverse Beete und Hochbeete, ein Bienenhaus, eine Streuobstplantage und natürlich ein Vereinshaus integriert. Wer Lust und Laune hat kann hier gerne zu den regelmäßigen Arbeitseinsätzen vorbeischauen, was bei mir leider zeitlich nicht geklappt hat.
Bevor es für mich über den Detroit River nach Kanada geht, besichtige ich am Sonntagvormittag noch die „Ford Piquette Avenue Fabrik“ – die Wiege des Automobilherstellers Ford. Als der Hersteller Henry Ford mit der damals revolutionären Fließbandfertigung das   massentaugliche und preiswerte „Model T“ auf den Markt brachte, war quasi über Nacht das Automobil für jedermann erschwinglich und das neuartige Produktionsverfahren wurde schnell zum Standard in der gesamten Industrie. In den Folgejahren schossen dann immer größere Fabriken aus dem Boden und beschäftigten tausende Arbeiter, bis dann die nächste Revolution, die Automatisierung sowie die Globalisierung den Untergang der einst stolzen Automobilindustrie einleitete.
Entlang des Detroit gelange ich von Süden kommend in die Stadt Detroit.

 

Die Konzernzentrale von General Motors und das Baseball Stadion der „Tigers“.
Die Ambassador Brücke, welche Detroit mit der Stadt Windsor (Kanada) verbindet.
In Detroit sind über 80 Prozent der Einwohner Afroamerikaner.
Der Stadtgarten „Mufi“ im Norden der Stadt.
An den Fassaden verlassener Häuser und Fabriken findet sich überall kunstvolles Graffiti.
Überall kann man leerstehende Fabriken und Häuser finden.
Mit meinen Gastgebern Kevin und Audrey gehen wir Freitagnacht in der „Temple Bar“ feiern.
Die Ford Piquette Fabrik
Heutige Produktionsstätten der Automobilindustrie.
Arbeitszimmer von Henry Ford. In den einstigen Produktionshallen findet sich heute eine Oldtimer-Ausstellung.
Die Entwicklungsabteilung von Ford. Hier wurde das Model T entwickelt.

Global #81: Helikoptereltern // Mein 30. Geburtstag // Wenn der Hund zubeißt

Seitdem ich im Mittleren Westen der USA unterwegs bin habe ich viel Zeit und damit auch eine gewisse Langeweile. Und so nutze ich hin und wieder die vielen städtischen Parks für eine längere Pause. Diese sind meist so weitläufig, dass in der Regel ein Baseballfeld, eine Spielwiese, ein Frisbee-Golf-Parkur und ein Fußballfeld integriert sind. Und selbstverständlich gibt es Wifi. Nach der Schule kommen am späten Nachmittag dann auch die ersten Kinder. Besonders auffällig ist aber jedes Mal, dass sie nie alleine kommen, sondern stets von ihren Eltern im Van oder SUV hergefahren werden und dann auch die ganze Zeit von denen betreut oder vielmehr überwacht werden. Typischer Fall von Helikopter-Eltern! In meiner Kindheit wäre das unvorstellbar gewesen, dass Eltern uns Kinder betreut hätten. Wir waren ja schließlich keine Weicheier 😉
Aber hier sind Helikoptereltern keine Ausnahme und so ist nach der strafen Unterrichtszeit in der Schule noch bis zur letzten Minute Freizeit alles schön durchorganisiert…
Der 9. Juni ist für mich ein bedeutsames Datum, mein 30.  Geburtstag. Umso mehr freue ich mich, dass mich Laura, die französische Radfahrerin, welche ich in Arizona/ Utah kennengelernt habe anschreibt und mit mir zusammen meinen Geburtstag feiern möchte. Wir treffen uns also in der Stadt Kankakee/ Illinois und nehmen uns am folgenden Tag eine Auszeit in der Kleinstadt Momence, wo wir den Tag mit Pancakes bei Burger King beginnen, mittags eine Pizzeria besuchen und uns am späten Nachmittag mit Bier, Chips  und einer Buttercremetorte belohnen 😉 
Ab und zu muss man sich eben auch Mal etwas gönnen.
Leider schlägt am folgenden Tag das Wetter um und bei Nieselregen verabschieden wir uns, da Laura nach Norden zum „Lake Michigan“ möchte und ich nach Westen Richtung Detroit und Kanada radel. Mein Weg führt mich fernab der Highways über kleinere Landstraßen vorbei an unzähligen Farmen, wobei mir die ausgeprägte Amische Gemeinde auffällt, welche besonders im Staat Indiana stark vertreten ist. Diese Glaubensgemeinschaft hat ihre ursprünglichen Wurzeln in der Schweiz und Süddeutschland und lebt ein stark landwirtschaftlich geprägtes Leben, wobei sie moderne Technologien wie z.B. Elektrizität größtenteils ablehnt. Daher sieht man auf den Straßen auch unzählige Pferdegespanne. Und weil sie Elektrizität ablehnen werden ihre Werkzeuge und andere Maschinen häufig mit Druckluft betrieben.
Bei all dem Traditionsbewusstsein schottet sich die amische Gemeinde jedoch keineswegs ab und so treffe ich beim täglichen Einkauf oder früh morgens bei McDonald’s immer wieder auf traditionell gekleidete Anhänger der Glaubensgemeinschaft, die gut integriert zu sein schein und mich jedes Mal freundlich grüßen, weil ich als Radreisender vermutlich auch ihre Ansichten und Werte vertrete.
Ein eher unerfreuliches Ereignis passiert mir unweit der Stadt Detroit als ich auf einer abgelegenen Straße eine Farm passiere, der freilaufende Hund auf mich aufmerksam wird und mich verfolgt. Bei großen Hunden wie diesem halte ich immer an und versuche zunächst den Hund einzuschätzen und abzuwarten. Doch dieser verhält sich etwas anders, schnappt unvorhergesehen zu und beißt mir in die rechte Wade. Obwohl der Biss nur spielerisch und kurz ist, habe ich einen Abdruck im Bein und drei kleine blutende Bissspuren. Der herbeieilende Besitzer hilft mir jedoch schnell beim Desinfizieren und entschuldigt sich mehrmals, wobei er mir sogar seine Kontaktdaten gibt und versichert für alle eventuellen Arztkosten aufzukommen. Am späten Nachmittag ist die Bisswunde bereits gut verheilt und der Schrecken fast vergessen. Dennoch werde ich bei Hunden jetzt etwas vorsichtiger sein, wobei dies nach 26.000 km Radreise auch mein erster Zwischenfall war.
Überquerung des Mississippi River bei Burlington
Der Bundesstaat Illinois ist stark ländlich geprägt.
Nachstellung einer Bürgerkriegsszene während des Stadtfestes in Momence.
An meinem 30. Geburtstag feier ich mit Laura und wir gönnen uns eine Pizza.
Und natürlich darf auch eine Geburtstagstorte nicht fehlen.
Leider schlägt am nächsten Tag das Wetter um und wir verabschieden uns am Nachmittag.
In Indiana ist die amische Gemeinde besonders stark vertreten.
Auf einer Landstraße werde ich von einem Hund gebissen.
Helikopter-Eltern betreuen ihre Schützlinge auf dem Spielplatz.

Global #80: Outtakes – Kuriositäten in den USA (Teil I)

Obwohl die USA und Europa sich zunehmend weniger unterscheiden, gibt es immer noch viele alltägliche Kleinigkeiten, welche einem als Ausländer sofort auffallen und teils irritieren. Besonders skurril empfinde ich den Patriotismus und Heroismus, der im amerikanischen Denken sehr tief verankert ist. Nachfolgend ein kleiner Einblick in den verrückten amerikanischen Alltag.

1) Offensichtlich reichen die Steuereinnahmen nicht aus und so können Privatpersonen, Firmen oder Vereine ihren Highway adoptieren.

2) Militarismus ist selbst beim Einkaufen im Walmart präsent. Aus Sixpacks wird ein Panzer gebastelt und an der Wand hängen die Porträts der gefallenen Soldaten.

3) Das Navy Career Center ist gleich neben der Gamestop-Filiale. Zufall oder strategische Planung 😉 ?

4) Der „Freedom Rock“ in der Stadt Creston. Da kann man schon erahnen mit welchem Blick die USA auf die Welt schaut.

5) Auch nach über einem Jahr seit der Präsidentschaftswahl ist Amerika politisch tief gespalten.

6) Warnleuchte für Radfahrer im Tunnel. Das nenne ich Mal innovativ.

7) Statt massiv mit Stein wird in den USA fast immer mit Holz gebaut. Das spart natürlich erheblich Kosten.

8) Solche Schilder sieht man wahrscheinlich nur in den USA.

 9) Im Walmart (größter amerikanischer Supermarkt) gibt es ganz selbstverständlich auch Schusswaffen zu kaufen.

10) Falls meine Reisekasse knapp werden sollte, wäre das ein guter Nebenverdienst 🙂

11) Aldi expandiert schon seit Jahren in den USA und ist dabei sogar recht erfolgreich.

12) Entlang vieler Radwege kann man solche genialen „Bike-Stations“ finden, welche Pumpe und Werkzeug bieten.

Global #79: „Fly over States“ – Meine Fahrt durch den Mittleren Westen der USA

Viele Amerikaner bezeichnen den Mittleren Westen der USA als sogenannte „Fly over States“. Dies ist abwertend gemeint, da die Industrie- und Ballungszentren der USA im Wesentlichen an der West- und Ostküste liegen und die meisten Amerikaner den Mittleren Westen nur aus der Vogelperspektive, während des Überfluges, gesehen haben. Doch mit diesem Klischee wird man diesen Staaten nicht ganz gerecht…

Dass fast alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten und Nationalparks im Westen der USA liegen war mir von vornherein bekannt und mit Verlassen der Rocky Mountains soll es nun durch den Mittleren Westen der USA gehen, welcher durch seine ausgeprägte Landwirtschaft und endlose Maisfelder besticht. Und das meine ich noch nicht Mal abwertend, da mir die Reizreduzierung nach den vielen Highlights der letzten Wochen gut tut und ich in der flachen Ebene entspannt vorwärts komme. Zudem erinnert mich die Gegend in Kansas und Nebraska mit ihren Feldern, Wiesen, Flüssen und Wäldern auch an meine Heimat in Ostdeutschland, wodurch schon fast ein wenig Heimweh aufkommt.

Weil die gesamte Region als strukturschwach gilt und Industrie oder Tourismus so gut wie nicht vorhanden sind, leben viele Menschen von der Landwirtschaft. Bei Gesprächen, welche sich übrigens bei jeder Gelegenheit spontan ergeben, die Menschen hier sind ausgesprochen kontaktfreudig, höre ich aber immer wieder die gleichen Probleme wie hohe Arbeitslosigkeit, Drogenkonsum (insbesondere Crystal Meth) und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich.
Dennoch bin ich überrascht mit welchem Optimismus die Menschen hier in die Zukunft schauen und muss dabei an unsere neuen Bundesländer in Deutschland denken, wo die Situation teilweise vergleichbar ist.

Und auch an Sehenswürdigkeiten, wenn auch kuriosen, wie z.B. der weltgrößte Ball aus Sisal-Schnur in der Kleinstadt Cawker, mangelt es nicht. Zunächst dachte ich es handelt sich um Hanffasern, aber die Fasern werden aus der Sisal-Agave gewonnen, welche überwiegend in Mexiko kultiviert wird. Abgesehen davon erspähe ich immer wieder uralte Oldtimer welche bereits seit Jahren auf irgendwelchen Schrottplätzen dahinrosten aber immernoch die Blicke auf sich ziehen.

Ende Mai werde ich dann auch Zeuge des „Memorial Days“, welcher Nationalfeiertag ist und an dem man den Gefallenen der unzähligen amerikanischen Kriege gedenkt. Während ich die Trauer noch gut verstehen kann, ist mir aber der Patriotismus und Heroismus suspekt und gerade in den Medien aber auch in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung fehlt mir der kritische Ansatz zum Krieg, der Schuld und seinen globalen Auswirkungen.

Nach der Stadt Colorado Springs geht es durch die flache Ebene.
Auf dem Highway 24 geht es Richtung Osten.
Sonnenuntergang in der Stadt Colby
Der weltgrößte Sisal-Schnur Ball in der Stadt Cawker.
Zelten ist kein Problem und in vielen Städten kann man im Park kostenlos übernachten.
Abgsehen von den endlosen Feldern wird es auch mehr und mehr grün.

 

Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit.
Fahnenmeer am Memorial Day in der Stadt Beatrice.

Global #78: Blue Mesa Reservoir // Gunnison National Forest // Spinney Mountain Reservoir // Pikes Peak (Ego-Trip :)

Von Montrose nach Gunnison radel ich entlang des „Blue Mesa Reservoir“, welcher der größte Stausee im Bundesstaat Colorado ist. Doch wie im restlichen Westen der USA zeigt sich die Trockenheit auch hier und so hat die Talsperre einen erschreckend niedrigen Wasserpegel.

Von Gunnison nach Salida geht es quer durch den „Gunnison National Forest“ vorbei am „Monarch Mountain“ über einen 3.400m hohen Pass. Nachdem ich den Scheitelpunkt passiert habe geht es schwungvoll bergab. Aufgrund eines LKW Unfalls ist die Straße jedoch gesperrt und mit speziellen Bergungsfahrzeugen wird seit dem Morgen versucht den Truck zu bergen.

In Salida gönne ich mir dann am Nachmittag eine ausgiebige Pause und relaxe im Park. Am nächsten Tag geht es weiter durch das weitläufige „Spinney Mountain Reservoir“. Der Blick über die weite Steppenlandschaft  ist atemberaubend und in der Ferne sieht man die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains, welche in der Abendsonne rötlich schimmern.

Meine Reise durch die Rocky Mountains geht so langsam dem Ende entgegen. Zum Abschluss möchte ich aber noch den „Pikes Peak“ erklimmen, welcher unweit von Colorado Springs liegt. Für die Ute Indianer war dies einst ein spiritueller Ort und heute ist der Berggipfel beliebter Ausflugsziel für Touristen und Radsportler. International bekannt ist der Pikes Peak jedoch durch das jährlich stattfindene internationale Bergrennen, wobei es auf den kurvigen steil abfallenden Bergstraßen immer wieder zu schweren Unfällen kommt.

Für mich geht es selbstverständlich ohne Motorunterstützung zum Start und nachdem ich für 15$ den Eintritt bezahle geht es 9 Uhr morgens los. Weil ich gut gefrühstückt habe, komme ich die ersten 10 Kilometer zügig vorwärts, muss dann aber immer öfters schieben, da die Straßen immer steiler werden. Auf den letzten 5 Kilometern denke ich schon ans Aufgeben, da der Wind immer stärker bläst und die Luft auf über 4.000 Höhenmetern merklich dünner wird. Immer wieder muss ich daher kurze Pausen einlegen und erreiche den Gipfel somit erst am Nachmittag um 15 Uhr. Angekommen auf dem 4.303m hohen Gipfel bin ich überglücklich und genieße den klaren weiten Blick über die Rocky Mountains. Die 2.000 Höhenmeter und gut 30 Kilometer zurück ins Tal geht es dann in lediglich einer knappen Stunde Fahrtzeit.

Das „Blue Mesa Reservoir“ westlich der Stadt Gunnison.

Durch den „Gunnison National Forest“ geht es über einen 3.400m hohen Pass nach Salida. Die Straße ist jedoch wegen einem LKW Unfall vorübergehend gesperrt.
Nach dem 3.400m hohen Pass von Gunnison nach Salida gönne ich mir erstmal eine Pause. Überrascht bin ich auch vom legalen Canabisverkauf im Bundesstaat Colorado (Bild o.r.)
Endlose Weiten und das Gefühl von Freiheit bei meiner Fahrt durch das „Spinney Mountain Reservoir“
Den Zeltplatz suche ich fernab der Straße und genieße abends den Blick über das Tal, ehe es am nächsten Morgen durch den „Erlebe Mile State Park“ geht.
Der Eingang zum „Pikes Peak“
Es geht brutal bergauf und auf halber Höhe mache ich eestmer Mittagsrast.
Der Blick wird immer spektakulärer…
…und die Straße schlängelt sich gegen den Himmel.
Auf den letzten Kilometern wird es extrem stürmisch und ich denke fast ans Aufgeben.
Doch am Ende ist  mein Wille stärker und am Ziel bin ich überglücklich.

Global #77: Canyonland Nationalpark (Mission Impossible) // Arches Nationalpark // La Sal Berge // Uncompraghe National Forest

Eigentlich nicht auf meiner Reiseroute vorgesehen,  lasse ich mich von meiner  französischen Radreisebegleiterin Laura zu einem kleinen Umweg überzeugen.
Auf einer über 30 Kilometer langen unbefestigten Straße geht es für uns quer durch den „Canyonland Nationalpark“, welcher wenige Kilometer westlich der Stadt Moab beginnt.

Durch den Canyon schlängelt sich der „Colorado River“ und nach dem „Grand Canyon“ ist dies vielleicht die beeindruckendste Schlucht in den USA.
Weil die Kulisse so atemberaubend ist wurde hier übrigens für den Film „Mission Impossible“ (Kletterszene Tom Cruise) gedreht.

Für uns  geht es nach einem mühsamen Vormittag auf den „Shafer Trail“, wobei wir entlang einer steilen Felswand unzählige Serpentinen bestreiten müssen sowie über 500 Höhenmeter bewältigen.
Am folgenden Tag unternehmen wir noch einen Abstecher zum Arches Nationalpark, welcher auf dem Rückweg nach Moab liegt.
Die Anstrengungen der letzen Tage stecken noch in unseren Knochen und so belassen wir es jedoch bei einer kleinen Besichtigung, ehe wir am frühen Nachmittag in die Stadt zurückkehren.
Und auch die kommenden Tage soll es für uns nicht leichter werden, da wir uns über die „La Sal“ Berge Richtung Colorado bewegen. Doch die Mühe lohnt sich einmal mehr und die abgelegene Straße bis Bedrock gehört zu den schönsten Abschnitten meiner Reise. Von den Leuten erfahren wir aber, dass die ländliche Gegend seit Jahren unter Wasserknappheit leidet, die Farmer bereits darum streiten und die Jugend mehr und mehr abwandert. Wer sich hier halten kann verdient daher sein Geld entweder mit der Viehzucht oder dem Anbau von Marihuana (im Bundesstaat Colorado legalisiert), welcher ohne Lizenz jedoch illegal ist.
Am Abend wird meine Stimmung leider von einem kleinen Missgeschick getrübt. Während ich mein Fahrrad zur Zeltplatz-Suche durch unwegsames Gelände schiebe, stoße ich mit der vorderen rechten Fahrrad-Packtasche gegen einen Stein, wobei die Kunststoffplatte bricht. Mit Kabelbinder und Isolierband kann ich die Tasche vorübergehend schienen, muss mir aber wohl in der nächsten Stadt Ersatz besorgen.
Am nächsten Morgen verabschiede ich  mich vorübergehend  von Laura, weil wir auf getrennten Wegen durch Colorado radeln. Während sie Richtung Norden zum „Rocky Mountains Nationalpark“ möchte, geht es für mich zunächst durch den „Uncompraghe National Forest“ zwischen Nucla und Montrose.
Während meines Aufstiegs überrasche ich ungewollt einen Braunbären keine 20 Meter von mir entfernt, welcher jedoch sofort erschrickt und die Flucht ergreift.
Als ich auf einer Höhe von 2.900m ankomme ist dort noch vereinzelt Schnee! Man bedenke, dass ich vor wenigen Tagen noch bei 30 Grad im Canyonlands Nationalpark schwitzte. Die windige Nacht wird leider nicht angenehmer und zudem träume ich noch von der Begegnung mit dem Braunbären 😉
Bis zur Stadt Montrose geht es dann gute 1.000 Höhenmeter auf einer Schotterpiste bergab, wobei ich mich sehr konzentrieren muss und viel Fingerspitzengefühl für die Bremse walten lasse, um nicht die Kontrolle über mein immerhin gut 45 Kilogramm schweren Drahtesel zu verlieren.
Den Vormittag nutze ich dann in der Stadt um mir Ersatz für meine defekte Fahrrad-Packtasche zu besorgen und habe viel Glück, dass ich in einem Radfachgeschäft ein gebrauchtes Set für schlappe 30 Dollar bekomme. Den Nachmittag benötige ich dann noch für kleinere Umnäharbeiten an den Taschen, da die Riemen fehlen und eine Schnalle samt Halterung abgerissen ist. Zur Belohnung gönne ich mir nach getaner Arbeit Pizza und Dosenbier. Prost Mahlzeit!
Zelten unter dem Sternenhimmel (Bild von Laura)
Wilson Arches
Canyonland Nationalpark – an der Felswand (Bild Mitte) wurde für Mission Impossible gedreht.
Mühsam schieben wir unsere Fahrräder die steilen Serpentinen hinauf. 
Oben angekommen haben wir dann einen weiteb Blick über die Schlucht.
Der Colorado River schlängelt sich durch den Canyonland Nationalpark.
Arches Nationalpark
Bei der Fahrt durch die „La Sal“ Berge bekommen wir sogar richtige Cowboys bzw. Cowgirls zu sehen.
Unweit der Stadt Bedrock wurde bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Uran angebaut.
Uncompraghe National Forest
Die Nacht wird kalt und im Wald ist Vorsicht vor Bären geboten.
Meine Fahrrad-Packtasche ist kaputt, aber in Montrose bekomme ich Ersatz.

Global #76: Einladung von Whitehorse // Monument Valley // Moki Dugway // Valley of the Gods

Vorweg, es sind Tage wie diese, welche meine Reise jedes Mal bereichern und so unvergesslich machen…

Nach dem Wetterumschwung der letzten Tage geht es für uns noch etwas durchnässt und unterkühlt weiter von Kayenta Richtung Monument Valley. Als wir am späten Nachmittag die Straße verlassen um einen Zeltplatz zu suchen treffen wir auf Nathan Whitehorse und seine Familie, welche uns spontan zu sich nach Hause einlädt. Nach einem deftigen, leckeren, typisch amerikanischen Abendessen mit Brot, Bohnen und Schweinebraten erzählt uns Nathan, dass er zu den Ureinwohnern Amerikas gehört und sein Stamm der Navajo in dem weitläufigen Reservat im Umkreis des Monument Valley lebt. Dabei erfahren wie auch, dass die Indianer Amerikas als Ausgleich für den Landraub und die Jahrelange Unterdrückung einige Vorteile genießen wie z.B. kostenloses Land (Indianerreservate) oder freier Zugang zu den Universitäten. Unsere Unterhaltung geht noch bis in den späten Abend, doch nach einem anstrengenden Tag und dem zweiten Bier sind wir dann alle todmüde.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns nach dem gemeinsamen Frühstück und hoffen auf mehr Menschen wie Nathan und seine Familie zu treffen. Bis zum Monument Valley, welches an der Grenze zwischen  Arizona und Utah  liegt, sind es lediglich knapp 30 Kilometer. Als wir dort ankommen verweigert man uns leider den Zutritt mit unseren Fahrrädern, obwohl dies offiziell nicht untersagt ist, da laut Parkordnung lediglich das Befahren mit dem Motorrad verboten ist. Die recht unfreundliche Frau am Einlass gibt jedoch als Begründung an, dass wir mit unseren Fahrrädern auf den unbefestigten Wegen im Nationalpark einen Platten bekommen könnten und dann der Abschleppdienst kommen muss. Als wir ihr erklären wollen, dass wir unsere Platten Reifen selber flicken könnten und auch Autos (welche problemlos in den Nationalpark dürfen) einen Platten bekommen könnten, wird sie zunehmend unsachlicher und wir merken schon, dass wir hier nicht weiter kommen.
Stattdessen geht es nun also im großen Bogen um das Monument Valley, wobei es auch auf dieser Route einige schöne Panoramas zu bestaunen gibt. Nachts zelten wir dann unweit der Straße und Laura macht mit ihrer Kamera ein paar Aufnahmen vom Nachthimmel mit den umliegenden Felsmassiven. Auf dem Rückweg zu unserem Zeltplatz verlaufen wir uns dann in der Dunkelheit und verlieren letztendlich die Orientierung, finden dann aber wieder unsere Fahrradspuren (im Sand) vom Nachmittag, welche uns nach einer kleinen Schnitzeljagd zu unseren Zelten führen 🙂
Vorbei am „Mexican Hat“ geht es am folgenden Morgen zur Straße UT 261, welche zum „Moki Dugway“ führt. Diese unbefestigte Straße schlängelt sich grandios auf ein Felsplateau, wobei man immer wieder weite Blicke über die zurückliegenden Serpentinen und das angrenzende „Valley of the Gods“ hat. Oben angekommen machen wir eine kurze Pause und kommen dabei mit Michael und Kathleen aus Seattle ins Gespräch, welche uns großherzig mit Wasser, Snacks und kaltem Bier verköstigen.
Den Tag beenden wir dann im „Valley of the Gods“, welches uns auf einem knapp 25 Kilometer langen Rundkurs vorbei an imposanten Sandsteinfelsen führt, die in der Abendsonne dann ihren ganz eigenen unbeschreiblichen Charme haben.
Hinter der Stadt Kayenta verlassen wir den Highway…
… und werden spontan von Nathan Whitehorse eingeladen.
Wir verlassen Arizona und radeln nun durch Utah.
Die Nacht verbringen wir unweit vom Monument Valley und Laura fotografiert den Sternenhimmel.
Auch außerhalb des Monument Valley’s ist die Landschaft immer wieder beeindruckend.
Der „Mexican Hat“ (links) zählt zu den Attraktionen.
Genauso wie der Moki Dugway, welcher sich waghalsig auf das Felsplateau schlängelt.
Oben angekommen treffen wir auf Michael und Kathleen, welche uns auf einen Snack und ein kaltes Bier einladen.
Offroad geht es dann durch das „Valley of the Gods“…
…das ein wahrer Geheimtipp ist.
Auch nachts ist die Landschaft spektakulär (Bilder von Laura).

Global #75: Endlose Weiten, hohe Berge, Canyons – Willkommen in Arizona // Wetterumschwung und Begegnung mit Laura

Obwohl ich auf meiner Radreise viele Wüsten und trockene Gegenden bereist habe kann ich dennoch Gefallen an Arizona finden. Anfangs folge ich der Route 66 über Kingman und Williams bis Flagstaff, wobei es bis auf 2.200 Höhenmeter geht. Die Landschaft wandelt sich dabei allmählich, sodass es grüner aber auch deutlich kühler wird.

Weil für die kommenden Tage schlechtes Wetter gemeldet ist gönne ich mir in Flagstaff einen Ruhetag und entspanne im Park bei Sonnenschein, wobei ich die Zeit auch nutze um meine Ausrüstung zu pflegen und mir Gedanken zur weiteren Route mache, welche mich voraussichtlich über Utah und Colorado führen wird.

Von Flagstaff geht es vorbei am Humphreys Peak, welcher mit 3.829 Metern die höchste Erhebung Arizona’s ist. In der nächsten Stadt „Tuba City“ treffe ich an einem Morgen auf die französische Radreisende Laura, die ebenso wie ich zum unweit entfernten Monument Valley will. Wir tauschen deshalb unsere Kontakte aus und wollen uns einen Tag später wieder treffen.

Dem Highway US 160 folgend ist es am Nachmittag noch freundlich und sonnig doch zum Abend schlägt das Wetter schlagartig um und nachdem ich mit Mühe und Not einen geeigneten Zeltplatz finde und im Sturm mein Tarp aufspanne habe ich allmählich Bedenken, da sich der Himmel mehr und mehr zuzieht. Nachts bricht dann die Hölle los und der Sturm sowie der Regen machen mir und meinem Zelt schwer zu schaffen, wobei ich kaum Schlaf finde. Am nächsten Morgen ist es dann bitterlich kalt und in der Stadt Kayenta treffe ich mich wieder mit Laura, welche ebenfalls eine schlaflose Nacht hinter sich hat. Im Park müssen wir erstmal unsere Sachen zum Trocknen aufhängen und zum Aufwärmen gönnen wir uns einige Kaffee’s bei Burger King.

Historische Eisenbahn welche bis in die 50er Jahre zwischen Chicago und Los Angeles verkehrte.
Endlose Weite in Arizona
Während auf dem Humphreys Peak noch Schnee liegt sprieses im Tal bereits Blumen und Pilse 🙂
Urige Cafés und Restaurants beleben bis heute den Mythos der Route 66.
Endlose Güterzüge
Kurz vor Tuba City mache ich einen Abstecher…
… und radel Offroad durch dieses abgelegene Tal.
Nach 15 Kilometer Offroad geht es dann aber wieder auf den Highway.

Nach einem Gewitter treffe ich mich in der Stadt Kayenta mit Laura wieder. Im Park müssen wir beide erstmal unsere Sachen zum Trocknen aufhängen.