Global #79: „Fly over States“ – Meine Fahrt durch den Mittleren Westen der USA

Viele Amerikaner bezeichnen den Mittleren Westen der USA als sogenannte „Fly over States“. Dies ist abwertend gemeint, da die Industrie- und Ballungszentren der USA im Wesentlichen an der West- und Ostküste liegen und die meisten Amerikaner den Mittleren Westen nur aus der Vogelperspektive, während des Überfluges, gesehen haben. Doch mit diesem Klischee wird man diesen Staaten nicht ganz gerecht…

Dass fast alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten und Nationalparks im Westen der USA liegen war mir von vornherein bekannt und mit Verlassen der Rocky Mountains soll es nun durch den Mittleren Westen der USA gehen, welcher durch seine ausgeprägte Landwirtschaft und endlose Maisfelder besticht. Und das meine ich noch nicht Mal abwertend, da mir die Reizreduzierung nach den vielen Highlights der letzten Wochen gut tut und ich in der flachen Ebene entspannt vorwärts komme. Zudem erinnert mich die Gegend in Kansas und Nebraska mit ihren Feldern, Wiesen, Flüssen und Wäldern auch an meine Heimat in Ostdeutschland, wodurch schon fast ein wenig Heimweh aufkommt.

Weil die gesamte Region als strukturschwach gilt und Industrie oder Tourismus so gut wie nicht vorhanden sind, leben viele Menschen von der Landwirtschaft. Bei Gesprächen, welche sich übrigens bei jeder Gelegenheit spontan ergeben, die Menschen hier sind ausgesprochen kontaktfreudig, höre ich aber immer wieder die gleichen Probleme wie hohe Arbeitslosigkeit, Drogenkonsum (insbesondere Crystal Meth) und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich.
Dennoch bin ich überrascht mit welchem Optimismus die Menschen hier in die Zukunft schauen und muss dabei an unsere neuen Bundesländer in Deutschland denken, wo die Situation teilweise vergleichbar ist.

Und auch an Sehenswürdigkeiten, wenn auch kuriosen, wie z.B. der weltgrößte Ball aus Sisal-Schnur in der Kleinstadt Cawker, mangelt es nicht. Zunächst dachte ich es handelt sich um Hanffasern, aber die Fasern werden aus der Sisal-Agave gewonnen, welche überwiegend in Mexiko kultiviert wird. Abgesehen davon erspähe ich immer wieder uralte Oldtimer welche bereits seit Jahren auf irgendwelchen Schrottplätzen dahinrosten aber immernoch die Blicke auf sich ziehen.

Ende Mai werde ich dann auch Zeuge des „Memorial Days“, welcher Nationalfeiertag ist und an dem man den Gefallenen der unzähligen amerikanischen Kriege gedenkt. Während ich die Trauer noch gut verstehen kann, ist mir aber der Patriotismus und Heroismus suspekt und gerade in den Medien aber auch in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung fehlt mir der kritische Ansatz zum Krieg, der Schuld und seinen globalen Auswirkungen.

Nach der Stadt Colorado Springs geht es durch die flache Ebene.
Auf dem Highway 24 geht es Richtung Osten.
Sonnenuntergang in der Stadt Colby
Der weltgrößte Sisal-Schnur Ball in der Stadt Cawker.
Zelten ist kein Problem und in vielen Städten kann man im Park kostenlos übernachten.
Abgsehen von den endlosen Feldern wird es auch mehr und mehr grün.

 

Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit.
Fahnenmeer am Memorial Day in der Stadt Beatrice.

Global #78: Blue Mesa Reservoir // Gunnison National Forest // Spinney Mountain Reservoir // Pikes Peak (Ego-Trip :)

Von Montrose nach Gunnison radel ich entlang des „Blue Mesa Reservoir“, welcher der größte Stausee im Bundesstaat Colorado ist. Doch wie im restlichen Westen der USA zeigt sich die Trockenheit auch hier und so hat die Talsperre einen erschreckend niedrigen Wasserpegel.

Von Gunnison nach Salida geht es quer durch den „Gunnison National Forest“ vorbei am „Monarch Mountain“ über einen 3.400m hohen Pass. Nachdem ich den Scheitelpunkt passiert habe geht es schwungvoll bergab. Aufgrund eines LKW Unfalls ist die Straße jedoch gesperrt und mit speziellen Bergungsfahrzeugen wird seit dem Morgen versucht den Truck zu bergen.

In Salida gönne ich mir dann am Nachmittag eine ausgiebige Pause und relaxe im Park. Am nächsten Tag geht es weiter durch das weitläufige „Spinney Mountain Reservoir“. Der Blick über die weite Steppenlandschaft  ist atemberaubend und in der Ferne sieht man die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains, welche in der Abendsonne rötlich schimmern.

Meine Reise durch die Rocky Mountains geht so langsam dem Ende entgegen. Zum Abschluss möchte ich aber noch den „Pikes Peak“ erklimmen, welcher unweit von Colorado Springs liegt. Für die Ute Indianer war dies einst ein spiritueller Ort und heute ist der Berggipfel beliebter Ausflugsziel für Touristen und Radsportler. International bekannt ist der Pikes Peak jedoch durch das jährlich stattfindene internationale Bergrennen, wobei es auf den kurvigen steil abfallenden Bergstraßen immer wieder zu schweren Unfällen kommt.

Für mich geht es selbstverständlich ohne Motorunterstützung zum Start und nachdem ich für 15$ den Eintritt bezahle geht es 9 Uhr morgens los. Weil ich gut gefrühstückt habe, komme ich die ersten 10 Kilometer zügig vorwärts, muss dann aber immer öfters schieben, da die Straßen immer steiler werden. Auf den letzten 5 Kilometern denke ich schon ans Aufgeben, da der Wind immer stärker bläst und die Luft auf über 4.000 Höhenmetern merklich dünner wird. Immer wieder muss ich daher kurze Pausen einlegen und erreiche den Gipfel somit erst am Nachmittag um 15 Uhr. Angekommen auf dem 4.303m hohen Gipfel bin ich überglücklich und genieße den klaren weiten Blick über die Rocky Mountains. Die 2.000 Höhenmeter und gut 30 Kilometer zurück ins Tal geht es dann in lediglich einer knappen Stunde Fahrtzeit.

Das „Blue Mesa Reservoir“ westlich der Stadt Gunnison.

Durch den „Gunnison National Forest“ geht es über einen 3.400m hohen Pass nach Salida. Die Straße ist jedoch wegen einem LKW Unfall vorübergehend gesperrt.
Nach dem 3.400m hohen Pass von Gunnison nach Salida gönne ich mir erstmal eine Pause. Überrascht bin ich auch vom legalen Canabisverkauf im Bundesstaat Colorado (Bild o.r.)
Endlose Weiten und das Gefühl von Freiheit bei meiner Fahrt durch das „Spinney Mountain Reservoir“
Den Zeltplatz suche ich fernab der Straße und genieße abends den Blick über das Tal, ehe es am nächsten Morgen durch den „Erlebe Mile State Park“ geht.
Der Eingang zum „Pikes Peak“
Es geht brutal bergauf und auf halber Höhe mache ich eestmer Mittagsrast.
Der Blick wird immer spektakulärer…
…und die Straße schlängelt sich gegen den Himmel.
Auf den letzten Kilometern wird es extrem stürmisch und ich denke fast ans Aufgeben.
Doch am Ende ist  mein Wille stärker und am Ziel bin ich überglücklich.

Global #77: Canyonland Nationalpark (Mission Impossible) // Arches Nationalpark // La Sal Berge // Uncompraghe National Forest

Eigentlich nicht auf meiner Reiseroute vorgesehen,  lasse ich mich von meiner  französischen Radreisebegleiterin Laura zu einem kleinen Umweg überzeugen.
Auf einer über 30 Kilometer langen unbefestigten Straße geht es für uns quer durch den „Canyonland Nationalpark“, welcher wenige Kilometer westlich der Stadt Moab beginnt.

Durch den Canyon schlängelt sich der „Colorado River“ und nach dem „Grand Canyon“ ist dies vielleicht die beeindruckendste Schlucht in den USA.
Weil die Kulisse so atemberaubend ist wurde hier übrigens für den Film „Mission Impossible“ (Kletterszene Tom Cruise) gedreht.

Für uns  geht es nach einem mühsamen Vormittag auf den „Shafer Trail“, wobei wir entlang einer steilen Felswand unzählige Serpentinen bestreiten müssen sowie über 500 Höhenmeter bewältigen.
Am folgenden Tag unternehmen wir noch einen Abstecher zum Arches Nationalpark, welcher auf dem Rückweg nach Moab liegt.
Die Anstrengungen der letzen Tage stecken noch in unseren Knochen und so belassen wir es jedoch bei einer kleinen Besichtigung, ehe wir am frühen Nachmittag in die Stadt zurückkehren.
Und auch die kommenden Tage soll es für uns nicht leichter werden, da wir uns über die „La Sal“ Berge Richtung Colorado bewegen. Doch die Mühe lohnt sich einmal mehr und die abgelegene Straße bis Bedrock gehört zu den schönsten Abschnitten meiner Reise. Von den Leuten erfahren wir aber, dass die ländliche Gegend seit Jahren unter Wasserknappheit leidet, die Farmer bereits darum streiten und die Jugend mehr und mehr abwandert. Wer sich hier halten kann verdient daher sein Geld entweder mit der Viehzucht oder dem Anbau von Marihuana (im Bundesstaat Colorado legalisiert), welcher ohne Lizenz jedoch illegal ist.
Am Abend wird meine Stimmung leider von einem kleinen Missgeschick getrübt. Während ich mein Fahrrad zur Zeltplatz-Suche durch unwegsames Gelände schiebe, stoße ich mit der vorderen rechten Fahrrad-Packtasche gegen einen Stein, wobei die Kunststoffplatte bricht. Mit Kabelbinder und Isolierband kann ich die Tasche vorübergehend schienen, muss mir aber wohl in der nächsten Stadt Ersatz besorgen.
Am nächsten Morgen verabschiede ich  mich vorübergehend  von Laura, weil wir auf getrennten Wegen durch Colorado radeln. Während sie Richtung Norden zum „Rocky Mountains Nationalpark“ möchte, geht es für mich zunächst durch den „Uncompraghe National Forest“ zwischen Nucla und Montrose.
Während meines Aufstiegs überrasche ich ungewollt einen Braunbären keine 20 Meter von mir entfernt, welcher jedoch sofort erschrickt und die Flucht ergreift.
Als ich auf einer Höhe von 2.900m ankomme ist dort noch vereinzelt Schnee! Man bedenke, dass ich vor wenigen Tagen noch bei 30 Grad im Canyonlands Nationalpark schwitzte. Die windige Nacht wird leider nicht angenehmer und zudem träume ich noch von der Begegnung mit dem Braunbären 😉
Bis zur Stadt Montrose geht es dann gute 1.000 Höhenmeter auf einer Schotterpiste bergab, wobei ich mich sehr konzentrieren muss und viel Fingerspitzengefühl für die Bremse walten lasse, um nicht die Kontrolle über mein immerhin gut 45 Kilogramm schweren Drahtesel zu verlieren.
Den Vormittag nutze ich dann in der Stadt um mir Ersatz für meine defekte Fahrrad-Packtasche zu besorgen und habe viel Glück, dass ich in einem Radfachgeschäft ein gebrauchtes Set für schlappe 30 Dollar bekomme. Den Nachmittag benötige ich dann noch für kleinere Umnäharbeiten an den Taschen, da die Riemen fehlen und eine Schnalle samt Halterung abgerissen ist. Zur Belohnung gönne ich mir nach getaner Arbeit Pizza und Dosenbier. Prost Mahlzeit!
Zelten unter dem Sternenhimmel (Bild von Laura)
Wilson Arches
Canyonland Nationalpark – an der Felswand (Bild Mitte) wurde für Mission Impossible gedreht.
Mühsam schieben wir unsere Fahrräder die steilen Serpentinen hinauf. 
Oben angekommen haben wir dann einen weiteb Blick über die Schlucht.
Der Colorado River schlängelt sich durch den Canyonland Nationalpark.
Arches Nationalpark
Bei der Fahrt durch die „La Sal“ Berge bekommen wir sogar richtige Cowboys bzw. Cowgirls zu sehen.
Unweit der Stadt Bedrock wurde bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Uran angebaut.
Uncompraghe National Forest
Die Nacht wird kalt und im Wald ist Vorsicht vor Bären geboten.
Meine Fahrrad-Packtasche ist kaputt, aber in Montrose bekomme ich Ersatz.

Global #76: Einladung von Whitehorse // Monument Valley // Moki Dugway // Valley of the Gods

Vorweg, es sind Tage wie diese, welche meine Reise jedes Mal bereichern und so unvergesslich machen…

Nach dem Wetterumschwung der letzten Tage geht es für uns noch etwas durchnässt und unterkühlt weiter von Kayenta Richtung Monument Valley. Als wir am späten Nachmittag die Straße verlassen um einen Zeltplatz zu suchen treffen wir auf Nathan Whitehorse und seine Familie, welche uns spontan zu sich nach Hause einlädt. Nach einem deftigen, leckeren, typisch amerikanischen Abendessen mit Brot, Bohnen und Schweinebraten erzählt uns Nathan, dass er zu den Ureinwohnern Amerikas gehört und sein Stamm der Navajo in dem weitläufigen Reservat im Umkreis des Monument Valley lebt. Dabei erfahren wie auch, dass die Indianer Amerikas als Ausgleich für den Landraub und die Jahrelange Unterdrückung einige Vorteile genießen wie z.B. kostenloses Land (Indianerreservate) oder freier Zugang zu den Universitäten. Unsere Unterhaltung geht noch bis in den späten Abend, doch nach einem anstrengenden Tag und dem zweiten Bier sind wir dann alle todmüde.
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns nach dem gemeinsamen Frühstück und hoffen auf mehr Menschen wie Nathan und seine Familie zu treffen. Bis zum Monument Valley, welches an der Grenze zwischen  Arizona und Utah  liegt, sind es lediglich knapp 30 Kilometer. Als wir dort ankommen verweigert man uns leider den Zutritt mit unseren Fahrrädern, obwohl dies offiziell nicht untersagt ist, da laut Parkordnung lediglich das Befahren mit dem Motorrad verboten ist. Die recht unfreundliche Frau am Einlass gibt jedoch als Begründung an, dass wir mit unseren Fahrrädern auf den unbefestigten Wegen im Nationalpark einen Platten bekommen könnten und dann der Abschleppdienst kommen muss. Als wir ihr erklären wollen, dass wir unsere Platten Reifen selber flicken könnten und auch Autos (welche problemlos in den Nationalpark dürfen) einen Platten bekommen könnten, wird sie zunehmend unsachlicher und wir merken schon, dass wir hier nicht weiter kommen.
Stattdessen geht es nun also im großen Bogen um das Monument Valley, wobei es auch auf dieser Route einige schöne Panoramas zu bestaunen gibt. Nachts zelten wir dann unweit der Straße und Laura macht mit ihrer Kamera ein paar Aufnahmen vom Nachthimmel mit den umliegenden Felsmassiven. Auf dem Rückweg zu unserem Zeltplatz verlaufen wir uns dann in der Dunkelheit und verlieren letztendlich die Orientierung, finden dann aber wieder unsere Fahrradspuren (im Sand) vom Nachmittag, welche uns nach einer kleinen Schnitzeljagd zu unseren Zelten führen 🙂
Vorbei am „Mexican Hat“ geht es am folgenden Morgen zur Straße UT 261, welche zum „Moki Dugway“ führt. Diese unbefestigte Straße schlängelt sich grandios auf ein Felsplateau, wobei man immer wieder weite Blicke über die zurückliegenden Serpentinen und das angrenzende „Valley of the Gods“ hat. Oben angekommen machen wir eine kurze Pause und kommen dabei mit Michael und Kathleen aus Seattle ins Gespräch, welche uns großherzig mit Wasser, Snacks und kaltem Bier verköstigen.
Den Tag beenden wir dann im „Valley of the Gods“, welches uns auf einem knapp 25 Kilometer langen Rundkurs vorbei an imposanten Sandsteinfelsen führt, die in der Abendsonne dann ihren ganz eigenen unbeschreiblichen Charme haben.
Hinter der Stadt Kayenta verlassen wir den Highway…
… und werden spontan von Nathan Whitehorse eingeladen.
Wir verlassen Arizona und radeln nun durch Utah.
Die Nacht verbringen wir unweit vom Monument Valley und Laura fotografiert den Sternenhimmel.
Auch außerhalb des Monument Valley’s ist die Landschaft immer wieder beeindruckend.
Der „Mexican Hat“ (links) zählt zu den Attraktionen.
Genauso wie der Moki Dugway, welcher sich waghalsig auf das Felsplateau schlängelt.
Oben angekommen treffen wir auf Michael und Kathleen, welche uns auf einen Snack und ein kaltes Bier einladen.
Offroad geht es dann durch das „Valley of the Gods“…
…das ein wahrer Geheimtipp ist.
Auch nachts ist die Landschaft spektakulär (Bilder von Laura).

Global #75: Endlose Weiten, hohe Berge, Canyons – Willkommen in Arizona // Wetterumschwung und Begegnung mit Laura

Obwohl ich auf meiner Radreise viele Wüsten und trockene Gegenden bereist habe kann ich dennoch Gefallen an Arizona finden. Anfangs folge ich der Route 66 über Kingman und Williams bis Flagstaff, wobei es bis auf 2.200 Höhenmeter geht. Die Landschaft wandelt sich dabei allmählich, sodass es grüner aber auch deutlich kühler wird.

Weil für die kommenden Tage schlechtes Wetter gemeldet ist gönne ich mir in Flagstaff einen Ruhetag und entspanne im Park bei Sonnenschein, wobei ich die Zeit auch nutze um meine Ausrüstung zu pflegen und mir Gedanken zur weiteren Route mache, welche mich voraussichtlich über Utah und Colorado führen wird.

Von Flagstaff geht es vorbei am Humphreys Peak, welcher mit 3.829 Metern die höchste Erhebung Arizona’s ist. In der nächsten Stadt „Tuba City“ treffe ich an einem Morgen auf die französische Radreisende Laura, die ebenso wie ich zum unweit entfernten Monument Valley will. Wir tauschen deshalb unsere Kontakte aus und wollen uns einen Tag später wieder treffen.

Dem Highway US 160 folgend ist es am Nachmittag noch freundlich und sonnig doch zum Abend schlägt das Wetter schlagartig um und nachdem ich mit Mühe und Not einen geeigneten Zeltplatz finde und im Sturm mein Tarp aufspanne habe ich allmählich Bedenken, da sich der Himmel mehr und mehr zuzieht. Nachts bricht dann die Hölle los und der Sturm sowie der Regen machen mir und meinem Zelt schwer zu schaffen, wobei ich kaum Schlaf finde. Am nächsten Morgen ist es dann bitterlich kalt und in der Stadt Kayenta treffe ich mich wieder mit Laura, welche ebenfalls eine schlaflose Nacht hinter sich hat. Im Park müssen wir erstmal unsere Sachen zum Trocknen aufhängen und zum Aufwärmen gönnen wir uns einige Kaffee’s bei Burger King.

Historische Eisenbahn welche bis in die 50er Jahre zwischen Chicago und Los Angeles verkehrte.
Endlose Weite in Arizona
Während auf dem Humphreys Peak noch Schnee liegt sprieses im Tal bereits Blumen und Pilse 🙂
Urige Cafés und Restaurants beleben bis heute den Mythos der Route 66.
Endlose Güterzüge
Kurz vor Tuba City mache ich einen Abstecher…
… und radel Offroad durch dieses abgelegene Tal.
Nach 15 Kilometer Offroad geht es dann aber wieder auf den Highway.

Nach einem Gewitter treffe ich mich in der Stadt Kayenta mit Laura wieder. Im Park müssen wir beide erstmal unsere Sachen zum Trocknen aufhängen.

Global #73: Begegnung auf dem Pacific Crest Trail / Mojave-Wüste / Ankunft auf der Route 66

Auf meinen Weg zurück in den Süden fahre ich über Fresno nach Bakersfield und hier zeigt sich Kalifornien von einer ganz anderen Seite. Die Gegend ist von der Landwirtschaft geprägt, welche jedoch seit Jahren unter Wasserknappheit, was unlängst auch zum brisanten Wahlkampfthema geworden ist. Denn überall sieht man Schilder wo Landwirtschaftsverbände den Bau neuer Dämme fordern.

Auf meinem Weg sehe ich immer wieder verlassene Häuser sowie Grundstücke und auch in den Randbezirken der Städte ist die Armut sichtbar und so sind provisorische Behausungen und Zelte unter Brücken kein ungewöhnliches Bild.

In  Bakersfield mache ich in einem kleinen Stadtpark Mittagsrast und werde spontan vom Booster-Club der örtlichen Ice-Hockey Manschaft „Condors“ zum Mittagessen eingeladen. Solche spontanen Erlebnisse sind es, die ich bereits nach einer guten Woche in den USA sehr zu schätzen gelernt habe und so verbringe ich letztendlich gute drei Stunden in lustiger Gesellschaft.

Mit Verlassen der Stadt Bakersfield Richtung Osten geht meine Fahrt über einen über 1.000m hohen Pass. Besonders beeindruckend ist dabei, dass sich auch die endlos langen Güterzüge durch die Berge schlängeln. Den längsten Güterzug, welchen ich sah umfasste dabei stolze 110 Wagons und wurde von acht Dieselloks gezogen. In den USA ist man eben in keinerlei Hinsicht bescheiden 🙂

Nach der anstrengenden Passüberfahrt mache ich Mittagsrast in der Stadt „Tehachapi“ und treffe vor dem Supermarkt auf Wanderer, welche dem „Pacific Crest Trail“ folgen. Die bunt gemischte Gruppe hat soeben ihre Einkäufe erledigt und so sieht unsere Ecke vor dem Supermarkt ein bisschen chaotisch aus.

Unser Zusammentreffen ist nicht ganz zufällig, da die Saison für den Trail im März begann und jährlich hunderte Trekker die über 2.650 Meilen lange Route von Mexiko über den Westen der USA bis nach Kanada wandern.
Bei unserem Abschied werden die sorgsam gepackten, bis zu 30 Kg schweren Rucksäcke aufgesattelt und nach dem obligatorischen Abschiedsfoto liegt noch eine Weile der Duft von Freiheit, Abenteuer und Marihuana in der Luft, welches in Kalifornien vor kurzem legalisiert wurde und auch in aller Öffentlichkeit gerne geraucht wird.

Vorbei an der Edward Airforce Base geht es für mich mit klarem Kopf weiter und mit kräftigem Rückenwind jage ich mit 40 Km/h durch die Mojave-Wüste. Ab der Stadt Barstow folge ich der historischen Route 66, welche im Jahr 1926 freigegeben wurde und von Chicago bis zur Westküste nach Los Angeles führt.
Bis zur nächsten Stadt „Needles“ sind es über 250 km und weil der Hauptverkehr mittlerweile über die Interstate 40 läuft habe ich die Route 66 quasi für mich alleine.

Mit Verlassen der Westkuste wird die Landschaft weitläufiger.
Armut und Missstände gibt es auch im Sonnenstaat Kalifornien.
Passüberquerung von Bakersfield nach Mojave.
Wanderer unterwegs auf dem „Pacific Crest Trail“
Ab Barstow folge ich der Route 66.
Die Sonnenuntergänge in der Mojave-Wüste sind spektakulär.
Und die Landschaft ist unbeschreiblich schön.
Die Route 66 ist nixhn überall in solch gutem Zustand und heute nicht mehr durchgängig befahrbar.

Global #72: Endstation San Francisco – Zurück in den warmen Süden

Auf dem Highway US 101 radel ich von Paso Robles bis King City und wechsel dann in ein ruhiges Nebental. Auf dem Weg dorthin treffe ich während meiner Mittagspause auf den Radreisenden Chris, welcher von seiner Heimatstadt unweit von Sacramento eine mehrtägige Radreise nach Süden unternimmt.
Meine weitere Fahrt vorbei am Pinnacles Nationalpark ist unbeschreiblich schön und abgelegen, sodass auf den Straßen nur wenig Verkehr ist. Leider habe ich mit einem Wetterumschwung zu kämpfen und der gelegentliche Regen und die Kälte machen mir sehr zu schaffen. Eigentlich sollte es zu dieser Jahreszeit viel milder sein und so bekomme ich allmählich Bedenken, ob meine Route durch den Norden und später ostwärts über die Rocky Mountains zumutbar ist. Zudem verunsichern mich auch die Wetterberichte welche für Nevada ungewöhnliche Kältewellen und Schneefall gemeldet haben.
Zunächst möchte ich aber wenigstens noch bis San Francisco reisen und mir diese viel gehypte Stadt anschauen. Über San José geht es vorbei an Cupertino und Palo Alto wo Konzerne wie Apple und Google ihre Firmensitze haben. An dem neu errichteten Hauptgebäude von Apple fahre ich direkt vorbei, wobei der riesige Bau von der Straße kaum wahrnehmbar ist und das umliegende Areal ohne Anmeldung mir ohnehin unzugänglich bleibt.
Viel interessanter ist dann das Zentrum von San Francisco mit den für das Stadtbild charakteristischen Straßenbahnen, welche sich über die vielen steilen Hügel der Stadt quälen. Da meine Zeit knapp ist radel ich lediglich eine kleine Runde entlang der San Francisco Bucht und genieße den Blick auf die Gefängnisinsel Alcatraz und die Golden Gate Bridge. 
Denn am Nachmittag geht bereits mein Zug zurück Richtung Gilroy. Aufgrund des kalten Wetters musste ich letztendlich leider einsehen, dass meine Reiseroute durch den Norden zu ambitioniert ist und so will ich stattdessen zurück Richtung Los Angeles reisen und anschließend über die Südstaaten gen Ostküste radeln.
Radfahrer Chris; Am folgenden Tag ist das Wetter regnerisch.
Die Landschaft ist stets beeindruckend…
… und die gerade endlosen Straßen vermitteln ein Gefühl von Freiheit.
Durch Cupertino im Silicon Valey vorbei an der Apple Zentrale.
Die Golden Gate Bridge, Fort Mason und die Gefängnisinsel Alcatraz.
Noch eine kurze Fahrt durch San Francisco und dann geht es leider wieder zurück mit dem Zug.
Auch in Kalifornien steht man auf große dicke Autos…

Global #71: Auf dem Pacific Coast Radweg von Los Angeles nach San Francisco

Meine Ankunft am Flughafen von Los Angeles ist am 10. April 2018 um 9 Uhr morgens und nachdem ich meine Ausrüstung und das Fahrrad bei der Gepäckrückgabe abgeholt habe, die Formalitäten für die Einwanderungsbehörde erledigt sind und mein Reiserad wieder zusammengeschraubt ist, kann ich auch schon loslegen.

Zum Glück ist der Flughafen im Norden, sodass ich nicht erst durch die ganze Stadt muss. Wie in jedem Land muss ich mich aber auch hier ersteinmal an die neuen Gegebenheiten und Umstände gewöhnen und so fällt es mir anfangs schwer mich wieder im Rechtsverkehr zu orientieren.

Von Los Angeles aus möchte ich zunächst über San Francisco bis in den Norden nach Portland, wobei ich größtenteils dem Pacific Highway folgen werde. In Ortschaften wie Malibu oder Santa Barbara dominieren teure Strandhäuser das Stadtbild und ein paar Kilometer hinter der Küste liegen weitläufige Ranches, welche vermutlich mehr dem Vergnügen reicher Menschen als der Landwirtschaft dienen.
Mit dem Frühjahr habe ich die schönste Jahreszeit für Kalifornien erwischt. Weil es in den zurückliegenden Wochen viel Niederschlag gab ist die sonst trockene Landschaft außergewöhnlich grün und lebhaft. Getrübt wird meine Freude allerdings durch starken Gegenwind, welcher mir täglich das Radfahren erschwert. Ein wenig irritierend finde ich auch den Umstand, das in den USA jede Fläche eingezäunt zu sein scheint. So ist es mir noch nicht einmal möglich die Straße zu verlassen und z.B. einen schönen Ausblick von einem der umliegenden Hügel zu genießen.
Überrascht bin ich übrigens auch von der direkten, offenen und freundlichen Art mit der mir die meisten Amerikaner begegnen. Und so werde ich immer wieder in kleinere Gespräche verwickelt und erfahre dadurch, dass der „Pacific Coast Highway Radweg“ durch Unwetterschäden gesperrt ist, wodurch ich einen größeren Umweg radeln muss.
Hoch über den Wolken im Anflug auf Los Angeles.
Das reiche Malibu an der Pazifikküste
Küstenabschnitt nahe Santa Barbara
Kite-Surfing
Im Frühjahr ist die landaxhLan sattgrün.
Auch heute stehen die Amerikaner noch auf dicke Autos.
Ein Ölfeld südlich von San Francisco.
Die Landschaft ist atemberaubend aber alle Flächen sind großräumig eingezäunt.

Global #70: Stadtstaat Singapur // Flug in die USA

Am 10. April 2018 wird mein Flug in die USA gehen und so endet meine Reise durch Südostasien in der Millionenstadt Singapur. Die Einreise von Malaysia über die Stadt Johor Bahru verläuft unproblematisch und nach der üblichen Registrierung bin ich auch schon in Singapur. Bereits an der Grenze sind die die vielen Motorräder auffällig. Denn der Autoverkehr in Singapur ist stark reguliert und so muss man für eine Neuzulassung zum Einen lange Wartezeiten in Kauf nehmen und zum Anderen tief in die Tasche greifen, da auf den Kaufpreis mindestens 100% Steuern anfallen.

Der Verkehr ist dennoch intensiv, wenn auch weniger als in anderen Großstädten. Gerade im Zentrum kommt es immer wieder zu Staus, obwohl die Straßen gut ausgebaut und mehrspurig sind. Und zu meiner Überraschung gibt es in der südasiatischen Vorzeigestadt auch kaum Radwege, wodurch viele Radfahrer einfach die Gehwege mitbenutzen.
Meine Unterkunft liegt in „Little India“ und wie das Original geht es auch in dem  Stadtteil ein wenig chaotisch und lebhaft zu. Als modernes Wahrzeichen der Stadt gilt das „Marina Bay Sands“, welches mit seiner spektakulären Architektur für Aufsehen sorgt. Die drei 55 stöckigen Türme werden in einer Höhe von 190 Metern durch eine Plattform miteinander verbunden, welche unter anderem einen Dachgarten und den weltbekannten „Infinity Pool“ (Schwimmbad) trägt, von dem man einen atemberaubenden Blick über die Stadt geboten bekommt.

Nach einem Rundweg um die Bucht schaue ich mir noch die Helix-Brücke an und unternehme eine kurzen Abstecher in den Uferpark „Gardens by the bay“, welcher durch sein futuristisches Design auffällt, aber nicht unbedingt gefällt 😉

Nach zwei Tagen endet dann auch schon mein Aufenthalt in Singapur.
Um diesmal unnötigen Stress und Kosten für das Taxi zu sparen entscheide ich mich direkt mit dem Fahrrad zum Flughafen zu fahren. Und statt eines sperrigen Kartons habe ich Stretchfolie besorgt und wickel das demontierte Fahrrad in einer ruhigen Ecke im Terminal mit mehreren Lagen ein. Mal sehen was die Mitarbeiter am Check-in zu meiner kreativen Verpackung sagen werden.

Veranstaltung zum „Car Free Day“ in Johor Bahru
Der Grenzübergang nach Singapur
Little India in Singapur
Oben links: Marina Bay Hotel; Unten: Skyline des Geschäfts-und Finanzzentrums
Helix-Brücke mit Marina Bay Hotel im Hintergrund
Gardens by the bay
Am Flughafen wird das Fahrrad diesmal lediglich in Folie eingewickelt. Auf dem Weg zum Flughafen knacke ich auch die 20.000 Kilometer–Marke!
Skyline von Singapur