Radtour: Schweden // Stockholm – Kopenhagen (15.08.2019-24.08.2019)

Von Berlin will ich dieses Jahr mit Nico via Flixbus nach Stockholm/ Schweden fahren, um anschließend eine Woche mit dem Fahrrad durch den Süden des Landes bis Kopenhagen/ Dänemark zu reisen.
Meine Anreise mit der Bahn nach Berlin am Mittwochabend über Leipzig und Dessau erfolgt schon Mal problemlos.
Gegen Mitternacht komme ich am Bahnhof Berlin/ Ostkreuz an und bin wenig später bei Nico, welcher in Neukölln wohnt.
Am nächsten Morgen starten wir dann nach dem Frühstück zum zentralen Omnibusbahnhof, der weit draußen in Berlin-Charlottenburg (Berlin West) liegt.

Gegen späten Nachmittag geht es dann für uns mit der Fähre von Rostock nach Gedser (Dänemark). Dort angekommen verzögert sich unsere Weiterreise aufgrund der Grenzkontrollen, die Dänemark seit 2016 im Zuge der Flüchtlingskrise wieder eingeführt hat.
Beim Anblick der strikten Kontrollen und der recht unfreundlich wirkenden Beamten bekommt man unwillkürlich ein flaues Gefühl. War es doch einst ein riesen Fortschritt als mit dem Schengener Abkommen schrittweise 1995 und 2007 die Grenzkontrollen abgeschafft wurden.
Mit wenig Verspätung kommen wir kurz nach 21 Uhr in Kopenhagen an und gönnen uns einen kleinen Snack, ehe wir anschließend bei Regen wieder unsere Taschen und Räder im nächsten Flixbus verstauen und die Reise nach Stockholm fortsetzen.


In der Nacht bekommen wir kaum ein Auge zu und am nächsten Morgen schmerzen mir Rücken und Nacken von der ungemütlichen Sitzposition.
Noch leicht gerädert steigen wir vor dem Stockholmer Zentralbahnhof auf unsere Reiseräder und starten vorbei an der Altstadt und dem Reichstag in die schwedische Hauptstadt. Obwohl wir eigentlich das Bedürfnis haben den Schlaf der letzten 24 Stunden nachzuholen, besuchen wir am Nachmittag noch das Vasa Museum. In dem riesigen Betonbau, wird das gleichnamige Kriegsschiff ausgestellt, welches im 17. Jahrhundert bei der Jungfernfahrt gesunken ist und nach 333 Jahren in den 1950er Jahren mit viel Aufwand geborgen wurde. Heute gut restauriert gibt es beeindruckende Einblicke in den Schiffbau sowie Schifffahrt dieser Zeit.

Stockholm verlassen wir dann am Samstagmorgen Richtung Südwesten. Die Landschaft ist weitläufig und ins Auge fällt sofort das saftige frische Grün der Bäume und Wiesen, was bei uns in Deutschland durch den fehlenden Regen unlängst vergangen ist.
Immer wieder radeln wir an tiefblauen Seen entlang und trotz der frischen Temperaturen ist das Wasser noch angenehm für eine gelegentliche Erfrischung. Für die Nächte einen Zeltplatz zu finden ist problemlos, da Schweden sehr liberale Regeln diesbezüglich hat und man quasi überall Zelten darf. Etwas genervt sind wir jedoch schnell von der Autobahn, welche sich immer wieder entlang unserer geplanten Route zeigt. Deshalb entschließen wir nochmal umzuplanen und erstellen einen neuen Track, der uns fernab größerer Städte durch die schwedische Natur führt. Dafür müssen wir zwar gelegentlich die asphaltierte Straße verlassen, aber selbst die Waldwege sind gut befestigt und zudem malerisch schön.
Nur mit den vielen Anstiegen haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet und so geht es manchmal für Stunden mühsam auf und ab. Auffällig ist auch, dass man tagsüber in den Kleinstädten und Dörfern kaum Menschen trifft, was vermuten lässt, dass Arbeit und Schule fernab in den umliegenden größeren Städten vonstatten geht.

Besonders erfreut sind wir über die Unmengen an Pilsen, die wir im Wald und selbst am Straßenrand finden
Vornehmlich sammeln wir Birken-Rotkappen, Maronen und Steinpilse und kochen uns fortan jeden Abend eine deftige Pilzpfanne.
Mühsam hingegen ist der unablässige Gegenwind aus Süden und wären wir die Strecke von Kopenhagen nach Stockholm geradelt hätten wir eine ganze Woche idealen Rückenwind gehabt.
Dennoch kommen wir am Freitag planmäßig in Helsingborg an, nehmen die Fähre nach Dänemark und fahren die verbleibenden 50 Kilometer bis Kopenhagen wo unsere einwöchige Radreise endet.

Den verbleibenden Nachmittag nutzen wir noch für eine kleine Stadtbesichtigung.
Zunächst geht es am Kopenhagener Hafen vorbei und entlang der Hafenpromenade bis hinauf zur Statur der kleinen Meerjungfrau, welche aus den Märchenerzählungen von Hans Christian Andersen stammt und zu einem der Wahrzeichen der Stadt zählt.
Auf dem Rückweg kommen wir noch an der Frederik Kirche vorbei sowie der Amalienborg, wo wir etwas belustigend die königliche Garde wahrnehmen. Die Gardisten sehen allesamt aus als würden sie noch die Schulbank drücken und nehmen ihre Berufung mit finster Mine todernst, sodass die ganze Szene äußerst bizarr wirkt.

Wir wollen den Abend gemütlich ausklingen lassen und radeln dafür weiter in die „Freistadt Christiania“, wo sich im Herzen der Stadt eine alternative Kommune entwickelt hat.
Seit 1971 leben hier Aussteiger, Hippies, Alternative, Künstler sowie auch Obdachlose und Drogenabhängige in einer autonomen Gemeinschaft, welche anfangs mit viel staatlichem Widerstand zu kämpfen hatte, mittlerweile aber weitestgehend geduldet wird.
Besonders beeindruckt bin ich von den liebevoll erbauten Häusern, den Werkstätten und Gärten, welche das Stadtbild prägen. Erstaunlich ist zudem auch, dass auf der sogenannten „Pusher Street“ ganz offen Marihuana verkauft wird. An unzähligen Ständen kann man Cannabis und Haschisch erwerben, wobei jedoch auf ein striktes Fotografie-Verbot verwiesen wird.
Da uns das Flair so gut gefällt bleiben wir noch auf ein Bier und genießen den Blick über die Stadt, das milde sonnige Wetter sowie den süßlichen Duft von Freiheit in der Luft.
Getrübt wird dies nur etwas von den horrenden Bierpreisen, da der halbe Liter Toburg 45 Kronen (6€) kostet (also mehr als ein Maß auf der Münchner Wiesen!).

Und so endet auch diese Radreise mit vielen tollen Erlebnissen und Eindrücken, welche wir nun noch auf unserer gut sieben-stündigen Busfahrt zurück nach Berlin hiermit zusammengefasst haben.

Nico´s Eindrücke der Radreise durch Schweden hat er auf seinem Blog zusammengefasst. Den Artikel findest du hier.

Wandertour: Leipziger Umland // Delitzsch -Gräfenhainichen (02.08.2019 bis 04.08.2019)

Im Leipziger Umland wurde zu DDR Zeiten großflächig Braunkohle abgebaut. Die gewaltigen Tagebaugebiete haben das Landschaftsbild bis weit in die 1990er Jahre geprägt. Heute, gut 30 Jahre später hat sich die Umgebung stark gewandelt und wo einst alles trist und grau war ist mittlerweile ein Natur-Biotop mit Seenplatten, Wiesen und Wäldern entstanden.

Mit meinen alten Studienfreunden Christian und Erik starte ich am Freitagabend in Delitzsch auf eine Wochenende-Wandertour ins Leipziger Umland. Die Stadt verlassend gehen wir Richtung Norden und verirren uns sofort auf eine Bundeswehr-Kaserne, wo uns ein Sperrzaun und Warnschilder zu einem kleinen Umweg zwingen. Unweit vom Neuhauser-See finden wir dann schließlich eine gute Stelle für unsere Zelte und nach dem Essen und kurz nach Eintritt der Dunkelheit bekommen wir sogar noch spontan Besuch von einem Bitterfelder, der sich kurz auf eine Kippe und ein Bier zu uns setzen möchte.
Aus der anfänglichen kurzen Pause werden letztendlich gut drei Stunden und nachts halb Zwei haben wir seine ganze Lebensgeschichte sowie zwei Liter Wein verdaut, verabschieden uns und gehen todmüde in unsere Zelt.

Am nächsten Morgen gönne ich mir noch eine kurze Erfrischung im See und ignoriere die „Baden verboten – Bergbaugelände“ Schilder.
Unterwegs auf dem Weg nach Pouch werden wir von einem heftigen Regenguss überrascht, können uns aber gerade noch rechtzeitig ein Tarp abspannen und bleiben somit trocken. In der Stadt angekommen machen wir zunächst Mittagspause beim Imbiss „Zum Ritter Hans“ und gönnen uns eine Bockwurst sowie ein kühles Bier.
Vom naheliegenden Aussichtsturm „Roter Turm“ werfen wir noch einen Blick über den Goitzsche-See, bevor wir anschließend im Supermarkt unsere Wasserreserven auffüllen für die zweite Etappe der Tour.

Vorbei am Muldestausee geht es nun in die Dübener Heide und so wechselt das Landschaftsbild von Seen und Wiesen zu dichtem grünen Mischwald mit Buchen-, Ahorn- und Birkenbäumen.
Doch selbst hier hat die Hitze und Dürre des diesjährigen und letzten Sommers Spuren hinterlassen und immer wieder sehen wir Bäume die vom Borkenkäfer befallen wurden und folglich abgestorben sind.
Und weil die betroffenen Bäume so schnell wie möglich geschlagen und abtransportiert werden müssen, stapeln sich überall Stämme von Kiefern, Fichten und anderen Gehölzen.

Kurz vor der Ortschaft Krina schlagen wir am Samstagabend unsere Zelte am Waldrand auf und da aufgrund der wochenlangen Trockenheit ganz und gar nicht an ein kleines Lagerfeuerchen zu denken ist, begnügen wir uns stattdessen mit einem Teelicht, das wir in die Mitte unserer Sitz-Runde stellen und schweifen den Blick über den tiefschwarzen Sternenhimmel.
Irgendwo in der Ferne ist an diesem Abend auch ein Dorffest, sodass wir bis nach Mitternacht mit Techno und Schlagermusik dezent beschallt werden.

Nach dem Frühstück am Sonntagmorgen gehen die letzten Kilometer bis Gräfenhainichen noch zügig vorbei, sodass wir nochmal eine kleine Badepause am Gröberner-See einlegen, bevor wir unsere Tour beim Kebab-Imbiss in Gräfenhainichen beenden und am frühen Nachmittag unsere Heimfahrt antreten.

Radtour: Chemnitz – Mittweida – Dahlener Heide – Leipzig (25.07.2019-28.07.2019)

Nach der Arbeit gleich das Rad bepackt geht es bei fast 35 Grad auf eine Sommerradtour Richtung Dahlener Heide. Am späten Nachmittag durchquere ich noch das Elster-Tal bei Greiz und gönne mir abends in der Koberbach-Talspeere eine kühle Erfrischung, bevor ich unweit am Feldrand mein Zelt aufschlage.

Chemnitz erreiche ich am nächsten Tag gegen Mittag. Vorbei an der imposanten Karl Marx Büste geht es dem Fluss Chemnitz folgend auf dem Radweg nach Mittweida. Hier habe ich bis 2013 studiert und war seitdem nicht mehr in der Stadt und auf dem Hochschulcampus. Obwohl gerade Semesterferien sind und die Stadt quasi wie ausgestorben wirkt, schaue ich kurz in der Hochschulbibliothek und der Mensa vorbei. Anschließend gönne ich mir noch eine längere Auszeit in der Torfgrube, dem chilligsten Badeort in der Stadt, wo zu meiner Zeit einige gute Partys stattfanden. Also erstmal ein kühles Radler geköpft und ab ins kalte Wasser.

Anschließend geht es weiter über Hartha und Leisnig bis Wermsdorf, wo ich an der Talsperre Döllnitzsee mein Zelt aufschlage. Eine Abkühlung fällt hier aber leider aus, da durch die Hitze der letzten Wochen das Wasser mit der giftigen Blaualge belastet ist.

Am Samstagmorgen ist es kurz nach 9 Uhr bereits wieder unerträglich heiß, obwohl der Wetterbericht eigentlich etwas kühlere Temperaturen angekündigt hatte. Bei Dahlen laufen auf den Feldern bereits die Wassersprinkler und versuchen vergebens zu retten was längst verloren ist. Die Böden sind überall durch die Trockenheit erodiert und ein Großteil der Ernte ist bereits verloren. Somit wird auch 2019 wieder zu einem Debakel für die Landwirtschaft und es bleibt abzuwarten wie sich die nächsten Jahre entwickeln. Und auch im Forst sieht es nicht besser aus. In den Wäldern der Dahlener Heide herrscht Waldbrandstufe 5 und das Betreten ist strengstens untersagt. Für morgen sind zwar Gewitter gemeldet, doch kommt der Regen dann längst zu spät.

In Leipzig komme ich bereits am späten Samstagnachmittag an und vorbei am Augustusplatz geht es nach Lindenau/ Plagwitz, wo ich spontan meinen alten Gartenverein und Freunde besuche. Am Abend treffe ich mich dann noch mit einem ehemaligen Arbeitskollegen auf ein paar Bierchen, ehe es dann am nächsten Morgen die letzte Etappe bis Crossen an der Elster geht und somit meine Wochenend-Tour endet.

Radtour: Fränkische Schweiz (21.06.2019-23.06.2019)

Es ist das vorletzte Juni-Wochenende 2019 und zusammen mit Georg, welcher aus der Nähe von Stuttgart angereist ist, will ich drei Tage von Nürnberg durch die Fränkische Schweiz bis Bamberg radeln.

Unsere Tour startet direkt vom Hauptbahnhof in Nürnberg und dem gut ausgebauten Radwegenetz folgen wir stadtauswärts, wobei wir die unzähligen Schnellstraßen und den Verkehr erst nach gut 50 Kilometer hinter uns lassen. Auf einer Wiese machen wir am frühen Nachmittag noch Rast, Essen Quinoa-Salat, blicken nochmal auf die vorbeiführende Autobahn und wechseln dann endgültig auf abgelegene fränkische Landstraßen.

In einer kleinen Ortschaft erledigen wir noch letzte Einkäufe und mit fränkischem Bier und Grillwürsten bepackt, schieben wir bei der nächstbesten Gelegenheit unsere Fahrräder von der Straße und richten unseren Zeltplatz auf einer Wiese ein, welche von Zecken nur so wimmelt. Zum Glück haben wir unsere FSME-Auffrischung nicht vergessen.

Am nächsten Morgen geht es nach einem guten Frühstück weiter vorbei an Dörfern und Kirchturmspitzen, wobei wir über die Städte Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg und Neuhaus a.d. Pegnitz radeln. In ersterer kaufen wir unser Mittagessen ein und füllen unsere Wasservorräte auf. Vor dem Lebensmittelgeschäft treffen wir dabei auf zwei Leipziger, welche mit dem VW-Bus über das Wochenende hier in die bayerische Provinz gefahren sind und die umliegenden Kletterfelsen erklimmen wollen. Der betagte, aber kultige Bus ist dafür gleich optimal ausgestattet und bietet zudem auch ausreichend Platz zum Schlafen. Wir wünschen den beiden viel Spaß und schwingen uns wieder auf die Drahtesel.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt sind auf unserer Karte unzählige Höhlen und Grotten eingezeichnet, sodass wir neugierig werden. Bei der Bismarckgrotte südlich von Neuhaus a.d. Pegnitz machen wir somit Mittagspause. Nach dem Essen wollen wir noch fix den Mantel von Georgs Fahrrad richten und lassen dafür die Luft aus dem Sclaverand-Ventil. Als wir den Reifen wieder aufpumpen wollen, stellen wir überrascht fest, dass meine Luftpumpe defekt ist. Zwar geht der Aufsatz für das Autoventil, aber der sonst nie benutzte Aufsatz für das Sclaverand-Ventil ist unbrauchbar. Es hilft alles nichts und so beschließt Georg mit dem ausgebauten Rad in die nächste Ortschaft zu radeln, wobei ich zurück bleibe und auf unsere Ausrüstung aufpasse. Währenddessen komme ich mit zwei Höhlensteigern ins Gespräch, die gerade ihre Overall-Anzüge anziehen. Früher als erwartet ist dann auch schon wieder Georg zurück, welcher ohne große Bemühungen sofort Hilfe im nächsten Dorf finden konnte. Das aufgepumpte Rad schnell eingebaut, packen wir noch unsere Sachen und machen noch einen kleinen Abstecher zur Bismarckgrotte. Dort können wir aber nur die ersten 5 Meter einsteigen, da ohne Licht und Ausrüstung das Weitergehen zu gefährlich wäre.

Da wir etwas Zeit verloren haben und unsere planmäßige Tour noch einen großen Bogen über Hollfeld und Scheßlitz bis Bamberg gemacht hätte, beschließen wir kurz vor Pottenstein abzukürzen und am nächsten Morgen direkt nach Forchheim zu radeln. Da wir somit wieder reichlich Luft in unserer Zeitplanung haben, beschließen wir eines der unzähligen Dorffeste zu besuche, welche an diesem Wochenende in jedem zweiten Dorf stattfinden. Unsere Wahl fällt letztendlich auf das Johannesfeuer in Waidach. Als wir am Nachmittag dort ankommen wird gerade noch aufgebaut und vorbereitet und ein kleiner Junge von vielleicht 12 Jahre, der jedoch redet und auftritt wie ein 60 Jähriger, bietet uns seine Hilfe an und lotst uns zum nächsten Supermarkt, wo wir uns noch für den Abend und den nächsten Tag versorgen.

Unseren Zeltplatz für die Nacht finden wir gar nicht weit von der Ortschaft Waidach auf einer gut versteckten Wiese im Wald. Unsere Zelte und Ausrüstung lassen wir ohne weitere Bedenken zurück und fahren mit unseren Rädern zum Festplatz. Als wir dort ankommen brennt das Johannesfeuer bereits lichterloh und als die Dorffeuerwehr ihre Schläuche ausrollt denke ich zunächst noch, dass es sich um eine spielerische Übung handelt. Als dann aber die ersten Spritzen auf das Festfeuer schießen bemerken wir den Funkenflug, der durch den ungünstigen Wind direkt auf das Festzelt, den Bierwagen und die dahinterliegenden Häuser und Dächer fällt. Trotz der Dramatik, den fast faustgroßen Brandlöchern im Festzelt, dem Spritzwasser und Russ überall, ist die Stimmung dennoch heiter und entspannt. Und so setzen wir uns auf eine Bank mit Fremden, bestellen gemeinsam unser erstes Kristallweizen und bestaunen die gut organisierte Dorffeuerwehr, wie sie mit viel Mühe fast drei Stunden braucht um das geschichtete Feuerholz zu löschen. Im Festzelt treffen wir dann auch wieder unseren jungen Freund vom Nachmittag, der uns sofort wieder erkennt und schon von weitem grüßt. Mit seinen vielleicht 12 Jahren unterhält er die halbe Gesellschaft, macht markante Ansagen und Witze und versorgt zudem alle Gäste mit Bier, Wein und Schnaps.

Nach diesem schönen Dorffest geht es am Sonntag dann weiter entlang des Flusses Wiesent bis Forchheim. Mit der Bahn machen wir beide noch einen Abstecher nach Bamberg, besichtigen dort die Altstadt und entspannen noch einmal bei sonnigem Wetter an den Ufern der Regnitz, ehe wir dann mit der Bahn auf getrennten Wegen wieder Richtung Thüringen und Baden-Würtemberg aufbrechen.

Global #89: Bundeshaus Bonn (ehemaliger Sitz Deutscher Bundestag) // Quer durch Mitteldeutschland // Radweg Thüringer Rennsteig // Tour-Ende in Plauen

Nach meiner Ankunft in Deutschland geht es hinter Aachen durch die schöne Eifel. Bei Bonn komme ich am Rhein an und fahre vorbei am Bundeshaus wo bis 1999 die Plenarsitzungen des Deutschen Bundestages und Bundesrates stattfanden. Heute wird der Gebäudekomplex als Kongresszentrum genutzt und ist zudem Sitz des Klimasekretariates der Vereinten Nationen.
Südlich des Sauerlandes und nördlich des Westerwaldes führt mich meine weitere Route durch Mitteldeutschland. Ich folge größtenteils dem Streckenverlauf des Fernradweges D4, welcher von Aachen bis Zittau verläuft und Deutschland somit von West nach Ost verbindet. Dabei entdecke ich ländliche Regionen, die mir bisher gänzlich unbekannt waren wie z.B. das Siegtal bei Siegen, dem Lahntal bei Marburg oder die Schwalm bei Schwalmstadt.
An einem unerträglich heißen Nachmittag treffe ich auf den Radfahrer Rolf, der mit gut gepacktem Reiserad samt Schlauchboot eine knapp zweiwöchige Tour vor sich hat. Zusammen fahren wir bis Marburg und hätten unterwegs gerne eine Pause in einem schattigen Biergarten eingelegt. Aber der einzige Gasthof den wir finden ist leider geschlossen.
Auf meinem Weg durch Thüringen liegt der Rennsteig, Deutschlands beliebtester Wanderweg. Von Hörschel bei Eisenach starte ich den gut 170km langen historischen Grenzweg zwischen Thüringen und Franken, wobei der parallel verlaufende Radweg noch einmal 30km länger ist. Nicht vergessen sollte man die Wander-Tradition zu Beginn in Hörschel einen Stein aus der Werra in die Tasche zu stecken und diesen am Ende in Blankenstein in die Saale zu werfen. Zunächst geht es aber von Hörschel steil bergauf, vorbei am Inselsberg bis Oberhof.  Nicht immer ist der Rennsteig-Radweg gut ausgebaut und auf dem groben Schotter muss ich des Öfteren schieben.
Schockiert bin ich immer wieder wie staubtrocken der Waldboden selbst in den höheren Lagen ist.
Am zweiten und dritten Tag geht es weiter über die Schmücke, Neuhaus am Rennweg und Steinbach am Wald bis Blankenstein, wo der Rennsteig endet.
Zu beachten ist, dass man am Ende seinen Stein aus der Werra nicht versehentlich in die Selbnitz, sondern in die Saale wirft!
Meine Tour lasse ich in der Tschechischen Republik ausklingen und gönne mir in einem Wirtshaus gute böhmische Küche und ein kaltes Bier. Am späten Nachmittag auf dem Rückweg nach Deutschland, werde ich am Grenzübergang Ebmath in einen kleinen Verkehrsunfall verwickelt. Als mich auf der engen Landstraße ein Golf überholen möchte, kommt von hinten ein Seat angeschossen und rasiert dem Golf den linken Außenspiegel ab. Ich und die anderen Verkehrsteilnehmer notieren noch schnell das Kennzeichen von dem davoneilenden Fahrzeug. Doch nach fünf Minuten kommt die Unfallverursacherin zurück und es kommt erstmal zur strittigen Diskussion, wer denn nun verantwortlich war, ob die Polizei gerufen werden soll und wer den Schaden übernimmt. Nach einer halben Stunde haben sich aber alle beruhigt und zum Glück ist niemandem etwas passiert.
Am Morgen des 6. August erreiche ich die Stadt Plauen wo meine Reise endgültig endet und wo ich statt meinem Zelt nun wieder eine feste Wohnung habe. Einerseits freue ich mich wieder zurück in der Heimat zu sein, aber nach der langen Reise muss ich in den kommenden Wochen erstmal alle Eindrücke aus 22 Ländern und 31.086 Kilometern verarbeiten, welche ich in den exakt 400 Tagen (03.07.2017-06.08.2018) erlebt habe.
Bundeshaus in Bonn
Fernradweg D4 durch Mitteldeutschland
Junker-Hansen Turm in Neustadt/ Hessen: mit fast 50 Metern Höhe ist er der höchste Fachwerkrundbau der Welt.
Radreisender Rolf
Schnell einen Stein aus der Werra gefischt geht es anschließend von Hörschel auf den Thüringer Rennsteig.
Thüringer Rennsteig
In Blankenstein angekommen wirft man seinen Stein in die Saale.
Wirtshaus in der Tschechischen Republik; Liebevoll gepflegter Triebwagen der tschechischen Eisenbahngesellschaft.
Zum Schluss:
Ich bedanke mich bei allen die mich vor und während meiner Tour unterstützt haben, insbesondere bei meinen Gastgebern, die mich meistens spontan eingeladen haben und mir ihre Zeit schenkten. Weiteren Dank natürlich auch an meine Freunde und Familie die an mich gedacht haben als ich in den entlegensten Ländern unterwegs war.
Und abschließend natürlich vielen Dank an alle die meine Reise über diesen Blog oder die Zeitung verfolgt haben.
Ankunft in Plauen/ Sachsen am 6. August 2018

Global #88: Private Führung durch die Fruchtbierbrauerei Lindemans // Brüssel (Europa Parlament) // Maastricht (EU-Vertrag) // Ankunft in Deutschland

Kurz vor Brüssel lege ich abends eine Pause ein und mache zufällig mit Steven und  seiner Familie Bekanntschaft, welche mich zu sich nach Hause einladen.

Zum Abendessen gibt es Reis mit Hühnchen und Ananas sowie einen Schoppen Roséwein, was für mich schon beinahe ein Festessen ist. 
Am nächsten Morgen organisiert Steven für mich eine private Brauereiführung bei seinem Arbeitgeber „Lindemans“.  Die Automation bei der Abfüllung, Etikettierung und Verkorkung ist ebenso beeindruckend wie der eigentliche Gärprozess, der mit einer wilden Gärung einzigartig ist und nur mit den Hefekulturen vor Ort gelingt. Anschließend wird das Bier noch zur Nachreifung bis zu einem halben Jahr gelagert bevor es in den Handel kommt.
Eine abschließende Bierverkostung fehlt selbstverständlich nicht und so komme ich in den Genuß das exzellente belgische Fruchtbier in der hauseigenem Brauereibar zu probieren. Von einem kleinen Familienunternehmen mit einer handvoll Mitarbeitern hat sich die Brauerei Lindemans mittlerweile zu einem namhaften Hersteller etabliert, der seine Biere unter anderem nach China und in die USA exportiert.
Bis Brüssel ist es nur noch ein Katzensprung und am Nachmittag des selben Tages unternehme ich eine Besichtigung durch die historische Altstadt, vorbei am Königspalast sowie dem imposanten Justizpalast und letztendlich zum Sitz des Europaparlaments im Herzen der Stadt.
Es ist der heißeste Sommertag in diesem Jahr in Belgien, doch am Himmel bilden sich bereits dicke Quellwolken und für den Abend sind Gewitter gemeldet, welche endlich die ersehnte Abkühlung bringen werden.
Bevor ich Belgien verlasse muss ich noch das exzellente Radwegenetz erwähnen, das entlang sämtlicher Straßen verläuft, wodurch man ungestört von Auto- und Lastkraftverkehr von Stadt zu Stadt radeln kann. Und natürlich ist Belgien auch eine passionierte Radfahrernation, was den Verkehr etwas entlastet. Gerade die Elektrofahrräder haben die Straßen erobert und im ganzen Land gibt es gefühlt weit mehr Fahrradläden als Autowerkstätten.
Über Maastricht verlasse ich Belgien und komme am Nachmittag des 28. Juli 2018 nach über einem Jahr Radreise, mehr als 30.000 Kilometern und mit jeder Menge Eindrücke und Erlebnisse aus 22 Ländern wieder in Deutschland an.
Belgiens Städte sind reich an  schöner Architektur und Details
Zu Besuch bei meinen belgischen Gastgebern
Die Brauereiführung bei der Firma Lindemans
Der Herstellungsprozess ist beeindruckend automatisiert und komplex.
Oben links: cooles Velomobil statt protziger Porsche Cayenne; unten links: auf vielen Radwegen sind auch Mopeds zugelassen; rechts: Radwege entlang der Straßen sind selbstverständlich
Links: Brüsseler Rathaus; rechts: Justizpalast in Brüssel
Innenstadt von Brüssel
Königspalast von Brüssel
Sitz des EU-Parlaments in Brüssel
Ankunft in Deutschland kurz vor Aachen

Global #87: Cambridge (Universität) // Fähre Dover – Calais // Museum Dünkirchen (Operation „Dynamo“)

Im Süden Englands führt mich meine Route durch die Universitätsstadt Cambridge. Nachdem ich über den Marktplatz und die historische Altstadt geradelt bin, besichtige ich noch die Cambridge Universität mit dem traditionsreichen „Kings College“. Wo schon früher der Adel studierte, paukt heute die Elite für das spätere Top-Management und auf den Straßen sieht man fein gekleidete junge Studenten aus aller Welt, die mit Retrodesign-Fahrrädern durch die Gassen bummeln und einmal mit viel Lebensweisheit die Geschicke in Politik und Wirtschaft lenken werden.

Lobenswert finde ich hingegen das ausgebaute Radwegenetz, welches sich über die ganze Stadt erstreckt, rege genutzt wird und somit auch zu weniger Autoverkehr führt.

Außerhalb solcher Vorzeigestädte ist die Infrastruktur, zumindestens im Osten Englands aber regelrecht in einem desolaten Zustand. Die Straßen sind mit Rissen und Flickenteppichen übersät, Radwege und Grünanlagen sind häufig mit Unkraut überwuchert und an den Hausfassaden und Mauern bröckelt der Putz. Spitz gesagt: es sieht vielerorts aus wie bei uns nach der Wende 🙂 Hat aber auch irgendwie Charme.
Die Themse überquere ich bei Tilbury und erspare mir einen Abstecher nach London, da ich den Verkehr wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Stattdessen fahre ich nach Rochester und folge diversen Rad- und Wanderwegen hinunter zur Küste. Am frühen Morgen des 25. Juli 2018 erreiche ich die Stadt Dover und gelange nach einer kleinen Frühstückspause zum Fähr-Terminal, welches England (zusätzlich zum Eurotunnel) mit dem europäischen Festland verbindet. Bereits in den frühen Morgenstunden ist viel Betrieb, doch auf dem Fahrradstreifen gelange ich zügig zum Ticketschalter und erstehe für üppige 32,50 £ ein Ticket nach Calais. Obwohl die Fahrt über den Ärmelkanal nur knapp eine Stunde dauert, kommt man mit Einchecken und Verladen auf die dreifache Zeit.
Im Hafen von Calais angekommen werde ich vom Security Fahrzeug über das Hafenareal gelotst – spezieller Service für Radfahrer 😉

Anschließend geht es nach Dünkirchen wo ich mir das Museum zur Militär-Operation „Dynamo“ anschaue, welches die Evakuierung der Alliierten Streitkräfte vor der heranrückenden Deutschen Wehrmacht erläutert. Unter dem Beschuss, insbesondere durch die Deutsche Luftwaffe wurden Ende Mai / Anfang Juni 1940 insgesamt gut 340.000 britische und französische Soldaten mit Schiffen der Britischen Navy und der zivilen Schifffahrt gerettet.
Ein paar hundert Meter entfernt statte ich noch dem Kunstmuseum „LAAC“ (lieu d’art & action contemporaine) einen Besuch ab und vollende somit meinen historisch kulturellen Nachmittag.

Marktplatz in Cambridge und die Great St. Mary’s Kirche
Kings College (oben rechts) und das Umfeld in der Universitätsstadt Cambridge
Oben links: meine Kochkünste (bei weitem besser als die englische Küche ; ländliche Idylle in England
Schloss Rochester und Blick auf den Fluss Medway
Typisch englische Klischees: Rote Telefonzellen und Fish & Chips
Fahrt über den Ärmelkanal von Dover nach Calais
Museum Dünkirchen zur Operation Dynamo
Museum Dünkirchen
Kunstmuseum in Dünkirchen LAAC – sogar der gute alte Trabi hat es zu Ruhm und Ehre geschafft 🙂

Global #86: Zurück in Europa – Ankunft in Edinburgh/ Schottland

Der Flug von den USA nach England dauerte knapp sieben Stunden und bei Nieselregen landen wir am Mittwochmorgen auf dem Flughafen Edinburgh. Beim Entladen des Flugzeuges kann ich von meinem Fensterplatz zusehen und erkenne sogleich meinen weißen Packsack und mein Fahrrad, wobei ich mit Bauchschmerzen feststelle, dass die Flughafenkontrolle den Karton geöffnet  und sehr schlecht wieder mit Klebeband verschlossen hat. Bei der Gepäckrückgabe bin ich dann aber erleichtert dieses Mal keinerlei Schäden an meinem Fahrrad zu finden.

Bis ins Stadtzentrum von Edinburgh sind es nur gute zehn Kilometer, wobei ich unterwegs noch eine Frühstückspause einlege. Anschließend besichtige ich die  St. Mary Kathedrale und fahre am Edinburgher Schloss und der St. Giles Kathedrale vorbei. Mit meinem nachwirkenden Jetlag sind mir die unzähligen Touristen und der lebhafte Verkehr in der Altstadt aber zu anstrengend und so verlasse ich die Stadt bereits am frühen Nachmittag.

Auf wunderschönen Nebenstraßen geht es stattdessen durch das ländliche Schottland, wobei die steilen kurvigen Straßen meinen Fahrkünsten einiges abverlangen. Immer wieder nutze ich daher auch den Radweg „1“, der von Norden nach Süden verläuft und mir die engen stark befahrenen Straßen erspart.

Obwohl ich meine Englischkenntnisse gerade während meiner Reise durch die USA gut ausbauen konnte und selbst mit den herben Dialekten im Mittleren Westen zurecht kam, habe ich hier im Norden Englands so meine Probleme. In der Grafschaft Northumberland lausche ich immer wieder den Leuten auf der Straße und kann mit Mühe und Not nur wenige Wörter verstehen. Bei einer kleinen Pause und Bierverkostung in Yorkshire bestätigt mir ein Postbote dann auch, dass es gerade im Norden viele schwerverständliche Akzente gibt und ich hier und im Süden Englands aber sicherlich weniger Schwierigkeiten haben werde.

Flug von Providence USA nach Edinburgh England
Nach dem Transport ist die Fahrrad-Verpackung stark beschädigt.
St. Mary Kathedrale in Edinburgh
Oben links: Edinburgh Schloss; rechts: St. Giles Kathedrale
Bamburgh Castle
Nebenstraße in Schottland
Oben: Blick auf die Nordseeküste, unten: leckere Himbeeren
Die Radwege sind wunderschön aber nicht immer barrierefrei.
Stadt York: Stadttor, York Minster und York Schloss
Sonnenuntergang am Water Rail Way nahe der Stadt Lincoln

Global #85: White Mountain National Forest // Einladung in Concord // Boston (Tea Party)

Meine Wiedereinreise von Kanada in die USA über den Grenzübergang in der Kleinstadt Stanstead erfolgt ohne größere Probleme. Als der US-Beamte aber das iranische Visum in meinem Reisepass entdeckt muss ich ihm viele unnötige Fragen beantworten wie z.B. „ob ich Kontakte im Iran habe“, „ob ich dort geschäftlich unterwegs war“, „was mein Zweck meiner Reise ist“ oder „womit ich meine Einkünfte erwirtschafte“. Dass ich alle diese Fragen bereits bei meiner Visumbeantragung in der US-Botschaft beantworten musste hat er wahrscheinlich nicht verstanden.
Nichtsdestotrotz freue ich mich sehr wieder zurück in den Vereinigten Staaten zu sein und nehme Fahrt auf zum „White Mountain National Forest“. Das Mittelgebirge im US-Bundesstaat New Hampshire liegt nördlich von Boston und ist ein beliebtes Wander- und Skigebiet mit imposanten Bergen wie dem 1.917m hohen Mount Washington. Ich habe seit dem Pikes Peak in Colorado (Global #78) aber wenig Ambitionen übrig und fahre stattdessen direkt Richtung Boston und mache einen Abstecher nach Concord wo ich bei Lesley und Bob eingeladen bin, welche ich vor gut zwei Monaten in Utah getroffen habe.
Die folgenden zwei Tage zeigen sie mir die Umgebung wodurch ich auch einiges zur amerikanischen Geschichte und zur Unabhängigkeitsbewegung der USA erfahre, welche unter anderem hier ihren Ursprung hat. Im Jahre 1775 kam es im Umfeld der Städte Lexington und Concord  zu den ersten kämpfen im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zwischen bewaffneten amerikanischen Siedlern und Soldaten Großbritanniens. Hintergrund war eine ungerechte Steuer- und Abgabenpolitik der amerikanischen Kolonien an Großbritannien und ein zunehmendes Interesse an mehr Autonomie.
Nach der Verabschiedung von Bob und Lesley unternehme ich auch noch einen Besuch in Boston. Weltbekannt ist die Stadt für die Harvard Universität sowie dem Massachusetts Institute of Technology (kurz MIT). Jetzt im Juli ist  gerade keine Vorlesung und stattdessen Summer-School, wodurch die Universitäten auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind und sich viele Interessierte für die Studienangebote erkundigen können. Nach einem Rundgang über die jeweiligen Campusse, welche jeweil so groß wie Kleinstädte sind, gelange ich nach einer Fahrt durch das Stadtzentrum zum Hafen. Hier ereignete sich im Jahr 1773 die sog. „Boston Tea Party“ als nach Streitigkeiten über die Tee-Besteuerung durch Großbritannien die Lage eskalierte und die amerikanischen Siedler daraufhin eine komplette Schiffsladung Tee der britischen „East India Company“ im Hafen versenkten.
Ich nehme von hier aus die Fähre und verlasse die Stadt am Nachmittag Richtung Süden zur Stadt Hingham, um meine Fahrt nach Providence fortzusetzen, von wo in wenigen Tagen mein Rückflug nach Edinburgh/ England gehen wird.
Verkehrsschilder in den USA und Kanada können wahre Kunstwerke sein.
Auf dem Weg von Kanada in die USA wird es zunehmend grüner.
White Mountain National Forest
Frühsport in Concord mit Bob (3. v. r.) und seinen Sportsfreunden.
O.l.: Bob und Lesley; o.r.: Bier nach einer Runde Radsport; unten: „Old north bridge“ in Concord (Schlachtpunkt im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg)
Harvard Universität in Boston
Massachusetts Institute of Technology in Boston
Stadtzentrum von Boston
Hafen von Boston

Global #84: Kingston // Montreal (Klimaabkommen FCKW 1987)

Mein nächster Abschnitt durch Kanada entlang der grünen Ufer des Ontario Sees führt mich nordöstlich von Toronto über Kleinstädte wie Belleville bis hinauf nach Kingston, wo der Ontario-See endet und in den Sankt Lorenz Strom übergeht. In der historischen Altstadt von Kingston mache ich eine längere Pause, besichtige die Hafenpromenade, das Rathaus sowie das „Fort Henry“, eine Festung, welche 1836 von den Briten erbaut wurde, aber niemals zum Einsatz kam.

Am 1. Juli ist „Kanada Tag“, welcher die seit 1867 bestehende Unabhängigkeit von Großbritannien feiert. In den Städten und Dörfern sind überall Festlichkeiten und Märkte im Gange, an den Seen trifft man sich gesellig zum Baden, Grillen und Trinken mit der Familie und abends werden spektakuläre Feuerwerke gezündet. Leider ist es an dem Tag extrem heiß und schwül, sodass ich den Tag lieber im schattigen Park oder mit Klimaanlage bei McDonald’s verbringe 🙂

Die Stadt Montreal erreiche ich am 3. Juli. Von Süden kommend muss ich den Sankt Lorenz Strom überqueren und wähle die Brücke „Pont Honoré Mercier“, welche die Stadt Kahnawake mit dem Montrealer Stadtteil Lasalle verbindet. Das Verbotsschild für Radfahrer ignoriere ich einfach, weil weit und breit keine andere Brücke verläuft und ich im zähen morgendlichen Berufsverkehr kaum ein Hindernis bin. Am anderen Ende der Brücke werde ich dann jedoch von einem Polizisten angehalten und belehrt, nicht auf dem Highway zu fahren. Ich gebe mich unwissend aber einsichtig und kann mich vor einem Bußgeld drücken.

Montreal ist vielen bekannt von dem gleichnamigen Montrealer Klimaabkommen von 1987, welches zu den bedeutendsten der Welt zählt und das Verbot von klimaschädlichem FCKW (Ozonkiller) festschreibt. Obwohl sich seitdem die Weltgemeinschaft an die Vorgaben hält, wurde erst vor kurzem durch Messungen festgestellt, dass es immernoch illegale FCKW-Quellen gibt. Die New York Times hat daraufhin mehrere Hersteller in China ermittelt, welche das Gas nach wie vor zur Produktion von Kühlschränken verwenden.

Der Link hierzu:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/umwelt-new-york-times-entlarvt-chinesische-umweltverschmutzer-1.4032027

Das Kongresszentrum (Palais des congres de Montreal), wo im Jahr 2005 auch die UN-Klimakonferenz abgehalten wurde, liegt zwischen der Downtown und dem Hafen, unweit der Kathedrale „Notre Dame de Montreal“, sodass ich auch hier einen kurzen Zwischenstopp einlege. Anschließend geht es noch durch das Stadtzentrum bis  zur Brücke „Pont Jaques-Cartier“, welche sogar eine gesonderte Spur für Radfahrer hat und mich über die Insel „Ile Sainte-Helene“ aus der Stadt führt und mir zum Abschied nochmal einen beeindruckenden Blick über den Hafen und die dahinterliegende Stadt gewährt.

Hafenpromenade und Rathaus der Stadt Kingston
Waterfront Trail
Straßenschilder die man wahrscheinlich nur in Kanada findet.
Über gut ausgebaute Radwege gelange ich ins Stadtzentrum von Montreal.
Das Kongresszentrum von Montreal und die Notre Dame de Montreal
In der Downtown von Montreal ist die Polizei mit dem Fahrrad im Einsatz.
Rechts: Kirche St. James
Pont Jacques Cartier
Blick von der Pont Jacques Cartier auf Montreal
Warum manche Radwege nur von Mitte April bis Mitte November befristet sind bleibt mir unverständlich. Dafür bin ich über die vielen Reperaturstationen sehr erfreut. Wenig erfreut aber über die Mücken, welche jeden Abend über mich herfallen.